Süßdolde
Die Süßdolde (Myrrhis odorata) auch Myrrhenkerbel, Süßkerbel oder Spanischer Kerbel, Aniskerbel genannt,[1] ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Pflanzengattung Myrrhis innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).
Süßdolde | ||||||||||||
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Süßdolde (Myrrhis odorata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Myrrhis | ||||||||||||
Mill. | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Myrrhis odorata | ||||||||||||
(L.) Scop. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Süßdolde ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 60 bis 200 Zentimetern. Die Pflanzenteile duften stark nach Anis. Der hohlen und geriefte Stängel ist im oberen Bereich verzweigt. Die Knoten (Nodien) und die Blattscheiden sind zottig behaart.
Die Laubblätter erscheinen sehr früh nach dem Frost im zeitigen Frühjahr. Die wechselständigen, auffallend großen Laubblätter sind in Blattscheide, Blattstiel und -spreite gegliedert. Die große Blattscheiden sind besonders unterseits weich behaart. Die Blattspreite ist zwei- bis dreifach gefiedert und ist viel größer als bei dem ähnlichen Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) oder den Kälberkropf (Chaerophyllum)-Arten. Die Blätter sind unterseits etwas weich behaart.
Generative Merkmale
Myrrhis odorata ist andromonözisch, also mit männlich und zwittrigen Blüten. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Der doppeldoldige Blütenstand besitzt 4 bis 24 Strahlen. Eine Hülle fehlt. Das Hüllchen besteht aus fünf bis sieben Blättern, die fast völlig weißhäutig sind und die zur Anthese aufrecht abstehen. Die Dolden sind teils zwittrig, teilweise rein männlich; die Stiele der männlichen Dolden sind dann kürzer als die der zwittrigen und außerdem kahl. Die Enddolde hat zwittrige Blüten mit männlichen gemischt, diese männlichen sind dann im Inneren angeordnet. An den später aufblühenden Seitendolden findet man meist nur männliche Blüten (ohne Fruchtknoten und ohne Griffel). Die Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist nur minimal vorhanden. Die Blütenkronblätter sind weiß, verkehrt-herzförmig und ausgerandet, die äußeren der Dolde etwas größer als die andern, daher sieht die Dolde strahlend aus.
Es werden Spaltfrüchte mit zweiteiligem Karpophor gebildet. Die einzelne Teilfrucht ist 15 bis 25 Millimeter lang, fast kahl, nur an der Spitze etwas behaart, sie ist reif dunkelbraun und wie lackiert glänzend, sie hat vorspringende Rippen und einen Schnabel. Die Samen sind etwa 2 Zentimeter lang und dunkelbraun.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[2]
Vorkommen
Ursprünglich kommt die Süßdolde in den Alpen (besonders in den Voralpen), den Pyrenäen, Apenninen und auf der westlichen Balkanhalbinsel sowie im Kaukasusraum vor. Sie ist sonst in Europa oft verwildert und eingebürgert, sogar in Chile, sodass sich das ursprüngliche Areal nicht genauer ermitteln lässt. Es gibt ursprüngliche Fundortangaben für Spanien, Andorra, Frankreich, Luxemburg, Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien, Litauen, Estland, die Ukraine, den europäischen Teil Russlands und den Kaukasusraum.[3] In Irland, Island, Großbritannien, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Tschechien und in der Slowakei ist die Süßdolde ein Neophyt.[3]
Die Süßdolde steigt im Gebirge bis in Höhenlagen von etwa 1900 Metern. Sie kommt in Mitteleuropa meist in Fettwiesen, Weiden, Grasgärten, in Hochstaudenfluren, an Waldrändern, auch in Auenwäldern vor. Sie gedeiht am besten auf kalkhaltigen Untergrund. Primär ist die Süßdolde in Mitteleuropa eine Art des Verbands Rumicion alpini, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Verbände Aegopodion oder des Alliarion vor.[2]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[4]
Systematik
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen Scandix odorata durch den schwedischen Botaniker Carl von Linné in Species Plantarum, S. 257. Die Neukombination als Myrrhis odorata (L.) Scop. in die Gattung Myrrhis wurde 1771 durch den österreichischen Botaniker Giovanni Antonio Scopoli in Flora Carniolica, 2. Auflage, 1, S. 207 veröffentlicht.[5]
Myrrhis odorata ist die einzige Art der monotypischen Gattung Myrrhis Mill. der Untertribus Scandicinae aus der Tribus Scandiceae in der Unterfamilie Apioideae innerhalb der Familie Apiaceae.
Folgende früher in die Gattung der Süßdolden (Myrrhis) eingeordnete Arten werden anderen Gattungen zugeordnet:
- Myrrhis claytonii Michx. → Osmorhiza claytonii (Michx.) C.B.Clarke
- Myrrhis longistylis Torr. → Osmorhiza longistylis (Torr.) DC.
Nutzung
Die Blätter sind essbar; sie können vom frühen Frühjahr bis in den Herbst geerntet werden. Die Samen werden als Gewürz verwendet; sie werden im Herbst geerntet, wenn sie hart geworden sind.
Alle Teile der Süßdolde haben einen anisähnlichen, süßen Geschmack. Salate, Saucen und Fischgerichte kann man mit den Blättern würzen. Mit den Früchten werden Kohlgerichte und Gebäck verfeinert. Setzt man die Früchte saurem Kompott zu, kann man die Zuckerzugabe deutlich reduzieren (wichtig für Diabetiker).
Aus den unterirdischen Pflanzenteilen kann Gemüse zubereitet werden. Die gekochten Wurzeln sind fein geschnitten, mit einer Essig/Öl-Marinade ein geschmackvoller Salat.
Die Süßdolde ist Bestandteil des Chartreuse und verschiedener Liköre.
Die Süßdolde ist eine Gewürz- und Duftpflanze (Anisduft), deshalb wird sie für Potpourris, Duftsträuße, Duftrasen, Dufthecken, Duftgarten verwendet. Sie ist aber auch blütenökologisch von Bedeutung als Nektarpflanze für Schmetterlinge, Bienen und Hummeln.
Als Heilkraut wird sie in der Volksheilkunde als Blutreinigungsmittel verwendet, weiter auch gegen Husten und Magenschwäche.
Inhaltsstoffe
Die Süßdolde enthält ätherische Öle, hauptsächlich trans-Anethol, Germacren, Caryophyllen, Limonen, Myrcen, Estragol und Flavonoide.
Literatur
- Eduard Winkler: Vollständiges Real-Lexicon. Zweiter Band: M–Z, Brockhaus, 1842, S. 117.
- Wilhelm Ludwig Petermann: Deutschlands Flora. Wiegand, 1849, S. 248.
- Albert Thellung: Myrrhis. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 2: Angiospermae: Dicotyledones 3 (2) (Cactaceae – Cornaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1966, ISBN 3-489-74021-1, S. 1041–1046 (unveränderter Nachdruck von 1926 mit Nachtrag).
- John Francis Michael Cannon: Myrrhis. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S. 327 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Avril Rodway: Kräuter und Gewürze. Die nützlichsten Pflanzen der Natur – Kultur und Verwendung. Tessloff Verlag, Hamburg 1980, ISBN 3-7886-9910-8.
- P. N. Ravindran: The Encyclopedia of Herbs and Spices. Volume 1, CABI, 2017, ISBN 978-1-78639-114-8, S. 277 ff.
Weblinks
- Myrrhis odorata (L.) Scop., Echte Süßdolde. FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Süßdolde. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén.
- Myrrhis odorata bei Plants For A Future
- Süssdolde im Heilpflanzenlexikon.
Einzelnachweise
- Christian Eduard Langethal: Lehrbuch der landwirthschaftlichen Pflanzenkunde Dritter Theil, Zweite Auflage, Cröker, 1853, S. 77.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 703.
- R. Hand (2011): Apiaceae.: Datenblatt Myrrhis In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- Myrrhis odorata (L.) Scop. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 26. März 2021.
- Myrrhis odorata im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.