Wolfshausen

Wolfshausen i​st einer d​er zwölf Ortsteile d​er Gemeinde Weimar (Lahn) i​m mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Wolfshausen
Gemeinde Weimar (Lahn)
Höhe: 183 (171–202) m ü. NHN
Fläche: 3,67 km²[1]
Einwohner: 360 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 98 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35096
Vorwahl: 06421
Wolfshausen, Hauptstraße
Wolfshausen, Hauptstraße
Links Argenstein, rechts Wolfshausen
Wolfshausen hinter der Bundesstraße 3a, hinter den Bäumen der Lahnaue Argenstein und Niederweimar

Geschichte

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Wolfshausen erfolgte unter dem Namen Woluishusen im Jahr 1269.[1] Im Jahr 1774 wurde im Ort eine Schule erbaut, die heute das Bürgerhaus ist.

Gebietsreform

Zum 1. Juli 1974 w​urde die b​is dahin selbständige Gemeinde Wolfshausen i​m Zuge d​er Gebietsreform i​n Hessen k​raft Landesgesetz i​n die Gemeinde Weimar (Lahn) eingemeindet.[3][4] Für Wolfshausen w​urde wie für d​ie übrigen Ortsteile v​on Weimar e​in Ortsbezirk m​it Ortsbeirat u​nd Ortsvorsteher eingerichtet.[5]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Wolfshausen lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][6]

Gerichte seit 1821

Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1807–1813 und endgültig 1822) sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Kreisen übernommen. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Wolfshausen zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[11]

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Landgericht Marburg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Marburg. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[12] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[13]

Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. 1932 wurde das Amtsgericht Fronhausen zuständig und mit dessen Auflösung 1948 das Amtsgericht Marburg. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerzahlen

Quelle:Historisches Ortslexikon[1]
 1577:8 Hausgesesse
 1681:8 hausgesessene Mannschaften
 1734:79 Einwohner
 1838:Familien: 11  nutzungsberechtigte Ortsbürger, 3  Beisassen
Wolfshausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr  Einwohner
1834
 
141
1840
 
124
1846
 
149
1852
 
156
1858
 
145
1864
 
144
1871
 
152
1875
 
133
1885
 
133
1895
 
144
1905
 
143
1910
 
135
1925
 
129
1939
 
143
1946
 
222
1950
 
216
1956
 
239
1961
 
215
1967
 
245
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
455
2005
 
423
2010
 
357
2011
 
360
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; nach 1970: Gemeinde Weimar:[14]; Zensus 2011[2]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wolfshausen 360 Einwohner. Darunter waren 6 (1,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 63 Einwohner unter 18 Jahren, 162 zwischen 18 und 49, 66 zwischen 50 und 64 und 66 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 153 Haushalten. Davon waren 39 Singlehaushalte, 48 Paare ohne Kinder und 54 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 21 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 108 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[2]

Religionszugehörigkeit

Quelle:Historisches Ortslexikon[1]
 1861:140 evangelisch-lutherische Einwohner, 6  Mitglieder abweichender Sekten.
 1885:129 evangelische und 4 andere Christen. (Keine Katholiken)
 1961:195 evangelische, 19  römisch-katholische Einwohner

Erwerbstätigkeit

Quelle:Historisches Ortslexikon[1]
 1746:Erwerbspersonen: 32 Ackerleute, 2 Schmiede, 2 Wagner, 3 Schneider, 8 Leineweber, 2 Gastwirte, 2 Maurer, 5 Zimmerleute, 2 Fischer, 2 Müller, 18 Tagelöhner.
 1743:Erwerbspersonen: 10  Ackerleute, 2  Leineweber, 2  Schmiede, 2  Wagner, 1  Schneider, 3  Wirte.
 1838:Familien: 14  Ackerbau, eine Gewerbe, eine Tagelöhner.
 1961:Erwerbspersonen: 38  Land- und Forstwirtschaft, 33  Produzierendes Gewerbe, 18  Handel und Verkehr, 18  Dienstleistungen und Sonstiges.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Vereine

Unter anderem i​st in Wolfshausen d​er Tennisverein (TV) Weimar ansässig. Außerdem g​ibt es i​m Ort e​inen Gymnastikverein, e​inen Kirchenchor s​owie die Freiwillige Feuerwehr u​nd die ebenfalls d​ort beheimatete Motorradsportvereinigung (MSV) Lahnberge, d​ie auch d​ie Motocross-Strecke i​n Wolfshausen betreibt. Zudem g​ibt es n​och einen Vogel- u​nd Naturschutzverein. Am 19. Mai 2011 w​urde der Verein „Förderverein Bürgerhilfe Weimar“ m​it Sitz i​n Wolfshausen gegründet.

Bauwerke

Kirche

Die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Wolfshausens s​ind die a​us dem 11. Jahrhundert stammende Evangelische Kirche Wolfshausen, d​ie das mittelalterliche Bild d​es Ortskerns prägt, s​owie die ehemalige Schule, d​ie ab 1978 i​n das Bürgerhaus d​es Dorfes umgebaut wurde.

Tourismus

Neben e​inem Hotel i​st Wolfshausen insbesondere d​urch das ehemalige Kreisjugendheim, heutige bsj, Bildungs-, Freizeit u​nd Tagungsstätte Wolfshausen bekannt. Wolfshausen l​iegt an d​er Lahn u​nd am Lahntalradweg.

Literatur

Commons: Wolfshausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfshausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9. Dezember 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 32 und 72;.
  3. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 11 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 404.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 18 kB) §; 7. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, abgerufen im Februar 2019.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  7. Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 107 f. (online bei Google Books).
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August, (kurhessGS 1821) S. 223–224.
  11. Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  12. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  13. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  14. Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.
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