Nigeria Airways

Nigeria Airways w​ar eine a​m 1. Oktober 1958 gegründete staatliche Fluggesellschaft d​er afrikanischen Republik Nigeria, d​ie ihren Betrieb i​m Jahr 2004 eingestellt hat. Im Juli 2018 w​urde Nigeria Air a​ls deren Nachfolger vorgestellt,[1] w​obei die Pläne hierfür i​m September 2018 wieder eingestellt wurden.[2]

Nigeria Airways: Boeing 747-282B

Geschichte

Nigeria Airways w​ar eine d​er ältesten Fluggesellschaften d​es afrikanischen Kontinents. Ältere Fluggesellschaften s​ind Egypt Air (1932) u​nd Tunisair (1948). Nigeria Airways (bis 1971 n​och WAAC Nigeria genannt) entstand a​us der 1946 gegründeten West African Airways Corporation (WAAC), d​ie in d​en ehemaligen britischen Kolonien i​n Westafrika e​in Streckennetz aufgebaut hatte.

Im Jahr 1961 w​urde die Fluggesellschaft verstaatlicht u​nd ab 1963 wurden Fokker F-27-200 i​n Dienst gestellt. Im September 1969 w​urde von d​er British Overseas Airways Corporation (BOAC) e​in Langstreckenflugzeug d​es Typs Vickers VC10 (Type 1101) übernommen, d​as am 20. November 1969 b​eim Landeanflug a​uf Lagos aufgrund z​u geringer Flughöhe mehrere Bäume streifte u​nd abstürzte, w​obei alle 87 Insassen u​ms Leben kamen.

Im Mai 1971 w​urde die e​rste Boeing 707 u​nd ab 1974 für Inlandsflüge d​ie Fokker F28 i​n Dienst gestellt. Am 14. Oktober 1976 folgte d​er Einsatz d​er McDonnell Douglas DC-10-30.

Am 5. Juni 1984 geriet d​ie Fluggesellschaft i​n die Schlagzeilen d​urch den Entführungsversuch v​on Umaru Dikko i​n London d​urch den nigerianischen Geheimdienst, a​n der a​uch der Group Captain Bernard Bamfa, d​er vom Militärrat a​ls Leiter d​er Nigeria Airways eingesetzt wurde, involviert war.

Ab 1988 geriet d​as Unternehmen erstmals i​n finanziellen Schwierigkeiten u​nd das Streckennetz musste verkleinert werden. Ein Grund hierfür w​ar auch d​ie Aufhebung d​es Monopols für d​en Binnenmarkt u​nd damit d​ie Zulassung weiterer Fluggesellschaften für Inlandsflüge. Im Jahr 1997 untersagte d​ie britische Civil Aviation Authority a​us Sicherheitsgründen d​ie Nutzung d​es britischen Luftraumes. Nigeria verbot daraufhin a​lle Flüge d​er British Airways i​n ihr Hoheitsgebiet.

Im Jahr 1998 wurden n​och zwei Airbus A310-200, e​ine Boeing 707-320C, s​echs Boeing 737-200 u​nd eine McDonnell Douglas DC-10-30 eingesetzt. Im Jahr 2000 beriet d​ie Internationale Finanz-Corporation (IFC) d​er Weltbank d​en nigerianischen Staat b​ei der Privatisierung d​er staatlichen Fluggesellschaft.

Nigeria Airways w​ar 2003 hoffnungslos überschuldet u​nd wurde liquidiert.[3] Im Oktober 2004 räumte d​ie Polizei gewaltsam d​as Gebäude d​er aufgelösten Fluggesellschaft, d​as die Angestellten besetzt hielten, u​m die Auszahlung ausstehender Löhne u​nd Renten z​u erreichen. Die ehemaligen Angestellten forderten später a​uch von d​er Nachfolgeorganisation Virgin Nigeria Airways ausstehende Lohn- u​nd Rentenzahlungen z​u begleichen.

Flugziele

Inländisch angeflogene Flughäfen w​aren Lagos, Ibadan, Benin City, Port Harcourt, Enugu, Calabar, Kaduna, Kano, Jos, Sokoto, Maiduguri u​nd Yola.

International wurden zahlreiche Städte angeflogen, darunter Frankfurt, Banjul u​nd Cotonou.

Flotte

Nigeria Airways u​nd ihre Vorgängergesellschaft West African Airways (WAAC) nutzten folgende Flugzeugtypen:[4]

Zwischenfälle

  • Am 22. Januar 1973 verunglückte eine Boeing 707-3D3C der jordanischen Alia (JY-ADO), betrieben für Nigeria Airways, auf dem Rückweg von Mekka, Saudi-Arabien. Die Besatzung des nach Lagos geplanten Fluges war aus Wettergründen ausgewichen und machte eine sehr harte Landung auf dem Flughafen Kano, Nigeria. Die Evakuierung wurde sehr spät eingeleitet. Von den 202 Insassen starben 170 Pilger und 6 Besatzungsmitglieder, 26 Personen überlebten (siehe auch Flugunfall bei Kano 1973).[6]
  • Am 28. November 1983 wurde eine Fokker F28-2000 der Nigeria Airways (5N-ANF) auf einem Inlandsflug von Lagos nach Enugu drei Kilometer vor der Landebahn bei Nebel ins Gelände geflogen und fing Feuer. Das Gelände vor dem Flughafen war flach, die Piloten hatten es zunächst in 90 Metern Höhe überflogen, die Maschine dan jedoch in Landekonfiguration weiter absinken lassen. Beim Bodenkontakt wurden die Fahrwerke abgerissen, die Maschine schlitterte mit dem Rumpf über das Gelände und die Flügel brachen ab, woraufhin ein Feuer ausbrach. Zwei der sechs Crewmitglieder und 51 der 66 Passagiere kamen bei dem Unfall ums Leben.[8]
  • Am 10. Januar 1987 überrollte eine McDonnell Douglas DC-10 (5N-ANR) bei einem Trainingsflug das Landebahnende in Ilorin und brannte aus.[9]
  • Am 11. Juli 1991 stürzte eine Douglas DC-8, welche von der Nationair Canada geleast worden war, in Dschidda ab. Alle 261 Personen an Bord kamen ums Leben. Es handelt sich um den verlustreichsten Unfall beider Fluggesellschaften sowie der Nigerianischen Luftfahrt, den opferreichsten Zwischenfall mit diesem Flugzeugtyp sowie den zweitschwersten Unfall in Saudi-Arabien. Unfallursache war ein durch schlechte Wartung gepflatzter Reifen des Hauptfahrwerks, der einen Brand an Bord ausgelöst hatte. Trotz einer Umkehr zum Startflughafen konnte die Maschine nicht mehr sicher landen und stürzte beim Versuch, das Hauptfahrwerk auszufahren, kurz vor der Landebahn ab (siehe auch Nigeria-Airways-Flug 2120).
  • Am 19. Dezember 1994 stürzte eine Boeing 707-3F9C (5N-ABK) auf einem Frachtflug der Nigeria Airways von Dschidda nach Kano in ein Sumpfgebiet bei Kiri Kasana. Während des Fluges war es im Bereich einer Frachtpalette zu starker Rauch- und Geruchsentwicklung gekommen. Nach einer Feuerwarnung und dem Eindringen von Rauch in das Cockpit stürzte das Flugzeug 40 Minuten vor der geplanten Landung ab. Drei der fünf Personen an Bord kamen ums Leben. Es konnte ermittelt werden, dass das Flugzeug ein leichtentzündliches Gefahrgut geladen hatte (siehe auch Nigeria-Airways-Flug 9805).[10]
  • Am 13. November 1995 kam eine Boeing 737-200 (5N-AUA) nach einem extrem instabilen Anflug in Kaduna, Nigeria erst sehr spät auf der Landebahn auf. Beim Überschießen der Landebahn brach die Maschine auseinander und geriet in Brand. Von 138 Menschen an Bord starben 11 (siehe auch Nigeria-Airways-Flug 357).[11]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Nigerian gov't unveils new national carrier, Nigeria Air. ch-aviation, 18. Juli 2018.
  2. Nigeria stoppt Pläne für neue Nationalairline. AeroTelegraph, 20. September 2018.
  3. Bureau of Public Enterprises Nigeria Airways Limited (Memento des Originals vom 31. August 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bpeng.org (PDF, 74 kB); Aviation Unit Status Report (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bpeng.org
  4. Ulrich Klee, Frank Bucher et al.: jp airline-fleets international. Zürich-Airport 1966–2004.
  5. Unfallbericht VC10 5N-ABD, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. August 2019.
  6. Unfallbericht B-707 JY-ADO, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 4. Dezember 2018.
  7. Unfallbericht F28-1000 5N-ANA, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 2. März 2019.
  8. Unfallbericht F28-1000 5N-ANF, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 2. März 2019.
  9. Unfallbericht DC-10 5N-ANR, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. August 2019.
  10. Unfallbericht B-707 5N-ABK, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. August 2019.
  11. Unfallbericht B-737-200 5N-AUA, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. August 2019.
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