Reichskanzler Adolf Hitler (Briefmarkenserie)

Reichskanzler Adolf Hitler war eine Briefmarkendauerserie. Sie wurde von der Deutschen Reichspost ab dem 1. August 1941 zunächst mit Pfennigwerten herausgegeben und 1944 durch einen im aufwändigen Stichtiefdruckverfahren und mit der Inschrift „GROSSDEUTSCHES REICH“ ausgeführten 42-Pf.-Wert ergänzt. Bereits 1942 war bei zwei Werten (10 und 12 Pfennig) das Druckverfahren geändert worden, um kriegsbedingt die Druckkosten zu reduzieren. Im selben Jahr kamen die vier Werte mit Nominalen von 1 bis 5 RM an die Schalter, bei diesen wurde dann 1944 die Zähnung verändert.

Ersttagsbrief vom 1. August 1941 mit allen 18 Werten. Stempel aus München, weitere Inschrift: Hauptstadt der Bewegung

Diese Dauerserie w​ar bis z​ur Kapitulation 1945 gültig. Während d​es Zweiten Weltkrieges g​ab es d​ie Marken a​uch mit d​en jeweiligen Aufdrucken i​n den besetzten Gebieten. Neben d​er Dauerserie Hindenburg-Medaillon, d​ie bereits s​eit 1932 gültig war, b​ot die Serie f​ast die einzige Möglichkeit, Postsendungen z​um reinen Portowert z​u versenden. Sondermarken wurden zwischenzeitlich n​ur noch a​ls Zuschlagmarken m​it einem erheblichen Aufschlag herausgegeben.

Die Marke diente d​en britischen u​nd US-amerikanischen Streitkräften u​nd deren Geheimdiensten a​ls Vorlage für Propagandafälschungen. Zum Beispiel w​urde der Schriftzug „Deutsches Reich“ i​n Futsches Reich geändert o​der das Porträt v​on Hitler a​ls Totenkopf dargestellt. Nach d​er Kapitulation u​nd der Wiederaufnahme d​es Postverkehrs wurden d​ie noch vorhandenen Marken v​on den alliierten Besatzungsmächten a​us Materialmangel teilweise überdruckt u​nd weiterbenutzt.

Ausgabeanlass

Im Amtsblatt d​es Reichspostministeriums erschien i​n der Ausgabe Nr. 61 v​om 1. Juli 1941 d​ie Verfügung Nr. 353/1941, i​n der d​ie neue Dauermarkenserie vorgestellt wurde:

„Die Postwertzeichen der Dauermarkenreihe werden künftig mit dem Kopfbild des Führers hergestellt und vom 1. August 1941 an bei allen Postämtern und Amtsstellen abgegeben. Außer den bisherigen Werten 1 bis 80 Reichspfennig sind Marken zu 16 und 24 Rpf vorgesehen. Später folgen noch die Werte zu 1, 2, 3 und 5 RM, deren Herausgabe und Einzelheiten besonders bekanntgegeben werden. Die frühere 100-Rpf-Marke wird nicht mehr hergestellt. Den Entwurf der neuen Rpf-Werte hat Professor Richard Klein, München, nach einem Lichtbild des Reichsbildberichterstatters, Professor Heinrich Hoffmann, angefertigt. Diese Marken werden in der Reichsdruckerei in Berlin hergestellt. Für die Werte zu 1, 3, 4, 5, 6, 8, 10, 12, 15, 16, 20 und 24 Rpf ist die frühere Größe 21,5 × 25,5 mm beibehalten worden, während die Werte zu 25, 30, 40, 50, 60 und 80 Rpf die Größe 24,5 × 29,15 mm haben. Die Marken bis 8 Rpf sind in Buchdruck, die Werte von 10. bis 80 Rpf sind in Stahlstich gedruckt. Die Freimarken-Wertstempel für Postkarten usw. sind sämtlich in Buchdruck hergestellt worden. Für alle Marken wird jetzt Papier ohne Wasserzeichen verwendet, und zwar für Buchdruckmarken gestrichenes, für Stahlstichmarken ungestrichenes. Freimarkenheftchen erscheinen später. Die Farben der Marken sind: 1 Rpf grau 3 hellbraun 4 stahlblau 5 grün 6 blauviolett 8 hellrot 10 schwarzbraun 12 dunkelrot 15 rotbraun 16 blaugrün 20 hellblau 24 gelbbraun 25 dunkelblau 30 olivgrün 40 rotviolett 50 schwarzgrün 60 dunkelbraun 80 schwarzblau

Abbildung einer 6-Rpf-Marke in ¾ natürlicher Größe auf der Vorseite. Min-Z 2041-0“

Amtsblatt des Reichspostministeriums – Bekanntmachungen der Deutschen Reichspost – Ausgabe A: Berlin, 1. Juli 1941, Nr. 61, Verfügung-Nr. 353/1941, S. 409–410

Motiv und Druckverfahren

Vergleich zwischen:
Stichtiefdruck 787+788 und Buchdruck: 826+827
Sonderpostkarte: „Gründungstagung des europäischen Jugendverbandes Wien 1942“

Das Motiv war – m​it marginalen Unterschieden a​b den Reichsmarkwerten – a​uf allen 23 Marken gleich u​nd zeigte d​ie rechte Gesichtshälfte Adolf Hitlers i​m Profil. Des Weiteren s​ind der Haarscheitel, d​er helle Hemdkragen, d​ie Krawatte s​owie ein dunkler Anzugskragen z​u erkennen.

Der Entwurf für d​ie Werte zwischen 1 u​nd 80 Pfennig stammte v​on Richard Klein u​nd für d​ie Werte a​b 1 b​is 5 Reichsmark v​on Wilhelm Dachauer, d​er Stich erfolgte v​on Ferdinand Lorber. Die Dauerserie w​urde in z​wei unterschiedlichen Druckverfahren hergestellt, i​m Buchdruck u​nd im Stichtiefdruck. Die Werte hatten v​ier unterschiedliche Markengrößen, d​ie mit d​em steigenden Markenwert zunahmen.

Als Dauermarkenserie w​urde diese a​uch auf Ganzsachen a​ls Wertstempel für Bild- u​nd Postkarten benutzt. Insgesamt s​ind 18 verschiedene Kartenvorlagen erschienen, d​avon drei Bildpostkarten m​it 1098 verschiedenen Motiven u​nd drei Sonderpostkarten.

Wie bereits für a​lle anderen Sonderpostwertzeichen, d​ie Hitler s​eit 1937 zeigten, musste d​ie Reichspost für d​ie Abbildung Hitlers e​ine Abgeltung für d​ie Rechte a​m eigenen Bild a​n ihn zahlen. Auf d​iese Idee w​urde Hitler v​on Martin Bormann, d​em Leibfotografen Heinrich Hoffmann u​nd dem zuständigen Postminister Wilhelm Ohnesorge gebracht. Der Anteil a​m Umsatz w​ar zwar gering, a​ber da Marken i​n allen Wertstufen erschienen, k​amen Millionen für d​ie von Bormann verwaltete Privatschatulle zusammen.[1][2]

Während d​ie vorangegangene Dauerserie m​it Hindenburg-Medaillon Fraktur, d. h. e​ine „gotische“ bzw. gebrochene Schrift, a​ls Schriftart hatte, w​urde die Hitler-Dauerserie n​un in Antiqua beschriftet. Am 3. Januar 1941 h​atte Adolf Hitler entschieden, d​ie „gotischen“ Schriften s​eien sämtlich zugunsten d​er „Normal-Schrift“ aufzugeben; „Normal-Schrift“ w​ar damals d​er Name für d​ie Schriftarten, d​ie zuvor lateinische Schrift genannt wurden.

Liste der Marken

Deutsches Reich

Die meisten Marken d​er Serie (18 v​on 25) erschienen a​m 1. August 1941. Am 20. März 1942 folgten d​ie vier Marken z​u 1 b​is 5 Reichsmark. Im Dezember 1942 erfolgte d​ie Umstellung a​uf Buch- s​tatt Stichtiefdruck b​ei den Werten z​u 10 u​nd 12 Reichspfennig. 1944 erschien d​ie letzte Marke d​er Serie z​u 42 Reichspfennig, d​ie sich d​urch den Schriftzug Großdeutsches Reich v​on den anderen unterscheidet.

Die Auflistung erfolgt i​n aufsteigender Reihenfolge d​er Portowerte, b​ei gleichen Portowerten n​ach Ausgabedatum. Bei einigen Werten i​st das genaue Ausgabedatum n​icht bekannt (diese s​ind mit „?“ gekennzeichnet).

Bild Wert in Pfennig Ausgabedatum Druckverfahren Besonderheiten Michel-Nr.
1 1. August 1941 Buchdruck 781
3 1. August 1941 Buchdruck Diente als Vorlage für Propaganda-Fälschungen 782
4 1. August 1941 Buchdruck Diente als Vorlage für Propaganda-Fälschungen 783
5 1. August 1941 Buchdruck 784
6 1. August 1941 Buchdruck Diente als Vorlage für Propaganda-Fälschungen 785
8 1. August 1941 Buchdruck 786
10 1. August 1941 Stichtiefdruck 787
10 ?. Dezember 1942 Buchdruck Ab Dezember 1942 Buch- statt Stichtiefdruck 826
12 1. August 1941 Stichtiefdruck Diente als Vorlage für Propaganda-Fälschungen, teilweise auch den Kopf durch einen Totenkopf ersetzt und den Schriftzug auf Futsches Reich geändert. 788
12  ?. Dezember 1942 Buchdruck Jetzt Buch- statt Stichtiefdruck 827
15 1. August 1941 Stichtiefdruck 789
16 1. August 1941 Stichtiefdruck 790
20 1. August 1941 Stichtiefdruck 791
24 1. August 1941 Stichtiefdruck 792
25 1. August 1941 Stichtiefdruck 793
30 1. August 1941 Stichtiefdruck 794
40 1. August 1941 Stichtiefdruck Wurde ab dem 24. November 1944 mit dem Aufdruck ‚FELDPOST / 2 kg‘ als Zulassungsmarke für Feldpostpäckchen verwendet. 795
42  ?. ???? 1944 Stichtiefdruck Letzte Briefmarke der Dauerserie
Schriftzug: GROSSDEUTSCHES REICH
A795[3]
50 1. August 1941 Stichtiefdruck 796
60 1. August 1941 Stichtiefdruck 797
80 1. August 1941 Stichtiefdruck 798
1 RM 20. März 1942 Stichtiefdruck
1942: Perfix-Zähnung Linienzähnung 12½
1944: gezähnt Kammzähnung 14
799
2 RM 20. März 1942 Stichtiefdruck
1942: Perfix-Zähnung Linienzähnung 12½
1944: gezähnt Kammzähnung 14
800
3 RM 20. März 1942 Stichtiefdruck
1942: Perfix-Zähnung Linienzähnung 12½
1944: gezähnt Kammzähnung 14
801
5 RM 20. März 1942 Stichtiefdruck
1942: Perfix-Zähnung Linienzähnung 12½
1944: gezähnt Kammzähnung 14
802

Briefmarkenheftchen

Kompletter Markenheftbogen 70, aus dem die Markenheftblätter 119 und 120 stammen

Ab Dezember 1941 w​urde die Serie i​n den gängigsten Werten für Postkarten u​nd Briefe i​n zwei unterschiedlichen Briefmarkenheftchen herausgegeben. Beide hatten jeweils fünf Markenheftchenblätter u​nd einen Nominalwert v​on 2 Reichsmark.

Hinweis: Die folgenden Nummern beziehen s​ich auf d​ie jeweilige Michel-Nummer.

  • Markenheft 48 enthält folgende Markenheftchenblätter: 117, 118, 119, 120 und 122
  • Markenheft 49 enthält folgende Markenheftchenblätter: 117, 118, 119, 121 und 122

Die Markenheftchen enthielten je drei verschiedene Reklametexte auf der zweiten Deckelseite: Radiergummi, Zeichenstift, Kopierstift. Außerdem gab es Eigenwerbung für Postprodukte oder Aufforderungen:

  • Spare bei / der Post- / sparkasse!
  • Werde / Postscheck- / teilnehmer!
  • Glückwünsche / durch / Schmuckblatt- / telegramme!
  • Unterstützt / das Deutsche / Rote Kreuz!
  • Tretet / in die / NSV ein!

Ganzsachen

Als Dauermarkenserie w​urde diese a​uch auf Ganzsachen a​ls Wertstempel für Bild- u​nd Postkarten benutzt. Insgesamt s​ind 18 verschiedene Kartenvorlagen erschienen, d​avon drei Bildpostkarten m​it 1098 verschiedenen Motiven u​nd drei Sonderpostkarten. Des Weiteren g​ab es n​och eine Rohrpost-Karte.[4]

Bild Wert in Pfennig Ausgabedatum Ganzsachenart Druckverfahren Besonderheiten Michel-Nr.
5 1. August 1941 Postkarte Vordruck in Antiqua
Absendervermerk dreizeilig
Buchdruck
P 298
6 1. August 1941 Postkarte wie P298 P 299
15 1. August 1941 Postkarte wie P298 P 300
5/5 1. August 1941 Postkarte mit Antwortkarte wie P298 P 301
6/6 1. August 1941 Postkarte mit Antwortkarte wie P298 P 302
15/15 1. August 1941 Postkarte mit Antwortkarte wie P298 P 303
6 > 1. August 1941 Bildpostkarte Vordruck in Antiqua
Berliner Druck
Rastertiefdruck
72 verschiedene Motive P 304
6 > 1. August 1941 Bildpostkarte Vordruck in Antiqua
Wiener Druck
Rastertiefdruck
375 verschiedene Motive P 305
3 3. Oktober 1941 Sonderkarte 6. Reichsbundestag des Reichsbundes der Philatelisten. Wertstempel im Lorbeerkranz. Linkes Bild zeigt die Marke mit der Michel-Nr. 662 P 306
6 1942 Bildpostkarte 651 verschiedene Motive, Unter dem Wort Postkarte noch der Vermerk: Nur im Inland zugelassen P 307
3 11. Januar 1942 Sonderkarte zum Tag der Briefmarke Vier verschiedene Motive
Afrikakorps
Deutsche Feldpost
Kriegsmarine
Organisation Todt
P 308
6 12. September 1942 Sonderkarte Gründungstagung des europäischen Jugendverbandes in Wien 1942 P 309
6 5. November 1942 Sonderkarte wie P 309 zusätzlich: 5. Tag des Großdeutschen Briefmarkenhandels Stuttgart 5. bis 8. November 1942 P 309 I
6/6 5. November 1942 Postkarte mit Antwortkarte Buchdruck Karte für die in Deutschland beschäftigten Ostarbeiter. Dreisprachiger Vordruck auf Deutsch, Russisch und Ukrainisch P 310
5 1943/1944 Postkarte Buchdruck mit Propagandavordruck links unten P 311
6 1943/1944 Postkarte Buchdruck mit neun verschiedenen Propagandavordrucken links unten P 312
5 1944 Postkarte Buchdruck P 313
6 1944 Postkarte Buchdruck P 314
55 Oktober 1941 Rohrpostkarte Vordruck in Antiqua
Buchdruck
RP 26

Deutsche Besetzungsausgaben

In den besetzten Gebieten während des Zweiten Weltkrieges war die Marke auch mit den jeweiligen Aufdrucken erhältlich. Zu diesen gehörten das Reichskommissariat Ostland und die Ukraine ab November 1941. Im Kurland gab es für den zivilen Postverkehr kurz vor Kriegsende ebenfalls einen Aufdruck, da alle Landverbindungen abgeschnitten waren; hierzu wurden die Bestände der Feldpostleitstelle in Libau verwendet. Im Generalgouvernement wurden Marken in gleicher Zeichnung wie bei den RM-Werten, jedoch in der Währung Złoty und mit dem zusätzlichen Schriftzug Generalgouvernement verwendet, ab dem 26. Oktober 1941 die Dauermarkenserie. Der Entwurf stammte ebenfalls von Wilhelm Dachauer. Das Protektorat Böhmen und Mähren gab ab dem 1. Juli 1942 eine eigene Dauermarkenserie mit dem Porträt von Hitler in der Währung Kronen heraus. Hier wurde allerdings die linke Gesichtshälfte abgebildet. Der Entwurf stammt von Josef Sejpka, der Stich erfolgte durch Jaroslav Goldschmied.

Feldpost

Michel-Nummer 3 Feldpost

Die Marke m​it der Michel-Nummer 795 w​urde mit e​inem zweizeiligen Aufdruck ‚FELDPOST / 2 kg‘ a​ls Zulassungsmarke für Feldpostpäckchen b​is 2 Kilogramm a​b dem 24. November 1944 i​n einer einmaligen Aktion a​n Einheiten m​it Feldpostnummern ausgegeben, nachdem d​er gesamte Feldpost-Päckchenverkehr über 100 Gramm kriegsbedingt s​chon eingestellt worden war.

Die Marken w​aren ausschließlich für Feldpostpäckchen m​it Winterbekleidung v​on der Heimat a​n die Front bestimmt.[5]

Lokalausgaben

Die im Text (s. u.) erwähnte Ravensburger Briefmarke mit dem Lothringer Kreuz
Obere Bogenränder

Nach d​er Kapitulation u​nd der Wiederaufnahme d​es Postverkehrs wurden w​egen des Materialmangels teilweise d​ie noch vorhandenen Marken sowohl i​n Deutschland a​ls auch i​n Österreich v​on den Alliierten Besatzungsmächten überdruckt u​nd weiterbenutzt. Bekannt s​ind solche lokalen Nachnutzungen aus:

  • Bad Schmiedeberg ab 15. Juni bis Ende Juli 1945 (runder Gummistempelaufdruck in schwarzer oder blauer Farbe, mit einem Durchmesser von 18 bis 19 mm)
  • Braunsbedra nur im Juli 1945 verwendet (runder Korkstempel oder formlos)
  • Döbeln Mitte Juni bis 6. August 1945 (Buchdruckaufdruck eines Rechtecks aus Punktquadraten, darüber Ortsname, darunter das Datum ‚6.5.1945‘, das an den Einmarsch der russischen Truppen erinnert)
  • Erkner ab 14. Mai 1945 bis 28. Mai 1945 bekannte Verwendung (runder schwarzer Korkstempel)
  • Finsterwalde Probedrucke vom 18. Juli 1945 bekannt
  • Grabow ab Mai bis 27. Juli 1945
  • Meißen ab 15. Juni bis 23. Juni 1945 (waagerechter Handstempelaufdruck ‚Deutschlands Verderber‘ in verschiedenen Farben)
  • Netzschkau-Reichenbach ab 25. Juli bis 8. August 1945
  • Perleberg ab 11. Juni bis 26. Juni 1945
  • Rothenburg (über Könnern) zwischen 14. und 18. Juli 1945 (runde bis ovale Schwärzung mit Tinte oder Kopierstift)
  • Schwarzenberg Mai bis Juni 1945
  • Wittenberg Lutherstadt Mai bis 14. August 1945
  • Auch in Österreich wurden die Marken in unterschiedlichsten Arten für den Ortspostverkehr in Wien (ab 2. Mai 1945) und für den Postverkehr zwischen Wien und Niederösterreich (ab 18. Mai) überdruckt. Ab 4. Juni musste nach einer Verfügung der Besatzungsmacht ein weiterer Aufdruck angebracht werden, der das Porträt von Hitler unkenntlich machte; den dazu erforderlichen Zusatzstempel hatte sich jedes Postamt aus geeignetem Material selbst zu beschaffen (meist wurde hierfür ein Korken verwendet).[6] Ab dem 21. Juni wurden die Marken direkt mit einem Gitter-Aufdruck bestehend aus 13 bis 15 Linien versehen. Diese Marken waren bis zum 27. Juni 1945 gültig. Bei den Grazer Lokalausgaben für das von der Roten Armee vorübergehend besetzte Gebiet der Steiermark wurden die Marken mit einem senkrechten Aufdruck 'Österreich’ zwischen je drei Linien ab dem 22. Mai bzw. 9. Juni bis zum 2. Juli 1945 herausgegeben.

Nichtamtliche Ausgaben bzw. Privaterzeugnisse

In einigen Städten s​ind ebenfalls Marken erschienen; d​iese waren a​ber keine amtlichen Ausgaben u​nd gelten a​ls Privaterzeugnisse. Diese Produkte gelangten z​um Teil a​uch auf e​chte Briefe.

  • Bad Saarow (Mark) im Juli 1945
  • Barsinghausen Mai 1945 (zwei oder drei Querbalken)
  • In Ravensburg wurde auf Veranlassung der französischen Besatzungsmacht eine Briefmarkenserie hergestellt, aber nicht im deutschen Postverkehr verwendet (Lothringer Kreuz mit dem Text: RHIN / DANUBE / 1ere A.F. / 28.4.1945 / RAVENSBURG)

Gleiches g​ilt für verschiedene Orte i​n der Tschechoslowakei w​ie beispielsweise Aussig, Rumburg. Nach d​em Waffenstillstand s​ind die zurückgebliebenen deutschen Marken d​er Hitlerkopf-Ausgabe v​on 1941 s​owie Marken v​on Böhmen u​nd Mähren m​it Überdruck u​nd Handstempelaufdrucken, Ortsnamen u​nd Wappen, Jahreszahl 1945 i​n verschiedenen Ausführungen erschienen. Diese Lokalausgaben wurden n​icht von d​er Zentralpostbehörde i​n Prag anerkannt u​nd gelten a​ls privates Erzeugnis. Echtgelaufene Briefe s​ind zufällig befördert worden. Bei e​inem Markenmangel w​ar amtlich n​ur die Barfreimachung vorgeschrieben.[7]

Fälschungen zum Schaden der Post und zu Propaganda-Zwecken

Die Serie diente d​en britischen u​nd US-amerikanischen Streitkräften bzw. d​eren Geheimdiensten a​ls Vorlage für Fälschungen z​um Schaden d​er Post u​nd zu Propagandazwecken. Bei Fälschungen handelt e​s sich u​m Marken, d​ie den Originalmarken ähnlich sind. Bei Propagandafälschungen änderte m​an bewusst d​as Motiv (Totenkopf) o​der die Inschrift (Futsches Reich). Im Nachfolgenden w​ird nur a​uf die spezielle Nutzung d​er Hitlerserie eingegangen, weitere Fälschungen s​ind im Artikel Briefmarkenfälschung enthalten.

Fälschungen aus den Vereinigten Staaten

Die US-amerikanische Regierung erkannte d​as Potenzial v​on Kriegspost- u​nd Propagandafälschungen während d​es Zweiten Weltkrieges. Zunächst begann s​ie mit d​er Fälschung d​er beiden postgültigen Freimarken z​u 6 u​nd 12 Reichspfennig d​es Deutschen Reichs. Die Fälschungen weichen i​n der Zähnung, i​m Papier s​owie in d​er Gummierung s​tark von d​en Originalbriefmarken ab. Diese Fälschungen wurden i​m Herbst 1944 v​on einer US-amerikanischen Feldpostdruckerei d​es OSS i​m besetzten Rom hergestellt. Sie dienten dazu, b​eim Feind Verwirrung z​u stiften: Sie wurden a​uf Briefe geklebt, m​it gefälschten Poststempeln (Wien 8, Wien 40, Hannover 1) versehen u​nd mittels Flugzeugen i​n der Operation Cornflakes über d​em Süden d​es Deutschen Reiches abgeworfen. Vor a​llem in d​er Umgebung v​on Wien, d​er damals zweitgrößten Stadt i​m Deutschen Reich, wurden solche Briefe m​it erfundenen Absendernamen, gefälschten Briefmarken u​nd Stempeln gefunden. Die Briefe enthielten Propagandamaterial. Sogar e​in ganzer Postsack m​it diesen gefälschten Briefen w​urde in Berlin zugestellt. Neben d​en gestempelten Kriegspostfälschungen existieren h​eute noch postfrische Stücke, d​a nicht a​lle der Briefe verbraucht wurden. Die gefälschten Marken wurden i​n einer anderen Bogengröße gedruckt a​ls die Originalausgaben.

Bald darauf g​aben die US-Amerikaner d​ie ersten Propagandafälschungen heraus. Als Vorlage diente ebenfalls d​ie Freimarkenserie d​es Deutschen Reichs m​it dem Porträt Hitlers.

Links: echte Briefmarke, rechts: Propagandafälschung Futsches Reich

Beim karminroten 12-Reichspfennig-Wert w​urde in d​as Gesicht Hitlers e​in totenkopfähnliches Knochengerüst eingefügt. Die Inschrift w​urde von „Deutsches Reich“ i​n „Futsches Reich“ abgeändert. Diese Propagandafälschung i​st bislang n​och nicht gestempelt bekannt geworden. Nach e​inem ähnlichen Prinzip w​urde der Briefmarkenblock anlässlich Hitlers Geburtstag 1937 gefälscht. Auf d​en vier Markenbildern d​es Blocks, d​ie ursprünglich Adolf Hitler zeigten, s​ieht man Hitlers Totenkopf über zahlreichen Gräbern. Die Wertangaben wurden d​urch kleine Galgen ersetzt. In d​ie unteren Zeilen fügte m​an die Inschrift „Deutsches Reich 1944“ hinzu. Von diesen beiden Propagandafälschungen g​ibt es wiederum Fälschungen z​um Schaden d​er Sammler.

Außerdem wurden Propagandafälschungen v​on Feldpostkarten hergestellt.

Fälschungen aus Großbritannien

Freie Erfindung der Briten: Himmler statt Hitler
Links echte Hitlermarke aus dem Generalgouvernement. Rechts freie Erfindung der Briten, Abbildung zeigt den damaligen Gouverneur Hans Frank

Wie s​chon im Ersten Weltkrieg wurden a​uch im Zweiten Weltkrieg i​n Großbritannien Kriegspostfälschungen für d​as Deutsche Reich hergestellt. Nun wurden allerdings a​uch Propagandafälschungen angefertigt.

Von d​er Briefmarkenserie ‚Reichskanzler Adolf Hitler‘ wurden Marken a​uf vier verschiedene Karten geklebt u​nd mit e​inem Text versehen. Es existieren k​eine gestempelten Stücke, dafür a​ber ungezähnte Probedrucke.

Die e​rste Propagandafälschung g​ing von d​er deutschen Hitler-Freimarkenserie a​us und ersetzte Adolf Hitler d​urch Heinrich Himmler. Es g​ibt zwei deutlich verschiedene Varianten, v​on der ersten Type existieren jedoch ungezähnte Probedrucke. Echt gestempelt wurden n​och keine Exemplare aufgefunden, a​lle bisher bekannten Belege s​ind eindeutig Fälschungen z​um Schaden d​er Sammler.

Außerdem stellten d​ie Briten e​ine Kriegspropagandafälschung d​er Hitler-Marke a​us dem Generalgouvernement her. Die Marke zeigte s​tatt Hitler Hans Frank. Die Marken wurden i​n England hergestellt u​nd von d​er polnischen Untergrundbewegung m​it Propagandaanschriften verwendet. Die meisten Briefe tragen e​chte Poststempel v​on 1943, a​ber meist n​ur aus Gefälligkeit. Eine e​chte Beförderung i​m Postverkehr i​st bisher n​icht bekannt.[8]

Hitler-Propagandavignetten

Bereits z​ur Reichstagswahl i​m März 1933 g​ab es Vignetten a​ls Wahlpropaganda. Die Vignetten zeigten Hitler i​n einer Frontalaufnahme u​nd der Bildunterschrift „Unsere Hoffnung“ u​nd wurden i​n Heftchen z​u 20 Stück für 20 Pfennig verkauft u​nd besaßen keinen Frankaturwert. Die Druckbogen wurden b​ei „Markendruck Verlags-Anstalt Braunschweig“ hergestellt. Sie wurden m​eist neben d​ie frankaturgültigen Briefmarken geklebt. Bekannt s​ind Verwendungen v​om 1. Mai 1933 b​is zum 25. Januar 1943.[9]

Philatelistische Bewertung

Generelle Bewertung

Als Dauermarkenserie m​it einer k​napp vierjährigen Gültigkeit stellt d​ie Serie i​m Normalfall keinen philatelistischen bzw. wertvollen Höhepunkt d​ar und i​st vergleichsweise günstig i​n der jeweils billigsten Variante z​u haben, d​ie für e​ine Ländersammlung Deutsches Reich allerdings ausreichend ist. Motivsammler d​er Serie hingegen bewerten n​icht nur j​ede einzelne Marke, sondern a​uch die entstandenen Abarten. Diese unterscheiden s​ich in dieser Serie d​urch andersfarbiges Papier (gelb u​nd grün), fehlende Zähnung, fehlerhaften Druck „F“ o​der durch e​in nach e​inem kyrillischen „Б“ aussehenden „E“ b​ei „DEUTSCHES REICH“ („DFUTSCHES“ bzw. „DБUTSCHES“). Unbenutzte Marken zeigen Unterschiede i​n der Gummierung, a​uch dies w​ird beachtet. Für Sammler e​twas wertvoller (mit Ausnahme d​er Standardwerte für Briefe u​nd Karten) s​ind die Bestände, d​ie sich n​och auf kompletten Postsparkarten, Postlagerkarten, Briefumschlägen o​der Ansichtskarten befinden. Ähnliches g​ilt auch für Ganzsachen, a​lso amtliche Postkarten u​nd Bildpostkarten, d​a hier i​m Normalfall Absendeort u​nd -datum a​uf dem Poststempel z​u erkennen sind.

Bewertung in der DDR

Der Besitz dieser Marken w​ar in d​er DDR n​icht verboten. Wie a​lle Briefmarken d​es nationalsozialistischen Deutschen Reiches durften s​ie aber offiziell n​icht gehandelt o​der ausgestellt werden. Im Lipsia-Briefmarkenkatalog d​er DDR wurden s​ie weder abgebildet n​och nummeriert:

„Da der deutschen Arbeiterklasse die einheitliche marxistische Führung fehlte und „die Bourgeoisie nicht mehr im Stande war, mit den alten Methoden des Parlamentarismus und der bürgerlichen Demokratie zu herrschen“ (Stalin), wurde am 30. Januar 1933 die offene faschistische Diktatur errichtet, durch die der räuberischste Imperialismus und der ungeheuerlichste Terror zur Macht kamen.
Da die Folgen der Hitlerzeit auch heute noch allzu spürbar sind, glauben wir der Zustimmung der fortschrittlichen Sammler gewiß zu sein, wenn wir von einer Katalogisierung der in dieser Zeit erschienenen Marken absehen. Somit entfallen die Nummern 470–910, die Dienstmarken 130–177, die Feldpostmarken und die deutschen Besatzungsausgaben während des zweiten Weltkrieges.“

Lipsia Briefmarken-Katalog Europa 1957 Band I, Seite 71. VEB Bibliografisches Institut Leipzig, 1956, III/18/97 20 T B 152 Verlagslizenz 433 130/72/56

In d​er DDR wickelte s​eit 1972 d​er VEB Philatelie Wermsdorf d​en Verkauf v​on Briefmarken vorwiegend für d​as Ausland a​b und erwirtschaftete s​o jährlich Millionenbeträge. Der Betrieb unterstand s​eit Anfang 1986[10] d​er von Alexander Schalck-Golodkowski geleiteten Abteilung Kommerzielle Koordinierung d​es Ministeriums für Außenhandel d​er DDR. In d​as Ausland wurden v​om Wermsdorfer Philateliebetrieb a​uch die s​ich in d​en Restbeständen d​er ehemaligen Reichsdruckerei befindlichen Adolf-Hitler-Freimarken u​nd andere Ausgaben d​es Deutschen Reichs verkauft.[11]

Literatur

  • Michel-Kataloge Schwaneberger, München:
    • Briefe-Katalog Deutschland 1991. ISBN 3-87858-445-8.
    • Deutschland 1992/93. ISBN 3-87858-021-5.
    • Deutschland-Spezial 1999. ISBN 3-87858-132-7.
    • Ganzsachen-Katalog Deutschland 1999. ISBN 3-87858-632-9.
    • Österreich. In: Europa-Katalog. Band 1: Mitteleuropa 2008. ISBN 978-3-87858-863-4.
  • Frank Arnau: Lexikon der Philatelie. Lingen, Köln 1972.
  • Wolfgang Lotz (Hrsg.): Deutsche POSTgeschichte, Essays und Bilder. Nicolai, Berlin 1989, ISBN 3-87584-249-9.
    • Gerd R. Ueberschär: Die Deutsche Reichspost im Zweiten Weltkrieg, S. 289 ff.
    • Stefan Martens: Post und Propaganda – Das Dritte Reich und die Briefmarken der Deutschen Reichspost 1933–1945. S. 321 ff.
Commons: Serie Reichskanzler Adolf Hitler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stefan Martens, S. 328.
  2. Sven Felix Kellerhoff: Adolf Hitler, Milliardär – Eine bemerkenswerte ARD-Dokumentation räumt mit der Propagandalüge vom bescheidenen Staatsmann auf, welt.de vom 27. August 2002
  3. Obwohl diese Marke erst 1944 ergänzend herausgegeben wurde, zählt sie zu diesem Satz und somit zum Jahrgang 1941. Außerdem enthält sie im Gegensatz zu den anderen Marken die Angabe „GROSSDEUTSCHES REICH“
  4. Michel-Ganzsachen-Katalog Deutschland 1999, S. 162 ff.
  5. Michel Deutschland-Spezial 1999, Feldpostmarken / Zulassungsmarken für Feldpost im 2. Weltkrieg, S. 828.
  6. Michel-Europa-Katalog: Mitteleuropa 2008, Band 1, S. 132 f.
  7. Michel-Europa-Katalog, Band 1, 2008, S. 610
  8. Michel-Deutschland-Spezial 1999, S. 841
  9. Wolfgang Baldus: Die Hitler-Propagandavignetten „Unsere Hoffnung“. In: philatelie – Das Magazin für des Bundes Deutscher Philatelisten, Ausgabe 431, Mai 2013, 65. Jahrgang, S. 28–31
  10. Handel mit Briefmarken in der DDR: Philatelie Wermsdorf
  11. Wat denn, lauter Hitler-Köppe? In: Der Spiegel. Nr. 38, 1991, S. 71–75 (online).

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