Wahl zum Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten 2020

Am 3. November 2020 fanden die Wahlen zum Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten statt. Gewählt wurden an diesem Tag alle 435 Mitglieder des US-Repräsentantenhauses. Die Wahlen fielen mit den Wahlen zum US-Senat 2020 und der Präsidentschaftswahl 2020 zusammen, in der sich US-Präsident Donald Trump der Wiederwahl stellte. Dies war die letzte reguläre Wahl, bei der Wahlkreise basierend auf dem Zensus von 2010 verwendet wurden.

 2018    2022 
Wahl zum Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten 2020
Das Siegel des US-Repräsentantenhauses
435 Abgeordnete
zudem 6 nicht-stimmberechtigte Abgeordnete
3. November 2020

Demokratische Partei
vorher 232  
Veränderung   - 10  
nachher 222  
Republikanische Partei
vorher 197  
Veränderung   + 15  
nachher 212  
Libertäre Partei
vorher 1  
Veränderung   - 1  
nachher 0  

Wahlergebnis nach Distrikt
Demokraten:
    
gewonnen
    
gehalten
Republikaner:
    
gewonnen
    
gehalten

Sitzverteilung
    
Demokraten
    
vakant
    
Republikaner

Mehrheit
Vor der Wahl
Nach der Wahl
Demokratische Partei
Demokratische Partei
Mehrheitsführer

Wahlverfahren und Termin

Die Vereinigten Staaten sind in 435 Kongresswahlbezirke eingeteilt, die jeweils ungefähr gleich viele Bewohner (im Schnitt 710.767 nach dem Zensus 2010) haben sollen. Im Unterschied zur anderen Kongresskammer, dem Senat der Vereinigten Staaten, ist die Anzahl der Sitze je Bundesstaat unterschiedlich und reicht von einem (in 7 Bundesstaaten) bis zu 53 in Kalifornien. Die Größe der Wahlbezirke reicht von 27 km² (ein Teil New York Citys) bis zu 1.481.354 km² (Alaska at-large). In 47 Staaten werden die Mandate je Kongresswahlbezirk nach relativer Mehrheitswahl vergeben. In zwei Staaten (Louisiana und Georgia) ist eine absolute Mehrheit erforderlich. In Maine wird seit 2018 nach Volksentscheid mit Instant-Runoff-Voting gewählt.

Es stehen jeweils Einzelbewerber, keine Parteilisten, zur Wahl, meist als aussichtsreichste die Kandidaten der beiden großen Parteien, der Republikaner und Demokraten, aber auch Unabhängige und Bewerber kleinerer Parteien (wie der Libertarian, der Green Party und der Constitution Party), die meist als chancenlos gelten. Die innerparteiliche Bewerberauswahl findet jeweils durch Vorwahlen statt, bei denen entweder nur für die Partei registrierte (geschlossene Vorwahl) oder alle Wahlberechtigte des Kongresswahlbezirks (offene Vorwahl) wählen dürfen. In Washington und Kalifornien finden überparteiliche Vorwahlen statt, bei denen sich unabhängig von einer absoluten Mehrheit die beiden Erstplatzierten für die Hauptwahl qualifizieren.

Die Wahl für sämtliche Mandate findet alle zwei Jahre am allgemeinen Wahltag der Vereinigten Staaten, dem Dienstag nach dem ersten Montag des Monats November, statt, im Jahr 2020 also am 3. November.

Ausgangslage

Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi
Minderheitsführer der Republikaner Kevin McCarthy

Die Republikaner stellten seit der Wahl 2010 die Mehrheit im Repräsentantenhaus und konnten diese zuletzt 2016 verteidigen, als sie Stimmenanteile von 49,1 Prozent zu 48 Prozent für die Demokraten erhielten, und damit zwar sechs Sitze an diese verloren, aber mit 241 Sitzen eine Mehrheit von 23 Mandaten über der absoluten Mehrheit (218 von 435 Gesamtsitzen) behielten. 2018 ging diese Mehrheit an die Demokraten verloren, als diese 235 Sitze gewannen, während die Republikanische Partei nur auf 199 Abgeordnete kam. Dadurch wird seither auch der Sprecher des Repräsentantenhauses von den Demokraten gestellt. Seit 3. Januar 2019 amtiert Nancy Pelosi (Kalifornien-8) als Sprecherin des Repräsentantenhauses. Der Fraktionsvorsitzende (englisch „Minority Leader“) der Republikaner ist Kevin McCarthy (Kalifornien-23).

Bisher (Stand: 25. Oktober 2019) haben sieben Angehörige der Demokratischen Partei verkündet, sich nicht mehr für die Wiederwahl zu bewerben.[1]

In den Reihen der Republikaner verkündeten 19 Mandatsträger, auf eine Kandidatur zur Wiederwahl zu verzichten.[1]

Amtsinhaber besiegt

In Vorwahlen

Acht Amtsinhaber haben die Wiederwahl für ihre Kandidatur in ihrem Sitz verloren.[3]

Demokraten

Drei Demokraten haben die Wiederwahl verloren.

  1. Illinois 3: Dan Lipinski verloren gegen Marie Newman, welche die Wahl gewonnen hat.[4]
  2. Missouri 1: Lacy Clay verloren gegen Cori Bush, welche die Wahl gewonnen hat.[5]
  3. New York 16: Eliot Engel verloren gegen Jamaal Bowman, welcher die Wahl gewonnen hat.[6]

Republikaner

Fünf Republikaner haben die Wiederwahl verloren.

  1. Colorado 3: Scott Tipton verloren gegen Lauren Boebert, welche die Wahl gewonnen hat.[7]
  2. Florida 15: Ross Spano verloren gegen Scott Franklin, welcher die Wahl gewonnen hat.[8]
  3. Iowa 4: Steve King verloren gegen Randy Feenstra, welcher die Wahl gewonnen hat.[9]
  4. Kansas 2: Steve Watkins verloren gegen Jake LaTurner, welcher die Wahl gewonnen hat.[10]
  5. Virginia 5: Denver Riggleman verloren gegen Bob Good, welcher die Wahl gewonnen hat.[11]

Demokraten

Zwöf Demokraten haben die Wiederwahl an Republikaner verloren.

  1. Kalifornien 21: TJ Cox (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen David Valadao.
  2. Kalifornien 39: Gil Cisneros (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Young Kim.
  3. Kalifornien 48: Harley Rouda (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Michelle Steel.
  4. Florida 26: Debbie Mucarsel-Powell (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Carlos Giménez.
  5. Florida 27: Donna Shalala (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Maria Elvira Salazar.
  6. Iowa 1: Abby Finkenauer (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Ashley Hinson.
  7. Minnesota 7: Collin Peterson (erstmals 1990 gewählt) verloren gegen Michelle Fischbach.
  8. New Mexico 2: Xochitl Torres Small (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Yvette Herrell.
  9. New York 11: Max Rose (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Nicole Malliotakis.
  10. Oklahoma 5: Kendra Horn (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Stephanie Bice.
  11. South Carolina 1: Joe Cunningham (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Nancy Mace.
  12. Utah 4: Ben McAdams (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Burgess Owens.

Republikaner

Keine Republikaner haben eine Wahl verloren.

Offene Sitze wo sich die Partei des Amtsinhaber geändert hat

Demokratische Sitze gewonnen von Republikanern

Ein demokratischer Sitz wurde von den Republikanern gewonnen.

  1. Iowa 2: Gewonnen von Mariannette Miller-Meeks. (Wahl angefochten)[12]

Libertäre Sitze gewonnen von Republikanern

Ein libertärer Sitz wurde von den Republikanern gewonnen.

  1. Michigan 3: Gewonnen von Peter Meijer.

Republikanische Sitze gewonnen von Demokraten

Drei republikanische Sitze wurden von den Demokraten gewonnen.

  1. Georgia 7: Gewonnen von Carolyn Bourdeaux.
  2. North Carolina 2: Gewonnen von Deborah K. Ross.(Gerichtlich neu zugeschnittener Wahlkreis)
  3. North Carolina 6: Gewonnen von Kathy Manning.(Gerichtlich neu zugeschnittener Wahlkreis)

Knappe Rennen

Bis jetzt wurden 76 Rennen unter 10 % oder weniger entschieden. New York 22 ist noch nicht dabei.

Wahlkreis Gewinner Gewinnspanne
Iowa 2 Republican (flip) 0.002%
Kalifornien 25 Republican 0,1 %
Kalifornien 21 Republican (flip) 0,8 %
Utah 4 Republican (flip) 1%
Kalifornien 39 Republican (flip) 1,2 %
New Jersey 7 Democratic 1,2 %
Iowa 3 Democratic 1,3 %
South Carolina 1 Republican (flip) 1,3 %
Texas 24 Republican 1,3 %
Illinois 14 Democratic 1,34 %
Virginia 7 Democratic 1,8 %
Kalifornien 48 Republican (flip) 2,2 %
Pennsylvania 17 Democratic 2,2 %
Minnesota 2 Democratic 2,3 %
Michigan 11 Democratic 2,4 %
Iowa 1 Republican (flip) 2,5 %
Wisconsin 3 Democratic 2,7 %
Florida 27 Republican (flip) 2,73 %
Georgia 7 Democratic (flip) 2,78 %
Texas 15 Democratic 2,9 %
Nevada 3 Democratic 3%
Minnesota 1 Republican 3,1 %
Arizona 1 Democratic 3,2 %
Texas 7 Democratic 3,4 %
Florida 26 Republican (flip) 3,45 %
Washington 8 Democratic 3,56 %
Michigan 8 Democratic 3,6 %
Pennsylvania 8 Democratic 3,6 %
Pennsylvania 7 Democratic 3,8 %
Indiana 5 Republican 4%
Texas 23 Republican 4%
Illinois 17 Democratic 4,05 %
Oklahoma 5 Republican (flip) 4,2 %
Arizona 6 Republican 4,4 %
Nebraska 2 Republican 4,6 %
Nevada 4 Democratic 4,9 %
New Hampshire 1 Democratic 5,1 %
Virginia 5 Republican 5,1 %
Oregon 4 Democratic 5,3 %
New Jersey 2 Republican 5,7 %
Virginia 2 Democratic 5,8 %
Kalifornien 34 Democratic 6%
Maine 2 Democratic 6%
Michigan 3 Republican (flip) 6%
Florida 13 Democratic 6%
Texas 32 Democratic 6,1 %
Colorado 3 Republican 6,2 %
Kalifornien 49 Democratic 6,2 %
Missouri 2 Republican 6,4 %
New York 11 Republican (flip) 6,4 %
New Jersey 11 Democratic 6,6 %
North Carolina 8 Republican 6,6 %
Pennsylvania 10 Republican 6,6 %
Texas 21 Republican 6,7 %
Oregon 5 Democratic 6,8 %
Texas 22 Republican 6,9 %
New York 2 Republican 6,9 %
Kalifornien 45 Democratic 7%
Ohio 1 Republican 7,1 %
Texas 10 Republican 7,2 %
New Mexico 2 Republican (flip) 7,4 %
Illinois 6 Democratic 7,4 %
New Jersey 5 Democratic 7,6 %
Ohio 13 Democratic 7,6 %
New Jersey 3 Democratic 7,7 %
Kalifornien 50 Republican 8%
North Carolina 1 Democratic 8,4 %
Kalifornien 22 Republican 8,4 %
Puerto Rico AL Republican 8,69 %
Texas 6 Republican 8,8 %
Illinois 13 Republican 9%
Texas 31 Republican 9,1 %
Alaska AL Republican 9,1 %
Georgia 6 Democratic 9,2 %
Kalifornien 3 Democratic 9,4 %
New York 1 Republican 9,8 %

Strukturelle Bedingungen

Die Republikaner befinden sich strukturell durch Gerrymandering und durch die ungleiche Verteilung der Wählerschaft (überproportional stark in ländlichen Bezirken der „rot“ gewordenen Staaten) im Vorteil; so gewannen sie die Repräsentantenhauswahl 2016 mit 3,4 Prozent Vorsprung, während Trump das Popular Vote zeitgleich mit 2,1 Prozent Rückstand verlor.[13] Bei den letzten Wahlen 2018 gewannen die Demokraten den Medianbezirk bei der Repräsentantenhauswahl mit 4,49 Prozent Vorsprung.

Umfragen und Prognosen

Das Center for Politics und der Cook Political Report (siehe Cook Partisan Voting Index) bieten regelmäßig aktualisierte Prognosen für umkämpfte Kongresswahlbezirke.[14][15]

Einzelnachweise

  1. Russell Berman: The 2020 Congressional-Retirement Tracker. 21. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (amerikanisches Englisch).
  2. Greg Walden to retire in latest sign of GOP doubts about retaking House. Abgerufen am 30. Oktober 2019 (englisch).
  3. Steve Benen: Yet another House Republican incumbent loses in a primary, MSNBC. 19. August 2020. Abgerufen am 30. August 2020.
  4. Ally Mutnick: Rep. Dan Lipinski falls in Democratic primary. Politico. 18. März 2020.
  5. Nicholas Fandos: Cori Bush Defeats William Lacy Clay in a Show of Progressive Might. In: The New York Times. 5. August 2020.
  6. Christal Hayes: Powerful House chair Eliot Engel defeated by progressive newcomer Jamaal Bowman in stunning upset. USAToday. 17. Juli 2020.
  7. Keagan Harsha: Colorado primary winner Lauren Boebert meets President Trump, distances herself from QAnon. KDVR. 6. Juli 2020.
  8. Janelle Irwin Taylor: Scott Franklin ousts Ross Spano in CD 15, will take on Alan Cohn in November. Florida Politics. 18. August 2020.
  9. Barbara Sprunt: Iowa Rep. Steve King, Known For Racist Comments, Loses Reelection Bid. NPR. 3. Juni 2020.
  10. Grace Panetta: Embattled Kansas congressman Steve Watkins is ousted by primary challenger Jake LaTurner. In: Business Insider.
  11. Ally Mutnick: Rep. Denver Riggleman ousted in Virginia GOP convention. Politico. 14. Juni 2020.
  12. Bridget Bowman & Herb Jackson, Iowa Democrat Rita Hart to appeal 2nd District results to House, Roll Call (December 2, 2020).
  13. David Wasserman: The Congressional Map Has A Record-Setting Bias Against Democrats. In: FiveThirtyEight, 7. August 2017.
  14. Larry J. Sabato's Crystal Ball » 2020 House. Abgerufen am 25. Oktober 2019.
  15. 2020 House Race ratings. Abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).
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