Michael Pössinger
Michael "Michl" Pössinger (* 18. Januar 1919 in Ettal; † 23. Mai 2003 in Garmisch-Partenkirchen) war ein deutscher Offizier in der Gebirgstruppe der Wehrmacht sowie der Bundeswehr und Weltmeister im Bobfahren.
Leben
Pössinger stammte aus einer Familie von Kleinbauern, besuchte die Klosterschule in Ettal und wählte 1937 die Soldatenlaufbahn bei den Gebirgsjägern (Regiment 98). 1939 nahm er als Unteroffizier und Zugführer am Überfall auf Polen teil und 1940 als Leutnant am Frankreich-Feldzug, bei dem er am 19. Juli 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes[1] erhielt. 1940 zum Oberleutnant befördert nahm er am Balkanfeldzug 1941 teil und war ab Juni 1941 als Kompanieführer an der Ostfront, wo er mit einer Ski-Kompanie Nachschubverbindungen hinter den russischen Linien sabotierte. Im Sommer 1942 wurde er bei Kämpfen im Kaukasus schwer verwundet, kehrte aber im Laufe des Jahres zu seiner Kompanie im Kaukasus zurück und erhielt am 16. Februar 1943 das Deutsche Kreuz in Gold[1]. 1943 war er als Hauptmann (Ernennung im Oktober) und Bataillonsführer im Gebirgsjäger-Regiment 98 bei der Partisanenbekämpfung im Balkan eingesetzt.
Im September 1943 war er an Maßnahmen gegen die ehemaligen italienischen Verbündeten in Griechenland beteiligt. Nach eigenen Angaben in seinen Erinnerungen war er am Massaker an 4000 italienischen Kriegsgefangenen auf der griechischen Insel Kefalonia nicht beteiligt. Hermann Frank Meyer vermutet eine Beteiligung der von Pössinger geführten 6. Kompanie des 98. Regiments bei einem anderen Massaker am 10. Juli 1943 in Kefalovriso, bei dem 21 Griechen bei lebendigem Leib verbrannt wurden.[2]
Oktober 1944 wurde er zum Major befördert und war an der Verteidigung Ostpreußens beteiligt, wo er für einen Entlastungsangriff bei Allenstein am 28. Februar 1945 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes (759. Verleihung)[1] erhielt. Außerdem wurde er am 1. Mai 1945 noch mit der Nahkampfspange in Gold[1] ausgezeichnet. März 1945 wurde er verwundet und nach Garmisch-Partenkirchen verlegt (damals Lazarettstadt), das er in Absprache mit dem Standortältesten Oberst Ludwig Hörl (1901–1993) als Parlamentär an die US-Amerikaner übergab, wobei er nach eigenen Aussagen eine schon beschlossene Bombardierung der Stadt abwenden konnte.
Im Mai 1945 aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen, war er nach dem Krieg als Kaufmann tätig. Beim Aufbau der Bundeswehr war er ab Herbst 1956 als Major und Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 8 (später 221) wieder Soldat. 1958 wurde er Oberstleutnant und war von 1961 bis 1965 Lehrgruppenkommandeur und stellvertretender Schulkommandeur an der Gebirgs- und Winterkampfschule in Mittenwald.
Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1975 war er Kommandeur des Verteidigungskreiskommandos (VKK) 653 in Murnau am Staffelsee. 1998 veröffentlichte er seine Erinnerungen, wo er ein verklärtes Bild seiner Lebensgeschichte zeichnete.
Als Sportler gewann er während des Krieges 1941 eine Silbermedaille bei den „Ski-Weltmeisterschaften“ im italienischen Cortina d’Ampezzo. Im Viererbob gewann er bei den Weltmeisterschaften 1951 in Alpe d´Huez Gold, 1953 in Garmisch-Partenkirchen Bronze (geteilt mit Schweden), 1954 in Cortina d’Ampezzo Silber.
Literatur
- Josef Bader, Michl Pössinger: Lebensbilder eines Gebirgsjägers. J. Bader, Grainau 1997, ISBN 3-00-002039-X.
Einzelnachweise
- Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 600.
- Hermann Frank Meyer, Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg, Ch. Links Verlag, Berlin 2008, (Online) S. 171, S. 647.