RHA
RHA (englisch rolled homogeneous armour, deutsch ‚gewalzte homogene Panzerung‘) bzw. RHA-e[1] (equivalence, deutsch ‚äquivalent‘) bezeichnen eine (theoretisch angenommene) Panzerung aus Stahl bzw. Panzerstahl.
Ursprünglich wurden Panzerfahrzeuge des Zweiten Weltkrieges aus Stahlguss oder gewalztem Stahl gebaut. Fortschritte in der Metallurgie führten nach dem Zweiten Weltkrieg zu leistungsfähigeren Stahl-Legierungen, später auch Leichtmetall-Panzerungen, Keramik- sowie Verbundpanzerungen aus Kombinationen mehrerer Stoffe, weswegen eine Kenngröße benötigt wurde, um unterschiedliche Panzerungen und Geschosse miteinander vergleichen zu können.
RHA-e
Heute dient die Stärke in RHA-e als Vergleichswert, um die Panzerung von Panzerfahrzeugen bzw. die Penetrationsleistung von panzerbrechender Munition untereinander vergleichen zu können. Der Wert kann hierbei sowohl für das ganze Fahrzeug als Durchschnittswert, aber auch für einzelne Teile der Panzerung verwendet werden[1]. Die Durchschlagsleistung ist stark abhängig von Umgebungsfaktoren wie der Distanz, Kontaktwinkel, dem Material und der Geometrie des Penetrators, weswegen die Penetrationsleistung in der Regel als Mittelwert und in tabellarischer Form für unterschiedliche Reichweiten und Winkel angegeben wird. In der Praxis können die RHA-e-Werte selbst für ein Ziel, welches mit demselben Munitionstyp evaluiert wurde, um mehr als 100 % abweichen[1].
RHA
RHA oder kurz Panzerstahl wird in der Literatur und im Sprachgebrauch entweder für den eigentlichen Werkstoff verwendet oder je nach Kontext synonym für RHA-e verwendet. Anders als für den theoretische angenommene Panzerstahl (RHA-e) gibt es für RHA keine einheitliche Definition über die Werkstoffeigenschaften bzw. die Zusammensetzung. Nach US-Standard MIL-A-12560H besteht RHA aus folgenden Legierungsbestandteilen (in Gewichtsprozent): 0,25 % Kohlenstoff, 2,25 % Nickel, 1,35 % Chrom, 0,25 % Molybdän, 0,25 % Mangan, 0,23 % Silizium, 0,01 % Phosphor und 0,003 % Schwefel[2]. Abhängig vom erzielten Härtegrad wird dieser Stahl als RHA oder (IRHA; (englisch improved rolled homogeneous armour, deutsch ‚verbesserte, gewalzte homogene Panzerung‘) bezeichnet.
Die Legierungsbestandteile haben eine große Auswirkung auf die Härtbarkeit des jeweiligen Stahls. Bei gleicher Härte gibt es jedoch kaum Unterschiede in der Schutzwirkung der Panzerung[2]. Ein wesentlicher Faktor für die Schutzwirkung einer homogenen Stahlpanzerung wird daher durch die Härte und den Härtungsprozess des Stahls bestimmt. In der Praxis werden entsprechende Panzerstähle je nach Anwendungsgebiet auf eine Härte 28 bis 34 (RHA) bzw. 40 bis 48 HRC (IRHA) gehärtet[2]. Bei zu geringer Härte kann die Panzerung von einem Wuchtgeschoss einfacher durchschlagen werden, während zu hohe Härte zwar die Penetrationsleistung verringert, aber das Material spröde werden lässt. Dies kann z. B. dazu führen, dass auch bei nicht durchdrungener Panzerung Splitter auf der Innenseite der Panzerung abgelöst werden (engl. spalling, deutsch ‚abplatzen‘). In den 1970er und 1980er Jahren haben Versuche ergeben, dass die strukturelle Integrität bei Härtegraden über 52 HRC für Treffer mit KE-Munition ab 20 mm Kaliber nicht mehr gegeben ist[2]. Gegenüber nicht gehärtetem, homogenem Panzerstahl (ca. 28 bis 34 HRC) ergibt sich bei 40 bis 48 HRC eine Verringerung der Penetrationsleistung von ca. 15 bis 22 %[2].
Siehe auch
Weblinks
- Armor Technology (abgerufen am 7. Januar 2016)
- 19th International Symposium on Ballistics: Definition and uses of RHA equivalneces for medium caliber targets
Einzelnachweise
- http://xrayct.com/documents/data/IBS19/TB151159.pdf
- Improved Rolled Homogeneous Armor (IRHA) Steel Through Higher Hardness