Max Lange (Künstler)
Johann Joseph[1] Max Lange (* 29. März 1868 in Köln; † 22. September 1947 in Bad Tölz[2]) war ein deutscher Arzt und spätimpressionistischer Bildhauer, Maler, Zeichner und Radierer.
Leben
Wirken als Mediziner
Max Lange entstammte einer ursprünglich im Kurfürstentum Hessen beheimateten Familie. Er war der jüngste Sohn des bekannten Kölner Architekten August Carl Lange (1834–1884) und dessen Ehefrau Christiane Rosalie, geborene Aubel, Tochter des Malers Karl Christian Aubel. Lange besuchte das Gymnasium in Köln und studierte von 1883 bis 1891 an der Universität Leipzig Medizin.[3] Anschließend arbeitete er als Arzt am Pathologisch-Anatomischen Institut Leipzig und wurde am 9. Juli 1894 bei den Professoren Felix Victor Birch-Hirschfeld, Lehrstuhl für Pathologische Anatomie, und Heinrich Curschmann, Ordinarius für Innere Medizin, promoviert.[4] Zugleich war er als Dozent für plastische Anatomie an der Leipziger Kunstakademie tätig.
Wirken als Künstler
Lange war bereits mit seiner Habilitation beschäftigt, als er seine medizinische Laufbahn verließ, um sich als Autodidakt in unglaublich kurzer Zeit zu einem sehr gefragten Bildhauer zu entwickeln, dessen frühe Werke, bspw. die bronzenen Plastiken Nackter Jüngling mit Stab (1903)[5] und Lucifer (1906),[6] große künstlerische Könnerschaft beweisen.
Anfänglich war er dem Jugendstil verbunden. Lange schuf zahlreiche Porträtbüsten, Denkmale, Grabmäler, Medaillen und Plaketten für öffentliche und private Auftraggeber, insbesondere für die Gelehrten der Leipziger Universität.
Im Jahr 1900 wurde die Leipziger Kunstakademie in die Königliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe umgewandelt und ein Jahr später übernahm Max Seliger das Direktorat. Dieser nahm eine Neuausrichtung der Anstalt vor und stellte dabei die Werkstatt des Kunstschaffenden in den Vordergrund. Wohl im Rahmen dieser Neuausrichtung bot Seliger Max Lange, dem schon nach neun Jahren der Professorentitel verliehen worden war, 1908 ein Lehramt an, welches Lange aber wegen eigener schöpferischer Pläne ausschlug.
Am 23. Dezember 1910 heiratete er in Leipzig die Dänin Nora Kjaer (1874–1927) und zog mit ihr in den Stadtteil Gohlis, wo er sich nunmehr auch sein Atelier[7] einrichtete.
Ein bezeichnendes Beispiel für seine Auflösung einer organischen Verbindung von Architektur und Skulptur ist der mit dem ersten Preis eines Wettbewerbs ausgezeichnete „Puttenbrunnen“[8] in Leipzig[9], den er im Jahre 1913 entwarf.
1917 verließ das Künstlerpaar Leipzig und wurde nach Aufenthalten in Wernigerode, Göttingen, Assens und Schorndorf im November 1921 in München ansässig, wo es ein unstetes, von wechselnden Wohnanschriften und zahlreichen Reisen gekennzeichnetes Leben führte.
Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau bezog Max Lange eine Wohnung in der Hiltensberger Straße, nahe dem Münchner Nordfriedhof, wo sich das Grab der Gattin befand.
Er richtete sich ein karg möbliertes Atelier im Hofgebäude des ehemaligen städtischen Wehramtes in München ein, das als einzigen Schmuck eine mit Blumen bekränzte Marmorbüste seiner früh verstorbenen Frau enthielt.[9]
Sein Alterswerk als Maler und Radierer war geprägt von der Freilichtmalerei der französischen Impressionisten. Er schuf zahlreiche Darstellungen der norddeutschen und dänischen Landschaften in Anlehnung an die französische spätimpressionistische Freilichtmalerei.
Höhepunkt seines späten Schaffens war die 1937 auf Vermittlung der mit ihm befreundeten Pianistin Elly Ney gefertigte Beethoven-Büste.
Infolge der Bombenangriffe auf München verlor Max Lange sein Obdach und verzog am 22. Juli 1944 nach Kirchbichl bei Bad Tölz. 1947 verstarb der Künstler in einem Krankenhaus in Bad Tölz. Seine Urne wurde im Grab seiner Frau auf dem Münchner Nordfriedhof beigesetzt.
Einzelne bildhauerische Werke befinden sich als Schenkung des Künstlers in der Kunsthalle Bremen. Weitere Arbeiten befinden sich auf öffentlichen Plätzen, im Museum Leipzig oder in privaten Kunstsammlungen.
Mitgliedschaften
Max Lange war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[10]
Werke
- Puttenbrunnen, Leipzig
- Trauernde, Grabstätte Breiting, Südfriedhof Leipzig
- Porträt Heinrich Curschmann, Grabstätte Curschmann, Südfriedhof Leipzig
- Büste Heinrich Curschmann (1911), UKE Hamburg
- Porträt Otto Schelper, Grabstätte Schelper, Südfriedhof Leipzig
- Denkmal Wilhelm Roser, Marburg
- Porträt Hermann Theodor Simon (1919)
- Museum Leipzig: Luzifer Bronzebüste
- Museum Leipzig: Statuetten Infanterist und Matrose
- Leipziger Südfriedhof: Vier Grabdenkmäler (Otto Schelper, Richard Linnemann, Heinrich Curschmann, August Ferdinand Breiting)
- Bronzeguss-Porträtplakette 1911 Heinrich Curschmann (65. Geburtstag, posthum)
- Grabdenkmäler in Vejle (Veyle) für die Familie seiner Frau Nora, geb. Kjaer
- Puttenbrunnen in Leipzig
- Rekonstruktion des Oeser’schen Gellert Denkmals in Leipzig
- Denkmal für den Chirurgen Wilhelm Roser in Marburg
- Porträtbüsten von Gelehrten in den Universitäten Leipzig, Freiburg im Breisgau, Würzburg und im Albertinum Dresden
- Porträtbüste von Friedrich Daniel von Recklinghausen in Straßburg (1912)
- Reliefbüste von Wilhelm Wundt (1915)
- Stahlguss-Porträtplakette Hermann Theodor Simon, Professor und Direktor an der Universität Göttingen 1901–1918, 430 × 600 mm, Guss Firma Hermann Gladenbeck (1919)
- Porträtbüste des Kunstwissenschaftlers Georg Dehio. Mit dieser Büste war Lange anlässlich der XI. Olympischen Sommerspiele von 1936 in der Ausstellung »Die großen Deutschen« vertreten.
- Porträtbüste Max Reger, Marmor. Mit diesem Werk auf der GDK 1937 vertreten.
- Denkmal für Johann Christian Reil in Halle
- Denkmale für Heinrich Curschmann und Hermann Lenhartz in Hamburg-Eppendorf
- Plaketten von Paul Flechsig, Paul Julius Möbius, August Kippenberg, General Liman von Sanders, General von der Goltz, Obergeneralarzt Müller
- Medaillen von Henry Theodore Böttinger (1918), Paul Flechsig, Otto Liman von Sanders, Hermann Stegemann (1929)
- Lesender Affe (1926), Entwurf für die Porzellanmanufaktur Rosenthal (Modellnummer 254)
- Holländische Fischersfrau (1926), Entwurf für die Porzellanmanufaktur Rosenthal (Modellnummer 255)
Literatur
- Alfred E. Otto Paul: Das Bildhauerphänomen Max Lange (1868–1947). In: Ders.: Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen. Leipzig 2014, S. 133–151.
- Archiv der Kunsthalle Bremen
- Angaben auf dem Kunstwerk Dänische Landschaft von 1935
- Lange, Max. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 22: Krügner–Leitch. E. A. Seemann, Leipzig 1928, S. 328. (hier fälschlicherweise als „Dr. phil.“ tituliert)
Weblinks
- Medaillen von Max Lange
- Werke von Max Lange, Grosse Deutsche Kunstausstellung München
- Werke von Max Lange, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
- Bildnisse von Werken im Beethovenhaus Bonn
Einzelnachweise
- laut Auskunft des Universitätsarchiv Leipzig
- Alfred E. Otto Paul: Kunst im Stillen. S. 150.
- Universitätsarchiv Leipzig, Quästurkartei
- Universitätsarchiv Leipzig, Med.Fak.Prom. Band 7.
- skd-online-collection.skd.museum Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung.
- Museum der bildenden Künste Leipzig
- Pöhlitzstraße 6: In diesem Atelier arbeiteten später die Leipziger Künstler Wil Howard, Max Alfred Brumme und Max Schwimmer
- Leipzigs älteste Brunnen: der Lipsia-Brunnen
- Peter Trumm: Eine Stegemann-Medaille und ihr Schöpfer. In: Koblenzer Heimatblatt. (=wöchentliche Sonderbeilage des Koblenzer General-Anzeigers), Jg. 6 (1929) Nr. 24 (16. Juni 1929) S. 1–2.
- kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Lange, Max (Memento des Originals vom 24. Februar 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 3. Oktober 2015)