Mariasdorf

Mariasdorf (ungarisch Máriafalva) ist eine Marktgemeinde mit 1139 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2021) im südlichen Burgenland in Österreich. Überregional bekannt ist Mariasdorf durch die im 15. Jahrhundert erbaute Pfarrkirche Mariasdorf Mariä Himmelfahrt, die auch das Gemeindewappen ziert.

Marktgemeinde
Mariasdorf
WappenÖsterreichkarte
Mariasdorf (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Burgenland
Politischer Bezirk: Oberwart
Kfz-Kennzeichen: OW
Fläche: 20,54 km²
Koordinaten: 47° 22′ N, 16° 14′ O
Höhe: 412 m ü. A.
Einwohner: 1.139 (1. Jän. 2021)
Bevölkerungsdichte: 55 Einw. pro km²
Postleitzahl: 7433
Vorwahl: 03353
Gemeindekennziffer: 1 09 11
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Mariasdorf 53
7433 Mariasdorf
Website: www.mariasdorf.at
Politik
Bürgermeister: Reinhard Berger (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2017)
(19 Mitglieder)
Insgesamt 19 Sitze
Lage von Mariasdorf im Bezirk Oberwart
Lage der Gemeinde Mariasdorf im Bezirk Oberwart (anklickbare Karte)
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Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Geographie

Geografische Lage

Die Gemeinde liegt im südlichen Burgenland im Bezirk Oberwart, etwa 15 km westlich der Staatsgrenze zu Ungarn.

Die nächstgelegenen Kleinstädte sind Pinkafeld (8 Kilometer westlich) und Oberwart (9 Kilometer südlich). Die nächste größere Stadt ist Steinamanger (Szombathely) in Ungarn, das etwa 30 Kilometer östlich von Mariasdorf liegt. Auch Graz (70 Kilometer südwestlich) und Wien (90 Kilometer nördlich) sind in kurzer Zeit erreichbar und wichtige Ziele für Berufspendler aus der Region.[1]

Gemeindegliederung

Die Marktgemeinde Mariasdorf umfasst die Katastralgemeinden bzw. Ortschaften (außer Mariasdorf jeweils Dorf, in Klammern Einwohner Stand 1. Jänner 2021[2]):[3]

Tauchen liegt nördlich des Kernorts Mariasdorf, die übrigen drei Ortsteile östlich von ihm.

Das östliche Gemeindegebiet mit Bergwerk, Grodnau und Neustift gehört zum Bernsteiner Gebirge, die westlichen Orte Mariasdorf und Tauchen liegen in einer etwas flacheren, zum Flüsschen Pinka hin abfallenden Landschaft.

Deutscher Ortsname Ungarischer Ortsname
BergwerkŐribánya
GrodnauGrodnó
MariasdorfMáriafalva
Neustift bei SchlainingSzalónakújtelek
TauchenFehérpatak

Nachbargemeinden

Bernstein
Oberschützen Stadtschlaining
Bad Tatzmannsdorf

Geschichte

Gedenkstein zum 600-Jahre-Jubi­läum der Markt­erhebung

Der im Komitat Eisenburg gelegene Ort gehörte jahrhundertelang zum Königreich Ungarn (Deutsch-Westungarn) und kam nach dem Vertrag von Trianon seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes).

Mariasdorf wurde 1388 erstmals urkundlich erwähnt. In einer auf den 4. Mai d. J. datierten Urkunde verpfändete der ungarische König und spätere deutsche Kaiser Sigismund die Herrschaft Bernstein einschließlich ihrer namentlich genannten Dörfer an die Gebrüder Kanizsai.[4]

Während des Mittelalters entwickelte sich das Gebiet zu einer Bergbauregion mit Eisen-, Kupfer- und Schwefelkiesabbau. Die Herrscherfamilie Kanizsai ließ für die hier arbeitenden Bergleute die bis heute erhaltene gotische Kirche errichten, eines der bekanntesten mittelalterlichen Bauwerke des Burgenlands.

1849 wurde Mariasdorf durch einen Großbrand weitgehend zerstört.[4]

Um 1870 begann in Tauchen der Braunkohle-Abbau,[5] der bis 31. März 1967 aufrecht blieb[6] und am 30. Dezember des Jahres endgültig Geschichte wurde.[7]

Zwischen 1899 und 1913 kam es durch Auswanderungen nach Nordamerika zu einem starken Bevölkerungsverlust.[4]

Die bis dahin eigenständigen Gemeinden Bergwerk, Grodnau, Mariasdorf, Neustift bei Schlaining und Tauchen wurden im Rahmen des Gemeindestrukturverbesserungsgesetzes mit Wirksamkeit vom 1. Jänner 1971 zur neuen „Gemeinde Mariasdorf“ vereinigt.[8]

Die Gemeinde Mariasdorf besitzt seit 1. Mai 1988 das Recht zur Führung der Bezeichnung „Marktgemeinde“.[9]

Religionen

Evangelisches Schul- und Bethaus Mariasdorf

Die Mehrheit der Einwohner ist evangelischen Glaubens. Circa 50 % waren 2016 Mitglied der Evangelischen Kirche A.B. Österreich. Weniger als 20 Einwohner bekannten sich zur Evangelischen Kirche H.B. Österreich (Reformierte Kirche). 35 % waren katholischen Glaubens und gehörten der Diözese Eisenstadt an. 15 % gehörten keiner Glaubensgemeinschaft an.

Es gibt eine römisch-katholische Pfarrkirche sowie Evangelische Filialgemeinden A.B. in allen Orten.

Bevölkerungsentwicklung

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die römisch-katholische Pfarrkirche Mariasdorf Mariae Himmelfahrt zählt zu den schönsten Kirchen des Burgenlands
Innenansicht der Kirche
  • Pfarrkirche Mariasdorf Mariae Himmelfahrt: Die spätgotische Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt zählt zu den schönsten des Burgenlandes. Der Bau wurde, nachdem die Brüder Kanizsay das Herrschaftsgut Bernstein erhalten hatten[10], um 1400 am Standort einer bereits existierenden Kirche begonnen, aber wohl im frühen 15. Jahrhundert eingestellt. Bis dahin bestand wohl nur der Chorraum. Am Ende des Jahrhunderts wurden die Arbeiten mit dem Bau des Kirchenschiffs fortgesetzt. Das Westportal wurde 1490 vollendet. Das Sakramentshaus an der Nordwand trägt die Jahreszahl 1483. Auch Sakristei, Beinhaus und die beiden Treppentürme stammen wohl aus dieser Bauphase.[11] Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kirche umgebaut, um sie an den damaligen Zeitgeschmack des Barock anzupassen. 1882–1899 wurden diese Umbauten unter der Leitung von Imre Steindl, des Architekten des Budapester Parlaments, weitgehend rückgängig gemacht und das Bauwerk wieder in gotischer Formensprache gestaltet. Zeugen dieses zweiten, neugotischen Umbaus sind der Hochaltar, die Kanzel, das Taufbecken und die Buntglasfenster.[11]
Die Kirche Mariae Himmelfahrt dient heute als römisch-katholische Pfarrkirche im Pfarrverband Mariasdorf-Bernstein im Bistum Eisenstadt.

Sport

Es gibt Sportplätze in allen Orten und einen Radrundweg.

Wirtschaft und Infrastruktur

In Mariasdorf gibt es keine Straßennamen. Postadressen setzen sich aus dem Namen des Ortsteils und der Hausnummer zusammen.

Wirtschaft

Von den 89 landwirtschaftlichen Betrieben des Jahres 2010 wurden elf als Haupterwerbsbetriebe geführt.[12][13][14]

Wirtschaftssektor Anzahl Betriebe Erwerbstätige
2011 2001 2011 2001
Land- und Forstwirtschaft 1) 89 108 31 34
Produktion 9 12 98 111
Dienstleistung 44 31 101 103

1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999

Verkehr

Bildung

Die Gemeinde verfügt über eine Volksschule.[15] Die zweite Volksschule in Grodnau wurde im Jahr 2016 geschlossen.[16] Das nächste Gymnasium befindet sich im drei Kilometer entfernten Nachbarort Oberschützen.

Politik

Gemeinderat

Gemeinderatswahl 2017
 %
60
50
40
30
20
10
0
56,66
(−1,55)
26,78
(−2,14)
16,56
(+3,69)


Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Anzahl der Wahlberechtigten insgesamt 19 Mitglieder.

Ergebnisse der Gemeinderatswahlen seit 1997
Partei 2017[17] 2012[18] 2007[19] 2002[20] 1997[20]
Sti. %M. Sti. %M. Sti. %M. Sti. %M. Sti. %M.
SPÖ 43856,6611 47558,2112 49658,2812 49658,1511 39249,9410
ÖVP 20726,785 23628,925 23427,505 27031,656 31740,388
FPÖ 12816,563 10512,872 12114,222 8710,202 769,681
Wahlberechtigte 1039 1072 1048 1036 1009
Wahlbeteiligung 80,65 % 83,58 % 85,50 % 87,74 % 84,54 %

Gemeindevorstand

Neben Bürgermeister Reinhard Berger (SPÖ) und Vizebürgermeister Hans Prisching (SPÖ) gehören weiters Klaus-Eduard Jonach (FPÖ), Günter Sorger (SPÖ) und Markus Taucher (ÖVP) dem Gemeindevorstand an.[21]

Zur Umweltgemeinderätin wurde Sabine Nothnagel (SPÖ) gewählt.[21]

Zu Ortsvorstehern und Vorsitzenden der Ortsausschüsse wurden ernannt: Hans Georg Mühl (SPÖ, für Tauchen), Sabine Nothnagel (SPÖ, für Neustift bei Schlaining) und Manfred Ostermann (SPÖ, für Bergwerk). In Grodnau wird die Funktion des Ortsvorstehers von Bürgermeister Berger Reinhard (SPÖ) und in Mariasdorf von Vizebürgermeister Hans Prisching (SPÖ) vorgenommen.[21]

Bürgermeister

Bürgermeister ist Reinhard Berger (SPÖ), der auch die Leitung des Gemeindeamts über hat.[22] Er trat nach der Bürgermeisterdirektwahl am 6. Oktober 2002 die Nachfolge von Karl Kreimer (SPÖ) an.[20] Bei der Wahl am 1. Oktober 2017 gewann Berger mit 76,84 % gegen Klaus-Eduard Jonach (FPÖ).[17]

In der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats wurde Hans Prisching (SPÖ) zum Vizebürgermeister gewählt.[21]

Wappen

Das Wappen wurde am 16. April 1988 verliehen.

Blasonierung: „In Rot über einem mit einem goldenen Bergwerksstollen belegten grünen Dreiberg eine goldene, schwarzbedachte Kirche, begleitet von natürlichen Pappelbäumen.[23]

Commons: Mariasdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Volkszählung vom 15. Mai 2001 -- Erwerbspendler nach Pendelziel (PDF; 7 kB)
  2. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2021 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2021), (xlsx)
  3. Burgenland – Jois – Markt Sankt Martin – 72. Mariasdorf. In: Österreichischer Amtskalender online. Verlag Österreich, Wien 2002–, ZDB-ID 2126440-5.
  4. Geschichte von Mariasdorf. In: mariasdorf.at, abgerufen am 13. Dezember 2013.
  5. Johann Schnablegger: Abbau eines vier Klafter mächtigen Braunkohlenflözes von sehr feuergefährlicher Beschaffenheit in Mariasdorf, Ungarn. In: Zeitschrift des Berg- und Hüttenmännischen Vereines für Kärnten, Heft Nr. 5/1871 (III. Jahrgang), ZDB-ID 1353266-2, S. 100–108.
  6. Gunther Seel: „Es war ein harter Job, aber es war ein Job!“ Masterarbeit. Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Klagenfurt 2009, OBV
  7. Tauchen endgültig stillgelegt. In: Burgenländische Freiheit. XXXVIII. Jahrgang, Nr. 1/1968, S. 3, unten links.
  8. Landesgesetzblatt für das Burgenland 44/1970: Gesetz vom 1. September 1970 über Gebietsänderungen von Gemeinden (Gemeindestrukturverbesserungsgesetz) (PDF-Dokument; abgerufen am 1. Jänner 2018)
  9. Bgld LGBl 1988/26. In: Landesgesetzblatt für das Burgenland, Jahrgang 1988, S. 46. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lgb.
  10. Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt auf der Homepage von Mariasdorf
  11. Diözese Eisenstadt: Pfarrkirche Mariasdorf (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.martinus.at
  12. Ein Blick auf die Gemeinde Mariasdorf, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 23. Oktober 2020.
  13. Ein Blick auf die Gemeinde Mariasdorf, Arbeitsstätten. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 23. Oktober 2020.
  14. Ein Blick auf die Gemeinde Mariasdorf, Erwerbstätige. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 23. Oktober 2020.
  15. Volksschule | Gemeinde Mariasdorf im Bezirk Oberwart. Abgerufen am 23. Oktober 2020.
  16. Neues Schuljahr bringt einige Neuerungen. 29. August 2016, abgerufen am 23. Oktober 2020.
  17. Land Burgenland: Wahlergebnis Mariasdorf 2017 (abgerufen am 10. Jänner 2018)
  18. Land Burgenland: Wahlergebnis Mariasdorf 2012 (abgerufen am 10. Jänner 2018)
  19. Land Burgenland: Wahlergebnis Mariasdorf 2007 (abgerufen am 10. Jänner 2018)
  20. Land Burgenland: Wahlergebnis Mariasdorf 2002 (abgerufen am 10. Jänner 2018)
  21. Marktgemeinde Mariasdorf: Gemeinderat (abgerufen am 10. Jänner 2018)
  22. Marktgemeinde Mariasdorf: Gemeindeamt (abgerufen am 10. Jänner 2018)
  23. Marktgemeinde Mariasdorf: Wappen (abgerufen am 10. Jänner 2018)
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