Oravița
Oravița [oˈravit͡sa] (deutsch Orawitz, ungarisch Oravica, tschechisch Oravice, kroatisch Oravica, serbisch-kyrillisch Оравица) ist eine Stadt im Kreis Caraș-Severin in der Region Banat in Rumänien.
Oravița Orawitz Oravica Oravica/Оравица Oravice | |||||
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Basisdaten | |||||
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Staat: | Rumänien | ||||
Historische Region: | Banat | ||||
Kreis: | Caraș-Severin | ||||
Koordinaten: | 45° 2′ N, 21° 41′ O | ||||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | ||||
Höhe: | 242 m | ||||
Fläche: | 164,16 km² | ||||
Einwohner: | 11.382 (20. Oktober 2011[1]) | ||||
Bevölkerungsdichte: | 69 Einwohner je km² | ||||
Postleitzahl: | 325600 | ||||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 55 | ||||
Kfz-Kennzeichen: | CS | ||||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[2]) | |||||
Gemeindeart: | Stadt | ||||
Gliederung: | 6 Gemarkungen/Katastralgemeinden: Agadici, Brădișoru de Jos, Broșteni, Ciclova Montană, Marila, Răchitova | ||||
Bürgermeister: | Dumitru Ursu (PSD) | ||||
Postanschrift: | Str. 1 Decembrie 1918, nr. 60 loc. Oravița, jud. Caraș-Severin, RO–325600 | ||||
Website: |
Geographische Lage
Oravița liegt im Banat an der Westseite des Anina-Gebirges. Die Kreishauptstadt Reșița befindet sich etwa 35 km nordöstlich.
Geschichte
Bereits um 1400 wurde in der Umgebung der heutigen Stadt Bergbau betrieben. Das Banat wurde nach langer Besetzung durch das Osmanische Reich Anfang des 18. Jahrhunderts als Teil des Königreichs Ungarn wieder Bestandteil der Habsburgermonarchie. 1690 wurde der Ort erstmals erwähnt; seit 1717 ist er eine Gemeinde.[3] Im Ostteil des Ortes siedelten sich nun vor allem Tiroler Bergleute an, im Westteil vorwiegend Rumänen; daraus entstanden zwei getrennte Gemeindeverwaltungen. In Oravița lebten auch Tschechen, Polen, Serben und Magyaren.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war Oravița ein Zentrum der Kupferverhüttung in Ungarn. Daneben wurde Bergbau auf Gold betrieben. 1737–1739 störten Einfälle der Türken vorübergehend die Entwicklung. 1816–1817 wurde ein aus Spenden finanziertes Theater errichtet, heute Mihai-Eminescu-Theater genannt; es war, in etwas kleinerer Form, dem Alten Burgtheater in Wien nachgebaut und wurde in Anwesenheit von Kaiser Franz I. und seiner Gattin eröffnet.[4]
1854 wurde die Bahnlinie von Oravița nach Baziaș eröffnet, die älteste im heutigen Rumänien. 1863 ging die Bahnstrecke von Oravița über das Anina-Gebirge nach Steierdorf-Anina in Betrieb, um die dort abgebaute Steinkohle an die Donau transportieren zu können;[5] wegen ihrer zahlreichen Viadukte in malerischer Landschaft wurde sie als rumänischer Semmering bezeichnet. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Bedeutung des Bergbaus ab.
Nach der Auflösung Österreich-Ungarns 1918 und Besitzansprüchen mehrerer Länder gelangte Oravița infolge des Vertrags von Trianon 1920 mit dem östlichen Teil des Banats an das Königreich Rumänien. Die Reșițaer-Waldbahn wurde gebaut. Nun wurden beide Ortsteile offiziell vereinigt. Oravița wurde Hauptstadt des Kreises Caraș.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges flohen die meisten deutschen Bewohner nach Deutschland oder Österreich. 1946 wurden in der Nähe der Stadt Uranvorkommen entdeckt, die in großem Umfang abgebaut und in die Sowjetunion gebracht wurden.[5]
Heute sind Holz- und Lebensmittelverarbeitung sowie Handel und Tourismus die wichtigsten Wirtschaftszweige.
Bevölkerung
1880 lebten auf dem Gebiet der heutigen Stadt 13.669 Menschen, davon 4250 in Deutsch-Orawitz, 2252 in Rumänisch-Orawitz und 7167 in den heute eingemeindeten Orten. 9917 waren Rumänen, 2910 Deutsche und 260 Magyaren. In der Folge schwankte die Bevölkerungszahl abhängig von den wirtschaftlichen Gegebenheiten. 1900 stieg sie auf über 14.000, um 1941 auf unter 11.000 zu sinken. 1992 wurde mit 15.293 das Maximum erreicht.
Bei der Volkszählung 2002 wurden noch 12.858 Einwohner registriert, davon 10.222 in Oravița und 2636 in den eingemeindeten Dörfern. 11.972 waren Rumänen, 376 Roma, 222 Deutsche, 155 Ungarn, 84 Serben, 17 Tschechen und 15 Ukrainer.[6]
Verkehr
Der Bahnhof Oravița lag an der Bahnstrecke von Berzovia–Iam (–Jasenovo/Serbien). Diese Strecke ist stillgelegt. Heute verkehrt vom Bahnhof Oravița nur noch ein tägliches Zugpaar auf der Strecke nach Anina im Inselbetrieb.[7]
Durch die Stadt führt die Nationalstraße 57 von Orșova nach Moravița.
Sehenswürdigkeiten
- Theater Mihai Eminescu (1816–1817), Architekturdenkmal
- Kloster Călugăra (1859) im eingemeindeten Ort Ciclova Montană
- Bahnhof Oravița und Bahnstrecke nach Anina
- Pharmazie-Museum Knoblauch
- Nationalpark Cheile Nerei-Beușnița
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Thessa Klinkhammer (1859–1934), Schauspielerin
- Ena Rottenberg (1893–1952), Kunstgewerblerin, Keramikerin, Glasmalerin
Siehe auch
- Liste deutscher und ungarischer Bezeichnungen rumänischer Orte
- Liste der Ortschaften im Banat
Literatur
- Elke Hoffmann, Peter-Dietmar Leber und Walter Wolf: Das Banat und die Banater Schwaben. Band 5. Städte und Dörfer, Mediengruppe Universal Grafische Betriebe München GmbH, München, 2011, 670 Seiten, ISBN 3-922979-63-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- Volkszählung 2011 in Rumänien (MS Excel; 1,3 MB).
- Angaben bei prezenta.roaep.ro, abgerufen am 28. Februar 2021 (rumänisch).
- Website der Stadt, abgerufen am 11. September 2013 (Memento vom 26. November 2013 im Internet Archive)
- Anna Lindner: Ein Theater nächst und fern der Burg, auf der Website der Tageszeitung Der Standard, Wien, 7. Oktober 2013.
- Private Website über Oraviţa, abgerufen am 30. Dezember 2008
- Volkszählung 2002, abgerufen am 30. Dezember 2008 (PDF; 838 kB).
- ineu: Rumpfbetrieb Oravița–Anina. In: Eisenbahn-Revue International (11/2016), S. 557.