Antdorf
Antdorf ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau sowie Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Habach.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Weilheim-Schongau | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Habach | |
Höhe: | 631 m ü. NHN | |
Fläche: | 22,38 km2 | |
Einwohner: | 1305 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 58 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 82387 | |
Vorwahl: | 08856 | |
Kfz-Kennzeichen: | WM, SOG | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 90 113 | |
Gemeindegliederung: | 13 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Schleierweg 3 82387 Antdorf | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Klaus Kostalek (Unabhängige Wählergemeinschaft) | |
Lage der Gemeinde Antdorf im Landkreis Weilheim-Schongau | ||
Geografie
Antdorf liegt in der Region Oberland, etwa 50 km südwestlich von München.
Es gibt 13 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Antdorf (Pfarrdorf)
- Breunetsried (Dorf)
- Dürnberg (Einöde)
- Frauenrain (Weiler)
- Gröben (Einöde)
- Neuried (Weiler)
- Obersiffelhofen (Weiler)
- Rieden (Weiler)
- Schillersberg (Einöde)
- Schwarzenbach (Einöde)
- Untersiffelhofen (Weiler)
- Wasla (Einöde)
- Weidwies (Einöde)
Gemarkungen sind Antdorf und Frauenrain.
Das Gemeindegebiet mit einer Fläche von 2237 ha (Stand 2012) teilt sich wie folgt auf:[4]
- 68,2 % landwirtschaftliche Fläche
- 23,5 % Waldfläche
- 0,9 % Wasserfläche
- 3,4 % öffentliche Verkehrsfläche
- 2,7 % Gebäude- und Freifläche
- 0,9 % Betriebsfläche
Geschichte
Bis zur Gemeindegründung
Antdorf, das seinen Ursprung wohl in einer Ansiedlung aus der Zeit der bajuwarischen Landnahme, vermutlich schon in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts hat, galt bereits zur Zeit der Klostergründung von Benediktbeuern (739/40) als der Hauptort der an der Isar und Loisach gelegenen Besitzungen der „Grafen von Antdorf“. Die Antdorfer Grafen, eine Seitenlinie der Huosi, waren die Gründer und ersten Äbte des Klosters Benediktbeuern. Sie brachten damals 30 Höfe in die Klosterstiftung ein. Beim Ungarneinfall 905 wurde die Benediktbeurer Ordensniederlassung zerstört, wodurch Antdorf wieder Besitz des Ortsadels wurde und 1330 durch Kaiser Ludwig dem Bayern dem Kloster Ettal überlassen wurde. 1632, während des Dreißigjährigen Krieges, überfielen die Schweden den Ort, plünderten und brandschatzten; ein Drittel der Wohnstätten und auch die Pfarrkirche fielen den Flammen zum Opfer. So begann man 1688 mit dem Bau einer neuen Pfarrkirche. Der Ort war Teil des Kurfürstentums Bayern und bildete eine geschlossene Hofmark.
Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde, die zum Landgericht Weilheim gehörte.[5]
Eingemeindungen
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Januar 1978 der größte Teil der aufgelösten Gemeinde Frauenrain mit 170 Einwohnern[5] eingegliedert.[6]
Religionen
In Antdorf gibt es eine römisch-katholische Pfarrei St. Peter und Paul, zu der sich 66,4 % (Stand 2011) der Antdorfer Bevölkerung bekennen und zu der neben der Pfarrkirche St. Peter und Paul auch die ehemalige Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt im Ortsteil Frauenrain, sowie die Kirnbergkapelle und andere kleine Kapellen und Grotten gehören.[7] 9,9 % (Stand 2011) der Antdorfer sind evangelisch-lutherisch und Teil der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Penzberg.[4]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 949 auf 1340 um 391 Einwohner bzw. um 41,2 %.
Jahr | Einwohner[4] |
---|---|
1840 | 596 |
1871 | 585 |
1900 | 607 |
1925 | 652 |
1939 | 621 |
1950 | 1087 |
1961 | 748 |
1970 | 784 |
1987 | 927 |
1991 | 999 |
1995 | 1049 |
2000 | 1068 |
2005 | 1111 |
2010 | 1196 |
2015 | 1288 |
Politik
Gemeinderat
Im Antdorfer Gemeinderat sitzen zwölf Personen, die alle der Unabhängigen Wählergemeinschaft Antdorf (UWG) angehören.[8]
Bürgermeister
Folgende Personen waren seit 1840 Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister von Antdorf:
Zeitraum | Name[9] | Partei | Anmerkung |
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Josef Pölt | |||
Johann Nepomuk Strobl | |||
Johann Georg Steigenberger | |||
Peter Hoiß | |||
Benedikt Wagner | |||
1882–1888 | Johann Meier | ||
1888–1912 | Josef Ponholzer | ||
1912–1934 | Anton Kirnberger | ||
1934–1938 | Friedrich Nägele | ||
1938–1945 | Xaver Bartl | ||
1945–1948 | Josef Zerluth | ||
1948–1952 | Xaver Bartl | 2. Amtszeit | |
1952–1984 | Friedrich Nägele jun. | ||
1984–2002 | Johann Schweyer | ||
2002–2011 | Paul Frech jun. | 2011 verstorben | |
2011–2014 | Peter Feldl | ||
seit 2014 | Klaus Kostalek | Unabhängige Wählergemeinschaft |
Bis 2014 gab es bei den Wahlen keinen Wahlvorschlag für den Bürgermeister.[10] Im Jahr 2014 ließ sich Klaus Kostalek von der Unabhängigen Wählergemeinschaft aufstellen und wurde ohne Gegenkandidat gewählt. 2020 erfolgte seine Wiederwahl mit 97,4 % der Stimmen.[11]
Zweiter Bürgermeister ist Franz Thanner, dritter Karl Kuhn.[12]
Wappen und Fahne
Blasonierung: „Gespalten; vorne in Blau unter einer silbernen Sichel schräg gekreuzt ein silbernes Schwert und ein silberner Schlüssel, hinten dreimal gespalten von Gold und Rot, im linken silbernen Obereck eine blaue heraldische Lilie.“[13]
Antdorf führt das Wappen seit 1984. Die Gemeindeflagge ist Rot-Gelb-Blau.[13] | |
Wappenbegründung: Die Sichel im vorderen Feld symbolisiert sowohl die Bedeutung der Landwirtschaft als Erwerbszweig wie auch die traditionsreiche Isidor-Bruderschaft. Schlüssel und Schwert, die Attribute der Heiligen Petrus und Paulus, beziehen sich auf die Kirchenpatrone von Antdorf. Die Farben Silber und Blau unterstreichen die von den Herzögen bzw. Kurfürsten aus dem Haus Wittelsbach ausgeübte Landeshoheit. Das hintere Feld erinnert an die Frühgeschichte der Gemeinde. Die dreifache Teilung von Gold und Rot mit dem silbernen Obereck gibt das apokryphe Wappen der Huosi wieder. Die schon um 740 nachweisbaren Grafen von Antdorf waren eine Nebenlinie der Huosi; sie sind 1260/80 ausgestorben. Die Huosi haben im 8. Jahrhundert das Kloster Benediktbeuern gegründet; Antdorf gehörte zur Erstausstattung des Klosters. Das legendäre Wappen der Huosi findet sich auch im Klosterwappen von Benediktbeuern wieder. Die Lilie im Obereck verweist auf das Marienpatrozinium des Klosters Ettal und auf die Überlassung Antdorfs an das 1330 neu gegründete Kloster. Vom 14. Jahrhundert bis zur Säkularisation 1803 unterstand die Gegend um Antdorf und Frauenrain als Enklave im Landgericht Weilheim dem Klostergericht Ettal (Amt Murnau). Das Mariensymbol stellt zugleich eine Verbindung zur Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Frauenrain her.[13] |
Steuereinnahmen
Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 2012 911.000 Euro, davon sind (netto) 237.000 Euro Gewerbesteuereinnahmen.[4]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Brauchtum
Brauchtum und Gepflogenheiten sind wesentlich durch den Ablauf des Kirchenjahres mit seinen Festtagen geprägt.
- Maibaumaufstellen und Mailauf (nur jedes 3. Jahr)
- Fronleichnamsprozession
- Sonnwendfeuer
- Patroziniumsfest an Mariä Himmelfahrt im Ortsteil Frauenrain[14]
Baudenkmäler
Bodendenkmäler
Wirtschaft
2012 gab es
- im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 6,
- im Produzierenden Gewerbe 67,
- im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe 13,
- im Bereich der Dienstleister 29
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es 479. Im verarbeitenden Gewerbe (sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden) gab es keinen Betrieb. Zudem bestanden im Jahr 2010 41 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1509 ha. Davon waren 259 ha Ackerfläche und 1226 ha Dauergrünfläche. Außerdem waren im Bauhauptgewerbe 5 Betriebe vorhanden.[4]
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Verliehen | Name | Lebensdaten | Anmerkung |
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7. Mai 1952 | Xaver Bartl[15] | 1885–1973 | Altbürgermeister |
Ambrosius Rogg[15] | † 1951 | Pfarrer in Antdorf von 1935 bis 1951 | |
März 2009 | Friedrich Nägele[16] | 1929–2011 | Altbürgermeister, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und der Kommunalen Verdienstmedaille |
Personen, die in Antdorf gewirkt haben
- Thomas G. Greiner (* 1966), Komponist und Arrangeur
- Heinz Kreutz (1923–2016), Maler
Literatur
Weblinks
- Homepage
- Antdorf: Amtliche Statistik des LfStat (PDF; 1,24 MB)
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Antdorf in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 5. September 2019.
- Gemeinde Antdorf, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 18. Dezember 2021.
- Kommunalstatistik von Antdorf (PDF; 1,2 MB), abgerufen am 29. März 2015
- Geschichte, Homepage der Gemeinde Antdorf, abgerufen am 5. Dezember 2016
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 595.
- Kirche, Homepage der Gemeinde Antdorf, abgerufen am 5. Dezember 2016
- Der neue Rat. In: antdorf.de. 28. März 2020, abgerufen am 5. Mai 2020.
- Max Biller: Antdorfer Heimat-Lexikon. Hrsg.: Gemeinde Antdorf. Weilheim 2000, OCLC 163415926, S. 110 ff.
- Zum ersten Mal ein Bürgermeister-Kandidat. In: Merkur.de. 12. Dezember 2013, abgerufen am 14. Mai 2020.
- Bestätigung für bisherige Arbeit. In: vg-habach.de. 28. März 2020, abgerufen am 14. Mai 2020.
- Franziska Seliger: Bayerische Variante: Wahl des Bürgermeisters wird hier mit Schafkopfkarten entschieden. In: merkur.de. 14. Mai 2020, abgerufen am 14. Mai 2020.
- Eintrag zum Wappen von Antdorf in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Brauchtum, Homepage der Gemeinde Antdorf, abgerufen am 5. Dezember 2016
- Max Biller: Antdorfer Heimat-Lexikon. Hrsg.: Gemeinde Antdorf. Weilheim 2000, OCLC 163415926, S. 134–136
- Ehrenbürgerwürde für Friedrich Nägele. In: Merkur.de, 26. März 2009. Abgerufen am 16. Januar 2017