Płoty
Płoty ['pwɔtɨ] (deutsch Plathe) ist eine Kleinstadt in der Woiwodschaft Westpommern in Polen. Sie bildet den Hauptort der Gmina Płoty (Gemeinde Plathe) im Powiat Gryficki (Greifenberger Kreis).
Płoty | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Westpommern | ||
Powiat: | Gryfice | ||
Fläche: | 4,12 km² | ||
Geographische Lage: | 53° 48′ N, 15° 16′ O | ||
Einwohner: | 3900 (31. Dezember 2020) | ||
Postleitzahl: | 72-310 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 91 | ||
Kfz-Kennzeichen: | ZGY | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | DK 6 Kołbaskowo ↔ Pruszcz Gdański | ||
DW 108 Parłówko ↔ Płoty | |||
DW 109 Mrzeżyno ↔ Płoty | |||
Eisenbahn: | PKP-Strecke 402 Goleniów–Kołobrzeg–Koszalin | ||
Nächster int. Flughafen: | Stettin-Goleniów | ||
Geographische Lage
Die Stadt liegt in Hinterpommern, 75 Kilometer nordöstlich von Stettin am Fluss Rega, der oberhalb der Stadt zu einem Stausee aufgestaut wird.
Geschichte
Das Stadtbild von Płoty prägen zwei Burgen, die darauf hinweisen, dass die Stadt zeitweise von zwei Burgherren beherrscht wurde. Dies war von 1577 bis 1731 der Fall, als sowohl die Familien von der Osten als auch die Familien von Blücher sich die Herrschaft über Plathe teilten.
In Plathe wurden bei Grabungen arabische Münzen aus dem 10. Jahrhundert gefunden, die vermuten lassen, dass sich dort schon sehr früh ein Handelsplatz befunden haben muss. Im Zuge der von den pommerschen Herzögen veranlassten Ostkolonisation wurde Dubislaw von Woedtke im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts mit der Besiedlung am Mittellauf der Rega beauftragt. Unter Herzog Barnim I. erhielt die Siedlung Plathe das lübische Stadtrecht, 160 Hufen Landbesitz und für zwölf Jahre Abgabenfreiheit. Im Vertrag von Vierraden gab Herzog Bogislaw IV. von Pommern 1284 die Stadt an die Adelsfamilie von Wedell ab. Diese veräußerte Plathe 1367 weiter an die Familie von der Osten.
190 Jahre später, im Jahr 1577, war Wedige von der Osten gezwungen, die Familienburg und einen Teil der Stadt an Hermann von Blücher zu verkaufen. Von der Osten baute sich ein paar hundert Meter von seinem alten Schloss entfernt ein neues Schloss, das der Familie bis zur Vertreibung 1945 gehörte. Das jetzige „neue Schloss“ ist jedoch erst ein Bau des frühen 20. Jahrhunderts. Die geteilte Herrschaft über Plathe endete, als Matthias Conrad von der Osten (1691–1748), Geheimer Finanzrat und Chefpräsident der kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer zu Berlin[1], 1731 die letzte Erbin der Familie von Blücher heiratete und damit die beiden Besitztümer vereinigt wurden.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verschaffte der preußische Kammerherr Friedrich Wilhelm von der Osten der Stadt Plathe landesweite Geltung mit der von ihm geschaffenen „Pommerschen Bibliothek“, die mit 12.000 Büchern, zahlreichen Gemälden und Tapisserien zu den größten privaten Sammlungen in Pommern zählte. Sie wurde bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter staatlichen Schutz gestellt und so vor Zerstreuung bewahrt. Die kam allerdings im Frühjahr 1945, als es dem damaligen Besitzer, Karl von Bismarck-Osten nur gelang, einen Teil zu evakuieren. Größere Teile der Bibliothek befinden sich deshalb heute in der Universitätsbibliothek Łódź und der Polnischen Nationalbibliothek in Warschau, ein Teil der Handschriftensammlung im Landesarchiv Greifswald (Rep. 42 Plathe) und Teile der sonstigen Kunstsammlungen, z. B. die Porträts der pommerschen Herzöge, im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald.
Ab 1818 befand sich Plathe in dem durch die preußische Verwaltungsreform geschaffenen Kreis Regenwalde. Durch die 1882 fertiggestellten Eisenbahnstrecken nach Altdamm und Greifenberg i. Pom. wurde der Anschluss an das pommersche Bahnnetz geschaffen. Im Gegensatz zu anderen Städten in der Nachbarschaft siedelte sich trotz des Bahnanschlusses nur wenig Industrie an. Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges entstanden an den Ausfallstraße neue Wohnsiedlungen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Schlossanlagen durch Karl von Bismarck-Osten zur größten Schloss- und Parkanlage Hinterpommerns ausgebaut.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im März 1945 die Rote Armee kampflos die Stadt. Anschließend wurde Plathe zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt und in Płoty umbenannt. Bis Juli 1945 wurden die Einwohner Plathes aus der Stadt vertrieben.
Einwohnerzahlen
- 1740: 600[2]
- 1782: 590, darunter 16 Juden[2]
- 1794: 681, darunter 16 Juden[2]
- 1812: 795, darunter drei Katholiken und zehn Juden[2]
- 1816: 802, darunter vier Katholiken und 18 Juden[2]
- 1831: 1420, darunter drei Katholiken und 37 Juden[2]
- 1843: 1771, darunter zwei Katholiken und 37 Juden[2]
- 1852: 2031, darunter sechs Katholiken 75 Juden[2]
- 1861: 2227, darunter neun Katholiken und 58 Juden[2]
- 1875: 2137[3]
- 1880: 2226[3]
- 1925: 3315, darunter 27 Katholiken und 18 Juden[4]
- 1933: 3670[3]
- 1939: 3653[3]
Kirchspiel
Das Kirchspiel war von der Reformation an bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs evangelisch und gehörte zur Synode Greifenberg. Aus Urkunden der Familie Osten sind die Namen einiger Personen überliefert, die seit der Reformation in Plathe Priester waren.[5]
- Priester seit der Reformation
- Dinies Volckmar, † 1553 am Mittwoch nach Laetare[5]
- Ambrosius Quappe[5]
- Magister Gregorius Berckholtz, lebte 1606 und 1625[5]
- Daniel Crüger, aus Belgard in Hinterpommern, 1631[5]
- Matthias Fabricius von Daber, 1640 (verließ das Pfarramt heimlich aus persönlichen Gründen und soll in Wittenberg verstorben sein).[5]
- Johann Crüger (Sohn des oben genannten Predigers Daniel Crüger), 1661–1700, † 2. Dezember 1700 nach 40-jähriger Amtszeit im Alter von 68 Jahren und drei Monaten, war 18 Jahre lang Senior der Synode Greifenberg gewesen[5]
- Magister Johann Ventzke (Sohn eines Predigers aus Güntershagen bei Dramburg), 1701–1737, † 22. März 1737 nach 35-jähriger Amtszeit im Alter von 71 Jahren[5]
Wappen
Blasonierung: „In Silber der rote pommersche Greif.“[6]
Bei dem Sigillum Civitatis Plote aus dem 14. Jahrhundert erscheint zwischen den Vorder- und Hinterfüßen des linkshin gekehrten Greifen eine Kleestaude. Auch ein mit 1697 bezeichnetes Stadtsiegel und das Gerichtssiegel von 1599 wiederholen dies Bild, während die neueren Siegel die Pflanze weglassen und den Greif rechtshin wenden.[7]
Sehenswürdigkeiten
Hierzu zählen die beiden Schlösser der Familien Osten und Blücher. Das Ostensche Schloss ist ein dreigeschossiger Bau mit rechtwinklig angebauten Flügeln. Das 1869 durch Brandstiftung zerstörte Blücherschloss wurde nach 1945 wiederhergestellt. Es ist ein dreigeschossiger Bau, der mit Säulen und Löwenköpfen verziert ist.
Städtepartnerschaften
Es besteht eine Städtepartnerschaft mit der schleswig-holsteinischen Stadt Niebüll.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Leonhard von Knobelsdorff-Brenkenhoff (1823–1888), preußischer Generalmajor und Kommandeur einer Kavallerie-Brigade
- Fritz Köpke (1902–1991), deutscher Leichtathlet, Teilnehmer der Olympischen Spiele 1928
Mit der Stadt verbunden
- Amandus Karl Vanselow (1699–1771), Bürgermeister von Plathe von 1729 bis 1767, Verfasser pommerscher Personenlexika
- Walter Goehtz (1878–1946), deutscher Verwaltungsbeamter, Bürgermeister von Plathe von 1906 bis 1911
Verkehr
Die Nachbarstädte Nowogard (Naugard) und Gryfice (Greifenberg) sind beide über die Landesstraße 6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) bzw. die Woiwodschaftsstraße 109 (ehemalige Reichsstraße 161) zu erreichen, die durch Plathe führen.
Im Ort kreuzen sich die Bahnlinien Nr. 402 Goleniów (Gollnow) – Kołobrzeg (Kolberg) – Koszalin (Köslin) und Nr. 420 von Worowo (Wurow) nach Wysoka Kamieńska (Wietstock). Letztere Bahnstrecke ist nicht mehr in Betrieb.
Literatur
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwald, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 487–682.
- Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 361–364 und S. 371, Nr. 16.
- Peter Johanek, Franz-Joseph Post (Hrsg.); Thomas Tippach, Roland Lesniak (Bearb.): Städtebuch Hinterpommern (= Deutsches Städtebuch, Band 3,2). Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2003, ISBN 3-17-018152-1, S. 174–177.
- Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 296–299 (Volltext).
Weblinks
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Stadt Plathe im ehemaligen Kreis Regenwalde in Pommern (2011).
Fußnoten
- Johann Heinrich Zedler et al. (Herausgeber): Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste. Band 28, Halle und Leipzig 1741, Spalten 682-683.
- Kratz (1865), S. 298–299.
- Michael Rademacher: Regenwalde. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Płoty
- Johann Heinrich Zedler et al. (Herausgeber): Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste. Band 28, Halle und Leipzig 1741, Spalte 683.
- Deutsches Städtebuch - Handbuch städtischer Geschichte von Prof. Dr. Erich Keyser, Herausgegeben 1939 vom W. Kohlhammer Verlag Stuttgart Band I Nordostdeutschland Seite 211/212
- Deutsche Ortswappen von Prof. Otto Hupp, Herausgegeben 1925 von der Kaffee-Handels-Aktiengesellschaft Bremen