Tiefenthal (Leutershausen)

Tiefenthal (mundartlich: Dīfɘdṓl[2]) i​st ein Gemeindeteil d​er Stadt Leutershausen i​m Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).

Tiefenthal
Höhe: 500 m ü. NHN
Einwohner: 81 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 91578
Vorwahl: 09823
Karte
Tiefenthal

Geografie

Unmittelbar südlich d​es Dorfes entspringt d​er Krämleinsbach, d​er ein linker Zufluss d​er Altmühl ist. 1 km nordwestlich l​iegt das Zobelholz, 1 km südöstlich erhebt s​ich der Rote Berg. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt n​ach Neunkirchen (1 km südwestlich). Eine weitere Gemeindeverbindungsstraße führt n​ach Lengenfeld z​ur Staatsstraße 2246 (2 km südlich) bzw. z​u einer Gemeindeverbindungsstraße (0,5 km westlich), d​ie nach Hinterholz (1,1 km nördlich) bzw. ebenfalls n​ach Neunkirchen (1,1 km südlich) verläuft.[3]

Ortsnamendeutung

Der Ortsname leitet s​ich von e​inem gleichlautenden Flurnamen ab, d​er vermutlich d​ie Talsenke d​es Krämleinsbaches bezeichnete.[2]

Geschichte

Als Lehen des Hochstifts Würzburg hatte Ende des 13. Jahrhunderts Wolfram von Geißendorf als Ministeriale der Truhedinger Besitz in Tiefenthal.[4] Im Jahr 1303 wurde der Ort in den Würzburger Lehenbüchern als Tieffental erstmals namentlich erwähnt.[2] Anfang des 14. Jahrhunderts hatten die Herren von Heideck als Erben der Herren von Dornberg ganz Tiefenthal in ihrem Besitz.[5] Im Ansbacher 16-Punkte-Bericht von 1684 waren für Tiefenthal 18 Mannschaften verzeichnet. Grundherren waren das Kastenamt Ansbach (2 Güter, 4 Häuslein), das Stiftsamt Ansbach (3 Anwesen) und das Rittergut Rügland der Herren von Crailsheim (9 Anwesen). Die Gemeinde verfügte über ein Hirtenhaus. Alle Rechte lagen beim Ober- und Kastenamt Ansbach.[6] Diese Verhältnisse werden durch die Vetterschen Oberamtsbeschreibungen von 1732 bestätigt.[7] Der Ort war zehntfrei.[8] Gegen Ende des Alten Reiches bestand das Dorf aus 19 Anwesen, von denen neun den beiden Ansbacher Ämtern (zwei Köblergüter und vier Leerhäuser dem Kastenamt, drei Köblergüter dem Stiftsamt) und neun den Crailsheimern untertan waren (1 Hof, 1 Halbhof, 6 Güter, 1 Gütlein, 1 Leerhaus). Die Gemeinde verfügte über das Hirtenhaus und das Brechhaus.[9][10] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Ansbach.[11]

Im Rahmen d​es Gemeindeedikts w​urde Tiefenthal d​em 1808 gebildeten Steuerdistrikt Neunkirchen zugeordnet. Es gehörte a​uch der 1811 gegründeten Ruralgemeinde Neunkirchen an.[12] Die Bewohner unterstanden d​em Landgericht Ansbach. Von 1820 b​is 1848 hatten allerdings d​ie Herren v​on Crailsheim für i​hre Grundholden – i​n Tiefenthal w​aren dies zunächst zehn, 1848 zwölf Güter – e​ine Patrimonialgerichtsbarkeit I. Klasse m​it Sitz i​n Rügland inne.[13]

Am 1. Januar 1972 w​urde Tiefenthal i​m Zuge d​er Gebietsreform i​n die Stadt Leutershausen eingemeindet. Der letzte Bürgermeister d​er Gemeinde Neunkirchen w​ar ab 1968 Fritz Aumann a​us Tiefenthal.[14][11]

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner 701059611199931021521019681
Häuser[15] 2023222321232322
Quelle [16][17][18][19][20][21][22][23][24][25][1]

Religion

Der Ort i​st seit d​er Reformation protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession s​ind nach St. Georg (Neunkirchen b​ei Leutershausen) gepfarrt,[26] d​ie Einwohner römisch-katholischer Konfession n​ach Kreuzerhöhung (Schillingsfürst).

Literatur

Commons: Tiefenthal (Leutershausen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 329 (Digitalisat).
  2. E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 181.
  3. Tiefenthal im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 1, S. 601.
  5. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 1, S. 162 f., 189.
  6. Staatsarchiv Nürnberg, Ansbacher Salbücher 129, 3582. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 692.
  7. H. Schreiber: Leutershausen, S. 390.
  8. H. Schreiber: Leutershausen, S. 392.
  9. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 916.
  10. Johann Bernhard Fischer: Tiefenthal. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 26 (Digitalisat). (= J. K. Bundschuh, Bd. 5, Sp. 555). Hiernach gab es nur 18 Untertansfamilien, von denen 9 ansbachisch waren.
  11. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 1003.
  12. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Ansbach 1808–17. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 961.
  13. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 957 f.
  14. H. Schreiber: Leutershausen, S. 390.
  15. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  16. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 92 (Digitalisat).
  17. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 43 (Digitalisat).
  18. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 985, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  19. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1150, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1090 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1155 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1192 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1029 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 756 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 170 (Digitalisat).
  26. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 1, S. 63.
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