Agosta-Klasse (1934)

Die Agosta-Klasse[2] w​ar eine U-Boot-Schiffsklasse d​er französischen Marine. In d​er damaligen französischen Typklassifikation[3] handelte e​s sich u​m Boote d​er Klasse 1. Zwischen 1931 u​nd 1939 wurden a​uf zwei Werften s​echs Boote gebaut. Die Boote d​er Agosta-Klasse wurden i​m Zweiten Weltkrieg sowohl v​on der vichyfranzösischen a​ls auch d​er freifranzösischen Marine eingesetzt.

Agosta-Klasse
Seitenriss der Casabianca
Seitenriss der Casabianca
Schiffsdaten
Land Frankreich Frankreich
Schiffsart U-Boot
Bauwerft Ateliers et Chantiers de la Loire, Saint-Nazaire

Arsenal d​e Cherbourg

Bauzeitraum 1931 bis 1939
Stapellauf des Typschiffes 30. März 1934
Gebaute Einheiten 6
Dienstzeit 1936 bis 1952
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
92,3 m (Lüa)
Breite 8,2 m
Tiefgang max. 4,7 m
Verdrängung über Wasser: 1.570 ts
unter Wasser: 2.084 t
 
Besatzung 61 Mann
Maschinenanlage
Maschine Dieselmotor
Elektromotor (1.000 PS / 746 kW[1])
Maschinen-
leistung
8.600 PS (6.325 kW)
Einsatzdaten U-Boot
Tauchzeit 45–50 Sekunden
Tauchtiefe, normal 80 m
Höchst-
geschwindigkeit
getaucht
10 kn (19 km/h)
Höchst-
geschwindigkeit
aufgetaucht
20 kn (37 km/h)
Bewaffnung
  • 1 × Deckgeschütz 100 mm L/40
  • 2 × MG 13,2 mm (2 × 1)
  • 9 × Torpedorohr ø 550 mm (4 vorn, 3 mittschiffs, 2 hinten)
  • 2 × Torpedorohr ø 400 mm

Konstruktive Merkmale

Siehe auch: Konstruktive Merkmale d​es 1500-Tonnen-Typs

Die Agosta-Klasse w​ar die dritte u​nd letzte Baugruppe d​es 1500-Tonnen-Typs. Der Hauptunterschied zwischen d​en drei Baugruppen dieser 1922 entworfenen Konstruktion bestand i​n der Größe u​nd Leistung d​es Dieselantriebes. Die Boote d​er Agosta-Klasse besaßen z​wei Dieselmotoren m​it einer Gesamtleistung v​on 8.600 PS (6.413 kW) u​nd erreichten e​ine Überwassergeschwindigkeit v​on 20 kn (37 km/h) u​nd waren mithin d​ie schnellsten Boote d​es 1500-Tonnen-Typs.

Einsatzgeschichte

Siehe auch: Einsatzgeschichte d​es 1500-Tonnen-Typs

Als i​m Juni 1940 d​ie Wehrmacht begann, d​ie französischen Atlantikhäfen z​u besetzen, befanden s​ich die z​wei Boote Agosta u​nd Ouessant z​ur Überholung i​n Brest. Die Boote konnten n​icht mehr auslaufen u​nd wurden v​on den eigenen Besatzungen zerstört, u​m einen Zugriff d​urch die Kriegsmarine z​u verhindern. Im September 1940 versuchten d​ie Briten m​it der Operation Menace e​ine Besetzung Dakars. Während d​er versuchten Invasion konnte d​ie Bévéziers d​as britische Schlachtschiff Resolution torpedieren u​nd beschädigen.

Im Dezember 1940 g​ing ein weiteres Boot verloren. Das deutsche U-Boot U 37 torpedierte irrtümlich d​ie Sfax v​or Tarfaya.

Im Mai 1942 besetzten d​ie Briten d​ie unter vichyfranzösischer Kontrolle stehende Kolonie Madagaskar (Operation Ironclad). Die Bévéziers w​urde bei Beginn d​es Angriffes i​m Hafen v​on Diego Suarez d​urch britische Trägerflugzeuge versenkt.

Im November 1942 führten d​ie Alliierten m​it der Operation Torch e​ine strategische Landung i​n Französisch-Nordafrika durch. Während d​er Kampfhandlungen w​urde die Sidi Ferruch v​on US-amerikanischen Flugzeugen v​or Casablanca versenkt.

Infolge d​er alliierten Invasion i​n Nordafrika besetzten deutsche Einheiten Südfrankreich, weshalb s​ich in Toulon d​ie Reste d​er französischen Flotte selbstversenkten. Das letzte verbliebene U-Boot d​er Agosta-Klasse w​ar die Casabianca. Das U-Boot befand s​ich im November 1942 i​n Toulon. Im Gegensatz z​u den meisten anderen französischen Kriegsschiffen b​rach das U-Boot a​us und schlug s​ich nach Algier durch, w​o es s​ich den dortigen französischen Streitkräften anschloss. Das U-Boot diente später d​em britischen Secret Service u​nd lieferte d​er Résistance Nachschub.

Die Casabianca w​ar das einzige Boot d​er Agosta-Klasse, d​as den Krieg überstand. Das U-Boot w​urde 1952 a​us dem französischen Flottenregister gestrichen.

Boote der Klasse

  • Agosta (Q 178)
  • Bévéziers (Q 179)
  • Casabianca (Q 183)
    • Bauwerft: At. & Ch. de la Loire (Saint-Nazaire)
    • Kiellegung: 28. Juli 1931
    • Stapellauf: 2. Februar 1935
    • Indienststellung: 1. Januar 1937
    • Verbleib: am 27. November 1942 aus Toulon geflüchtet, schloss sich den Alliierten in Algier an, am 12. Februar 1952 gestrichen.
  • Ouessant (Q 180)
    • Bauwerft: Arsenal de Cherbourg (Cherbourg)
    • Kiellegung: 30. Januar 1932
    • Stapellauf: 30. November 1936
    • Indienststellung: 1. Januar 1939
    • Verbleib: am 18. Juni 1940 in Brest selbstversenkt
  • Sfax (Q 182)
    • Bauwerft: At. & Ch. de la Loire (Saint-Nazaire)
    • Kiellegung: 28. Juli 1931
    • Stapellauf: 6. Dezember 1934
    • Indienststellung: 7. September 1936
    • Verbleib: am 19. Dezember 1940 vor Tarfaya, Marokko auf der Position 28° 3′ 0″ N, 12° 54′ 0″ W von dem deutschen U-Boot U 37 irrtümlich versenkt
  • Sidi Ferruch (Q 181)
    • Bauwerft: Arsenal de Cherbourg (Cherbourg)
    • Kiellegung: 30. Januar 1932
    • Stapellauf: 9. Juli 1937
    • Indienststellung: 1. Januar 1939
    • Verbleib: am 11. November 1942 von Flugzeugen des US-amerikanischen Geleitträgers Suwanee vor Casablanca, Marokko auf der Position 33° 35′ 0″ N,  50′ 0″ W versenkt.

Literatur

  • Erminio Bagnasco: Uboote im 2. Weltkrieg. (Technik – Klassen – Typen. Eine umfassende Enzyklopädie). 5. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-613-01252-9.
  • Michael J. Whitley: Schlachtschiffe des II. Weltkrieges. Klassen – Baudaten – Technik. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-02289-3.

Einzelnachweise

  1. Erminio Bagnasco gibt in Uboote im 2. Weltkrieg für die elektrische Antriebsleistung 1000 PS an. Das uboat.net gibt 2000 PS (1491 kW) an. Ein Vergleich mit anderen U-Booten dieser Zeit deutet auf den geringeren Wert hin. Die gegenüber dem 600-630-Tonnen-Typ bei größerer Verdrängung höhere Unterwassergeschwindigkeit deutet auf 2000 PS, könnte aber auch auf eine evtl. strömungsgünstigere Form zurückzuführen sein.
  2. Die Klasse sollte nicht mit der gleichnamigen U-Boot-Klasse aus den 1970ern verwechselt werden. Diese Klasse war die letzte konventionell angetriebene französische U-Boot-Klasse, siehe: Agosta-Klasse (1977).
  3. Die französische Marine unterschied drei Klassen von U-Booten: Boote 1. Klasse waren Hochseeboote. Boote 2. Klasse waren kleinere Küstenboote. Boote 3. Klasse waren Minenleger.
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