Mutten GR

Mutten (im walserdeutschen Ortsdialekt Mutte [mutə],[1] in der romanischen Nachbarschaft rätoromanisch Mut) ist eine Walsersiedlung in Mittelbünden. Bis am 31. Dezember 2017 bildete sie eine eigene politische Gemeinde, gehört aber seither der Gemeinde Thusis an.

GR ist das Kürzel für den Kanton Graubünden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Muttenf zu vermeiden.
Mutten
Wappen von Mutten
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Viamala
Politische Gemeinde: Thusisi2
Postleitzahl: 7431
frühere BFS-Nr.: 3503
Koordinaten:757697 / 171935
Höhe: 1395 m ü. M.
Fläche: 9,96 km²
Einwohner: 67 (31. Dezember 2016)
Einwohnerdichte: 7 Einw. pro km²
Website: www.mutten.ch
Mutten

Mutten

Karte
Mutten GR (Schweiz)
ww
Gemeindestand vor der Fusion am 1. Januar 2018

Wappen

Blasonierung: Geteilt von Gold (Gelb) und Rot, belegt mit zwei Holzhäusern

Die beiden Häuser stehen für die Siedlungen Untermutten und Obermutten.

Geographie

Luftbild aus 300 m von Walter Mittelholzer (1923)
Mutten Dorf

Mutten liegt am Nordabhang des Muttnerhorns und östlich der Muttner Höhi zwischen dem Hinterrhein und der Albula.

Die Ortschaft weist nicht den für viele Walsersiedlungen typischen Streucharakter auf,[2] sondern besteht aus dem kompakten Dorf Untermutten (1450 m, im Ortsdialekt underem Woolt [ʊndərəm ʋoːlt][3]) und den nur im Sommer bewohnten Ortsteilen Stafel (1761 m, im Ortsdialekt Stoofel [ʃtoːfəl][3]) und Obermutten (1863 m, im Ortsdialekt zouberscht uuff [tsoːʊbərʃt uːfː][3]).

Vom gesamten Gemeindegebiet von 991 ha sind 600 ha von Wald und Gehölz bedeckt. Ferner sind 292 ha landwirtschaftlich nutzbar, wenn auch zum Grossteil nur als Maiensässen. Weitere 87 ha sind unproduktive Fläche (meist Gebirge) und 12 ha Siedlungsfläche.

Geschichte

Mutten ist eine Siedlung der deutschsprachigen Walser inmitten von bündnerromanischen Gemeinden. Es ist denkbar, dass die Siedlung im 14. Jahrhundert von den Freiherren von Vaz angelegt worden ist, um den schmalen Passstreifen zwischen deren Besitzungen im Schams und im Albulatal zu sichern. Der Ortsname selber war ursprünglich ein romanischer Flurname, der zu einem vorlateinischen Stamm *motta und *mŭtt(a) mit der Bedeutung «Erdhaufen» (woher romanisch muot, muotta bzw. italienisch motta «Hügel, Anhöhe, Bergkuppe») gehört. Dieser Flurname wurde im Spätmittelalter von den eingewanderten Walsern übernommen und auf die neue Siedlung übertragen.[4]

Im Gefolge der Bündner Gebietsreform wechselte die Gemeinde Mutten auf den 1. Januar 2016 vom aufgehobenen Kreis Alvaschein (Region Albula) in die neu gegründete Region Viamala. Auf den 1. Januar 2018 schloss sie sich der politischen Gemeinde Thusis an.[5]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr1803185019001910195019801990200020042016
Einwohner98132193991258381808767

Sprachen

Da die Bevölkerung aus Walsern besteht, ist die Gemeinde im Gegensatz zum Umland seit jeher deutschsprachig. Dies belegt auch folgende Tabelle:

Sprachen in Mutten
SprachenVolkszählung 1980Volkszählung 1990Volkszählung 2000
AnzahlAnteilAnzahlAnteilAnzahlAnteil
Deutsch8197,59 %8098,77 %7998,75 %
Rätoromanisch22,41 %11,23 %11,25 %
Einwohner83100 %81100 %80100 %

Religion und Nationalität

Mutten trat 1582 zur Reformation über und ist die einzige reformierte Gemeinde im unteren Albulatal.

Von den Ende 2004 87 Bewohnern waren 86 Schweizer Staatsangehörige. 2005 stellte der erste Wirtschaftssektor 83 % der Arbeitsplätze.

Vereine

Die sieben Vereine der Gemeinde Mutten bereichern das kulturelle und sportliche Angebot. Es gibt einen Skiclub, den Schützen-, Walser-, Samariter- und Frauenverein, die IG Mutten sowie ein Pur-Natur-Produkte-Verein.[2]

Verkehr

Die 1869 eröffnete Strasse führte von Calabria in der Schinschlucht über 21 Wendekehren nach Mutten. Seit 1903 ermöglichte die Albulalinie der Rhätischen Bahn mit der in der Schinschlucht gelegenen Station Solis einen bescheidenen Tourismus. Seit 2006 führt eine neuerstellte 6,4 Kilometer lange einspurige Strasse vom neuen Abzweigpunkt an der Schinstrasse in Solis über Obersolis nach Mutten. Sie ersetzte die alte, unterhaltsaufwendige Naturstrasse, die noch aus der Zeit der Fuhrwerke stammte. Hauptbestandteil der neuen Verbindung ist ein 1312 Meter langer Tunnel, der das Muttnertobel gefahrenlos unterquert. Die Baukosten der neuen Zufahrt betrugen 35 Millionen Franken.[6] Die Strasse wird von der Postauto­linie 90.521 Thusis–Solis–Mutten–Obermutten benutzt.[7]

Alte und neue Muttnerstrasse. Die neue Muttnerstrasse (rot) zweigt bei der Soliser Brücke von der Schin­strasse ab und hat eine Steigung von 10 %. Um Mutten zu erreichen, sind heute nur noch sechs anstelle der bisherigen 21 Wendekehren der alten Strasse (gelb) erforderlich.
Ostportal des 1312 m lange Tunnels Mutt­ner Tobel, der in einem 180°-Bogen das rutsch­ge­fährdete Muttner Tobel unterquert.
Der ein­spurige Tunnel ist mit Spritzbeton aus­gekleidet.

Sehenswürdigkeiten

Obermutten mit Holzkirche

Unter Denkmalschutz stehen die reformierte Dorfkirche und die Holzkirche in Obermutten, beide sind Etappenorte des Walserwegs Graubünden. Unmittelbar daneben steht das älteste Haus des Dorfes, ein Walser Langhaus aus dem Jahr 1695. Es wurde zum Museum umgestaltet, in dem die Dauerausstellung «Weil noch das Lämpchen glüht» zu sehen ist.

Eine Aktion um die Bekanntheit des Dorfes zu steigern brachte die Ankündigung, alle Follower auf Facebook an eine Pinnwand sichtbar werden zu lassen; im International Museum Of Friendship sind über 40'000 Portraits zu finden.[8]

Literatur

  • Jürg Simonett: Mutten. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2009.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden II. Die Talschaften Herrschaft, Prättigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 9). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1937.DNB 811066703.
  • Die Gemeinden des Kantons Graubünden. Chur/Zürich 2003. ISBN 3-7253-0741-5
  • Rudolf Hotzenköcherle: Die Mundart von Mutten. Laut- und Flexionslehre. Huber, Frauenfeld 1934 (Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik XIX). – Hier nicht allein zum Sprachlichen, sondern einleitend auch zu Geschichte, Siedelungs- und Bauweise sowie Bevölkerung.
  • Erwin Wyss: «Diis Gsetz isch nit inschas Gsetz.» Lebensbilder aus dem Walserdorf Mutten. Desertina-Verlag, Chur 2012.
Commons: Mutten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sprachatlas der deutschen Schweiz, Band V, Karte 1b.
  2. Gemeinde Mutten GR / Gesamtmelioration. (PDF-Datei, 225 KB) Projekt-Nummer 1265. Schweizer Patenschaft für Berggemeinden, abgerufen am 23. August 2014.
  3. Rudolf Hotzenköcherle: Die Mundart von Mutten. Laut- und Flexionslehre. Huber, Frauenfeld 1934 (Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik XIX), S. 9 und 123.
  4. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 635.
  5. Fusionsprojekt Mutten Thusis (Gemeindeversammlung in Mutten, 28. August 2015) auf mutten.ch, abgerufen am 23. Februar 2016
  6. Dank neuer Strasse neue Chancen für Mutten. (PDF-Datei (558 KB)) Tiefbauamt Graubünden, Oktober 2006, abgerufen am 23. August 2014.
  7. Jonas Schaufelberger: postautohalter.ch.vu. Die Webseite über die Schweizer Postauto-Unternehmer. Abgerufen am 23. August 2014.
  8. Koreanischer Besuch im Facebook-Dorf Obermutten, SRF, 1. September 2014
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