Marcha Real
Marcha Real [ˈmaɾtʃa reˈal] („Königlicher Marsch“) ist die Nationalhymne von Spanien. Sie ist eine der wenigen Nationalhymnen ohne Text und eine der ältesten in Europa.
Marcha Real | |
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Titel auf Deutsch | Königlicher Marsch |
Land | Spanien |
Text | kein Text |
Melodie | unbekannt |
Notenblatt | |
Audiodateien |
Geschichte
Erstmals nachweisbar ist die Hymne 1761 im Libro de Ordenanza de los toques militares de la Infantería Española (Buch der Ordnung der militärischen Signale der spanischen Infanterie) von Manuel de Espinosa de los Monteros (um 1730–1810) unter dem Titel Marcha Granadera (Grenadiermarsch).[1] Durch den Titelzusatz „compuestos por Dn. Manuel Espinosa“ weist sich Espinosa als Komponist der Sammlung aus, weswegen angenommen werden kann, dass auch dieser Marsch von ihm verfasst wurde. Weit verbreitet ist der im 19. Jahrhundert in Spanien entstandene Mythos, der Komponist des Stückes sei Friedrich II. von Preußen (Friedrich der Große) gewesen, der es Karl III. gewidmet habe. Diese Behauptung ist jedoch fiktiv.[2][3] Allerdings soll den Grenadiermarsch Graf Aranda bei einem Besuch der preußischen Truppen 1753 von einem dortigen Grenadierregiment übernommen und umgeformt haben.[4]
Ebenfalls umstritten ist die Behauptung, 1770 sei die Marcha Granadera von Karl III. per Dekret zum offiziellen „Ehrenmarsch“ erklärt worden. Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts, in der Regierungszeit Isabellas II., avancierte sie zur Marcha Real (Königlicher Marsch).[3]
Marcha Real
Die Marcha Real hat seit nunmehr 250 Jahren offiziell keinen Text. Inoffiziell wurden ihr allerdings häufig Texte unterlegt, die oft große Popularität erlangten.
Die ältesten Verse aus dem Jahr 1843 stammen von Ventura de la Vega:
Venid españoles Al grito acudid. Dios salve a la Reina, Dios salve al país. |
Kommt, ihr Spanier folgt dem Ruf. Gott schütze die Königin, Gott schütze das Land. |
Während der Herrschaft König Alfons’ XIII. (1886–1931) wurden der Marcha Real Verse von Eduardo Marquina unterlegt: «Vida, vida, futuro de la Patria, que en tus ojos es abierto corazón» (deutsch: »Leben, Leben, Zukunft des Vaterlandes, das in deinen Augen ein offenes Herz ist.«). Nach dem Ende der Franco-Herrschaft gab es angeblich Bestrebungen, diesen Text auch offiziell zum Text der spanischen Nationalhymne zu erklären. König Juan Carlos I. soll sich allerdings dagegen entschieden haben, der Marcha Real einen Text zu unterlegen.
Nachdem die Marcha Real während der Zweiten Republik (1930–1939) durch den Himno de Riego ersetzt worden war, führte Franco La Marcha Real wieder ein. Während seiner Diktatur (1939–1975) wurde manchmal die Nationalhymne mit Versen des Dichters José María Pemán gesungen. Auch dieser Text wurde aber nie offiziell anerkannt.
Im Januar 2008 wurde ein Text vorgestellt, der das Ergebnis eines Wettbewerbes des spanischen Nationalen Olympischen Komitees war.[5] Anlass für den Wettbewerb war, dass das NOK der Meinung war, die Fußballer müssten vor einem Spiel die Hymne mitsingen können. Aufgrund weitgehend negativer Reaktionen in Politik und Öffentlichkeit wurde dieser Vorschlag jedoch nach wenigen Tagen zurückgezogen.[6]
Im Jahr 2018 unternahm die Popsängerin Marta Sánchez einen neuen Anlauf zu einer Textierung, die von Ministerpräsident Mariano Rajoy euphorisch gelobt wurde, bei Musikerkollegen und in der Presse aber eher auf Ablehnung stieß.[7][8] Ebenfalls 2018 präsentierte Singer-Songwriter Alejandro Abad einen weiteren Textvorschlag.[7][8]
Der Triple Himno
In der Zeit des Franquismus war die Marcha Real Teil des Triple Himno (dreifache Hymne), eines Medleys, welches sich aus – in dieser Reihenfolge – der carlistischen Hymne Marcha de Oriamendi, der falangistischen Hymne Cara al Sol und der Marcha Real zusammensetzte. Der Triple Himno erklang bis 1976 jeweils zum Sendeschluss von Radio Nacional de España.
Siehe auch
Weblinks
- Alejandro Mena y Linares: Himno nacional español (Memento vom 26. Oktober 2009 auf WebCite) (Text der Marquina- und der Pemán-Version).
- Francisco D. de Otazú: Himno Nacional. Marcha con o sin letra. In: Arbil. ISSN 1697-1388, Nr. 79 (Auswahl an inoffiziellen Versen für die Marcha Real).
- M 02.16 Die Spanische Nationalhymne (PDF; 59,4 kB). Bundeszentrale für politische Bildung, 12. Juni 2014.
- Por qué el himno de España no tiene letra y otras curiosidades sobre su historia. In: Europapress.es, 29. Mai 2015.
- Manuel P. Villatoro: El Himno español, una marcha militar con un origen muy misterioso. In: ABC, 17. Juni 2015.
- ¿Por qué el himno de España es uno de los tres del mundo que no tienen letra? In: ABC, 17. November 2015.
- Iñaki Pardo Torregrosa: Las letras del himno de España que nunca cuajaron. In: La Vanguardia, 20. Februar 2018.
Einzelnachweise
- Libro de la ordenanza de los toques de pifanos y tambores que se tocan nuevamente en la ynfanta. española compuestos por Dn. Manuel Espinosa. 1761 (Digitalisat in der Biblioteca Digital Hispánica).
- Wolfgang Neugebauer, Otto Büsch (Hrsg.): Handbuch der preußischen Geschichte. Band 1: Das 17. und 18. Jahrhundert und Große Themen der Geschichte Preußens. De Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-014091-0, S. 611 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ¿Por qué Farragut fue recibido con la Marcha Real? Archiviert vom Original am 21. Februar 2014; abgerufen am 8. Januar 2012 (spanisch, Ausführliche Beschreibung der Quellen und der historischen Tatsachen).
- Ilja Mieck: Preußen und Westeuropa. In: Wolfgang Neugebauer (Hrsg.): Handbuch der preußischen Geschichte. Band 1: Das 17. und 18. Jahrhundert und Große Themen der Geschichte Preußens. De Gruyter, Berlin, New York 2009, S. 411–850, hier S. 611.
- El presidente del COE se muestra satisfecho por la aceptación de la letra del himno. ElPais.com, 14. Januar 2008.
- El himno de España vuelve a quedarse sin letra. ElPais.com, 16. Januar 2008.
- Ute Müller: Für Spaniens Hymne wird ein Text gesucht. Neue Zürcher Zeitung, 19. April 2018, abgerufen am 5. Juni 2018.
- Carola Frentzen: Es bleibt bei Spaniens stummer Hymne. dpa / Mittelbayerische Zeitung, 28. April 2018, abgerufen am 5. Juni 2018.