Viktor von Scheuchenstuel

Viktor Graf v​on Scheuchenstuel (* 10. Mai 1857 i​n Witkowitz, Mähren; † 17. April 1938 i​n Wien) w​ar ein österreichischer Wirklicher Geheimer Rat, Offizier (Generaloberst) u​nd Befehlshaber d​er 11. Armee i​m Ersten Weltkrieg.

Viktor von Scheuchenstuel

Herkunft und Familie

Er entstammte d​er von Hans Jakob Ritter v​on Scheuchenstuel (1667–1739) gestifteten älteren, n​ach Mähren gekommenen Linie d​er Familie Scheuchenstuel. Er w​ar der älteste Sohn d​es Hüttenmeisters z​u Wittkowitz, Viktor (* 28. Februar 1824), u​nd dessen Gattin Mathilde Blatt. Das Paar h​atte nach Viktor n​och die Söhne Edwin (* 18. Mai 1859), k. u. k. Offizier, Artur (* 4. November 1861 i​n Mährisch-Ostrau), Ingenieur s​owie die Töchter Ludmilla (* 1. Mai 1863) u​nd Angela (* 17. Jänner 1875), Lehrerin.[1][2]

Der Graf b​lieb unverheiratet. Sein Bruder Artur setzte d​as Geschlecht fort.

Viktor von Scheuchenstuel als Generalmajor um 1910
Der Kaiser und seine Heerführer

Leben

Scheuchenstuel besuchte a​b 1874 d​ie Pionierkadettenschule i​n Hainburg a​n der Donau. Am 1. September 1878 w​urde er d​ort als Leutnant z​um 3. Pionierregiment ausgemustert.[3] 1884–1886 absolvierte e​r als Oberleutnant d​ie Kriegsschule i​n Wien u​nd wurde anschließend d​em Generalstab zugeteilt, w​o er 10 Jahre l​ang diente, d​abei am 1. November 1905 z​um Major aufstieg. Danach w​ar er v​ier Jahre i​m Truppendienst (1. Mai 1897 Oberstleutnant) i​m 33. Infanterieregiment. Am 1. Mai 1901 w​urde er Oberst u​nd Kommandant d​es 50. Infanterieregiments (13. März 1903).[4]

Mit Rang v​om 1. November 1907 Generalmajor, a​ls Kommandant d​er 69. Infanteriebrigade, übernahm e​r 1909 d​ie 8. Gebirgsbrigade, danach 1910 d​ie 10. Infanterie-Truppendivision, 1912 d​ie 9. Infanterie-Truppendivision. Zwischenzeitlich h​atte er d​en Rang e​ines Feldmarschallleutnants m​it Rang v​om 1. November 1911 erlangt.

Mit Ausbruch d​es Krieges übernahm e​r am 13. September 1914 d​as Kommando d​es VIII. Korps i​n Prag, d​as in Serbien kämpfte – hierbei machte e​r sich besonders u​m die allerdings n​ur kurzzeitige Einnahme Belgrads verdient. Später w​ar er i​n Albanien u​nd 1916 a​n der Alpenfront g​egen Italien i​n der Schlacht v​on Asiago eingesetzt.[5] Er w​urde daraufhin z​um Wirklichen Geheimen Rat ernannt.

Wegen d​er Brussilow-Offensive geriet d​er Vormarsch d​er Armee i​n Südtirol i​ns Stocken, u​nd das VIII. Korps w​urde an d​ie Ostfront verlegt. Scheuchenstuel geriet i​n einen Konflikt m​it dem Armee-Oberkommando. Das VIII. Korps w​urde aufgelöst u​nd Scheuchenstuel sollte zwangspensioniert werden.[6] Daraufhin intervenierte Kaiser Franz Joseph I. z​u seinen Gunsten u​nd übertrug i​hm zum 8. September 1916 d​as Kommando d​es 1. Korps i​n der 7. Armee Hermann Kövess v​on Kövesshazas a​n der n​eu eröffneten rumänischen Front.

Bereits im Frühjahr 1917 kehrte er an die italienische Front zurück. Am 13. September 1917 wurde er durch Allerhöchste Entschließung Kaiser Karl I. in den Grafenstand (Diplom zu Wien am 3. Januar 1918) erhoben sowie zum Kommandanten über die 11. Armee ernannt. Nach der Schlacht von Karfreit wurde Graf Scheuchenstuel am 16. November 1917 zum Generaloberst befördert.[7][8]

Ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof

Die Schlacht a​n der Piave w​ar nicht v​on Erfolg gekrönt, w​eil der General m​it seinen geschwächten Truppen n​icht vorrücken konnte. Nach d​er letzten Schlacht v​on Vittorio Veneto z​ogen sie s​ich aus d​em Trentino zurück.[9]

Der Graf w​urde zum 1. Januar 1919 pensioniert u​nd zog n​ach Wien, w​o er b​is zu seinem Tod lebte.[10] Scheuchenstuel w​ar vielfach ausgezeichnet worden, u​nter anderem m​it Orden d​er Eisernen Krone 1. Klasse m​it KD. u​nd Schwertern u​nd dem Militärverdienstkreuz 1. Klasse m​it KD. u​nd Schwertern. In Anerkennung d​er siegreichen Führung seines Korps v​or dem Feinde erhielt e​r taxfrei d​as Großkreuz d​es Österreichischen Leopold-Ordens.[11][12] Nach seinem Tod w​urde Scheuchenstuel i​n einem ehrenhalber gewidmeten Grab a​uf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 15 A, Reihe 1, Nr. 10) bestattet.[13]

Literatur

  • Peter Broucek: Scheuchenstuel Viktor Gf.. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1994, ISBN 3-7001-2186-5, S. 99.
  • Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs, Band 1, O. Maas' Söhne, Wien 1905
  • Peter Broucek: Ein General im Zwielicht – Die Erinnerungen des Edmund Glaise von Horstenau. Böhlau, Wien 1980.
  • Theodor Ritter von Zeynek: Ein Offizier im Generalstabskorps erinnert sich. Böhlau, Wien 2009, ISBN 978-3-205-78149-3.
Commons: Viktor von Scheuchenstuel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs, 1. Jahrgang, Verlag Otto Maass‘ Söhne, Wien 1905, S. 542 f.
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kalwang.at
  3. Felix Kemenovič von Belovar: „1811–1911: Geschichte der Pionierkadetten und deren Schulen“, Im Selbstverlag, in Kommission bei L.W. Seidel, Wien 1911, S. 423
  4. Lebenslauf
  5. Gaetano V. Cavallaro: „Disaster Ending in Final Victory“, copyright Gaetano V. Cavallaro, USA 2010, S. 60 ff
  6. Theodor Ritter von Zeynek: „Ein Offizier im Generalstabskorps erinnert sich“, Böhlauverlag, Wien 2009, S. 253
  7. Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs, Band 1, O. Maas' Söhne, Wien 1905, S. 534 ff
  8. Antonio Schmidt-Brentano: Die k. k. bzw. k. u. k. Generalität 1816–1918, Österreichisches Staatsarchiv, 1907, S. 161
  9. Peter Broucek: „Ein General im Zwielicht – Die Erinnerungen des Edmund Glaise von Horstenau“, Verlag Böhlau, Wien 1980, S. 410
  10. P. Broucek: Scheuchenstuel Viktor Gf.. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1994, ISBN 3-7001-2186-5, S. 99.
  11. http://www.austro-hungarian-army.co.uk/go.htm
  12. Sport und Salon Nr. 2, vom 8. Januar 1907, S. 1
  13. Grabstätte des Graf Viktor Scheuchenstuel
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