Sogdianit
Das Mineral Sogdianit ist ein selten vorkommendes Ringsilikat aus der Milaritgruppe und hat die chemische Zusammensetzung K Zr4+2 Li3 Si12O30 [1]. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt violette Kristalle, farblich vergleichbar mit Kunzit[3][4].
Sogdianit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | K Zr4+2 Li3 Si12O30[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate – Ringsilikate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
9.CM.05 (8. Auflage: VIII/E.22) 63.02.01a.13 |
Ähnliche Minerale | Sugilith |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | hexagonal |
Kristallklasse; Symbol | dihexagonal-dipyramidal; 6/m 2/m 2/m[2] |
Raumgruppe | P6/mcc (Nr. 192)[1] |
Gitterparameter | a = 10,1240 Å; c = 14,3198 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 2[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 7[3][4] |
Dichte (g/cm3) | 2,9[3][4] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach (0001)[3][4] |
Farbe | violett, hellviolett[3][4] |
Strichfarbe | Bitte ergänzen |
Transparenz | durchsichtig[3][4] |
Glanz | Glasglanz[3][4] |
Radioaktivität | kaum messbar[2] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,608 nε = 1,606[3][4] |
Doppelbrechung | δ = 0,002[3] |
Optischer Charakter | einachsig negativ[3], einachsig positiv[4] |
Weitere Eigenschaften | |
Besondere Merkmale | Fluoreszenz: LW: dunkelviolett, KW: dunkelrot |
Etymologie und Geschichte
Entdeckt wurde Sogdianit in den Moränen des Darai-Pioz-Gletschers im Alaigebirge in Tadschikistan und 1968 von V. D. Dusmatov, A. F. Efimov, Z. T. Kataeva, L. A. Khoroshilova und K. P. Yanulov als neues Mineral der Milaritgruppe beschrieben. Sie benannten das Mineral nach dem antiken Namen des Fundortes, dem Reich Sogdien in Mittelasien, heute Tadschikistan.[3][4]
Klassifikation
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehört der Sogdianit zur allgemeinen Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“, wo er zusammen mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Emeleusit, Faizievit, Merrihueit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit die „Milarit-Osumilith-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/E.22 bildet.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Sogdianit ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Doppelringe“ zu finden ist. Darin gehört es mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit zur „Milaritgruppe“ mit der System-Nr. 9.CM.05.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sogdianit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“ ein. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.[5]
Chemismus
Sogdianit mit nahezu idealer Endgliedzusammensetzung ist nur von der Typlokalität in Tadschikistan bekannt.[1] Ansonsten bildet er komplexe Mischkristalle mit Sugilith (Na und Fe3+-Gehalte), Berezanskit (Ti4+-Gehalte), Brannockit (Sn4+) und Darapiosit (Na und Mn2+-Gehalte).
Vom Darai-Pioz-Gletscher ist die komplette Sogdianit-Sugilith-Mischkristallreihe belegt[6] und auch die übrigen Zusammensetzungen, die sich in der Literatur finden, sind Mischkristalle, z. B. von Sogdianit, Sugilith, Berezanskit und Sugilith-Al (hypothetisches Endglied).[7]
Kristallstruktur
Sogdianit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192) mit den Gitterparametern a = 10,1240 Å und c = 14,3198 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Sogdianit ist isotyp zu Milarit, das heißt, es kristallisiert mit der gleichen Struktur wie Milarit. Die 12-fach koordinierte C-Position ist voll besetzt mit Kalium (K+), die 9-fach koordinierte B-Position hingegen unbesetzt. Zirkon Zr4+ wird ausschließlich auf der 6-fach koordinierten A-Position eingebaut, Lithium (Li+) auf der tetraedrisch koordinierten T2-Position. Die T1-Position, die die 6er-Doppelringe aufbaut, enthält nur Silizium (Si4+).
Bildung und Fundorte
Sogdianit bildet sich in Pegmatit-Adern und alkalischen Graniten.
Die Typlokalität ist der Darai-Pioz-Gletscher im Alaigebirge in Tadschikistan, wo es in Gesteinen pegmatitischen Ursprungs in den Moränen gefunden wird. Sogdianit tritt hier zusammen mit Quarz, Mikroklin, Ägirin und Seltenerdmineralen wie Thorit und Stillwellit auf.
Darüber hinaus listet Mindat nur 2 weitere Fundorte auf:[8]
- Den Golden Horn Batholith des Okanogan County (Washington) in den USA und die
- Wessels Mine (Wessel's Mine) im Kalahari Manganfeld, Nordkap (Provinz), Südafrika.
Am Golden Horn Batholith tritt Sogdianit zusammen mit Ägirin, Bastnäsit-(Ce), Gadolinit-(Y), Titanit, Zektzerit und Arfvedsonit auf.[9]
Siehe auch
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 714.
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
Weblinks
- Mineralienatlas:Sogdianit (Wiki)
- Mineraldatenblatt – Sogdianite (PDF, engl.; 67 kB)
Einzelnachweise
- E. V. Sokolova, F. C. Hawthorne, L.A. Pautov (2000): The Crystal Chemistry Of Li-bearing Minerals With The Milarite-Type Structure: The Crystal Structure Of End-Member Sogdianite, In: The Canadian Mineralogiste, 38, S. 853–859 (PDF, 698 kB)
- Webmineral – Sogdianite
- V. D. Dusmatov, A. F. Efimov, Z. T. Kataeva, L. A. Khoroshilova, K. P. Yanulov (1968): Sogdianite – a new mineral, In: Doklady Akademii Nauk SSSR, 182, S. 1176–1177 (PDF (russisch))
- M. Fleischer (1969): New mineral names, In: American Mineralogist, 54, S. 1218–1223 (PDF, 388 kB)
- Webmineral - New Dana Classification of Cyclosilicates Cyclosilicate Condensed Rings
- L. A. Pautov, P. V. Khvorov, V. A. Muftakhov, A. A. Agakhanov (2000): Sogdianite and sugilite from Dara-i-Pioz massif (Tajikistan), In: Proceedings of the Russian Mineralogical Society, Band 129, S. 66–79 (Abstract, PDF 556 kB)
- M. A. Cooper, F. C. Hawthorne, AND E. S. Grew (1999): The crystal chemistry of sogdianite, a milarite-group mineral, In: American Mineralogiste, 84, S. 764–768 (PDF, 1,4 MB)
- Fundortliste für Sogdianit beim Mineralienatlas und bei Mindat
- MinDat - Sogdianite from Washington Pass, Golden Horn Batholith, Okanogan Co., Washington, USA