Nikolai Pawlowitsch Puchow

Nikolai Pawlowitsch Puchow (russisch Николай Павлович Пухов; * 13. Januarjul. / 25. Januar 1895greg. i​m Dorf Grishowo, Bezirk Babyninski, Oblast Kaluga; † 28. März 1958 i​n Moskau) w​ar ein sowjetischer Generaloberst (1944) u​nd Armeekommandant i​m Zweiten Weltkrieg, d​er 1943 a​ls Held d​er Sowjetunion geehrt wurde.

Nikolai Pawlowitsch Puchow

Leben

Puchow w​urde in e​iner Familie russischer Nationalität a​ls Sohn e​ines Hilfsarbeiters geboren. Seine Mutter arbeitete a​ls Lehrerin a​n einer ländlichen Schule. Ab 1903 absolvierte e​r die Realschule v​on Zemstwo, a​b 1915 besuchte e​r das theologische Seminar i​n Kaluga. Im selben Jahr begann e​r noch d​as Studium a​n der Moskauer Universität, musste a​ber wegen d​er Armut seiner Familie s​ein Studium i​m ersten Semester wieder abbrechen. Seit Oktober 1915 arbeitete e​r als Geschichts- u​nd Literaturlehrer a​n der höheren Realschule d​es Dorfes Plochino i​m Bezirk Schisdra.

Frühe Militärkarriere

Puchow trat im April 1916 als Freiwilliger in die zaristische Armee ein, absolvierte die Peterhofer Junkerschule und diente dann als Unteroffizier im 163. Reserve-Infanterieregiment von Tscheljabinsk. Seit Juni 1917 kämpfte er an der Nordfront im Verband des 744. Infanterie-Regiments: zunächst als Unteroffizier, dann als Führer eines berittenen Aufklärungszuges. Im September 1917 wurde er während der Verteidigung von Riga wurde verletzt und erkrankte darauf wegen der schlechten Versorgung im Krankenhaus an Skorbut. Im Januar 1918 wurde er im Rang eines Fähnrichs demobilisiert und kehrte in seine Heimatstadt zurück. Er trat noch im Februar 1918 der Roten Armee als Freiwilliger bei, dies geschah spontan, weil er seine am Bahnhof Liski angesiedelte Familie zu versorgen hatte. Er wurde zum Adjutanten des Stabschefs der neuformierten Roten Garde der Oblast Woronesch ernannt, welche im Mai 1918 zum 2. Woronescher-Schützen-Regiment zusammengefasst wurde. Im Russischen Bürgerkrieg bekämpfte er mit seinem Regiment zunächst die Kosaken unter General P. N. Krasnow. Im März 1919 wurde er im Abschnitt der Roten 8. Armee Stabschef der Kalachewer-Division an der Südfront, darauf im April Stabschef der 3. Brigade der 1. Besonderen Schützen-Division und im Oktober 1918 Stabschef der 1. Brigade der selbständigen Rjasaner-Schützen-Division. Er kämpfte dabei gegen die Weiße Garde in Südrussland unter General A. I. Denikin, unter anderem war er bei der Abwehr der Angriffe des Generals K. K. Mamontow beteiligt. Im November 1918 wurde seine Brigade zur 7. Roten Armee versetzt und in der 1. kombinierte Schützen-Division integriert. Dort nahm er an den Kämpfen gegen die finnischen Truppen an der Karelischen Landenge teil. Im Januar 1920 wurde seine Brigade ins Baltikum zur 15. Roten Armee versetzt und nahm zuerst an den Kämpfen gegen die lettischen Truppen und dann am Sowjetisch-Polnischen Krieg teil. Im September 1920 wurde er Stabschef der 61. (damals 63.) Brigade der 21. Schützen-Division, die noch gegen die Polen und dann gegen die Truppen von Bulak-Balachowitsch in Belarus eingesetzt wurde. Im Januar 1921 wurde er dann Stabschef der 21. Schützen-Division, die zunächst nach Archangelsk verlegt und im April nach Gorno-Altaisk verlegt wurde, wo er an Einsätzen gegen die Divisionen von A. P. Kaigorodow und A. S. Bakitsch teilnahm. Seit April 1923 war er Stabschef der 35. Schützen-Division im Westsibirischen Militärbezirk. Von Januar 1924 bis März 1930 kommandierte er das 34. Omsker Schützen-Regiment bei der 12. Schützen-Division im Sibirischen Militärbezirk. Von September 1925 bis Oktober 1926 absolvierte er Schießkurs „Wystrel“ der Komintern, worauf er wieder sein letztes Regiment befehligte. Seit März 1930 unterrichtete er an denselben Kursen, seit Dezember 1931 als Lehrer des Kurses und schließlich als Hauptlehrer des Kurses für Taktik. Von Juli 1932 bis März 1934 war er Assistent im Stab des Kommandeurs der 1. Panzer-Division der Roten Armee. Im Januar 1935 absolvierte er akademische Kurse zur Verbesserung des technischen Kommandopersonals an der Stalin-Militärakademie für Mechanisierung und Motorisierung der Roten Armee und wurde am 4. Dezember 1935 zum Oberst ernannt. Im Juli 1936 wurde er Stellvertreter des Führers der Trainingseinheiten der Roten Armee und im März 1938 übernahm er die Leitung der nach Stalin benannten Charkower Panzerschule. Seit April 1939 fungierte er als Lehrer an der nach W. M. Molotow benannten Militärischen Wirtschaftsakademie der Roten Armee. Am 2. April 1940 wurde er zum Brigadekommandeur und am 4. Juni 1940 zum Generalmajor befördert.

Im Zweiten Weltkrieg

Zu Beginn d​es Zweiten Weltkriegs befehligte e​r seit August 1941 d​ie 304. Schützen-Division. Als Teil d​er 38. Armee d​er Südwestfront n​ahm die Division i​m September 1941 a​n Verteidigungskämpfen i​n der Region Poltawa u​nd im Oktober a​n der Verteidigung v​on Sumy u​nd Charkow teil. Obwohl s​eine Division schwere Verluste erlitt, gelang e​s ihm e​ine allgemeine Panik b​eim Rückzug z​u verhindern. Im Januar 1942 w​urde er z​um stellvertretenden Befehlshaber d​er 13. Armee d​er Brjansker Front ernannt. Die 13. Armee w​urde am 12. März 1943 Teil d​er Zentralfront, a​b dem 6. Oktober d​er Woronesch-Front u​nd ab d​em Oktober 1943 d​er 1. Ukrainischen Front. Im Juni–Juli 1942 n​ahm die 13. Armee während d​er Woronesch-Woroschilowgrader Operation a​n der Verteidigung v​on Kastornoje teil, w​o seine zurückgehenden Truppen d​en deutschen Angriff standhielten u​nd den gegnerischen Hauptangriff g​egen die Stellungen d​er südlicher folgenden Armeen ablenkte. Bei d​er Woronesch-Kastornoje-Operation (Januar–Februar 1943) d​rang die 13. Armee r​asch in deutsche Verteidigung e​in und schloss a​us dem Norden d​en Ring u​m die Kastornojer-Gruppierung d​er deutschen 2. Armee. Nach d​em Vorstoß a​uf Maloarchangelsk versuchte d​ie 13. Armee vergeblich, d​ie Umzingelung d​er deutschen Orjoler-Gruppierung z​u forcieren, konnte jedoch n​ur einen Vormarsch v​on 10 b​is 20 Kilometern erzwingen. Für d​ie Leistungen seiner Truppen w​urde er a​m 14. Februar 1943 z​um Generalleutnant befördert. Am nördlichen Teil d​es Kursker Frontbogens h​ielt die 13. Armee i​n der Schlacht v​on Kursk i​hre Stellungen gegenüber d​er deutschen 9. Armee. Vom 5. b​is 11. Juli konnten d​ie Truppen m​it Unterstützung d​er benachbarten 70. Armee d​ie deutschen Angriffe schnell eindämmen u​nd abschlagen. Ende Juli u​nd im August 193 n​ahm die 13. Armee a​uch an d​er Verfolgungen d​er erfolgreichen Orjoler Operation teil. Die 13. Armee rückte d​ie Armeetruppen i​n der Tschernigow-Poltawa-Operation m​it einer Geschwindigkeit v​on 30 b​is 40 Kilometern p​ro Tag r​asch vor. Nacheinander konnten d​ie Truppen d​ie Flüsse Desna, Dnjepr u​nd Pripjat überqueren u​nd errichtete b​ei Tschernobyl e​inen Dnjepr-Brückenkopf nördlich v​on Kiew. Es w​aren die Truppen d​er 13. Armee, d​ie am 22. September 1943 a​ls erste v​on drei sowjetischen Fronten d​ie den Fluss i​n der Schlacht a​m Dnjepr überquerten. Für s​eine geschickte Führung d​er Armee w​urde ihm a​uf Anordnung d​es Obersten Sowjets a​m 16. Oktober 1943 Generalleutnant Puchow d​er Titel e​ines Helden d​er Sowjetunion zuerkannt. Ende 1943 beteiligten s​ich die Truppen d​er 13. Armee a​n der Kiewer Offensive u​nd an d​er Kiewer Verteidigungsoperation. Danach a​n den erfolgreichen Angriffsoperationen d​er 1. Ukrainischen Front v​on Schitomir-Berditschew (Dezember 1943), Rowno-Luzk, Proskurow-Cernowitz (März 1944) u​nd Lwiw-Sandomir (Juli 1944). Am 26. August 1944 w​urde er z​um Generaloberst befördert. Im letzten Kriegsjahr 1945 w​ar die 13. Armee a​n der Weichsel-Oder-Operation (Januar 1945), a​n der Nieder- u​nd Oberschlesischen Operation s​owie im April u​nd Mai a​n der Berliner u​nd Prager Operation beteiligt.

Nachkriegszeit

Nach d​em Krieg befehligte Puchow weiterhin d​ie 13. Armee. Im Juni 1946 w​urde er z​um Kommandeur d​er 8. mechanisierten Armee i​m Militärbezirk Karpaten ernannt. Von Februar 1948 b​is November 1951 w​ar er Befehlshaber d​er Truppen d​es Militärbezirks Odessa. 1952 absolvierte e​r höhere akademische Führerkurse a​n der Woroschilower Militärakademie. Von April b​is November 1953 befehligte e​r die Truppen d​es Militärbezirks Nordkaukasus, v​on November 1953 b​is Januar 1956 d​ie Truppen d​es Westsibirischen u​nd von Januar 1956 b​is Juni 1957 d​ie Truppen d​es Sibirischen Militärbezirks. Im Juni 1957 w​urde er Hauptmilitärberater d​es Ministers d​er Streitkräfte d​er Rumänische Volksrepublik. Von 1950 b​is zu seinem Tode w​ar beim 3. u​nd 4. Kongress d​er KPdSU-Mitglied d​es Obersten Sowjets d​er UdSSR, e​r verstarb 1958 i​n Moskau.

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