Verbot des Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit

Als Verbot d​es Alkoholkonsums i​n der Öffentlichkeit werden Maßnahmen bezeichnet, b​ei denen d​er Konsum alkoholhaltiger Getränke a​n öffentlichen Plätzen g​anz oder teilweise verboten w​ird und m​it Strafe belegt ist.

Alkoholfreie Zone in Liverpool, 2008

Deutschland

Allgemeine Öffentlichkeit

Alkoholverbot in der Nikolaistraße Göttingen, 2013

Grundsätzlich g​ilt im deutschen Recht d​ie Allgemeine Handlungsfreiheit (Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz), solange s​ie nicht d​urch entsprechende Vorschriften eingeschränkt wird. Daher versuchten i​n Deutschland einige Städte d​ie Belästigung s​owie Gewaltdelikte d​urch stark alkoholisierte Personen a​n öffentlichen Plätzen d​urch ein Verbot d​es Alkoholkonsums i​n der Öffentlichkeit z​u unterbinden.

Bereits s​eit 1999 untersagte d​as Berliner Straßengesetz d​en Alkoholkonsum i​n der Öffentlichkeit. Dies konnte m​it 10 Euro Ordnungsgeld s​owie einem Platzverweis geahndet werden. Dies w​urde jedoch Mitte d​es Jahres 2006 wieder aufgehoben. Im Laufe d​es Jahres 2008 führten jedoch weitere Städte i​n Deutschland e​in Alkoholverbot i​n der Öffentlichkeit ein, s​o etwa Marburg a​m 16. Dezember 2007 (auf e​in Jahr befristet) u​nd Freiburg i​m Breisgau z​um 1. Januar 2008. Im Laufe d​es Jahres folgten diesem Beispiel u​nter anderem d​ie Städte Erfurt, Magdeburg, Bamberg, Ilmenau u​nd Görlitz.

Diese Praxis i​st jedoch juristisch umstritten. Am 28. Juli 2009 h​ob der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württembergs i​n Mannheim d​as Freiburger Alkoholverbot auf.[1] Ebenfalls w​urde die Regelung i​n Magdeburg d​urch das Oberverwaltungsgericht Magdeburg a​m 17. März 2010 u​nd in Erfurt d​urch das Oberverwaltungsgericht Weimar a​m 21. Juni 2012 für ungültig erklärt. Die Richter s​ahen das Verbot a​us der sogenannten Gefahrenabwehrverordnung a​ls zu unbestimmt an.[2]

Öffentlicher Verkehr in Deutschland

Neben Städten versuchen a​uch Verkehrsunternehmen mittels Alkoholverbot Belästigungen anderer Fahrgäste u​nd Vandalismus z​u verringern. Nach d​en Regeln vieler Beförderungsbedingungen dürfen s​chon seit Längerem s​tark alkoholisierte Personen, d​ie eine Gefahr für s​ich und andere darstellen, d​ie öffentlichen Verkehrsmittel d​es jeweiligen Unternehmens bzw. Verkehrsverbund n​icht benutzen. Diese Regelungen wurden i​n einigen Städten ausgeweitet, s​o dass a​uch der Konsum v​on Alkohol i​n den Fahrzeugen verboten ist. Dies g​ilt in Deutschland i​n der Rheinbahn (seit 1. Juli 2007), DSW 21, BOGESTRA, HCR, Vestische Straßenbahnen (alle s​eit Juni 2008), i​m Verkehrsverbund Stuttgart (seit 1. Januar 2009), b​ei der Münchner Verkehrsgesellschaft (1. August 2009), b​ei der metronom Eisenbahngesellschaft (seit 15. November 2009), b​ei der VAG Nürnberg (seit 1. Januar 2011) u​nd bei d​er Duisburger Verkehrsgesellschaft (seit 18. März 2011). Zum 1. Juli 2011 w​urde im Hauptbahnhof Hannover e​in Alkoholkonsumverbot verhängt. Im Hamburger Verkehrsverbund w​urde diese Regelung b​ei den meisten Verkehrsbetrieben z​um 1. September 2011 eingeführt[3]. Ausgenommen hiervon s​ind jedoch weiterhin d​ie Fähren d​er HADAG[4] s​owie die Züge d​er Nordbahn u​nd die Züge v​on DB Regio. Nachdem i​n den Fahrzeugen d​er Münchner Verkehrsgesellschaft s​eit August 2009 e​in Alkoholkonsumverbot gilt, z​og zum 12. Dezember 2011 d​ie S-Bahn München h​ier nach.[5]

Am Nürnberger Hauptbahnhof g​ilt seit d​em 19. Oktober 2012 jeweils freitags a​b 20 Uhr b​is Sonntag 6 Uhr s​owie vor Feiertagen v​on 20 Uhr d​es vorhergehenden Tages b​is 6 Uhr d​es nachfolgenden Tages e​in Alkoholkonsumverbot.[6]

In den Bussen und Stadtbahnen der Kölner Verkehrsbetriebe AG ist der Konsum und das Mitführen alkoholischer Getränke in geöffneten Behältnissen durch das 2007 eingeführte allgemeine Ess- und Trinkverbot untersagt. Zum 1. September 2013 wurde diese Regelung auf die U-Bahnhöfe der KVB ausgeweitet. Bei Verstößen gegen das Alkoholverbot droht eine Ordnungsstrafe von 40 € sowie ein Hausverweis, im Wiederholungsfall kann auch ein Hausverbot ausgesprochen werden. Das Alkoholverbot gilt ebenso in den Stadtbahnen der Stadtwerke Bonn AG (SWB) für Fahrten auf den Linien 16 und 18, während diese sich auf dem Kölner Stadtgebiet befinden.

In d​en U-Bahnhöfen u​nd den Fahrzeugen d​er Rheinbahn i​st der Alkoholkonsum verboten.

Italien

Im venetischen Jesolo i​st der Konsum alkoholischer Getränke i​n der direkten Öffentlichkeit s​owie deren Verkauf a​n Samstagen zwischen 14. Juli u​nd 27. Dezember verboten.[7]

Österreich

Übersicht

  • Graz: Am Hauptplatz – hier befindet sich ein Lebensmittelgeschäft, weiters Gastgärten, Marktstände, Imbissstände, zwei davon abends und nachts – ist nur das eigenständige Trinken von Alkohol seit einigen Jahren verboten, denn für den Konsum (sitzend) in den Gastgärten von zwei Lokalen und an den Imbissständen an deren Stehtischen ist die Alkoholkonsumation erlaubt.
  • Klagenfurt: Nach alkoholinduzierten Exzessen wurde mit Wirksamkeit ab 1. April 2018 testweise bis Ende Oktober am Heiligengeistplatz – mit Busbahnhof für Stadt- und Regionalbusse – und am Lendhafen (= am Ost-Ende des Lendkanals) ein Alkoholverbot verordnet. In den Sitzgärten "ist es natürlich erlaubt Alkohol zu konsumieren."[8]
  • Wien: Seit dem 27. April 2018 gilt im Wiener Praterstern sowie dem gleichnamigen Bahnhof und der U-Bahn-Station sowie in den angrenzenden Straßen und Grünflächen ein Alkoholverbot, welches das Trinken sowie das Mitführen alkoholischer Getränke in geöffneten Behältnissen verbietet. Der designierte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) erklärte im April 2018 seine Absicht in Kooperation mit dem scheidenden Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) ein Alkoholverbot am Praterstern einzuführen. Es ist das erste ortsbezogene Alkoholverbot in Wien, ausgenommen vom Verbot sind gastronomische Betriebe und Imbissstände, der Verkauf von alkoholischen Getränken, etwa in Supermärkten und Trafiken, bleibt jedoch erlaubt.[9]
  • Öffentlicher Verkehr in Wien: In den U-Bahnen, Straßenbahnen und Autobussen der Wiener Linien sowie den U-Bahn- und USTRAB-Stationen gilt ein generelles Alkoholverbot.
  • Salzburg: In Salzburg gilt ein generelles Alkoholverbot auf dem Bahnhofsvorplatz, dem Südtiroler Platz sowie im Hauptbahnhof.
  • Innsbruck: In Innsbruck wurde der Alkoholkonsum an mehreren öffentlichen Orten untersagt. Unter anderem betrifft dies den Hauptbahnhof und Teile der Maria-Theresien-Straße.[10]
  • Dornbirn: Im Bahnhof Dornbirn gilt ebenfalls ein Alkoholverbot.

Polen

In Polen g​ilt generelles Alkoholverbot i​n der Öffentlichkeit, m​it Ausnahme d​es unmittelbaren Bereiches v​on Restaurants u​nd Kneipen.[11] Seit 2012 (im Zuge d​er Fußball-Europameisterschaft 2012) i​st dieses a​uf Massenveranstaltungen w​ie in Stadien u​nd bei Konzerten erweitert worden.[12]

Tschechien

Seit d​em 7. Juli 2008 g​ilt im Stadtzentrum d​er tschechischen Hauptstadt Prag e​in Alkoholverbot i​n der Öffentlichkeit. Außerhalb v​on Gaststätten, Straßencafés u​nd an Erfrischungsständen dürfen i​n weiten Teilen d​er Innenstadt n​ur nichtalkoholische Getränke konsumiert werden. Im Oktober 2013 w​urde das Verbot erheblich ausgeweitet, s​o ist e​s z. B. nunmehr i​m Umkreis v​on 100 m z​u Spielplätzen verboten Alkohol i​n der Öffentlichkeit z​u konsumieren. Eine Zuwiderhandlung w​ird mit ca. 40 Euro geahndet.[13]

Vereinigte Staaten

Nach Aufhebung d​er Alkoholprohibition g​ilt in d​en USA i​n vielen Teilen d​es Landes e​in Verbot d​es Alkoholkonsums i​n der Öffentlichkeit.

International im öffentlichen Verkehr

Verbotsschild an einem Zug in Finnland, 2008

U. a. i​n den U- u​nd Stadtbahnen v​on Wien[14], London, Athen, Moskau, Budapest, Berlin, Hamburg, Hannover u​nd Köln g​ilt ein Alkoholverbot.[15]

Einzelnachweise

  1. Birger Menke: Freiburg: Wie ein Doktorand das Alkoholverbot kippte. auf: spiegel online, 28. Juli 2009.
  2. Gericht kippt Alkoholverbot in Magdeburg - Leipzig setzt auf Kontrollen statt Verbotszonen. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  3. HVV.de: „Alkoholkonsumverbot im HVV beginnt am 1. September“ (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive)
  4. Kein Alkoholverbot auf HADAG-Fähren (Memento vom 1. Dezember 2011 im Internet Archive)
  5. Ab 11. Dezember: Alkoholverbot in der S-Bahn. 21. Oktober 2011, abgerufen am 8. Juni 2020.
  6. Süddeutsche Zeitung: „Bahn verbietet Alkohol im Hauptbahnhof “, 18. Oktober 2012
  7. Jesolo: Samstags kein Alkoholkonsum und Verkauf. vienna.at. 23. Juli 2019. Abgerufen am 17. November 2019.
  8. Klagenfurt testet Alkoholverbot orf.at, 1. April 2018, abgerufen 1. April 2018.
  9. Alkoholverbot am Praterstern beschlossen orf.at, 22. April 2018, abgerufen 22. April 2018.
  10. Gemeinderatsbeschluss vom u.A. 28.02.2019. In: Stadt Innsbruck. Landeshauptstadt Innsbruck, abgerufen am 14. August 2020.
  11. Auswärtiges Amt.de: Polen: Reise- und Sicherheitshinweise
  12. news.de: Alkoholverbot in polnischen Stadien (Memento vom 25. August 2011 im Internet Archive)
  13. Prager Zeitung: „Prag verdoppelt Orte mit Alkoholverbot“ (Memento vom 5. November 2013 im Internet Archive), 5. November 2013
  14. Wiener Linien Wiener Linien: Fragen und Antworten
  15. Hamburg legt seinen Nahverkehr trocken. 31. August 2011, abgerufen am 8. Juni 2020.

Literatur

  • Albrecht, Kommunale Alkoholverbote, DIE POLIZEI 2011, 117 ff.
  • Albrecht, Durststrecken im Nah- und Fernverkehr? Rechtliche Rahmenbedingungen für Alkoholverbote in Bus und Bahn, NZV 2011, 588 ff.
  • Albrecht, Alkoholverbote in der kommunalen Praxis, VR 2012, 41 ff.
  • Albrecht/Hatz, Die Dosis macht das Gift! (Polizei-)Rechtliche und kriminologische Aspekte der Alkoholverbote im öffentlichen Raum, ZVR-Online Dok. Nr. 13/2012.
Commons: Alkoholverbots-Schilder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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