Trappes
Trappes ist eine französische Gemeinde mit 32.645 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Yvelines in der Region Île-de-France. Die Einwohner werden Trappistes genannt. Trappes ist Teil der Ville nouvelle Saint-Quentin-en-Yvelines, einer von fünf Planstädten im Großraum Paris.
Trappes | ||
---|---|---|
Staat | Frankreich | |
Region | Île-de-France | |
Département (Nr.) | Yvelines (78) | |
Arrondissement | Versailles | |
Kanton | Trappes (Hauptort) | |
Gemeindeverband | Saint-Quentin-en-Yvelines | |
Koordinaten | 48° 47′ N, 2° 0′ O | |
Höhe | 143–174 m | |
Fläche | 13,70 km² | |
Einwohner | 32.645 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 2.383 Einw./km² | |
Postleitzahl | 78190 | |
INSEE-Code | 78621 | |
Website | www.villedetrappes.com |
Geographie
Die Stadt liegt auf einem Plateau südlich von Versailles. Die Stadt grenzt an Bois-d’Arcy im Nordosten, östlich an Montigny-le-Bretonneux, Magny-les-Hameaux grenzt im Südosten, im Süden liegt Le Mesnil-Saint-Denis, Élancourt im Westen und Plaisir nördlich.
Das Gelände ist verstädtert und im Zentrum industrialisiert. Im Norden gibt es aber auch zwei größere, insgesamt 87 Hektar große Naturschutzgebiete namens Saint-Quentin-en-Yvelines, die zum Teil in die Nachbargemeinde Montigny-le-Bretonneux reichen. Am See von Saint-Quentin gibt es einen 400 Hektar großes Freizeitgelände[1]. Im Süden liegt ein 450 Hektar großer Gemeindewald, der Forêt domaniale de Port-Royal.
In Trappes entspringt der Bach Maldroit, der über die Mauldre in die Seine entwässert.
Durch die Gemeinde führen sowohl die Route nationale 10 – die eine Verlängerung der Autobahn 12 darstellt und ein sehr hohes Verkehrsaufkommen hat –, als auch die Eisenbahnlinie Paris-Montparnasse-Chartres, für die im Stadtzentrum ein Bahnhof existiert. Beide Verkehrswege bilden einen markanten Schnitt durch das Gemeindegebiet.
Geschichte
Der Name Trappes kommt wahrscheinlich von dem gallischen Ortsnamen trebo, das Dorf. Die Gegend war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt.
Im 17. Jahrhundert wurde ein Teil der Gemeinde dem Besitz König Ludwig XIV. zugeschlagen.
- Im Jahr 1849 wurden die Eisenbahnlinie und der Bahnhof gebaut.
- Am 24. September 1852 erreichte Henri Giffard von Paris aus Trappes mit einem von ihm erbauten dampfgetriebenen Luftschiff. Seine Geschwindigkeit betrug etwa 7 km/h. Um voranzukommen, benutzte er eine kleine Dampfmaschine. Diese Fahrt gilt als erster bemannter motorisierter Flug der Geschichte.[2]
- 1911 wurden ein Lokomotiven-Depot und ein Rangierbahnhof errichtet, der zum Ende des 20. Jahrhunderts in Etappen stillgelegt und zum Abstellbahnhof für Reisezüge umgebaut wurde.
- 1944 erlitt die Stadt durch Bombardements der Alliierten auf die Eisenbahn-Infrastruktur große Zerstörungen, 75 % der Gebäude wurden beschädigt.
- Im Jahr 2000 wurde die Synagoge von Trappes durch einen Brand schwer beschädigt. Nachdem die Polizei zuerst von einem islamistischen Brandanschlag ausgegangen war, stellte es sich als Unfall heraus.
- Bei den Unruhen in Frankreich 2005 wurden in Trappes 27 Busse in einem Depot durch Brand zerstört.[3]
- Nach einer Personenkontrolle einer Burka-Trägerin kam es in Trappes im Juli 2013 in der Folge zu schweren nächtlichen Ausschreitungen.[4]
Trappes heute
Trappes zählt zu den Banlieue von Paris und hatte nach dem Zweiten Weltkrieg nur 3.216 Einwohner. In der Nachkriegszeit wurde es zur Planstadt und wuchs auf heute über 30.000 Einwohner an. In den 1970ern war es Teil der Konzeption „Ville Nouvelle“ von Saint-Quentin-en-Yvelines. Es folgte der Bau von Großwohnsiedlungen in Plattenbauweise, die vor allem ärmere Bevölkerungsschichten und Einwanderer anzogen. In französischen und deutschen Medien gilt die Kleinstadt als Sinnbild einer radikalisierten Einwandererkultur, da mehrfach Bewohner der Stadt im Umfeld von Terroranschlägen ermittelt wurden.[5][6] Es wird auch häufiger von einer Islamisierung der Stadt berichtet.[7][8][9] Zudem ist eine ungewöhnlich hohe Zahl von Einwohnern während des Syrienkonflikts nach Syrien gegangen, um dort an Kampfhandlungen teilzunehmen.[10][11] In englischsprachigen Medien finden sich zudem Schlagworte wie „Bandenkriminalität“ und „Armut“.[12] Bei der Suche nach Gründen wird zumeist die hohe Arbeitslosigkeit angeführt. Die Regierung hat die Stadt im Jahr 2018 als „einen von 30 von der Republik verlassenen Orten ausgewiesen, die es zurückzuerobern gelte“.[13] Nach Ansicht der Stadt werden vorhandene Probleme übertrieben dargestellt und fördern dadurch erst derartige Entwicklungen.[14][15] Versuche, die Situation durch Investitionen in das Stadtbild zu verbessern, führten zunächst zu keinen nennenswerten Erfolgen.[16] Allerdings sank die Arbeitslosenquote mittlerweile deutlich und lag im Jahr 2021 unter dem Durchschnitt von Paris.[17]
Sehenswürdigkeiten
Verkehr
Der Bahnhof von Trappes liegt an der Bahnstrecke Paris–Brest.
Städtepartnerschaften
Trappes' Partnerstädte sind:[18]
- Castiglione del Lago, Italien
- Congleton, Großbritannien
- Kopřivnice, Tschechische Republik
Persönlichkeiten
- Odile Bailleux (* 1939), Cembalistin und Organistin
- Omar Sy (* 1978), Schauspieler und Komiker
- La Fouine (* 1981), Rapper
Literatur
- Le Patrimoine des Communes des Yvelines. Flohic Editions, Band 2, Paris 2000, ISBN 2-84234-070-1, S. 919–925.
Einzelnachweise
- Naturschutzgebiet (in Franz.) (Memento des Originals vom 19. November 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- The Giffard Airship, 1852 (Memento des Originals vom 6. April 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Science Museum, London; englisch)
- "Das ist erst der Anfang". In: Spiegel Online. 4. November 2005, abgerufen am 29. November 2014.
- Burka-Kontrolle führt zu Krawallen vor Polizeiwache. In: Spiegel Online. 20. Juli 2013, abgerufen am 29. November 2014.
- Theresa Crysmann: "Die enttäuschten Kinder der Republik wenden sich gegen sie". In: sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 13. November 2020, abgerufen am 7. Juni 2021 (Verbindungsleute der Attentäter der Terroranschläge am 13. November 2015 in Paris; damaliger Bürgermeister sah eine gewisse Stigmatisierung der Stadt).
- Matthieu Aron & Elodie Guéguen: Trappes: 60 à 80 jeunes partis en Syrie. In: franceinter.fr. France Inter, 29. April 2016, abgerufen am 7. Juni 2021 (französisch, Kontakt der Gruppe, die die Terroranschläge in Brüssel am 22. März 2016 ausführte, nach Trappes).
- Michaela Wiegel: „Viele Kinder werden zum Hass auf Frankreich erzogen“. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Februar 2021, abgerufen am 7. Juni 2021 (nach Geschlechtern getrennte Friseursalons; Vollverschleierung teils schon für Kinder; Frauen in Cafés unerwünscht; ein Lehrer, der sich gegen die Islamisierung aussprach nach Morddrohungen unter Polizeischutz; Juden verließen die Stadt bereits Anfang des 21. Jahrhunderts; es gibt ein eigenes Buch von Le-Monde-Journalisten zur Islamisierung der Stadt; 400 islamistische Gefährder sollen in der Stadt leben).
- Zwei Tote und ein Schwerverletzter bei Messerattacke nahe Paris. In: spiegel.de. Der Spiegel, 23. August 2018, abgerufen am 7. Juni 2021 (Zitat: „Hochburg von Salafisten in Frankreich“).
- Martina Meister: Islamisierung. In Trappes sind jetzt alle Fleischereien halal. In: welt.de. Welt, 4. Februar 2018, abgerufen am 7. Juni 2021 (Zitat: „Islamisten geben den Ton an“).
- Martina Meister: 50 Männer und keine Frau. In: welt.de. 9. Februar 2018, abgerufen am 7. Juni 2021 (mindestens 67 der ca. 32.000 Einwohner gingen bis dahin nach Syrien; Zitat: „Integration gescheitert“).
- Thomas Hanke: Drogen und Gewalt – Frankreichs Problemviertel zeigen das Ausmaß misslungener Integration. In: handelsblatt.com. Handelsblatt, 4. Oktober 2018, abgerufen am 7. Juni 2021 (Zitat: „vernachlässigte Vorstadt“, hohe Arbeitslosigkeit, abwertende Bezeichnung als „Trappistan“ oder „Molenbeek-en-Yvelines“).
- Paris knife attack: Man 'kills mother and sister' in suburb street. In: bbc.com. BBC, 23. August 2018, abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch, Ziat: „Trappes, close to Versailles, is known for gang violence and poverty.“).
- Axel Veiel: Tödliche Attacke in Paris. Rätselraten um Motiv des Messerstechers von Paris. In: stuttgarter-nachrichten.de. Stuttgarter Nachrichten, 23. August 2018, abgerufen am 7. Juni 2021.
- Nicolas Truong: Eine Stadt am seidenen Faden. In: monde-diplomatique.de. Le Monde, 16. April 1999, abgerufen am 7. Juni 2021 (Bericht von 1999, in dem der damalige Bürgermeister äußert, es sei eine „schamlose Verhöhnung des Engagements von Menschen, die sich im Sozialwesen, in den Initiativen und in der Wirtschaft um ein besseres Image ihrer Stadt bemühen, mit der sie sich sehr verbunden fühlen“, wenn nur die Probleme aufgezeigt bzw. überbetont werden würden – so gab es im Jahr 1998 nur zwei Vergewaltigungen und zwei bewaffnete Raubüberfälle; Le Parisien führte sie aber bereits damals als eine der „verbotenen Siedlungen“; Probleme: hohe Quote von Sitzenbleibern (70 Prozent mindestens einmal), nur 13 Prozent der Einwohner haben ein Abitur; Folgen der „Gruselgeschichten aus der Stadt“: Kreditverweigerung, Vorurteile gegenüber Bewerbern um Arbeitsplätze etc.).
- Matthieu Aron & Elodie Guéguen: Trappes: 60 à 80 jeunes partis en Syrie. In: franceinter.fr. France Inter, 29. April 2016, abgerufen am 7. Juni 2021 (französisch, ein Vertreter der Polizeigewerkschaft bezeichnet die Kriminalitätsrate der Stadt als durchschnittlich: „Trappes est une commune avec une délinquance moyenne.“).
- Gescheiterte Politik - Kommentar. In: Schwäbische Zeitung. presseportal.de, 22. Juli 2013, abgerufen am 7. Juni 2021 (hohe Investitionssummen brachten keine Besserung, da die Integration nicht ausreichend berücksichtigt werde; sozialer und wirtschaftlicher Ausschluss führt zu erhöhter Gewaltbereitschaft).
- Kim Willsher: ‘It’s so unfair’: life on the streets of the French town branded as ‘lost to Islam’. In: theguardian.com. The Guardian, 21. Februar 2021, abgerufen am 7. Juni 2021 (der damalige Bürgermeister weist zudem viele der Behauptungen als Gerüchte, Übertreibungen und Lügen von Personen zurück, die nie in der Stadt waren).
- Le comité de jumelage de Trappes Abgerufen am 8. Juli 2011.