Marktleugast
Marktleugast ist ein Markt im Landkreis Kulmbach (Regierungsbezirk Oberfranken) und der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Marktleugast.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Kulmbach | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Marktleugast | |
Höhe: | 554 m ü. NHN | |
Fläche: | 33,87 km2 | |
Einwohner: | 3134 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 93 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 95352 | |
Vorwahl: | 09255 | |
Kfz-Kennzeichen: | KU, EBS, SAN | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 77 138 | |
Marktgliederung: | 23 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: |
Neuensorger Weg 10 95352 Marktleugast | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Franz Uome (CSU) | |
Lage des Marktes Marktleugast im Landkreis Kulmbach | ||
Geografie
Geografische Lage
Marktleugast liegt am südöstlichen Rand des Naturparks Frankenwald. Durch den Ort verläuft der Fränkische Marienweg.
Gemeindegliederung
Es gibt 23 Gemeindeteile[2] (in Klammern ist der Siedlungstyp[3] angegeben):
- Baiersbach (Weiler)
- Filshof (Einöde)
- Großrehmühle (Dorf)
- Hanauerhof (Einöde)
- Hermes (Weiler)
- Hinterrehberg (Dorf)
- Hohenberg (Pfarrdorf)
- Hohenreuth (Weiler)
- Kleinrehmühle (Einöde)
- Kosermühle (Weiler)
- Mannsflur (Siedlung)
- Marienweiher (Pfarrdorf)
- Marktleugast (Hauptort)
- Mittelrehberg (Einöde)
- Neuensorg (Dorf)
- Ösel (Einöde)
- Roth (Weiler)
- Steinbach (Dorf)
- Tannenwirtshaus (Dorf)
- Traindorf (Kirchdorf)
- Vorderrehberg (Weiler)
- Weihermühle (Einöde)
- Zegastmühle (Einöde)
Die ehemaligen Gemeindeteile Achatzmühle und Rothenbühl sind mittlerweile Wüstungen.
Geschichte
Bis zum 18. Jahrhundert
Die erstmalige urkundliche Erwähnung Marktleugasts war im Jahr 1329. Der Ort Marktleugast (früher Lubigast) gehörte in den ältesten Zeiten dem Kloster Langheim. Dies ist in Dekreten Kaiser Ludwigs IV. von 1329 und 1331 belegt, durch welche den Äbten zu Langheim das Recht zugesprochen wurde, in Leugast das Blutgericht auszuüben. Im Jahre 1384 verkaufte Abt Friedrich von Langheim Leugast an den Fürstbischof Lambert von Bamberg. Im Laufe der Zeit kam Leugast in den Besitz der Familie Rabenstein. Auf dem Platz, auf dem jetzt die Kirche steht, hatte diese Familie eine Burg. In der Reformationszeit wurden einige Glieder der Familie protestantisch und zogen auf ihre Stammgüter Burg Rabeneck und Rabenstein bei Waischenfeld, wo dieser Zweig um das Jahr 1618, nachdem zwei junge Herren von Rabenstein an den Blattern gestorben waren, verlöschte.
Die katholischen Mitglieder der Familie blieben in Leugast und vermachten ihre Güter der Gemeinde und der Kirche zu Leugast, da auch dieser Zweig der Rabensteiner ausgestorben war. Das Schloss wurde wahrscheinlich in der Reformationszeit von den Schweden, die in dieser Gegend hausten, zerstört; eine kleine Kirche wurde auf seinen Trümmern gebaut. Nachdem dieses Kirchlein mit zunehmender Seelenzahl der Gemeinde zu klein und mit der Zeit baufällig geworden war, erteilte der Fürstbischof zu Bamberg und Kurfürst von Mainz, Lothar Franz von Schönborn, der Gemeinde Leugast die Erlaubnis, „milde Beiträge“ für die Erbauung einer neuen Kirche zu sammeln.
Die jetzige Kirche wurde in den Jahren 1762 bis 1782 vollendet und von Weihbischof Nitschke geweiht. Patrone der Kirche sind der Märtyrer und Apostel Bartholomäus und Sankt Martin. Die Kirche besitzt ein großes Deckengemälde mit den Vierzehn Nothelfern.
19. und 20. Jahrhundert
Die Revolution von 1848 brachte manche Umwälzung mit sich. Als 1849 die Not immer größer wurde, wanderten manche, die das Geld aufbrachten, nach Amerika aus. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Marktleugast wiederholt von schweren Feuersbrünsten heimgesucht. Gegen Ende des Jahrhunderts zogen Technik und Fortschritt in Marktleugast ein. So wurde 1899 die erste Straßenbeleuchtung und 1901 die erste Wasserleitung, teilweise mit Stiftungen der Bürger, eingerichtet. Der Erste Weltkrieg forderte von Marktleugast schwere Opfer. Die Frauen meisterten allein die schwere bäuerliche Arbeit.
Auch der Zweite Weltkrieg ging nicht spurlos an Marktleugast und seinen Bürgern vorüber; besonders die Besetzung durch fremde Truppen brachte viel Schweres mit sich. Die Nachkriegszeit änderte Zusammensetzung und Zahl der Bevölkerung. Für die Heimatvertriebenen entstand im Gemeindeteil Mannsflur eine neue Siedlung. Dort wurde 1956 eine Schule und 1959 eine evangelische Kirche errichtet.
Durch Ansiedlung von Industrie, Handel und Gewerbe, hauptsächlich der Textilbranche, später auch anderer Wirtschaftszweige, konnte Marktleugast seine ursprüngliche Monostruktur entscheidend verbessern. Viele Bürger fanden in Marktleugast und seinen Ortsteilen Arbeit und Brot. Kanalisation, Straßenbeleuchtung und Wasserversorgung wurden erheblich verbessert und teilweise neu geschaffen. Mit dem Markt Grafengehaig wurde eine Verwaltungsgemeinschaft gebildet. Die gemeinsame Verwaltung konnte im Herbst 1981 in ein neues Verwaltungsgebäude im Ortskern einziehen. Die langjährigen Bemühungen der Gemeinde Marktleugast zur Verbesserung der Infrastruktur wurden durch die Anerkennung als Kleinzentrum bestätigt. Marktleugast liegt im Naturpark Frankenwald und bietet seinen Bewohnern und Gästen ein weit verzweigtes Netz an Wanderwegen in abwechslungsreicher Landschaft. Besonders für den Skilanglauf sind die Bedingungen im Winter ideal. Durch die örtlichen Vereine steht ein reichhaltiges Programm sportlicher Betätigung mit Fußball, Handball, Gymnastik und Ringen, Schießen, Angeln, Modellflug, Schach und Wandern zur Verfügung.
Eingemeindungen
Am 1. Juli 1971 wurde im Zuge der Gebietsreform in Bayern die Gemeinde Traindorf eingegliedert.[4] Marienweiher kam am 1. Januar 1977 hinzu. Am 1. Januar 1978 folgte Neuensorg, am 1. Mai 1978 Hohenberg.[5]
Einwohnerentwicklung
Im Zeitraum 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 3824 auf 3139 um 685 bzw. um 17,9 %. Am 31. Dezember 1993 hatte der Markt 4025 Einwohner.
Politik
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist seit 2014 Franz Uome (CSU). Seine Vorgänger waren Norbert Volk von 2008 bis 2014 (Freien Wähler) und Manfred Huhs von 1984 bis 2008 (Freien Wähler).
2008 | 2014 | Stichwahl 30. März 2014 | |
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Purucker, Oswald (CSU) | 39,75 % | – | – |
Uome, Franz (CSU) | – | 39,05 % | 51,42 % |
Volk, Norbert (FW) ab 11. Nov. 2013 (WGM) | 56,45 % | 40,95 % | 48,58 % |
Huber, Lothar (Bürgerforum/FDP) | 3,8 % | – | – |
Meisel, Reiner (Freien Wähler) | – | 20,1 % | – |
Marktgemeinderat
Zur Gemeinderatswahl 2014 verzichtete das Bürgerforum/FDP sowie die SPD auf eine eigene Liste und die neu gegründete Wählergemeinschaft Marktleugast (WGM) stellt sich erstmals zur Wahl.
Die Kommunalwahlen 2002, 2008, 2014 und 2020[6] führten zu folgenden Sitzverteilungen im Marktgemeinderat:
2002 | 2008 | 2014 | 2020 | |
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Stimmberechtigt | 3046 | 2941 | 2780 | 2690 |
Wähler | 2352 | 2257 | 1987 | 1854, davon gültig 1807 |
Wahlbeteiligung | % | 77,2% | 76,74% | 70,7668,92 % |
Partei/Liste | 2002 | Sitze | 2008 | Sitze | Sitze (ab 11.11.2013) | 2014 | Sitze | 2020 | Sitze |
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CSU | 35,5 % | 6 | 34,73 % | 6 | 6 | 35,64 % | 6 | 40,10 % | 6 |
Freie Wähler | 31,3 % | 6 | 34,13 % | 6 | 2 | 19,63 % | 3 | 17,71 % | 3 |
SPD | 9,8 % | 1 | 9,52 % | 1 | 1 | – | – | – | – |
Hohenberger-Bürger-Gemeinschaft | 10,1 % | 1 | 10,12 % | 2 | 2 | 10,58 % | 2 | 10,40 % | 2 |
Freie Wählergemeinschaft Neuensorg | % | 6,01 | % | 6,141 | 1 | % | 7,561 | % | 6,911 |
Bürgerforum/FDP | % | 7,31 | % | 5,340 | – | – | – | – | – |
WGM/Wählergemeinschaft Marktleugast | – | – | – | – | 4 | 26,58 % | 4 | 24,88 % | 4 |
Gesamt | 100 % | 16 | 100 % | 16 | 16 | 100 % | 16 | 100 % | 16 |
Wappen
Blasonierung: „In Blau eine viertürmige goldene Kirche mit Dachreiter und roten Dächern, stehend auf einem goldenen Schildchen, darin ein mit einer silbernen Schrägleiste überdeckter, rot bewehrter schwarzer Löwe.“[7] | |
Gemeindepartnerschaften
Ungarn: Marktleugast unterhält seit 1988 eine Gemeindepartnerschaft mit Sankt Iwan bei Ofen/Pilisszentiván. Diese Partnerschaft initiierte Georg Bauer, er stammt selbst aus St. Iwan und flüchtete nach Marktleugast.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Als Sehenswürdigkeit gilt die katholische Pfarr- und Wallfahrtsbasilika Maria Heimsuchung im Kloster Marienweiher mit prunkvoller Ausstattung. Marienweiher ist einer der ältesten Wallfahrtsorte in Deutschland und wird jährlich von vielen Gläubigen besucht.
Baudenkmäler
Bodendenkmäler
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Marktleugast. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 448–449 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Marktleugast. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 642 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Marktleugast, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 30. November 2021.
- Gemeinde Marktleugast in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 4. Juli 2017.
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 574 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 693.
- https://www.marktleugast.de/fileadmin/user_upload/200326_Bekanntmachung_Ergebnis_MGR_ML.pdf
- Eintrag zum Wappen von Marktleugast in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte