Dusmatovit
Das Mineral Dusmatovit ist ein sehr selten vorkommendes Ringsilikat aus der Milaritgruppe und hat die idealisierte chemische Zusammensetzung K Na□ Mn2+2 Zn3 Si12O30.[1][2] Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt dunkelblaue Kristalle und Aggregate.[5]
Dusmatovit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | K Na□ Mn2+2 Zn3 Si12O30[1][2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate – Ringsilikate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
9.CM.05 (8. Auflage: VIII/E.22) 63.02.01a.11 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | hexagonal |
Kristallklasse; Symbol | dihexagonal-dipyramidal; 6/m 2/m 2/m[3] |
Raumgruppe | P6/mcc (Nr. 192)[4] |
Gitterparameter | a = 10,218 Å; c = 14.292 Å[4] |
Formeleinheiten | Z = 2[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4,5[5] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,96, berechnet: 2,978[4][5] |
Spaltbarkeit | keine[5] |
Farbe | dunkelblau, violett blau[5] |
Strichfarbe | hellblau[5] |
Transparenz | durchscheinend[5] |
Glanz | Glasglanz[5] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,590[5] nε = 1,586[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,004 |
Optischer Charakter | einachsig negativ[5] |
Pleochroismus | violett parallel ω, hellblau parallel ε[5] |
Etymologie und Geschichte
Entdeckt wurde Dusmatovit in den Moränen des Darai-Pioz-Gletschers im Alaigebirge in Tadschikistan und 1996 von L.A. Pautov, A.A. Agakhanov, E.V. Sokolova, K.I. Ignatenko als neues Mineral der Milaritgruppe beschrieben. Sie benannten das Mineral nach dem tadschikischen Geologen und Mineralogen Vyacheslav Djuraevitch Dusmatov (1936–2004) in Anerkennung seiner Arbeit in der Darai-Pioz-Region. Dusmatov war beteiligt an der Erstbeschreibung zahlreicher neuer Minerale vom Darai-Pioz-Gletscher, darunter Sogdianit und Darapiosit aus der Milaritgruppe.[5]
Klassifikation
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehört Dusmatovit mit Almarudit, Armenit, Brannockit, Berezanskit, Chayesit, Darapiosit, Emeleusit, Faizievit, Merrihueit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit zur allgemeinen Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ in die „Milarit-Osumilith-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/E.22.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Dusmatovit ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Doppelringe“ zu finden ist. Darin gehört es mit Agakhanovit-(Y), Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Eifelit, Darapiosit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit zur „Milaritgruppe“ mit der System-Nr. 9.CM.05.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Dusmatovit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“ ein. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.[3]
Chemismus
Dusmatovit ist das Mn2+-Äquivalent von Klöchit bzw. Shibkovit und hat die gemessene Zusammensetzung [12]K [9](Na0,66K0,35) [6](Mn1,48Zr0,16Y0,17) [4](Zn2,17Li0,74) [4]Si12O30,[4] wobei in den eckigen Klammern die Koordinationszahl der jeweiligen Position in der Kristallstruktur angegeben ist.[4]
Die Zusammensetzung des Dusmatovit-Endgliedes war umstritten. Cooper et al. definierten 1999 Dusmatovit als K-Analog von Darapiosit mit der Formel [12]K [9]K2 [6]Mn2+2 [4](Zn2Li) [4]Si12O30.[6] Die Gruppe von Sokolova und Hawthorne beschrieb Dusmatovit ein Jahr später als Manganäquivalent von Klöchit und Shibkovit mit der Formel [12]K [9](□ Na) [6]Mn2+2 [4]Zn3 [4]Si12O30.[1]
Hawthorne, an der Veröffentlichung von beiden widersprüchlichen Formeln beteiligt, publizierte 2002 ein allgemeines Schema zur Ermittlung der Endgliedzusammensetzungen komplexer Mischkristalle und bestätigt die Dusmatovit-Formel des Teams um Sokolova: [12]K [9](□ Na) [6]Mn2+2 [4]Zn3 [4]Si12O30.[2]
Die gemessenen Zusammensetzungen von Dusmatovit entsprechen Mischkristallen von Dusmatovit mit Sogdianit (Zr-Einbau) und einem hypothetischen Y-Li-Endglied der Zusammensetzung K Na2 Y3+2 Li3 Si12O30 (Y3+-Einbau).[2]
Kristallstruktur
Dusmatovit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192) mit den Gitterparametern a = 10,218 Å und c = 14.292 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle. [4]
Dusmatovit ist isotyp zu Milarit, d. h., es kristallisiert mit der gleichen Struktur wie Milarit. Die 12-fach koordinierte C-Position ist voll besetzt mit Kalium (K+), die 9-fach koordinierte B-Position halb mit Natrium (Na+) und Kalium. Mangan (Mn2+), Zirkon (Zr4+) und Yttrium (Y3+) füllen die 6-fach koordinierte A-Position. Die tetraedrisch koordinierten T2-Position enthält vorwiegend Zink (Zn2+) sowie etwas Lithium (Li+). Die T1-Position, die die 6er-Doppelringe aufbaut, enthält nur Silizium (Si4+).[4]
Bildung und Fundorte
Bislang wurde Dusmatovit nur an seiner Typlokalität, der Darai-Pioz-Gletschers im Alaigebirge in Tadschikistan gefunden und dokumentiert, wo es in Pegmatitbruchstücken in den Moränen vorkommt. Dusmatovit tritt hier zusammen mit Quarz und Mikroklin, sowie dem Natrium-Pyroxen Ägirin, Tadzhikit-(Y), Kupletskit, Hyalotekit, Betafit und dem Lithium-Glimmer Polylithionit auftritt.[5]
Dieser sehr mineralreiche Fundort stellt die Typlokalität von 35 Mineralen dar (Stand 2016), davon allein 5 aus der Milaritgruppe: Berezanskit, Darapiosit, Dusmatovit, Shibkovit und Sogdianit. Weiterhin wurden hier die Milaritgruppenminerale Milarit, Osumilith, und Sugilit nachgewiesen.[7]
Siehe auch
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 714.
Weblinks
- Mineralienatlas:Dusmatovit (Wiki)
Einzelnachweise
- E. V. Sokolova, F. C. Hawthorne, L.A. Pautov: The Crystal Chemistry Of Li-bearing Minerals With The Milarite-Type Structure: The Crystal Structure Of End-Member Sogdianite. In: The Canadian Mineralogiste. Band 38, 2000, S. 858, Tabelle 8 (PDF, 698 kB)
- F. C. Hawthorne: The Use Of End-Member Charge-Arrangements In Defining New Mineral Species And Heterovalent Substitutions In Complex Minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 40, 2002, S. 699–710 (PDF (309 kB))
- Webmineral – Dusmatovit (englisch)
- E. V. Sokolova, L. A. Pautov, V. A. Zharikov: Crystal structure of Dusmatovite. In: Doklady Physics. Band 40, 1995, S. 53–506 (PDF, 514 kB)
- J. L. Jambor, N. N. Perstev, And A. C. Roberts (1997): New Mineral Names – Dusmatovite. In: American Mineralogist. 82, S. 430 (PDF, 89,8 kB)
- M. A. Cooper, F. C. Hawthorne, AND E. S. Grew: The crystal chemistry of sogdianite, a milarite-group mineral. In: American Mineralogiste. Band 84, 1999, S. 767, Tabelle 7 (PDF, 1,4 MB)
- Darai-Pioz Glacier (Dara-i-Pioz; Dara-Pioz), Alai Range (Alayskiy), Tien Shan Mtn, Region of Republican Subordination, Tajikistan