Museum für Kommunikation Berlin
Das Museum für Kommunikation Berlin ist einer von mehreren Standorten der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, einer bundesunmittelbaren Stiftung öffentlichen Rechts. Es befindet sich im Berliner Ortsteil Mitte im Gebäude des früheren Reichspostmuseums an der Leipziger Straße/Ecke Mauerstraße. Seit 1977 steht das Gebäude unter Denkmalschutz[1].
![]() Museum für Kommunikation | |
Daten | |
---|---|
Ort | 10117 Berlin, Leipziger Straße 16 |
Art |
Post- und Kommunikationsmuseum
|
Architekt | Ernst Hake, Heinrich Techow und Franz Ahrens |
Eröffnung | 1872 |
Website | |
ISIL | DE-MUS-813910 |
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Das Gebäude
Reichspostmuseum
Das Reichspostmuseum, Vorgänger des heutigen Museums, wurde 1872 gegründet durch Heinrich von Stephan, den Generalpostmeister des Deutschen Reichs. Es war eines der ersten Museen für die Geschichte der Technik weltweit und erhielt den umfassend definierten Auftrag, „die Entwicklung des Verkehrswesens von den Völkern des Altertums beginnend bis zur neuesten Zeit kulturgeschichtlich zu veranschaulichen“.[2]
Das Bauwerk in der Leipziger Straße entstand zwischen 1871 und 1874 zunächst als Generalpostamt (ab 1880 als Reichspostamt und ab 1919 als Reichspostministerium)[3], in dem auch die neue Sammlung untergebracht wurde. Architekt war Carl Schwatlo, der für zahlreiche Bauten der kaiserlichen Post verantwortlich zeichnete. Zur Eröffnung urteilte Kaiser Wilhelm I. anerkennend: „Gut! Reiner und einfach würdiger Styl!“[4]
Zwischen 1893 und 1897 wurde das Haus nach Plänen der Architekten Ernst Hake,[5] Bauleitung und Ausführung Postbaurat Heinrich Techow (1848–1927) und Franz Ahrens erweitert und zum Reichspostmuseum ausgebaut.
Seit 1895 steht auf dem Dach über dem Haupteingang eine annähernd sechs Meter hohe Skulptur von Ernst Wenck – Giganten umfassen die Erdkugel, eine Allegorie auf die weltumspannende Bedeutung von Post und Telekommunikation. Im Berliner Volksmund war das wuchtige Gebäude scherzhaft auch als Postkolloseum oder Zirkus Stephan (nach dem Generalpostmeister) bekannt.[6]
Während der beiden Weltkriege blieb das Museum geschlossen. Durch die alliierten Luftangriffe ab 1943 und bei intensiven Häuserkämpfen während der Schlacht um Berlin im April 1945 erlitt das Gebäude im Zweiten Weltkrieg schwere Schäden. Nach Kriegsende waren nur noch die Umfassungsmauern vorhanden.
Postmuseum der DDR
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Die Ruine lag nach Kriegsende im sowjetischen Sektor Berlins, auf dem Gebiet von Ost-Berlin. Als in West-Berlin 1966 im Gebäude der Urania ein kleines Postmuseum eröffnet werden sollte – ein neues Bundespostmuseum kam 1958 nach Frankfurt am Main –, begannen die Arbeiten am alten Standort an der Leipziger Straße. Das Ergebnis war zunächst eine Briefmarkenausstellung auf sehr begrenztem Raum im gleichen Jahr. Im April 1960 wurde das Postmuseum mit einer Dauerausstellung zur Entwicklung des Post- und Fernmeldewesens in Abteilungen zur Geschichte des Postwesens, zu Telegrafie und Telefonie sowie zu Rundfunk und Fernsehen mit Geräten, Modellen und Ausrüstungsgegenständen wiedereröffnet.[7] Die Ausstellungsfläche wurde in den darauffolgenden Jahren erweitert. 1964 eröffnete eine ständige Briefmarkenausstellung in der ersten Etage des Gebäudes. Mit Blick auf die 750-Jahr-Feier Berlins 1987 beschloss das Politbüro des ZK der SED 1981, das Gebäude des alten Reichspostmuseums vollständig wiederzuerrichten und als Postmuseum der DDR neu zu eröffnen. Die Arbeiten nach Plänen des Architekten Klaus Niebergall verzögerten sich jedoch, und 1987 stand nur ein Teil der geplanten Ausstellungsfläche zur Verfügung. Die noch ausstehenden Bauarbeiten wurden erst 1990, nach dem Fall der Berliner Mauer, mit der Rekonstruktion des Lichthofes abgeschlossen.
Museum für Kommunikation
Im Jahr 1992 erhielt das Architekturbüro Henze & Vahjen den Auftrag, das Gebäude nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu restaurieren und ein neues Nutzungskonzept zu erarbeiten. Die Bewahrung der originalen Bausubstanz hatte Vorrang. Von der zunächst vorgesehenen Wiederherstellung nicht mehr vorhandener Bauteile – wie etwa der beiden seitlichen Schmucktürme auf dem Dach der Eingangsfassade – sah man ab. Ein Erweiterungsbau an der Leipziger Straße, in den 1980er Jahren entstanden, wurde in seinen Geschosshöhen dem Hauptgebäude angepasst. Unter dem Lichthof entstand ein neues Kellergeschoss für die größten Kostbarkeiten des Hauses, unter ihnen die berühmteste Briefmarke der Welt, die Blaue Mauritius. Im September 1997 fand das Richtfest statt; die Gigantengruppe, nach einem kleinen Originalmodell in alter Größe neu hergestellt, wurde wieder über dem Haupteingang angebracht. Im August 1999 waren die Bauarbeiten abgeschlossen, das für 60 Millionen Mark fertiggestellte Gebäude konnte an die Nutzer übergeben werden. Am 17. März 2000 eröffnete der damalige Bundespräsident Johannes Rau das Museum für Kommunikation.
- Detail der Fassade
- Blick in den Lichthof
- Details im Lichthof
- Details der Kuppel und der Architektur im Lichthof
Die Sammlung
Geschichte
Der weitgehende Sammlungsanspruch des Reichspostmuseums verlangte, „zunächst die bei der Post und Telegraphie gebräuchlichen Gegenstände, Apparate und Modelle [zu sammeln], sodann aber auch bildliche Darstellungen […] und sonstige Erzeugnisse, die sich auf das Schrifttum, das Nachrichtenwesen und die Beförderungseinrichtungen aller Zeiten und Völker beziehen.“[2] Aus dieser Aufgabenstellung entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten eine äußerst umfangreiche und wertvolle Sammlung. Das Museum präsentierte nicht nur historische Objekte, sondern stellte auch die jeweils neu entwickelten Technologien wie Luftpost, Funk, Bildtelegrafie und Fernsehen vor.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Sammlung dezimiert und auseinandergerissen. Zahlreiche der im Haus verbliebenen Ausstellungsobjekte überstanden den Krieg nicht. Die wichtigsten Teile der Sammlung waren größtenteils nach Schloss Waltershausen in Bayern ausgelagert worden. Nach Kriegsende verweigerte die zuständige amerikanische Militäradministration die Herausgabe an die Postbehörde der sowjetischen Besatzungszone, auf deren Gebiet das Berliner Museum lag, und übergab die Bestände 1947 an die Deutsche Post (West). Daraus entwickelte sich das 1958 in Frankfurt am Main eröffnete Bundespostmuseum. Die kostbarsten Exemplare der Briefmarkensammlung waren vor Kriegsende vorsorglich nach Eisleben, heute Sachsen-Anhalt, verbracht worden. In den Nachkriegswirren wurden die Bestände geplündert, die wertvollsten Stücke verschwanden. Als sie 1976 wieder auftauchten, erhob die DDR Anspruch darauf. Erst nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 gelangten die Marken zurück in das Archiv für Philatelie.
Neben dem Bundespostmuseum gab es auf dem Gebiet der Bundesrepublik eine Reihe von regionalen Postmuseen und kleineren Sammlungen. Sie wurden 1995 im Rahmen der umfassenden Postreform aus den neu entstandenen Unternehmen Deutsche Post AG und Deutsche Telekom AG herausgelöst und als Museumsstiftung Post und Telekommunikation in einer Stiftung öffentlichen Rechts zusammengefasst.
Aktuelle Situation
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Auch das Museum in Berlin wird von dieser Stiftung geführt. Es ist in erster Linie auf die Geschichte des Postwesens ausgerichtet. An anderen Standorten werden andere thematische Schwerpunkte betreut, in Frankfurt etwa die Geschichte der Telekommunikation. Die Berliner Sammlung besteht aus drei Abteilungen:
- Transportgeschichte und Verkehr. Hier finden sich zum Beispiel Fahrzeuge wie Kutschen, Bahnpostwagen und Kraftfahrzeuge, ferner kartografische Objekte und Gegenstände aus dem Zahlungsverkehr.
- Geschichte der Post und ihrer Nachfolgeunternehmen, Archiv und Fotosammlung. Dazu gehören unter anderem Posthausschilder, Uniformen, Briefkästen, Briefmarkenautomaten und Sortiereinrichtungen, Materialien zu Architektur und Einrichtungsgegenständen, Werbemaßnahmen und Sozialeinrichtungen.
- Geschichte des Schriftverkehrs, mit Briefen und Postkarten, Geräten der Schreibkultur (Schreibwerkzeugen und -möbeln, Siegeln usw.), Druckstöcken, Stempeln und Briefmarkenentwürfen.
Aus Raumgründen sind die Sammlungsabteilungen nicht vollständig in den eigentlichen Museumsgebäuden untergebracht. Adressen und nähere Hinweise dazu kann man über die Website des Museums erfahren.
Die Tradition der Museumsbibliothek geht auf die Zeit des Reichspostmuseums zurück. Dort existierte bereits eine umfangreiche Sammlung postgeschichtlicher und philatelistischer Werke. Nach mehreren durch Sanierung bedingten Schließungen, Umzügen und Auslagerungen fanden sowohl die Bibliothek als auch das Archiv der Bibliothek mit einem Bestand von ca. 95.000 Bänden im März 2000 ihren endgültigen Platz im Museumsgebäude. Leiterin ist die Bibliothekarin Claudia Loest.[9] Die Bibliothek ist nach Anmeldung dienstags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr öffentlich zugänglich.
- Explosivdarstellung einer Postkutsche des Künstlers Stefan Sous
- Schauvitrine
- Ausstellungswand mit Briefkästen
- Schauvitrine mit Röhren
- Berlin Phone Booth Memorial Park
Siehe auch
Literatur
- Sigrid Randa-Campani (Hrsg.): …einfach würdiger Styl! Vom Reichspostmuseum zum Museum für Kommunikation (= Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Band 6). Umschau, Heidelberg 2000, ISBN 3-8295-7026-0.
- Joachim Kallinich (Hrsg.): Botschaft der Dinge (= Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Band 18). Edition Braus, Heidelberg 2003, ISBN 3-89904-056-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Baudenkmal Reichspostamt, Reichspostmuseum in der Berliner Landesdenkmalliste
- Website der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. In: museumsstiftung.de, abgerufen am 14. Mai 2018.
- Das Generalpostamt als Schaltstelle der Deutschen Reichspost
- Rundgang Museen. Museum für Kommunikation. In: stadtentwicklung.berlin.de. Berliner Landesdenkmalbehörde, archiviert vom Original; abgerufen am 14. Mai 2018.
- Ernst Hake. In: Structurae, abgerufen am 14. Mai 2018.
- Helmut Schönfeld: Die berlinische Umgangssprache im 19. und 20. Jahrhundert. In: Joachim Schildt, Hartmut Schmidt (Hrsg.): Berlinisch. Geschichtliche Einführung in die Sprache einer Stadt. Akademie-Verlag, Ost-Berlin 1986, S. 214–298, hier: S. 254.
- Negertrommel und Telegraf. In: Berliner Zeitung, 7. April 1960, S. 8
- Versteigerung am 5. November 2002 zugunsten von UNICEF im „Museum für Kommunikation“ in Berlin. In: buddy-baer.com, abgerufen am 14. Mai 2018.
- mfk-Bibliothek