Radio Horeb
Radio Horeb (früherer Name Radio Neues Europa) ist ein privates und spendenfinanziertes Hörfunkprogramm mit katholischer Prägung. Hauptsitz von Radio Horeb ist das Medienhaus in Balderschwang im Landkreis Oberallgäu. Darüber hinaus gibt es ein etwas größeres Studio in München und die Büros Kevelaer und Bad Tölz. Inhaltliche Richtschnur ist nach Angaben des Senders die Lehre der römisch-katholischen Kirche.[2] Dabei hat Radio Horeb die ideelle Unterstützung mehrerer deutscher Bischöfe.[3]
Radio Horeb | |
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„Leben mit Gott“ | |
Hörfunksender (privat) | |
Programmtyp | römisch-katholisches Programmradio |
Empfang | analog und digital terrestrisch, Kabel, Satellit, Phonecast, Livestream |
Empfangsgebiet | Deutschland |
Sendestart | 8. Dezember 1996 |
Eigentümer | Internationale Christliche Rundfunkgemeinschaft (ICR) e.V. (Balderschwang – früher Immenstadt)[1] |
Geschäftsführer | Peter Sonneborn |
Programmchef | Pfarrer Richard Kocher |
Liste von Hörfunksendern | |
Website |
Radio Horeb gehört zur Weltfamilie von Radio Maria und finanziert sich ausschließlich aus den Spenden seiner Hörerschaft. Hörer haben oft die Möglichkeit, sich telefonisch im Programm einzubringen. Trägerverein ist die Internationale Christliche Rundfunkgemeinschaft e. V. Der Sender beschäftigt rund 60 hauptamtliche Mitarbeiter und 560 ehrenamtliche Referenten. Des Weiteren sind etwa 420 Personen ehrenamtlich im Team Deutschland tätig.[4]
Inhalte
Das werbefreie Programm besteht aus fünf Säulen: Liturgie, Christliche Spiritualität, Lebenshilfe, Musik und Nachrichten.
Den täglich gleichen Rahmen des Programms bildet die Übertragung einer heiligen Messe und der Tagzeitenliturgie (Laudes, Mittagsgebet, Vesper, Komplet, Nachtgebet).
Nach den Übertragungen der Liturgie nehmen nehmen spirituelle Programme den größten Anteil des Sendeprogrammes ein. Marion Kuhl ist hierfür als Redakteurin verantwortlich. Darüber hinaus gibt es die Sendungen „Katechismus“ und „Credo“ zu theologischen Fachthemen unter Leitung von Gregor Dornis. Schließlich werden in der von Astrid Moskopf geleiteten Redaktionssparte mit den Sendungen „Grundkurs des Glaubens“ und „Kurs 0“ Grundfragen des Glaubens vermittelt.
Die Hörerschaft wird im Programm von Radio Horeb regelmäßig mit eingebunden. Die „Radio Horeb Hörerfamilie“ hat während der Sendungen „Gott hört dein Gebet“, „Rosenkranz“, „Hörergrüße“, „Seelsorgesprechstunde“ und „Hörer fragen den Programmdirektor“ die Möglichkeit, per Telefon aktiv teilzunehmen.
Die „Bambambini Kindersendung“ wird von Anfang an von Adelheid Nicklaser federführend gestaltet. Für Jugendliche ist jeweils montags der „Abend der Jugend“ vorgesehen, der derzeit von Diakon Michael Wielath betreut wird.
Auch Nachrichten finden sich mit den Sendungen „Streiflicht“, „Weltnachrichten“ und „Wochenmagazin“ im Programm von Radio Horeb. Zudem übernimmt Radio Horeb täglich das Nachrichtenmagazin von Radio Vatikan. Mitarbeiter in der Nachrichtenredaktion sind Nadja Neubauer und Johannes Wieczorek.
Mit der Rubrik "Lebenshilfe" gibt es noch eine Sendung, die zur Bewältigung alltäglicher Krisen und sich stellende Fragen zu beantworten. Diese Redaktion wird von Gabi Fröhlich betreut.
Verbreitungsweg
In den ersten Jahren fand der Sendebetrieb über einen Transponder von SES Astra statt. Hierbei musste aus Gründen der Einfachheit und Kostengeringhaltung eine Tonspur des Senders ProSieben mitbenutzt werden.
Ebenso betreibt Radio Horeb seit dessen Sendestart eine UKW-Frequenz in München. Früher war dies die 89,0 MHz, die sich mit dem Programmen Radio 2day und 89 Hit FM in einem bestimmten Plan geteilt wurde. Seit 1998 wird nun die Frequenz 92,4 MHz betrieben. Die Sendezeit hat sich damals sehr ausgeweitet und wurde nach einer Neuausschreibung 2017 wieder verkürzt. Aktuelle Sendezeiten auf UKW sind montags bis freitags 1–14 Uhr, wobei von 13 bis 14 Uhr ein Programmfenster vom Münchner Kirchenradio als Partner gesendet wird, sowie sonntags von 10 bis 24 Uhr mit heiliger Messe um 10 Uhr, die ebenfalls vom Münchner Kirchenradio zugeliefert wird.
Seit dem Betriebsbeginn der Rundfunktechnik DAB+ am 1. August 2011 ist Radio Horeb im ersten Bundesmux enthalten und ist somit rund um die Uhr in der ganzen Bundesrepublik hörbar. Radio Horeb ist außerdem im gesamten Bundesgebiet im Digitalen Kabelfernsehen DVB-C empfangbar. Ebenso besteht die Möglichkeit den Sender über Phonecast, sprich über das Telefon zu hören. Des Weiteren wird das Programm über Internetradio und in Form von Podcasts verbreitet; seit Februar 2008 ist der Ogg-Vorbis-Stream des Senders auch über eine Mobile App zu hören.[5]
Geschichte
Benannt ist Radio Horeb nach dem biblischen Berg Horeb (Sinai). Die beiden Berge im unteren Teil des in blau gehaltenen Logos symbolisieren den Berg Horeb, zugleich ist durch ihre Anordnung ein „M“ für Maria erkennbar. Die drei Bögen stehen für die Dreifaltigkeit.[6]
Die vom ORF-Kulturredakteur Siegfried Dobretsberger gegründete und damals in Ingolstadt ansässige „Internationale Christliche Rundfunkgemeinschaft“ (ICR e.V.) erhielt Mitte der 1980er-Jahre als Radio Neues Europa Sendezeiten über lokale UKW-Frequenzen in Süddeutschland. In München war das Programm von Radio Neues Europa zunächst immer sonntags auf der UKW-Frequenz 89,0 MHz zu hören. 1995 wurde Pfarrer Richard Kocher zum Vorsitzenden des ICR e.V. gewählt. Durch seine Tätigkeit als Pfarradministrator der Gemeinde St. Anton in Balderschwang verlagerten sich die Radiotätigkeiten zunehmend ins Oberallgäu. Später wurde in Immenstadt im Allgäu die Verwaltungszentrale von Radio Horeb aufgebaut.
Unter der Leitung von Kocher ging am 8. Dezember 1996 zum ersten Mal ein katholisches 24-Stunden-Hörfunkprogramm mit dem Namen Radio Horeb über den Satelliten Astra auf Sendung. Vorbild des Senders war Radio Maria Italien, das jenseits der Alpen innerhalb kürzester Zeit zu einem der meistgehörten Rundfunksender des Landes aufgestiegen war. Durch den Anschluss an die Radio-Maria-Weltfamilie wurde Radio Horeb Mitglied eines internationalen christlichen Radionetzwerkes. In München wurde weiterhin über UKW unter dem Namen „Radio Neues Europa“ gesendet. Im Jahr 2000 erfolgte die Namensänderung auf Radio Horeb München.
Über DVB-T wurde das Programm seit November 2007 auch in Leipzig ausgestrahlt (seit Mai 2010 im Regelbetrieb). Weitere Standorte waren in Dresden, Chemnitz und Zwickau geplant. Der im September 2005 aufgenommene Sendebetrieb in Berlin wurde im Januar 2014 abgeschaltet.[7] Im Rahmen der Umstellung auf DVB-T2 Ende März 2017 ist der Sender aus diesem Übertragungsweg ganz ausgestiegen und hat die restlichen DVB-T-Standorte aufgegeben.
Am 18. August 2008 war in Balderschwang der Spatenstich für ein neues Studio mit dreiunddreißig Arbeitsplätzen auf einer Nutzfläche von 730 Quadratmetern, als Ersatz für das bisherige Studio im Almhof Lässer. In das Studio sind drei Gästewohnungen und eine sechzig Quadratmeter große Kapelle integriert. Das neue Medienhaus bildet seit dem den Hauptsitz des Senders und der Standort mehrerer Redaktionen des Senders.
Ein weiterer Schritt in der Geschichte ist die maßgebende Aufbauhilfe einer Radio Maria Station in Kibeho, Ruanda. Radio Horeb hat diese Station mittels eines Spendenmarathons (sogenannter Mariathon) aufgebaut und unterhält weiterhin Kontakte dorthin.
Im Jahr 2021 veranstaltete der Sender einen großen Online-Kongress bezüglich seines 25 Jährigen Bestehens. Hierbei wurde das erste Mal in der Geschichte des Senders ein zweitägiges Fernsehprogramm produziert.
Fall Rainer
Im Jahr 2000 kam Radio Horeb sowie dessen Leiter Richard Kocher in die Schlagzeilen, da der wegen Mordes an seinem politischen Weggefährten Christian Waldner verurteilte und von Interpol gesuchte Südtiroler Peter Paul Rainer unter dem Namen Rainer Maria Ulrich von August 1999 bis Mai 2000 Mitarbeiter des Radios war.[8] Zum Zeitpunkt der Einstellung war Peter Paul Rainer in zweiter Instanz von allen Vorwürfen des Mordes freigesprochen worden. Zwei Monate vor seiner erneuten Verurteilung kündigte Rainer mit sofortiger Wirkung sein Arbeitsverhältnis. Nach fast achtmonatiger Fahndung durch Interpol wurde Rainer am 4. Januar 2001 von der österreichischen Polizei in einer Wohnung in Rudolfsheim-Fünfhaus (Wien) verhaftet.[9] Mieterin der Wohnung und zum Zeitpunkt der Verhaftung in derselbigen anwesend war Gerlinde Nöbauer, welche nach Bestätigung der Kripo von Kempten eine Mitarbeiterin von Radio Horeb war. Richard Kocher bestätigte seinerzeit öffentlich, dass er von der Vorgeschichte Rainers gewusst habe und er selbst dem Prozess in Brescia beigewohnt habe. Jedoch glaube er an die Unschuld Rainers und habe ihn deshalb eingestellt.[10][11] In einer offiziellen Erklärung nahm Kocher damals zum „Fall Rainer“ wie folgt Stellung: „Eine Kirche, die immer wieder davon spricht, jedem wieder neu eine Chance zu geben, muss sich an diesem Wort messen lassen.“
Kontroverse um die Lizenzvergabe
Im Mai 2004 erhielt der Sender von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) einen Großteil der durch Einstellung des FAZ Businessradios freigewordenen und übergangsweise für AFK M94.5 genutzten Sendezeit auf der UKW-Frequenz 92,4 MHz für den Großraum München und setzte sich dabei gegen zahlreiche Mitbewerber durch. Diese Entscheidung war nicht unumstritten. So kritisierte der damalige Sendlinger Pfarrer Klaus Mucha, zuständig für die Hörfunkbeiträge der Erzdiözese München und Freising im Bayerischen Rundfunk, den Sender als „fundamentalistisch“, die Vorsitzende des BLM-Medienausschusses Anna Geiger kritisierte das Frauenbild und Ansätze zur Rassendiskriminierung im Programm. Ein Medienberater des Senders nannte die Positionen „eher konservativ“.[12] Kritiker warfen dem Sender im Vorfeld der Entscheidung Volksverhetzung und Rassismus vor, weil sich in einer vom befreundeten Radio Maria Österreich übernommenen Sendung ein Tiroler Pfarrer abfällig über Sinti und Roma geäußert hatte. Pfarrer Richard Kocher distanzierte sich davon und strich den Beitrag aus dem Programm. Mit einem Empfehlungsschreiben von Amnesty International konnte er den Medienrat, der über die Frequenzvergabe entschied, trotz der kritischen Stimmen überzeugen. Der damalige Vorsitzende des BLM-Medienrates, Erich Jooß, erklärte 2013 zu dem Vorgang: „Wir haben den Sender genau beobachtet, allerdings ist es bei diesem einzigen Vorwurf geblieben. Sonst hätte Radio Horeb nie die Lizenz erhalten.“[13]
Partnersender und Senderfamilie
Radio Horeb ist Teil der weltweiten „Radio-Maria-Senderfamilie“[14] und versteht sich selbst als Stimme der Kirche im Rundfunk, wiewohl sie von offizieller Stelle nicht als solche anerkannt wird. Teil dieser Senderfamilie sind beispielsweise auch Radio Maria in Italien als erster Sender dieser Art, sowie Radio Maria Südtirol, Radio Maria Österreich, Radio Maria Schweiz und rund 80 Sender weltweit. Der Sender übernimmt außerdem täglich um 16:00 Uhr die Nachrichten von Radio Vatikan, die um 2:15 Uhr wiederholt werden. Überdies wurde bis 2019 täglich um 18.00 Uhr die von Radio Vatikan produzierte Radioakademie übernommen.
Weblinks
- Eigene Webpräsenz
- Radio Horeb – Eintrag mit Grunddaten bei der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM)
- H.-J. Biener: Text vor dem Sendestart zur Geschichte des Senders (Memento vom 2. April 2009 im Internet Archive)
- Dominik Baur: Gott und Tiraden frei Haus. Spiegel Online, 27. Mai 2004
Einzelnachweise
- blm.de: Jahrbuch 2013
- Funkanalyse Bayern: Senderinformation Radio Horeb München. 2018 (funkanalyse-bayern.info [PDF]).
- Andere über uns. Abgerufen am 24. April 2021.
- Team von radio horeb, auf horeb.org
- https://www.horeb.org/live/empfang/ Empfang von Radio Horeb Website des Senders. Abgerufen am 30. Dezember 2021.
- Geschichte. Abgerufen am 24. April 2021.
- Meldung bei Teltarif vom 4. Januar 2014
- welt.de: Radio Horeb und der Mordfall Waldner, 11. Januar 2001, abgerufen am 10. Mai 2017.
- Dolomiten, Verhaftung in Wien. (Memento vom 6. Oktober 2008 im Internet Archive) (stol.it)
- Radio Horeb und der Mordfall Waldner. Die Welt.
- Auf der Flucht, auf jf-archiv.de
- Volker ter Haseborg: Pfui Teufel. Berliner Zeitung, 2. Juni 2004, S. 30 (1. Dezember 2012)
- Tim Rotter: Andacht aus dem Allgäu. In: ALPS-Magazin 2/2013, S. 78–83 (Zitat: S. 82).
- World family of Radio Maria (Radiomaria.org): Senderübersicht (Memento vom 3. Juli 2010 im Internet Archive)