Jagdpanzer IV
Der Jagdpanzer IV[1] war ein Jagdpanzer, der während des Zweiten Weltkrieges von der deutschen Wehrmacht eingesetzt wurde. Hauptaufgabe des Jagdpanzers IV war die Bekämpfung feindlicher Panzer und Sturmgeschütze.
Jagdpanzer IV | |
---|---|
Jagdpanzer IV/48 mit 7,5-cm-PaK 39 | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 4 |
Länge | 6,85 m |
Breite | 3,17 m |
Höhe | 1,85 m |
Masse | 24 t |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | 20–80 mm |
Hauptbewaffnung | 7,5-cm-Pak 39 L/48 |
Sekundärbewaffnung | 1 × 7,92-mm-MG 34 |
Beweglichkeit | |
Antrieb | Maybach HL 120 TRM 300 PS |
Federung | Blattfederung |
Geschwindigkeit | 40 km/h/16 km/h (Straße/Gelände) |
Leistung/Gewicht | 12,5 PS/t |
Reichweite | 190 km/130 km (Straße/Gelände) |
Geschichte
Entwicklung
In Anbetracht der schweren Kämpfe bei der Schlacht um Stalingrad wurde seitens des Heereswaffenamtes ein neuer Anforderungskatalog für Sturmgeschütze und Panzerjäger erstellt. Der Panzerschutz sollte erhöht werden, wobei man eine Frontpanzerung von 100 mm und eine Seitenpanzerung von bis zu 50 mm vorschlug. Unter Berücksichtigung einer geringstmöglichen Fahrzeughöhe sollten des Weiteren für eine bessere Geländegängigkeit die Bodenfreiheit erhöht und breitere Ketten verwendet werden. Als Bewaffnung sollte die überlange Kampfwagenkanone 7,5-cm-KwK 42 zum Einbau kommen. Ursprünglich war dafür ein völlig neues Fahrgestell vorgesehen, jedoch waren für dessen Entwicklung aufgrund der Kriegsereignisse keine Kapazitäten vorhanden, so dass man auf das in großer Anzahl zur Verfügung stehende und bewährte Fahrgestell des Panzerkampfwagen IV zurückgriff.
Im Mai 1943 wurde von der Vogtländischen Maschinenfabrik (VOMAG) in Plauen ein Holzmodell des neuen Panzerjägers vorgestellt, das die Zustimmung Hitlers fand. An die Auslieferung der ersten Prototypen im Oktober schloss sich nahtlos der Produktionsbeginn bei VOMAG an. Im Dezember wurde das Fahrzeug zusammen mit dem Sturmgeschütz IV zum ersten Mal Hitler vorgeführt, wobei es besonders durch seine niedrige Silhouette auffiel. Die „Jagdpanzer IV Ausf. F“ bezeichneten Fahrzeuge gelangten Anfang 1944 zum Einsatz.[2]
Jagdpanzer IV/48
Die erste Serie des Jagdpanzers IV besaß als Hauptwaffe die 7,5-cm-KwK 40. Die Kanone war mit 48 Kaliberlängen und einer Rohrlänge von 3,60 m genau so lang wie die Kanone des Sturmgeschützes IV, jedoch besaß letzteres die StuK 40 L/48. Im Unterschied zum herkömmlichen Panzer-IV-Fahrgestell war die Panzerung abgeschrägt, wodurch sich der Panzerschutz vor allem beim spitzwinklig ausgebildeten Bug stark erhöhte. Beim Panzer IV war ein von einem DKW-Motor angetriebenes Stromerzeugungsaggregat eingebaut, das die elektrische Energie für die Turmdrehmechanik lieferte. Beim turmlosen Jagdpanzer IV konnte infolge des Wegfalls dieses Generators ein zusätzlicher Kraftstoffbehälter eingebaut werden. Des Weiteren wurde die Anordnung der Bremsenentlüftung, der Innenraumheizung und der Einbau der Funkgeräte geändert. Bei den Führungsfahrzeugen wurde die ursprüngliche Besatzung von vier Mann um ein Besatzungsmitglied erhöht, welches als Funker das in einer Kugelblende befindliche Bug-MG bediente, dessen Öffnung sonst mit einer kegelförmigen Panzerplatte abgedeckt war. Von dieser Serie wurden im Jahre 1944 insgesamt 769 Stück hergestellt. Die Panzerung wurde von der Witkowitzer Bergbau- und Hüttengewerkschaft geliefert; die Hersteller der Hauptwaffe waren Rheinmetall-Borsig und die Seitz-Werke in Kreuznach.[3]
Panzer IV/70 mit 7,5-cm-Pak 42 L/70
Im Januar 1944 wurde angeordnet, unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten, die überlange 7,5-cm L/70-Kanone in den Jagdpanzer IV einzubauen. Im April wurden Hitler die ersten Lichtbilder des Panzerjägers mit dieser Kanone gezeigt. Im Rahmen einer Vorführung zu seinem Geburtstag am 20. April legte er den Schwerpunkt der Panzerjägerproduktion auf das „Panzer IV/70 (V)“ genannte Fahrzeug, von dem monatlich bis zu 1000 Stück gebaut werden sollten. Dazu sollte die gesamte Panzer-IV-Produktion auf die Herstellung des Sturmgeschützes IV und des neuen Jagdpanzers IV umgestellt werden. Da dies produktionstechnisch nicht zu realisieren war und man auch keinen Einbruch der Produktionszahlen des Jagdpanzers IV/48 bei Vomag aufgrund der Umstellung hinnehmen wollte, kam es zu einer Zwischenlösung, um die lange Kanone so schnell wie möglich in den Panzerjäger IV einzubauen. Dabei wurde das Nibelungenwerk angewiesen, die Kanone in einem von Alkett entworfenen hohen Aufbau unterzubringen bei Nutzung eines normalen Panzer-IV-Fahrgestells. Von August 1944 bis März 1945 wurden auf diese Weise 278 Stück hergestellt. Durch den hohen Aufbau ging der ursprüngliche vorteilhafte Panzerschutz teilweise verloren, weswegen die „Panzer IV/70 (A)“ genannten Fahrzeuge nur als Übergangslösung angesehen wurden.
Ab August 1944 lief auch die Produktion des eigentlichen Panzer IV/70 bei Vomag an. Das Fahrzeug war bewaffnet mit der 7,5-cm-Pak 42 L/70, einer modifizierten Variante der auch im Panther eingebauten Kanone. Die Waffe wurde von den Gustloff-Werken in Weimar und von Škoda in Pilsen geliefert und hatte von vornherein keine Mündungsbremse. Die mit einer Saukopfblende geschützte und 10° nach beiden Seiten schwenkbare Waffe war leicht nach rechts versetzt, um den Fahrzeuginnenraum besser ausnutzen zu können. Wie auch im Jagdpanzer IV/48 erhöhte sich die Besatzung bei Führungsfahrzeugen von ursprünglich vier auf fünf Mann. Durch den langen Überhang der Kanone wurde diese während des Marsches in einer Rohrstütze gelagert. Mit fast 26 Tonnen Gefechtsgewicht war das Panzer-IV-Fahrgestell am Ende seiner Leistungsfähigkeit. Durch die lange Waffe und die starke Bugpanzerung von 80 mm war das Fahrzeug stark kopflastig, wodurch es im Gelände nur schlecht zu lenken war und den Spitznamen „Guderian-Ente“ erhielt. Aufgrund der hohen Belastung der Gummibandagen wurden bei dem vorderen Laufrollenpaar Stahllaufräder verwendet. Vomag stellte von diesem Typ insgesamt 930 Stück her.[3]
Einsatz
Der Jagdpanzer IV kam in geringer Anzahl in den Panzerjäger-Abteilungen der Panzerdivisionen zum Einsatz. Vor allem der Jagdpanzer IV/70 war aufgrund seiner niedrigen Silhouette, seiner starken Panzerung und seiner hohen Feuerkraft einer der stärksten Jagdpanzer des Krieges und jedem Feindpanzer gewachsen. Bei einer Gesamthöhe von 1,85 m betrug die Feuerhöhe lediglich 1,40 m, so dass sich der Jagdpanzer IV schon in kleinen Bodensenken gut gedeckt positionieren konnte und dabei kein großes Ziel abgab. Teilweise wurden die Mündungsbremsen entfernt, da diese durch den aufgewirbelten Staub die Position des Panzers verrieten und dem Richtschützen die Sicht nahmen. Als Notbehelf wurde der Jagdpanzer IV teilweise als Ersatz für fehlende Kampfpanzer oder auch als Sturmgeschütz verwendet, obwohl diese Aufgaben nicht seiner Konzeption entsprachen und dementsprechend der Kampfwert eingeschränkt war. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass Generaloberst Guderian vom Wert des Jagdpanzers IV/70 nicht überzeugt war und das Sturmgeschütz IV als ausreichend für alle Aufgaben erachtete.[4] Das Konzept des Jagdpanzers IV wurde später in der Bundeswehr mit dem Kanonenjagdpanzer fortgesetzt.
Techniktabellen
Technische Daten
Technische Daten der Ausführungen des Jagdpanzers IV | ||
Ausf. IV / 48 (Sd. Kfz. 162) | Ausf. IV / 70 (Sd. Kfz. 162/1) | |
---|---|---|
0Allgemeine Eigenschaften | ||
Gewicht | 24 t | 25,8 t |
Länge | 6,85 m | 8,50 m |
Breite | 3,17 m | = |
Höhe | 1,85 m | = |
Bodenfreiheit | 40 cm | = |
0Bewaffnung | ||
Hauptbewaffnung | 7,5-cm-PaK 39 L/48 | 7,5-cm-StuK 42 L/70 |
Sekundärbewaffnung | 1 × MG 34 | 1 × MG 42 |
Munitionsvorrat | PaK: 79 MG: 1200 |
StuK: 55 MG: 1200 |
Kaliberlänge (KwK) | 48 | 70 |
Panzerung | ||
Wannenfront | 60 mm/45° | 80 mm/45° |
Wannenseite | 30 mm/90° | = |
Wannenheck | 20 mm/9°–11° | = |
Wannendecke | 20 mm/0° | = |
Wannenboden | 20 mm/0° | = |
Aufbau Front | 60 mm/50° | 80 mm/50° |
Aufbau Seite | 30 mm/30° | 40 mm/30° |
Aufbau Heck | 20 mm/35° | = |
Beweglichkeit | ||
Motor (Maybach) | HL 120 TRM 12-Zylinder-Ottomotor wassergekühlt |
= |
Leistung | 300 PS | = |
Gewichtsbezogene Leistung | 12,5 PS/t | 11,6 PS/t |
Höchstgeschwindigkeit Straße | 40 km/h | 35 km/h |
Höchstgeschwindigkeit Gelände | 16 km/h | = |
Kraftstoffvorrat | 470 l | = |
Fahrbereich | 190 km (Straße) 130 (Gelände) |
= |
Watfähigkeit | 95 cm | = |
Besatzung | 4 | = |
Stückzahl | 769 | 1208 |
Durchschlagsleistung der Munition
Durchschlagsleistung der PaK 39 L/48 bei 60° Auftreffwinkel[5] | Durchschlagsleistung der StuK 42 L/70 bei 60° Auftreffwinkel[6] | |||||
Panzergranate 39 | Panzergranate 40 | Granate 38 HL/C | Panzergranate 39/42 | Panzergranate 40/42 | ||
100 Meter | 99 mm | 126 mm | 100 mm | 138 mm | 194 mm | |
500 Meter | 91 mm | 108 mm | 100 mm | 124 mm | 174 mm | |
1000 Meter | 81 mm | 87 mm | 100 mm | 111 mm | 150 mm | |
2000 Meter | 63 mm | 88 mm | 106 mm | |||
Bei der Panzergranate 40 handelte es sich um ein Hartkerngeschoss aus Wolframcarbid, das aufgrund des Mangels an Wolfram nur in geringen Mengen oder oft gar nicht zur Verfügung stand. Bei der Granate 38 HL/C handelte es sich um ein Hohlladungsgeschoss. |
Verweise
Siehe auch
Literatur
- Walter J. Spielberger: Der Panzerkampfwagen IV und seine Abarten, Motorbuchverlag, Stuttgart 1975, ISBN 3-87943-402-6.
Einzelnachweise
- Laut Nachrichtenblatt der Panzertruppen des Generalinspekteurs der Panzertruppen vom 17. November 1944 umbenannt von „le. Pz. Jg. IV“ in „Jagdpanzer IV“.
- F. M. von Senger und Etterlin: Die deutschen Panzer 1926–1945, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-7637-5988-3, S. 65
- Spielberger: Der Panzerkampfwagen IV und seine Abarten. S. 88–100
- F. M. von Senger und Etterlin: Die deutschen Panzer 1926–1945, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-7637-5988-3, S. 65–66
- Wolfgang Fleischer, Richard Eiermann: Die deutsche Panzerjägertruppe 1935–1945, Podzun-Pallas Verlag 1998, ISBN 3-7909-0613-1; S. 84
- Wolfgang Fleischer, Richard Eiermann: Die deutsche Panzerjägertruppe 1935–1945, Podzun-Pallas Verlag 1998, ISBN 3-7909-0613-1; S. 142