Weiershausen
Weiershausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Weimar (Lahn) im Süden des mittelhessischen Landkreises Marburg-Biedenkopf.
Weiershausen Gemeinde Weimar (Lahn) | |
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Höhe: | 243 (229–253) m ü. NHN |
Fläche: | 3,31 km²[1] |
Einwohner: | 81 (Mai 2011)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 24 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 35096 |
Vorwahl: | 06421 |
Südlicher Ortseingang |
Geographische Lage
Das Dorf befindet sich zwischen den zwei kleinen Orten Allna und Hermershausen. Es führt nur eine Straße in und aus dem Dorf (Sackgassendorf). Acht Kilometer östlich von Weiershausen befindet sich Marburg und acht Kilometer westlich Gladenbach. Weiershausen liegt 239 m ü. NN.
Geschichte
Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen
Bekanntermaßen erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort unter dem Namen Wigershsen im Jahre 1285 im Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei (1, 1 Nr. 445). Weitere historisch verbürgte Namensformen sind Wyreshusen (1361) und Weyershausen (1577); der Name Weiershausen erscheint anfangs des 18. Jahrhunderts (1708/10), die älteste Gemarkungskarte datiert von 1718. Die Flurnamen Sterbershäuser Wald und Sterberswiese deuten auf eine Wüstung etwa einen halben Kilometer westlich der heutigen Siedlung.[1]
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen schloss sich die bis dahin selbständige Gemeinde Weiershausen zum 1. Juli 1972 freiwillig der Großgemeinde Weimar (Lahn) an.[3][4] Für Weiershausen wurde wie für die übrigen Ortsteile von Weimar ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Weiershausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Oberweimar auch genannt Reitzberg (Gericht Oberweimar bestand aus den Orten Oberweimar, Niederwalgern, Kehna, Altna, Weiershausen, Hermershausen, Ciriaxweimar, Gisselberg, Ronhauſen und Wolfshausen, sowie die Hälfte von Dilschhausen und Elnhausen)[7]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Caldern und Reitzberg, Gericht Reitzberg[8]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Caldern und Reitzberg, Gericht Reitzberg
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Caldern und Reitzberg, Gericht Reitzberg
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Kaldern
- ab 1815: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Amt Kaldern und Reitzberg[9]
- ab 1821: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg[10]
- ab 1848: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- am 1. Februar 1971 wurde Weiershausen in die Gemeinde Weimar eingegliedert.
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1807–1813 und endgültig 1822) sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Kreisen übernommen. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Weiershausen zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[11]
Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Landgericht Marburg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Marburg. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[12] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[13]
Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerzahlen
Quelle: | Historisches Ortslexikon[1] |
• 1577: | 6 Hausgesesse |
• 1630: | 6 hausgesessene Mannschaften (4 zweispännige Ackerleute 2 Einläuftige) |
• 1681: | 6 hausgesessene Mannschaften |
• 1747: | 48 Einwohner |
• 1838: | 78 Einwohner davon 8 nutzungabergte, ein nicht nutzungsberechtigter Ortsbürger. |
Weiershausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 78 | |||
1840 | 99 | |||
1846 | 85 | |||
1852 | 82 | |||
1858 | 76 | |||
1864 | 80 | |||
1871 | 79 | |||
1875 | 92 | |||
1885 | 78 | |||
1895 | 76 | |||
1905 | 88 | |||
1910 | 77 | |||
1925 | 72 | |||
1939 | 75 | |||
1946 | 111 | |||
1950 | 107 | |||
1956 | 75 | |||
1961 | 71 | |||
1967 | 72 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | 70 | |||
2005 | 80 | |||
2010 | 81 | |||
2011 | 81 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; nach 1970: Gemeinde Weimar:[14]; Zensus 2011[2] |
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Weiershausen 81 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 12 Einwohner unter 18 Jahren, 36 zwischen 18 und 49, 15 zwischen 50 und 64 und 18 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 30 Haushalten. Davon waren 3 Singlehaushalte, 15 Paare ohne Kinder und 12 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 6 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 18 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[2]
Religionszugehörigkeit
Quelle: | Historisches Ortslexikon[1] |
• 1861: | 71 evangelisch-lutherische Einwohner |
• 1885: | 78 evangelische (= 100,00 %) Einwohner |
• 1961: | 69 evangelische (= 97,18 %), zwei katholische (= 2,82 %) Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: | Historisches Ortslexikon[1] |
• 1747: | Erwerbspersonen: 2 Schmiede, 1 Dachdecker und Tagelöhner, 1 Branntweinbrenner. Familien: 8 Ackerbau, 1 Gewerbe, 1 Tagelöhner. |
• 1838: | Familien: 8 Ackerbau, 1 Gewerbe, 1 Tagelöhner. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 35 Land- und Forstwirtschaft, 8 Produzierendes Gewerbe, 2 Handel und Verkehr. |
Weblinks
- Ortsteil Weiershausen. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar
- Weiershausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Weiershausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 32 und 72 .
- Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 28, S. 1197, Punkt 851; 2. Abs. 8. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,4 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 403.
- Hauptsatzung. (PDF; 18 kB) §; 7. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, abgerufen im Februar 2019.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 107 f. (online bei Google Books).
- Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
- Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224 )
- Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.