Russische Baureihe Щ
Die Russische Baureihe Щ (deutsche Transkription Schtscha) war eine Dampflokomotive der Sowjetischen Eisenbahnen (SŽD) in russischer Breitspur. Sie war im Russischen Kaiserreich in großen Stückzahlen beschafft worden und galt als eine vielfältig einsetzbare Dampflokomotive auf nichtelektrifizierten Strecken. Ihren Namen erhielt sie nach Nikolai Leonidowitsch Schtschukin.
Russische Baureihe Щ | |
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Щ-6517 | |
Nummerierung: | unterschiedliche Nummerierungen |
Anzahl: | 1.910 |
Hersteller: | Charkow, Brjansk, Lugansk, Newski, Putilow, Sormowo, Kolomna |
Baujahr(e): | 1906–1918 |
Ausmusterung: | Ende 1950er Jahre |
Achsformel: | 1’D h2v 1’D h2 |
Spurweite: | 1524 mm |
Länge: | 11.701–11.753 mm |
Leermasse: | 69–71,2 t |
Dienstmasse: | 77,3–78,3 t |
Reibungsmasse: | 64,2–64,7 t |
Radsatzfahrmasse: | 16 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 75 km/h |
Indizierte Leistung: | 620 PS |
Treibraddurchmesser: | 1300 mm |
Laufraddurchmesser vorn: | 930 mm |
Steuerungsart: | Heusinger |
Zylinderanzahl: | 2 |
Zylinderdurchmesser: | bei einfacher Dampfdehnung:590 mm |
HD-Zylinderdurchmesser: | 510 mm, 540 mm |
ND-Zylinderdurchmesser: | 765 mm |
Kolbenhub: | 700 mm |
Kesselüberdruck: | 12–14 bar |
Anzahl der Heizrohre: | 24–27 |
Anzahl der Rauchrohre: | 272,176 |
Rostfläche: | 2,8 m² |
Überhitzerfläche: | 40,9–59 m² |
Verdampfungsheizfläche: | 168,9–176,7 m², 206,1 m² |
Besonderheiten: | Lokomotive als Verbunddampfmaschine und als einfache Zweizylindermaschine gebaut |
Vorgeschichte
Um 1905 bestand auf den Eisenbahnen des Russischen Kaiserreiches infolge des Russisch-Japanischen Krieges ein Bedarf an leistungsfähigeren Güterzuglokomotiven, als es die Baureihe O war. In dieser Zeit wurde bei den Staatsbahnen der Oberbau verstärkt. In diesem Zusammenhang bot es sich an, eine leistungsfähigere und schwerere Dampflokomotive zu bauen. 1905 wurde der spätere Minister des Verkehrswesens Schtschukin beauftragt, eine neue Type einer Güterzuglokomotive zu bauen.
Ungeachtet, dass auf den Eisenbahnstrecken in Europa schon mehrere Dampflokomotivenbauarten mit der Achsfolge E fuhren, entschied sich Schtschukin für die eingeschränkte Type mit der Bauart 1’D. Der Beweggrund für diese Entscheidung war möglicherweise die zu erwartende höhere Geschwindigkeit. Er lieh sich zehn Lokomotiven der Reihe Ш der Chinesischen Osteisenbahn und testete sie auf der Katharinenbahn. Das führte zur Entwicklung der neuen Dampfloktype durch die Lokomotivfabrik Charkow.
Projektierung und Bau
Das technische Büro der Lokomotivfabrik Charkow unter der Leitung von Ingenieur Alexander Rajewski projektierte daraufhin eine Dampflokomotive mit einer Zweizylinder-Verbundmaschine und der Achsfolge 1’D. Aus den technischen Daten geht hervor, dass zudem Lokomotiven mit einfacher Dampfdehnung gebaut wurden. Im selben Jahr baute die Werkstatt eine Prototyplokomotive unter der Bezeichnung Юх3501 und setzte sie für Testfahrten auf der Katharinenbahn ein. 1912 erhielten die Lokomotiven dieses Projektes die Bezeichnung Щ nach Schtschukin.
Insgesamt wurden von 1906 bis 1918 insgesamt 1910 Lokomotiven dieser Bauart ausgeliefert. Alle Werke des Verbundes der Russischen Dampflokfertigungsgesellschaft fertigten die neue Lokomotive. 1911 wurden einige Exemplare in der Schwarzmeer-Schiffbaugesellschaft in Mykolajiw hergestellt.
Betrieb
Die neuen Dampflokomotiven wurden bei der Süd-Ost-Eisenbahn und Nord-Donetzk-Eisenbahn eingesetzt und fuhren dort zum Anfang des 20. Jahrhunderts auf Strecken wie Popasna – Kupjansk, Rostow am Don – Ilowajsk, Mariupol – Wolnowacha – Donezk – Awdijiwka – Tschapline – Synelnykowe – Dnipropetrowsk – Pjatychatky, Muschketowe – Jassynuwata, im Raum von Kiew, Odessa, Belgorod, Kursk, – Charkiw – Iwangorod – Moskau und Jekaterinburg.
Als auf diesen Strecken die Zuglasten deutlich stiegen, wurden sie auf Strecken mit leichterem Profil, wie Leningrad – Moskau, durch Lokomotiven mit der doppelten Leistung (Э, Е) verdrängt. Die Leistung der Lokomotiven war nicht mehr den Bedürfnissen entsprechend, die Vorteile der Lokomotive war die höhere Geschwindigkeit. Die Achslast betrug 16 t, was sie freizügig einsetzbar machte.
Mit dem Zugang weiterer neuerer Maschinen wurden sie zum Dienst auf weniger frequentierten Strecken abgegeben, wo sie bis zum Anfang der 1950er Jahre Dienst verrichteten. Nach Zugang von Diesellokomotiven aller Leistungsklassen wurden sie als Reserve abgestellt. Ende 1950 begann ihre Ausmusterung. Die letzte Maschine soll 1961 ausgemustert worden sein. Es sollen in den 1980er Jahren vereinzelt Lokomotiven im Reservedienst anzutreffen gewesen sein.