Kehna
Kehna ist ein Ortsteil der Gemeinde Weimar (Lahn) im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Der vom Lohrbach und Walgerbach durchflossene Ort hat zurzeit rund 60 Einwohner und ist somit einer der kleinsten Ortsteile der Gemeinde.
Kehna Gemeinde Weimar (Lahn) | |
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Höhe: | 210 (207–218) m ü. NN |
Fläche: | 3,6 km²[1] |
Einwohner: | 60 (Mai 2011)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 17 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35096 |
Vorwahl: | 06421 |
Ansicht von Norden oberhalb des Friedhofs nahe Kreisstraße 57 |
Geschichte
Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen
Die ältest bekannte urkundliche Erwähnung Kehnas erfolgte um das Jahr 1140 in alten Lehensverzeichnissen. Am 21./22. Juli 1990 beging Kehna seine 850-Jahr-Feier.[3] (Das historische Ortslexikon für Hessen nennt 1250 als Jahr der Ersterwähnung.[1])
Eine mögliche Erklärung des Ortsnamens besteht in der Rückführung auf ahd. kien = „Kien, Asche, Fackel“ und ahd. aha = „Bach“, wörtl. „Kienbach“.[4] Damit reiht sich der Ortsname plausibel in die Gruppe vergleichbarer, im Frühmittelalter gegründeter Namentypen wie Moorbach/Marbach, Schwarzbach usw. ein. Der Name entspricht der Ortslage, denn Kehna liegt auf schwarzem Boden, in einer Talmulde zwischen den stark vermoorten Kleingewässern Lohrbach und Walgerbach.[3]
Gebietsreform
Zum 1. Juli 1974 wurde Kehna im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz der Großgemeinde Weimar (Lahn) angeschlossen.[5][6] Für Kehna wurde wie für die übrigen Ortsteile von Weimar ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[7]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Kehna lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Oberweimar auch genannt Reitzberg (Gericht Oberweimar bestand aus den Orten Oberweimar, Niederwalgern, Kehna, Altna, Weiershausen, Hermershausen, Ciriaxweimar, Gisselberg, Ronhauſen und Wolfshausen, sowie die Hälfte von Dilschhausen und Elnhausen)[9]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Marburg, Gericht Oberweimar[10]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Marburg, Gericht Oberweimar
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Marburg, Gericht Oberweimar
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Kaldern und Reitzberg
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Lohra
- ab 1815: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Amt Kaldern und Reitzberg[11]
- ab 1821: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg[12]
- ab 1848: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- am 1. Juli 1974 wurde Kehna in die Gemeinde Weimar eingegliedert.
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1807–1813 und endgültig 1822) sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Kreisen übernommen. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Kehna zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[13]
Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Landgericht Marburg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Marburg. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[14] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[15]
Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Kehna 60 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 6 Einwohner unter 18 Jahren, 26 zwischen 18 und 49, 13 zwischen 50 und 64 und 3 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 18 Haushalten. Davon waren 6 Singlehaushalte, 69Paare ohne Kinder und 108 Paare mit Kindern, sowie keine Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 3 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 15 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[2]
Einwohnerzahlen
Quelle: | Historisches Ortslexikon[1] |
• 1577: | 11 Hausgesesse |
• 1630: | 5 Mannschaften, 2 Witwen (2 vierspännige, 2 dreispännige, 1 zweispännige Ackerleute) |
• 1681: | 7 hausgesessene Mannschaften |
• 1746: | 77 Einwohner |
• 1838: | Familien: 3 nutzungsberechtigte, 3 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, ein Beisasse |
Kehna: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 110 | |||
1840 | 101 | |||
1846 | 102 | |||
1852 | 103 | |||
1858 | 103 | |||
1864 | 102 | |||
1871 | 94 | |||
1875 | 96 | |||
1885 | 86 | |||
1895 | 91 | |||
1905 | 88 | |||
1910 | 97 | |||
1925 | 83 | |||
1939 | 75 | |||
1946 | 102 | |||
1950 | 102 | |||
1956 | 79 | |||
1961 | 64 | |||
1967 | 59 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | 76 | |||
2005 | 90 | |||
2010 | 75 | |||
2011 | 60 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; nach 1970: Gemeinde Weimar:[16]; Zensus 2011[2] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: | Historisches Ortslexikon[1] |
• 1861: | 111 lutherische (= 100 %) Einwohner |
• 1885: | evangelische (= 100 %) Einwohner | 86
• 1961: | evangelische (= 93,75 %), 4 katholische (= 6,25 %) Einwohner | 60
Erwerbstätigkeit
Quelle: | Historisches Ortslexikon[1] |
• 1746: | ein Flickschneider. |
• 1838: | Familien: 9 Ackerbau, 4 Tagelöhner. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 31 Land- und Forstwirtschaft, 6 Produzierendes Gewerbe, 1 Handel und Verkehr, 2 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Sehenswürdigkeiten
Eine der Sehenswürdigkeiten Kehnas ist die Fachwerkkirche. Sie wurde nach zwölfjähriger Bauzeit am 7. Oktober 1779 eingeweiht.[3]
Weiterhin ist das Hofensemble sowie das ehemalige Backhaus und heutige Bürgerhaus zu nennen.
Direkt am Ortsrand liegt das Naturschutzgebiet Kehnaer Trift.[17] Außerdem lädt die Landschaft zum Wandern und Radfahren ein.
- Kirche im Winter
- Friedhof
- Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege auf dem Friedhof
- Teilweise von Schafen beweidetes Naturschutzgebiet. Der Holzzaun hinter den Schafen begrenzt den Friedhof
- Naturschutzgebiet Kehnaer Trift
Vereine
In Kehna gibt es eine Landschaftsschutzinitiative sowie die Gemeinschaft in Kehna, die unter anderem eine Bio-Kaffeerösterei betreibt.[18]
Söhne und Töchter von Kehna
- Karl-Heinz Lather (1948–2021), General der Bundeswehr
- Elisabeth Rühl (* 1843), Porträt in der Neuen Galerie Kassel[19]
Literatur
- Literatur über Kehna nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Kehna In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Ortsteil Kehna. In: Wauftritt der Gemeinde Weimar.
- Kehna, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Kehna, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 32 und 72 .
- Heimatwelt – aus Vergangenheit und Gegenwart unserer Gemeinde; Herbert Kosok, Heinrich Ehlich; 1990 Heft 28; Hrsg.: Gemeindeverwaltung Weimar (PDF-Datei; 3,9 MB)
- Köbler, Gerhard (1993): Althochdeutsches Wörterbuch. (PDF-Datei; 2,75 MB)
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 11 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 404.
- Hauptsatzung. (PDF; 18 kB) §; 7. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, abgerufen im Februar 2019.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 107 f. (online bei Google Books).
- Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
- Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224 )
- Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.
- Umweltatlas Hessen – Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie
- Vereine in Kehna (www.gemeinde-weimar.de)
- Heimatwelt – Die Geschichte um Elisabeth Rühl (Jonges Elwet) aus Kehna; Heinrich Ehlich; 2006 Heft 41; Hrsg.: Gemeindeverwaltung Weimar (PDF-Datei; 1,5 MB)