Rat für Formgebung
Der Rat für Formgebung (englisch German Design Council) ist eine juristische Person in der Rechtsform einer gemeinnützigen Stiftung und arbeitet als Interessenvertretung für designorientierte Unternehmen. Er hat über 300 Mitglieder[1] aus den Bereichen Wirtschaft, Design, Verbände und Institutionen.
Rat für Formgebung | |
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Rechtsform | Stiftung |
Gründung | 1953 |
Sitz | Frankfurt am Main |
Leitung | Lutz Dietzold (Geschäftsführer) |
Branche | Design |
Website | www.german-design-council.de |
Geschichte
Gründungsanlass war die heftige Kritik an der Präsentation deutscher Produkte aus der Nachkriegszeit auf der New Yorker Exportmesse 1949: Gemäß einem Antrag der SPD-Fraktion beschloss der Deutsche Bundestag, einen unabhängigen Rat für Formentwicklung gründen zu lassen. Dieser Rat wurde 1953 in der Rechtsform einer Stiftung mit dem ausdrücklichen Auftrag gegründet, die deutsche Wirtschaft im Design als ein Wirtschafts- und Kulturfaktor zu unterstützen. Diese Aufgabe leistet der Rat seitdem in der Organisation von Ausstellungen, Wettbewerben, Konferenzen, Publikationen und strategischen Beratungen.[2]
Wie es der Gründungsauftrag des Deutschen Bundestages formulierte, bildet die Stifterversammlung eine Plattform für die Kommunikation aller am Designprozess beteiligten Kräfte. Zur Geschäftsführerin wird die deutsche Design-Vermittlerin und -Beraterin Mia Seeger berufen. Eine der ersten Aktivitäten des Rates war die Konzeption des deutschen Ausstellungsbeitrages auf der zehnten Mailänder Triennale, deren Architekt Egon Eiermann war. 1957 veranstaltete der Rat unter dem Motto „Gute Formen schaffen und verbreiten“ erstmals einen eigenen Designkongress. In den folgenden Jahren wurden sowohl Designkongresse und -ausstellungen im Ausland unterstützt, sowie eigene Veranstaltungen durchgeführt. Der Rat für Formgebung beteiligte sich an der Auswahl der Gegenstände, die im Deutschen Pavillon (Architektur: Egon Eiermann und Sep Ruf) der Weltausstellung 1958 in Brüssel gezeigt wurden. 1962 konzipierte der Rat erstmals eine eigene Wanderausstellung unter dem Namen „Formgebung in Deutschland“, an der sich verschiedene schwedische Museen beteiligten.
Das Logo wurde vom Grafik-Designer Anton Stankowski (1906–1998) entworfen.
Ab 1972 erschien in Kooperation mit dem Deutschen Industrie- und Handelstag der Pressedienst Design Report[3], der interessierte Journalisten über aktuelle Entwicklungen und Tendenzen in der Formgebung informiert. Seit 1987 erscheint der Design Report als Zeitschrift in der Herausgeberschaft des Rates für Formgebung, ab 1993 zunächst im MacUp Verlag Hamburg, zuletzt im Konradin Verlag, Leinfelden. Im Zuge der Trennung von Herausgeber und Verlag schaltete der Verlag das Online-Archiv der Zeitschrift ersatzlos ab. Der designreport wurde mit der Ausgabe 2/2019 im Juni des Jahres eingestellt.[4] Seit Sommer 2019 informiert der Rat für Formgebung auf der Website ndion über Neuigkeiten aus den Bereichen, Design, Marke und Innovation.
Gründungsauftrag
Die Stiftung ist einem Designbegriff verpflichtet, der geeignet ist, sowohl kulturelle als auch wirtschaftliche Werte zu schaffen. Wie es der Gründungsauftrag des Deutschen Bundestages formulierte, bildet die Stifterversammlung eine Plattform für die Kommunikation aller am Designprozess beteiligten Kräfte. In seiner interdisziplinären Ausrichtung ist er zugleich ein einmaliges Forum für den branchenübergreifenden Austausch zur Entwicklung der Gestaltung und garantiert den Wissenstransfer zwischen dem Rat für Formgebung und seinen Zielgruppen. Heute gehört die Institution zu den weltweit führenden Kompetenzzentren für Kommunikation und Wissenstransfer im Bereich Design. Mit Designpreisen, Ausstellungen, Konferenzen, Beratungsleistungen, Recherchen, Nachwuchsförderung und Publikationen öffnet er neue Horizonte für Vertreter der Wirtschaft und der Gestaltungsdisziplinen.
Gründungsmitglieder
- Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
- Gebr. Brüne, Spezialglasfabrik
- Heinrich Habig Aktiengesellschaft
- Peill & Putzler Glashüttenwerke GmbH
- Staatliche Porzellan-Manufaktur Nymphenburg
- Siemens-Schuckertwerke Aktiengesellschaft
- Siemens & Halske Aktiengesellschaft
- Württembergische Metallwarenfabrik
- Bundesverband der Deutschen Industrie
- Zentralverband Elektrotechnischen Industrie
Leitungsorgane
Präsidium
Die Stifterversammlung wählt aus ihrem Kreis das Präsidium des Rates für Formgebung/German Design Council aus, dem zwölf Personen sowie die Vertreter der öffentlichen Zuwendungsgeber angehören. Das Präsidium fällt als höchstes Gremium der Stiftung alle strategischen Entscheidungen für die Ausrichtung und Arbeit des Rates für Formgebung/German Design Council. Das Präsidium besteht aus[5]:
Name | Beschäftigung | Funktion im Präsidium |
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Mike Richter | Co-Founder icon group, banbutsu, Veritas Entertainment / Fachbereich Gestaltung Hochschule Darmstadt | Präsident |
Nicole Srock.Stanley | Geschäftsführerin dan pearlman Markenarchitektur GmbH | Vizepräsidentin |
Roland Heiler | Geschäftsführer Porsche Design GmbH | Schatzmeister |
Saskia Diehl | Geschäftsführerin und Miteigentümerin, GMK Markenberatung | |
Annemarie Jaeggi | Direktorin Bauhaus-Archiv e.V. / Museum für Gestaltung | |
Petra-Karin Kiedaisch | Vorstand aed Verein zur Förderung von Architektur, Engineering und Design in Stuttgart e. V | |
Leo Lübke | Geschäftsführender Gesellschafter COR Sitzmöbel Helmut Lübke GmbH & Co. KG. | |
Caroline Seifert | Chief Brand & Design Officer (JIO) Member of the Board, Reliance Industries Ltd. | |
Philipp Mainzer | Geschäftsführender Gesellschafter der e15 Design- und Distributions GmbH | |
Katrin Menne | Bereichsleiterin Group Communications, Commerzbank AG | |
Gorden Wagener | Leiter Designbereich Daimler AG | |
Kristina Walcker-Mayer | Geschäftsführerin und Chief Procurement Officer, Nuri GmbH |
Geschäftsführung
- 1987–1990: Michael Erlhoff
- Seit 2002: Lutz Dietzold
Präsidenten
- 1953–1954: Ulrich Gentz
- 1954–1962: Eduard Schalfejew
- 1963–1977: Ernst Schneider
- 1977–1986: Philip Rosenthal
- 1987–1997: Dieter Rams
- 1997–2001: Randolf Rodenstock
- 2001–2006: Helmut Lübke
- 2007–2021: Peter Pfeiffer
- seit 2021: Prof. Mike Richter
Marken- und Designakademie
Kongresse, Konferenzen und Seminare bilden die Designakademie. Die Inhalte werden mit Referenten aus Wirtschaft und Forschung gestaltet, den Schwerpunkt dabei bilden Theorie und Praxis von Marken- und Designstrategie. Beim Deutschen Marken- und Designkongress (DMDK) werden verschiedene Gestaltungsbereiche der Brandmanagementprozesse diskutiert. Die Konferenzreihe Iconic Conferences, ehemals Architektur für Marken, befasst sich mit der Präsentation dreidimensionaler Markenwelten.
Preisverleihungen
- Von 1969 bis 2001: Gute Form, im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft
- Von 2002 bis 2012: Designpreis der Bundesrepublik Deutschland, im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft
- Von 1992 bis 2011: Bundespreis Produktdesign
- Von 1993 bis 2012: Bundespreis Förderer des Designs
- Von 2000 bis 2016: Pure Talents Contest
- Seit 2011: Automotive Brand Contest
- Seit 2012: German Design Award
- Seit 2013: Iconic Awards
- Seit 2015: Iconic Awards: Interior Innovation
- Seit 2016: Motorcycle Brand Contest, Bicycle Brand Contest, German Brand Award, ein&zwanzig
- Seit 2018: German Innovation Award
German Design Award
Der German Design Award zeichnet innovative Produkte und Projekte, ihre Hersteller und Gestalter der deutschen und internationalen Designbranche aus. Am Wettbewerb können ausschließlich Beiträge teilnehmen, die dazu nominiert wurden. Bewertungskriterien zur Nominierung sind beispielsweise: Gesamtkonzept, Nachhaltigkeit, Ästhetik, Langlebigkeit und Funktionalität.[6]
Anders als bei Preisverleihungen üblich, erhalten Nominierte und Gewinner kein Preisgeld, sondern müssen eine Zahlung leisten. Die „Teilnahmegebühren“ belaufen sich (Stand 2021) auf 480 Euro. Wenn ein nominierter Beitrag als Gewinner gezogen wird, werden für diesen weitere Kosten ab 2.580 Euro Netto fällig.[7] 2016 betrugen die Nominierungsgebühren 449 Euro und Gewinner mussten bis zu 4.450 Euro zahlen.[8]
Die Veranstaltung wird nicht durch Sponsoren, sondern durch die Prämierten finanziert, was seit Jahren kritisch betrachtet wird.[9] Mit einem Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro verbunden ist allerdings die Auszeichnung Newcomer des German Design Award 2018.[10] Ebenso in der Kritik steht die große Anzahl an Preisträgern.[11] 2018 wurde der Preis an über 1000 Gewinner überreicht.[12]
Weblinks
- Rat für Formgebung/German Design Council
- German Design Award
- Internetseite ndion (Herausgegeben vom Rat für Formgebung)
Einzelnachweise
- Website des Rat für Formgebung/German Design Council. Abgerufen am 27. Januar 2022.
- Im Auftrag des guten Geschmacks. Tim Kanning, 6. Juni 2013, abgerufen am 13. Juli 2018.
- Impressum designreport.de. Abgerufen am 13. Juli 2018.
- designreport eingestellt. In: ndion.de. Abgerufen am 11. Februar 2020.
- Der Rat für Formgebung, Präsidium 2021. Abgerufen am 16. Dezember 2021.
- German Design Award. Abgerufen am 20. Juni 2018.
- Die wichtigsten Kreativ-Wettbewerbe 2022: Die nächsten Termine und Fristen. Page, 24. September 2021, abgerufen am 28. Januar 2022.
- Offener Brief an den Hauptgeschäftsführer des Rat für Formgebung. Daniel Hyngar, 10. Februar 2016, abgerufen am 13. Juli 2018.
- Kritik am Designpreis bei fontblog.de. 8. Februar 2008, abgerufen am 13. Juli 2018.
- Newcomer-Preis des German Design Award 2018: Die Finalisten stehen fest. german-design-council.de, 16. Oktober 2017, abgerufen am 13. Juli 2018.
- Quo vadis, Designpreise in Deutschland? 7. März 2016, abgerufen am 16. Juli 2018.
- Awardgewinner 2018. Abgerufen am 16. Juli 2018.