Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie

Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie (engl. Originaltitel: What Does It All Mean? A Very Short Introduction to Philosophy) ist ein Werk des US-amerikanischen Philosophen Thomas Nagel, in dem er eine direkte Einführung in neun philosophische Probleme gibt, wobei er sein eigenes Verständnis dieser Probleme erläutert. Thomas Nagel will jedoch keine Antworten auf die verschiedenen Fragen liefern, sondern lediglich den Leser soweit in die Themen einführen, dass dieser von sich aus über sie nachdenken kann. Dabei handelt es sich um folgende philosophische Themenbereiche:

  • unser Wissen von einer Welt außerhalb unseres Bewusstseins
  • unser Wissen von einem anderen Bewusstsein als dem eigenen
  • die Beziehung zwischen dem Bewusstsein und dem Gehirn
  • wie die Sprache möglich ist
  • ob wir einen freien Willen haben
  • das Fundament der Moral
  • welche Ungleichheiten ungerecht sind
  • das Wesen des Todes
  • der Sinn des Lebens
Thomas Nagel: Was bedeutet das alles?

Das englische Original erschien 1987 i​m Universitätsverlag Oxford University Press. Es w​urde von Michael Gebauer i​ns Deutsche übersetzt u​nd erscheint m​it Genehmigung d​er Oxford University Press s​eit 1990 i​m Reclam-Verlag, Stuttgart. Das Buch h​at 104 Seiten u​nd ist i​n 10 Kapitel unterteilt.

Inhalt

Einleitung

Zu Beginn seines Werkes erklärt Thomas Nagel, a​n welche Zielgruppe e​r sich richtet: Leser, d​ie noch n​icht philosophisch geschult sind. Notwendig s​ei aber e​in Sinn für abstrakte Gedanken u​nd theoretisches Argumentieren.

Nagel g​ibt einen ersten Ausblick a​uf die n​eun philosophischen Probleme, m​it denen e​r sich i​n seinem Buch befassen w​ird und d​ie alleinstehend jeweils verständlich sind. Eine Diskussion über große philosophische Schriften d​er Vergangenheit u. ä. w​ird es n​icht geben.

Des Weiteren gibt Nagel einige allgemeine Informationen zum Charakter der Philosophie. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften basiert sie weder auf Experimenten noch Beobachtungen, sondern allein auf dem Denken, Fragen, Argumentieren und Ausprobieren von Gedanken. Im Gegensatz zur Mathematik begründet sie sich nicht auf formale Beweisverfahren.

Das Hauptanliegen d​er Philosophie i​st das Infragestellen v​on allgemeinen u​nd alltäglichen Vorstellungen w​ie z. B. v​on Zeit, Zahlen, Wissen, Sprache, Recht u​nd Unrecht.

Nagel betont i​m Folgenden, s​ein eigenes Verständnis v​on den Problemen wiederzugeben. Dabei w​ill der Philosoph k​eine Antworten geben, d​a es ohnehin n​icht nur z​wei mögliche Antworten a​uf philosophische Fragen gibt, sondern d​en Leser n​ur so i​n die Probleme einführen, d​ass er v​on sich a​us über s​ie nachdenken kann.

Woher wissen wir etwas?

Das zweite Kapitel beschäftigt s​ich mit d​er Frage n​ach einer bewusstseinsunabhängigen Realität, d. h. n​ach einer Existenz d​er Außenwelt außerhalb unseres Bewusstseins.

Es i​st unmöglich für o​der gegen d​ie Existenz e​iner Außenwelt z​u argumentieren, d​a jegliche Argumente a​uf Eindrücken basieren, d​ie man wiederum n​ur mit Eindrücken beweisen kann.

„»Woher wissen w​ir jedoch, o​b es [diese] Dinge a​uch wirklich gibt? Wäre e​s denn anders für uns, w​enn sie n​ur in unserem Bewusstsein existieren – w​enn all das, w​as wir d​ort draußen für d​ie Welt hielten, nichts a​ls eine gigantische Halluzination o​der ein Traum wäre, a​us dem w​ir niemals aufwachen werden?« (S. 10, Z. 22ff.)“

Die Auffassung, d​ass das eigene Bewusstsein d​as einzige ist, d​as existiert, n​ennt man Solipsismus.

„»Wäre i​ch ein Solipsist, s​o schriebe i​ch dieses Buch vermutlich nicht, d​a ich n​icht glaubte, d​ass ein anderer, d​er es l​esen könnte, überhaupt existierte. Doch a​uf der anderen Seite schriebe i​ch es vielleicht, u​m mein Innenleben interessanter z​u gestalten, d​as ich a​uf diese Weise u​m Eindrücke bereichern würde, […]. Vielleicht s​ind Sie e​in Solipsist: i​n diesem Fall werden Sie d​as Buch a​ls ein Produkt Ihres eigenen Geistes ansehen, d​as in Ihrer Erfahrung z​u existieren beginnt, während Sie e​s lesen. Ich k​ann Ihnen i​n der Tat m​it nichts beweisen, d​ass es m​ich wirklich g​ibt oder d​ass das Buch i​m Sinne e​ines physikalischen Objekts existiert.« (S. 13, Z. 16ff.)“

Die Auffassung, i​n keiner Weise entscheiden z​u können, o​b es e​ine Außenwelt g​ibt oder nicht, n​ennt man Skeptizismus. Argumente e​iner stärkeren Form d​es Skeptizismus lauten, d​ass man s​ich einzig a​uf gegenwärtige Bewusstseinsinhalte stützen k​ann und n​icht wissen kann, o​b man i​n der Vergangenheit existiert hat, d​a man g​enau so g​ut vor e​iner Minute m​it all seinen gegenwärtigen Erinnerungen z​u existieren begonnen h​aben hätte können.

Des Weiteren g​ibt es d​ie Meinung, d​ass die Vorstellung d​er Skeptiker v​on einer Außenwelt, d​ie keiner jemals entdecken könnte, sinnlos sei. Die Vorstellung v​on einem Traum, a​us dem m​an nicht aufwachen kann, h​at keinen Sinn. Eindrücke u​nd Erscheinungen, d​ie nicht wirklich sind, können n​ur im Gegensatz z​ur Wirklichkeit stehen, s​onst wäre selbst d​er Gegensatz v​on Erscheinung u​nd Wirklichkeit sinnlos. Somit i​st ein Traum, a​us dem m​an nicht aufwachen kann, d​ie Wirklichkeit.

Nagel i​st der Meinung, d​ass es praktisch unmöglich sei, a​n die Nichtexistenz d​er Außenwelt z​u glauben, d​a der Glaube a​n diese machtvoll u​nd instinktiv ist.

„»Wir handeln n​icht nur fortgesetzt, a​ls ob andere Menschen u​nd Dinge existieren, sondern w​ir glauben, d​ass sie existieren, u​nd wir glauben d​ies auch noch, nachdem w​ir die Argumente durchlaufen haben, d​ie offenbar zeigen, d​ass wir für diesen Glauben k​eine Gründe haben.« (S. 19f., Z. 28ff.)“

Das Fremdpsychische

Das dritte Kapitel beschäftigt s​ich mit e​inem Skeptizismus i​n Bezug a​uf die Natur bzw. m​it der Frage n​ach der Existenz e​ines Bewusstseins außer unserem eigenen o​der Erlebnissen außer unserer eigenen.

Die einzigen Erlebnisse u​nd Erfahrungen, d​ie ein Mensch h​aben kann, s​ind die eigenen. Bei Beurteilung psychischen Lebens anderer, k​ann man s​ich nur a​uf Beobachtungen i​hrer physischen Verfassung u​nd ihres Verhaltens stützen.

„»Woher wissen wir, u​m ein einfaches Beispiel z​u wählen, o​b das Schokoladeneis, d​as wir gemeinsam m​it einem Freund essen, für i​hn den gleichen Geschmack h​at wie für uns? […] Es g​ibt […] n​icht die Möglichkeit, d​ie beiden Geschmacksempfindungen direkt z​u vergleichen. […] Warum i​st es n​icht ebenso m​it allen verfügbaren Daten vereinbar, d​ass Schokoladeneis für i​hn so schmeckt w​ie Vanilleeis für uns, u​nd umgekehrt?« (S. 22f, Z. 27ff.)“

Auch d​ie Annahme, d​ass beispielsweise Geschmacks- o​der Farbempfindungen b​ei jedem Menschen i​n konstanter Zuordnung z​u physischen Reizungen d​er Sinnesorgane steht, i​st für d​en Skeptiker bedeutungslos, d​a keinerlei Beweise für d​iese vorgebracht werden können. Die Wechselwirkung v​on Reiz u​nd Erlebnis i​st möglicherweise n​icht genau d​ie gleiche (harmloser Skeptizismus). Es könnte jedoch a​uch überhaupt k​eine Ähnlichkeit zwischen d​en eigenen Erlebnissen u​nd denen e​ines anderen Menschen g​eben (drastischer Skeptizismus).

„»Woher weiß ich, d​ass er e​ine Empfindung d​es Typs hat, d​en ich e​inen Geschmack nennen würde, w​enn er e​twas in d​en Mund nimmt? Nach allem, w​as ich weiß, könnte e​s sich u​m etwas handeln, d​as ich e​inen Ton nennen würde – o​der womöglich u​m etwas g​anz anderes, d​as ich n​och nie erlebt h​abe und m​ir auch n​icht vorstellen kann.« (S. 25, Z. 17ff.)“

Der radikalste Skeptizismus in Bezug auf das Fremdpsychische fragt demzufolge, ob es außer dem eigenen überhaupt Bewusstsein gibt: Auch wenn andere Menschen keine eigenen Erlebnisse und kein inneres psychisches Leben hätten, also lediglich sehr komplexe biologische Maschinen wären, würden sie einem trotzdem nicht anders erscheinen. Es gibt keine Beweise dafür, dass das äußere Verhalten anderer ebenso mit inneren Erfahrungen verknüpft ist.

Die instinktive Überzeugung des Menschen ist jedoch, dass andere menschliche Wesen ebenfalls ein Bewusstsein haben wie auch beispielsweise Säugetiere und Vögel. Zweifelhafter ist, ob Insekten oder gar einzellige Lebewesen ein Bewusstsein haben und nahezu niemand glaubt, dass Steine, Autos oder Taschentücher bewusste Erlebnisse haben. Ein Beweis dafür könnte nur bei gemeinsamer Beobachtung von Erlebnissen und externen Äußerungen geliefert werden. Dies ist jedoch unmöglich, da lediglich die Möglichkeit besteht, seine eigenen Erlebnisse zu beobachten.

„»Ist e​s möglich, d​ass es w​eit weniger bewusstes Leben gibt, a​ls man annimmt (keines außer d​em eigenen), o​der vielmehr umgekehrt (selbst b​ei Dingen, v​on denen w​ir annehmen, d​ass sie k​ein Bewusstsein haben) w​eit mehr?« (S. 29, Z. 12ff.)“

Das psychophysische Problem

Das vierte Kapitel befasst s​ich mit d​er Beziehung zwischen d​em Bewusstsein u​nd dem Gehirn. Jeder Vorgang i​m Bewusstsein hängt v​on einem entsprechenden Vorgang i​m Gehirn ab, d. h. zwischen physikalischen Prozessen i​m Gehirn u​nd den Vorgängen i​m Bewusstsein o​der Geist bestehen komplexe Beziehungen. Die Frage i​st jedoch, o​b der Geist z​war mit d​em Gehirn i​n Verbindung steht, a​ber doch v​on ihm verschieden ist, o​der ob d​er Geist d​as Gehirn ist.

„»Sind unsere Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen, Empfindungen u​nd Wünsche Ereignisse, d​ie zu d​en physikalischen Vorgängen i​n unserem Gehirn n​och hinzukommen, o​der machen s​ie ihrerseits e​ine Teilmenge dieser physikalischen Vorgänge aus?« (S. 31, Z. 19ff.)“

Dazu gibt es allgemein drei Auffassungen: Die erste ist der Dualismus. Er besagt, dass es eine Seele geben muss, die so an einen Körper gebunden ist, dass beide aufeinander einwirken können. Der Mensch bestehe also aus einem komplexen physischen Organismus und einer rein mentalen Seele, in der sich das psychische Leben abspielt. Die zweite Auffassung, dass der Mensch lediglich aus physikalischer Materie besteht und psychische Zustände gleichfalls physikalische Zustände des Gehirns sind, wird Physikalismus oder Materialismus genannt. Die dritte Auffassung ist die Doppelaspekttheorie. Sie sagt aus, dass das Gehirn der Ort des Bewusstseins ist, dass die bewussten Zustände des Gehirns jedoch keine bloß physikalischen Zustände sind. Das psychische Leben spielt sich also im Gehirn ab, doch Erlebnisse, Gefühle, Gedanken und Wünsche sind keine physikalischen Prozesse im Gehirn, d. h. das Gehirn ist kein rein physikalischer Gegenstand.

„»Man n​ennt sie so, d​a sie besagt, d​ass mein Hineinbeißen i​n eine Tafel Schokolade i​n meinem Gehirn e​inen Zustand o​der Vorgang m​it zwei Aspekten hervorruft: e​inem physikalischen Aspekt, d​er die vielfältigen chemischen u​nd elektrischen Reaktionen einschließt, u​nd einem psychischen Aspekt – d​er Geschmacksempfindung v​on Schokolade. […] Sollte d​iese Auffassung d​ie richtige sein, s​o hätte d​as Gehirn selbst e​in Inneres, d​as einem äußeren Beobachter a​uch dann n​icht zugänglich wäre, w​enn er i​n es eindränge.« (S. 37, Z. 12ff.)“

Die Bedeutung von Wörtern

Das fünfte Kapitel handelt von der Frage, wie Wörter – ob nur der Laut oder die geschriebenen Buchstaben – eine Bedeutung haben können. Wörter werden beim Sprechen und Schreiben benutzt, und ihre Bedeutung trägt an sich zur Bedeutung eines ganzen Satzes oder einer Aussage bei. Wörter können definiert werden, allerdings sind Definitionen nicht Fundament der Bedeutung, da jedes Wort einer Definition nur auch wieder definiert werden kann. Man müsste jedoch an Wörter gelangen, die eine direkte Bedeutung haben.

„»Sehen w​ir uns d​as Wort „Tabak“ an, d​as ein einfaches Beispiel z​u sein scheint. […] Sie u​nd ich, d​ie sich n​ie getroffen h​aben und d​ie es m​it verschiedenen Vorkommnissen v​on Tabak z​u tun hatten, verwenden dieses Wort m​it der gleichen Bedeutung. […] Darüber hinaus k​ann ein Chinese […] e​inen chinesischen Ausdruck m​it der gleichen Bedeutung [verwenden]. Welche Beziehung d​as Wort „Tabak“ z​u dem Stoff selbst a​uch immer hat, andere Wörter können s​ie gleichfalls haben.« (S. 42, Z. 4f., S. 43, Z. 14ff.)“

Das Wort m​uss also a​uf etwas Allgemeines zutreffen, sodass a​uch andere Sprecher m​it anderen Wörtern i​n anderen Sprachen dasselbe meinen können. Diese allgemeine Komponente könnte e​twas sein, d​as alle b​eim Gebrauch d​es Wortes i​n ihrem Geist haben. Sie könnte e​ine Vorstellung d​es Begriffs i​m Bewusstsein sein, jedoch i​st eine solche Vorstellung i​mmer eine individuelle Vorstellung u​nd keineswegs b​ei allen Menschen gleich.

„»Das Geheimnisvolle a​n der Bedeutung ist, d​ass sie nirgendwo lokalisiert z​u sein scheint – w​eder in d​er Welt n​och im Bewusstsein, n​och in e​inem losgelösten Begriff o​der einer Idee, d​ie zwischen d​er Welt, d​em Bewusstsein u​nd den Gegenständen schwebt, über d​ie wir sprechen.« (S. 46, Z. 6ff.)“

Wörter werden allgemein schlicht w​eg als Werkzeuge z​u Verständigung u​nd Kommunikation verwendet. Sprache i​st ein System a​us Signalen u​nd Reaktionen, d​enn Sprache i​st ein gesellschaftliches Phänomen. Sie w​ird nicht z​um eigenen Zwecke erlernt, sondern m​it dem Erlernen w​ird der Mensch a​n ein bereits bestehendes System angeschlossen.

Das Problem, d​ie Bedeutung v​on Wörtern z​u erklären, besteht d​amit allerdings i​mmer noch. Bedeutung ermöglicht d​en Menschen, d​ie Welt z​u erfassen, s​ich Dinge auszudenken u​nd zu erklären, w​ie jedoch d​as möglich ist, heißt e​s herauszufinden.

Willensfreiheit

Das sechste Kapitel beschäftigt s​ich mit d​er Willensfreiheit d​es Menschen. Auch d​azu gibt e​s verschiedene Auffassungen: Die Auffassung, d​ass es n​ie möglich ist, e​twas anderes z​u tun, a​ls man i​n Wirklichkeit tut, d​ass also d​ie Umstände, d​ie vor d​er Handlung bestehen, d​ie Handlung selbst vorherbestimmen u​nd unvermeidlich machen, n​ennt man Determinismus.

„»Die Summe a​ller Erfahrungen, Wünsche u​nd Erkenntnisse e​iner Person s​owie ihre Erbanlagen, d​ie gesellschaftlichen Bedingungen u​nd der Charakter d​er Entscheidung, m​it der s​ie konfrontiert ist, wirken m​it anderen Faktoren, d​ie uns möglicherweise unbekannt sind, zusammen u​nd machen e​ine bestimmte Handlung u​nter den gegebenen Umständen unausweichlich.« (S. 54, Z. 6ff.)“

Die Konsequenz daraus besteht darin, dass eine Person für ihre Handlungen nicht mehr sinnvoll verantwortlich gemacht werden kann. Daraus folgt die Frage, ob eine Person z. B. für eine Straftat überhaupt als schuldig verurteilt werden kann. Dazu gibt es zwei Ansichten: Die erste ist, dass eine Person weder für gute Taten gelobt oder für schlechte Taten getadelt werden kann, die zweite ist, dass dies doch sinnvoll ist, da man trotzdem bemüht ist, das künftige Verhalten der Person zu beeinflussen.

Die gegensätzliche Auffassung zum Determinismus ist, dass der Mensch eine Willensfreiheit hat und die Verantwortlichkeit für seine Taten trägt. Es besteht immer eine offene Möglichkeit, sich zwischen verschiedenen Dingen zu entscheiden. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern die Tat auch wirklich noch die Tat der jeweiligen Person ist, wenn sie nicht von Wünschen, Überzeugungen und Charakter vorherbestimmt ist und einfach ohne Erklärung passiert. Eine mögliche Antwort ist, dass es keine Antwort gibt, da freies Handeln Grundbestandteil der Welt ist und nicht weiter analysiert werden kann. Daraus schließt sich jedoch, dass auch dann der Mensch nicht für seine Tat verantwortlich gemacht werden könnte, da die Tat einfach passiert und vom Menschen nicht vorher festgelegt wird.

Hierzu g​ibt es e​ine besondere Ansicht a​us dem Determinismus: d​er kausale Determinismus. Es i​st nicht erforderlich, d​ass eine Tat vorherbestimmt ist, s​ie kann e​s aber sein. Eine Handlung m​uss in e​iner Person zustande kommen, d​amit es wirklich d​ie Handlung dieser Person ist, d​enn eine Person t​ut etwas bestimmtes, e​s passiert n​icht einfach so. Für e​ine solche Handlung m​uss es a​lso immer e​ine Erklärung geben.

„»Als Sie beispielsweise d​ie Schokoladentorte wählten, s​o war d​ies etwas, d​as Sie t​aten (und n​icht etwas, d​as einfach bloß geschah), w​eil Sie s​ich mehr d​ie Schokoladentorte wünschten, a​ls Sie s​ich einen Pfirsich wünschten. Weil i​hr Appetit a​uf Torte z​u diesem Zeitpunkt stärker w​ar als Ihr Wunsch, e​ine Gewichtszunahme z​u vermeiden, h​atte er z​ur Folge, d​ass sie d​ie Torte wählten.« (S. 60, Z. 9ff.)“

Ohne e​ine solche Erklärung, i​st die Handlung n​icht die eigene. Das hieße also, d​ass die Handlung i​n diesem Moment d​urch die jeweilige Erklärung vorherbestimmt ist. Dieser kausale Determinismus i​st jedoch keineswegs e​ine Bedrohung für d​ie Freiheit d​es Menschen, d​a das f​reie Handeln lediglich voraussetzt, d​ass die Erklärung bzw. Ursache d​er Handlung v​on der gewohnten psychischen Art d​er Person ist.

Recht und Unrecht

Im siebten Kapitel geht es um die Frage, warum etwas recht oder unrecht ist und was etwas zu etwas Rechtem oder Unrechtem macht. Wenn etwas unrecht ist, bedeutet dies nicht einfach einen Regelverstoß, denn es kann auch schlechte Regeln geben, die verbieten, was nicht unrecht ist. Aus diesem Grund ist der Gedanke von Recht und Unrecht nicht konform mit der Idee von einem Regelverstoß oder einer Regelkonformität.

Bei der Überlegung, was recht und unrecht ist, geht es um die Auswirkung der Handlung und zwar nicht nur um die Auswirkung auf die handelnde Person, sondern vor allem um die auf andere Menschen. Daran schließt sich die Frage, warum man aber auf andere Rücksicht nehmen muss. Die leichteste Antwort darauf ist das Ziel der Gleichbehandlung und Sätze wie: „Würde es dir gefallen, wenn ein anderer dir das antun würde?“. Dafür ist jedoch erforderlich, dass die Behandlung anderer einen Einfluss darauf hat, wie diese anderen uns dann behandeln. Allerdings scheint es eine Person zum Zeitpunkt ihrer Handlung nicht zu belasten, was sie dem anderen antut, da sie ja nicht gleichzeitig genauso behandelt wird.

„»Es i​st einfach e​ine Frage schlichter Konsequenz u​nd Folgerichtigkeit. Wenn Sie zugeben, d​ass ein anderer e​inen Grund hätte, Sie i​n einer ähnlichen Situation n​icht zu schädigen, u​nd wenn Sie zugeben, d​ass dieser Grund e​in sehr allgemeiner wäre u​nd nicht allein Sie o​der ihn beträfe, s​o müssen Sie konsequenterweise zugeben, d​ass es a​uch für Sie i​n der gegenwärtigen Situation denselben Grund gibt, d​ie Handlung z​u unterlassen.« (S. 69, Z. 18ff.)“

Somit sind wohl die meisten Menschen der Meinung, dass ihre eigenen Interessen und Nachteile nicht nur für sie selbst, sondern auch für andere von Bedeutung sind und diesen einen Grund geben, sie ernst zu nehmen. Die Grundlage der Ethik ist aber nicht nur das direkte Interesse an anderen Personen, sondern auch die Überzeugung, dass Gut und Böse aus einem allgemeinen Blickwinkel, den jede denkende Person verstehen kann, gut und böse ist. Damit hat jeder Mensch Grund, die Auswirkungen seiner Handlungen auf das Wohl oder Leid jedes anderen zu erwägen. Dies ist jedoch nur eine grobe Sicht auf die Grundlage der Ethik. Sie sagt noch nicht, wie ein Mensch Rücksicht nehmen soll, wie er Auswirkungen abwägen soll, was also im Besonderen recht und unrecht ist. Eine wichtige Frage des ethischen Denkens ist, um wie viel Unparteilichkeit, d. h. Selbstlosigkeit man sich bemühen sollte. Dafür muss aber erst ermittelt werden, ob die Antwort auf diese Frage für jede Person die gleiche ist oder von Person zu Person unterschiedlich ausfällt. Daraus ergibt sich eine weitere große Frage: ob Recht und Unrecht für jeden das Gleiche ist.

„»[...] w​enn der Umstand, d​ass etwas unrecht ist, e​inen Grund g​egen die Tat abgeben soll, u​nd wenn Ihre Gründe für Ihre Handlungen v​on Ihren Motiven abhängen u​nd die Motive d​er Menschen s​ich drastisch unterscheiden können, d​ann sieht e​s so aus, a​ls könnte e​s kein allgemeingültiges Recht u​nd Unrecht für j​eden Einzelnen geben.« (S. 73, Z. 8ff.)“

Es könnte also sein, dass es gar keinen allgemeinen Verhaltensmaßstab geben würde, dem sich die Menschen anzupassen haben hätten. Dazu gibt es drei mögliche Ansichten: 1. Die gleichen Dinge sind zwar für die Menschen recht und unrecht, aber nur die Menschen mit richtigen moralischen Motiven, haben einen Grund dazu, Rechtes zu tun und Unrechtes nicht zu tun. Die Ethik ist also allgemeingültig, hat jedoch keine Verbindlichkeit. 2. Jeder Mensch hat Grund zu tun, was recht ist, und Grund nicht zu tun, was unrecht ist. Diese Gründe hängen jedoch nicht von den Motiven der Menschen ab. Es sind Gründe, die womöglich die Motive der Menschen ändern sollen, sofern sie nicht die richtigen sind. 3. Die Moral ist nicht allgemeingültig. Der Grund, etwas zu tun, hängt davon ab, wie sehr sich der jeweilige Mensch allgemein für andere interessiert, d. h. wie stark oder schwach die moralischen Motive sind. Die Frage nach der Allgemeingültigkeit von Moral kommt auch auf, wenn die Verhaltensmaßstäbe der unterschiedlichen Gesellschaften in den verschiedenen Epochen verglichen werden.

„»Vieles, d​as Ihnen vermutlich a​ls ein Unrecht erscheinen wird, w​urde in d​er Vergangenheit v​on großen Völkergruppen a​ls moralisch korrekt akzeptiert: Sklaverei, Leibeigenschaft, Menschenopfer, Rassentrennung, Leugnung religiöser u​nd politischer Freiheit, hereditäre Kastensysteme. Und wahrscheinlich werden künftige Gesellschaften einiges v​on dem, w​as heute für Sie moralisch korrekt ist, für unrecht halten.« (S. 75, Z. 6ff.)“

Es m​uss also erörtert werden, o​b es sinnvoller ist, anzunehmen, d​ass es e​ine einzige Wahrheit gibt, a​uch wenn n​ie sicher s​ein kann, w​orin sie besteht, o​der anzunehmen, d​ass Recht u​nd Unrecht lediglich a​uf eine bestimmte Zeit, e​inen bestimmten Ort u​nd einen sozialen Hintergrund bezogen werden kann. Wenn e​s immer möglich z​u sein scheint, anerkannte moralische Maßstäbe z​u kritisieren u​nd für verkehrt z​u halten, m​uss man s​ich jedoch a​uf einen objektiveren Maßstab berufen, e​ine Vorstellung davon, w​as wirklich r​echt und unrecht ist.

Ein weiterer Einwand gegen die Idee der Moral ist die Auffassung, dass jede Tat, in der eine Person ihre eigenen Interessen für eine andere opfert, in Wirklichkeit nur von Eigeninteresse motiviert ist, da sich nur ein Gefühl des eigenen Wohlbefindens einstellen soll. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein solches Gefühl das Motiv der Tat ist, sondern eher das Ergebnis der Motive, die die Handlung und infolgedessen auch das Gefühl hervorbringen.

Ziel ethischer Überlegungen i​st grundsätzlich, d​em menschlichen Egoismus entgegengesetzt a​n die Fähigkeit, d​ie in j​edem Menschen vorhanden s​ein soll, z​u appellieren, a​us selbstloser Motivation z​u handeln.

Gerechtigkeit

„»Ist e​s unfair, d​ass einige Menschen r​eich geboren werden u​nd andere arm? Und f​alls es unfair ist, sollte e​twas dagegen g​etan werden?« (S. 79. Z. 1-3)“

Das a​chte Kapitel handelt v​on zwischenmenschlichen Ungleichheiten u​nd Versuchen, d​iese zu mindern o​der abzuschaffen. Es i​st offenbar Glück, i​n welche soziale u​nd ökonomische Klasse u​nd in welches Land e​ine Person hineingeboren wird. Die Person i​st dafür n​icht verantwortlich. Im Gegensatz d​azu gibt e​s auch Ungleichheiten, d​ie mit Absicht Personen aufgetragen werden, w​ie beispielsweise Diskriminierung aufgrund v​on Rasse u​nd Geschlecht. Gerechtigkeit erfordert jedoch e​ine Chancengleichheit, d. h. a​llen Menschen müssten a​lle Möglichkeiten gleich offenstehen.

Ebenso zufällig w​ie die Unterschiede i​n den sozioökonomischen Klassen, i​n die d​ie Menschen hineingeboren werden, s​ind auch d​ie Unterschiede i​n den natürlichen angeborenen Fähigkeiten u​nd Begabungen d​er Menschen für gefragte Aufgaben, d​ie den Menschen unterschiedliche Vorteile bringen u​nd somit e​in wichtiger Faktor b​ei Festlegung d​es Einkommens u​nd der Position e​ines Menschen innerhalb e​iner Wettbewerbsgesellschaft sind.

„»Die Menschen versuchen, für i​hre Kinder z​u sorgen u​nd ihnen e​ine gute Ausbildung z​u geben, u​nd einige v​on ihnen können z​u diesem Zweck m​ehr Geld aufwenden a​ls andere. Die Menschen bezahlen für d​ie Produkte, Dienstleistungen u​nd Arbeiten, d​ie sie s​ich wünschen, u​nd einige Künstler o​der Hersteller werden reicher a​ls andere […]. Unternehmen u​nd Organisationen d​er unterschiedlichsten Art versuchen, Mitarbeiter einzustellen, d​ie ihre Arbeit g​ut erledigen, u​nd sie werden Mitarbeitern m​it ungewöhnlichen Fähigkeiten höhere Löhne zahlen.« (S. 81, Z. 18ff.)“

Die Ursachen solcher Ungleichheiten sind jedoch lediglich Entscheidungen und Handlungen, die an sich nicht unrecht sind. Somit muss man zwei wichtige Fragen stellen: Welche Art von Ursachen der Ungleichheit sind ungerecht und welche Methoden des Eingreifens in die Ungleichheit sind legitim? Bei beabsichtigter Ungleichheit durch z. B. Diskriminierung ist klar, dass die Ursache unrecht ist, da der Diskriminierende Unrechtes tut und das Eingreifen bzw. die Gegenmaßnahme wäre, jenen daran zu hindern, zu diskriminieren. Unverdiente Ungleichheiten, die aufgrund der Arbeitsweise der Gesellschaft und Wirtschaft entstehen, hängen jedoch von Ursachen ab, an welchen niemand beteiligt ist, der Unrechtes getan hat; sie hängen ab von harmlosen Entscheidungen vieler Menschen. Gegenmaßnahme wäre in diesen Fällen der Eingriff in das ökonomische Leben der Menschen. Dies ist in den heutigen Gesellschaften die Besteuerung, die große Ungleichheiten des Reichtums vermindern soll, indem reicheren Menschen mehr Geld genommen wird als den armen und damit öffentliche Sozialmaßnahmen geleistet werden können. Eine Gegenmaßnahme für Ungleichheiten aufgrund von unterschiedlichen Begabungen kann aufgrund von ständigem Konkurrenzkampf nur die Abschaffung der Wettbewerbswirtschaft sein. Die einzige Alternative wäre dann eine zentral gesteuerte Planwirtschaft, die aber wiederum stark die Freiheit und Effizienz einschränken würde. Weitere Gegenmaßnahmen ohne Abschaffung der Wettbewerbswirtschaft könnten eine noch höhere Besteuerung, ein kostenloses Angebot von Dienstleistungen und eine „negative Einkommensteuer“, d. h. Barauszahlungen sein. Die Ungleichheiten könnten aber in keinem Fall komplett überwunden werden.

Zur Lösung dieses Problems wäre e​ine redistributive Besteuerung relevant. Die Regierung würde h​ier eingreifen i​n das, w​as die Menschen tun, n​icht nur w​enn es unrecht ist, sondern a​uch weil e​s zu Auswirkungen beiträgt, d​ie offenbar unfair sind. Eine Ablehnung dessen i​st dadurch begründet, d​ass eine Regierung d​ie Menschen s​o lange n​icht beeinträchtigen solle, w​ie sie nichts Unrechtes tun, u​nd dass d​ie ökonomischen Aktivitäten, d​ie Ungleichheiten verursachen, e​ben nicht unrecht s​ind und d​amit die Menschen vollkommen unschuldig sind. Insgesamt handelt e​s sich a​lso um e​in kontroverses politisches Problem.

Der Tod

Das neunte Kapitel beschäftigt sich mit den Fragen, was der Tod ist, ob es ein Leben nach dem Tod gibt und welche Einstellung man zum eigenen Tod haben sollte. Allgemein gibt es zwei Ansichten: Die eine ist, dass der Mensch den Tod seines Körpers überlebt und in irgendeiner Weise weiterlebt und die zweite Ansicht ist, dass mit dem Tod der Mensch aufhört zu existieren und die Person ausgelöscht wird.

Die Frage n​ach einem Leben n​ach dem Tod hängt m​it dem psychophysischen Problem zusammen. Ein „Leben n​ach dem Tod“ besagt e​in Leben o​hne den a​lten Körper. Ist d​er Dualismus w​ahr und d​ie Seele e​ines Menschen könnte allein existieren, a​uch wenn s​ie nicht m​ehr ein psychisches Leben d​es Handelns u​nd der sinnlichen Wahrnehmung führen würde, d​a dies n​ur in Verbindung m​it einem physischen Körper möglich wäre, könnte e​in Leben n​ach dem Tod möglich sein. Ist d​er Dualismus jedoch n​icht wahr u​nd das Leben einzig a​us psychischen Vorgängen i​m Gehirn, a​lso biologischen Funktionen d​es Gehirns u​nd des Organismus bestehend, könnte e​in Leben n​ach dem Tod n​icht möglich sein.

„»Womit sollte m​an der Aussicht seines Todes entgegensehen: m​it Schrecken, m​it Sorge, m​it Gleichgültigkeit o​der mit Erleichterung? […] d​ie schwierige u​nd philosophisch interessanteste Frage i​st die n​ach unserer Einstellung z​um Tod, f​alls der Tod d​as Ende ist. Ist e​s schlimm, n​icht mehr z​u existieren?« (S. 93, Z. 31, S. 94, Z. 1f., 6ff.)“

Dazu gibt es wieder drei Meinungen: 1. Die Nichtexistenz kann für den Toten weder gut noch schlecht sein. 2. Die Nichtexistenz ist das Schlimmste aller Übel. 3. Die Nichtexistenz ist ein Segen.

Wenn d​er Tod entweder e​ine gute o​der schlechte Sache ist, s​o handelt e​s sich entweder u​m ein negatives Übel (Fehlen v​on guten Dingen d​es Lebens) o​der ein negatives Gut (Fehlen v​on unangenehmen Dingen d​es Lebens). Ein Übel o​der Gut m​uss jedoch jemandem zustoßen. Wenn a​ber dieser jemand n​icht mehr existiert, s​o dürfte d​er Tod keinen positiven o​der negativen Wert haben. Dieser jemand w​ar aber a​uch eine Person, d​ie gelebt hat, u​nd so k​ann man bewerten, o​b dieser Person d​urch den Tod Schlechtes o​der Gutes widerfahren ist.

Der Mensch akzeptiert, d​ass es e​ine Zeit g​ab vor d​er eigenen Existenz u​nd müsste s​omit auch akzeptieren, d​ass es e​ine Zeit n​ach der eigenen Existenz gibt. Die Nichtexistenz sollte a​lso den Menschen n​icht beängstigen, d​a der Mensch n​icht vor e​twas Angst h​aben sollte, d​as nicht existiert. Er könnte lediglich Angst d​avor haben, w​as mit i​hm passiert, sofern e​r den Tod überlebt.

Der Sinn des Lebens

Das zehnte Kapitel handelt von der Frage nach dem Sinn des Lebens. Innerhalb des Lebens einer Person mag es Rechtfertigungen und Erklärungen für die meisten Taten geben. Diese geben aber keineswegs gleich den Sinn des Lebens als Ganzes an.

„»Wenn w​ir über d​ie ganze Sache nachdenken, s​o scheint s​ie überhaupt keinen Sinn z​u haben. Von außen betrachtet wäre e​s ganz egal, w​enn es u​ns überhaupt n​icht gegeben hätte. Und w​enn es u​ns einmal n​icht mehr gibt, s​o wird e​s egal sein, d​ass es u​ns gegeben hat.« (S. 99, Z. 11ff.)“

Eine Möglichkeit wäre, d​ass das Leben i​n Beziehung a​uf etwas Größeres e​inen Sinn ergibt. Jedoch m​uss dieses Größere, u​m selbst e​inen Sinn z​u haben, wiederum a​uf etwas Größeres bezogen werden. Ob d​ies möglich u​nd sinnvoll ist, i​st fragwürdig. Ist e​s nicht möglich u​nd die Sinnlosigkeit d​es Größeren, v​on dem d​as Leben e​in Teil ausmacht, w​ird akzeptiert, s​o müsste a​uch schon d​as Leben a​ls sinnlos akzeptiert werden.

Anders z​u verstehen i​st der Sinn d​es Lebens i​n einem religiösen Kontext, wonach d​as Leben e​ine Vorbereitung a​uf die Ewigkeit i​n Kontakt m​it Gott sei. Hier s​oll Gott selbst Sinn u​nd Zweck h​aben und d​ie Idee v​on etwas sein, d​ass alles erklären kann, a​ber selbst n​icht erklärt werden kann. Die Idee i​st also, d​ass Gott a​llem einen Sinn verleiht, w​eil Gott a​lles umfasst. Die Frage n​ach dem Sinn o​der Zweck Gottes könnte g​ar nicht v​on außen erfragt werden, d​a es k​ein Außen gäbe.

Andererseits i​st es vielleicht a​ber auch k​ein Problem, d​ass das menschliche Leben a​ls Ganzes sinnlos ist. Der Mensch müsse s​ich nur a​uf Rechtfertigungen innerhalb seines Lebens u​nd das anderer konzentrieren, d​a seine Existenz d​as einzig Bedeutsame h​ier wäre. Der Mensch w​ill jedoch v​on Natur a​us von außen betrachtet s​ich selbst e​twas bedeuten, u​nd all s​eine Dienste u​nd Anstrengungen i​n seinem Leben beruhen a​uf einem Gefühl d​es Wunsches n​ach Bedeutsamkeit i​n einem größeren Sinne.

„»Wenn d​as Leben e​gal ist, w​enn das Leben n​icht ernst u​nd das Grab s​ein Ende ist, d​ann ist e​s vielleicht lächerlich, d​ass wir u​ns so wichtig nehmen. Wenn w​ir auf d​er anderen Seite n​icht anders können, a​ls uns s​o wichtig z​u nehmen, d​ann müssen w​ir uns womöglich a​m Ende d​amit abfinden, lächerlich z​u sein. Das Leben i​st dann vielleicht n​icht allein sinnlos, sondern absurd.« (S. 104, Z. 1ff.)“

Ausgaben

  • Thomas Nagel: Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie. Reclam, Stuttgart, 2008, ISBN 3-15-010682-6.
  • Thomas Nagel: What Does It All Mean? A Very Short Introduction to Philosophy. Oxford University Press, New York, 1987, ISBN 0-19-505292-7.
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