M3 (Halbkettenfahrzeug)
Das Halbkettenfahrzeug M3 (engl. Personnel Carrier, Half-track M3) ist ein gepanzerter Truppentransporter, der von den Streitkräften der USA während des Zweiten Weltkriegs in großen Stückzahlen und in zahlreichen Varianten benutzt wurde.
Halbkettenfahrzeug M3 | |
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M3A1 APC (Armored Personnel Carrier) | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 3+10 Mann |
Länge | 6,18 m |
Breite | 2,22 m |
Höhe | 2,26 m |
Masse | 9,3 Tonnen |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | 6–12 mm |
Hauptbewaffnung | variiert je nach Version, meist MG, M1919A4 oder Browning M2 |
Sekundärbewaffnung | variiert je nach Version |
Beweglichkeit | |
Antrieb | Sechszylinderottomotor White 160 AX 147 hp (110 kW) |
Geschwindigkeit | 64,4 km/h |
Leistung/Gewicht | ca. 16 PS/Tonne |
Reichweite | 282 km |
Im Gegensatz zu dem kürzeren M2-Halbkettenfahrzeug, das vorwiegend als Zugmaschine für die Artillerie vorgesehen war, war der Haupteinsatzzweck des M3 der Mannschaftstransport. Gegenüber den zeitgleich verwendeten, vergleichbaren deutschen Fahrzeugen der Schützenpanzerwagen Sd.Kfz. 251 Reihe, war das M3 Halbkettenfahrzeug wesentlich einfacher konstruiert und billiger zu produzieren.
Entwicklungsgeschichte des M2/M3 Half-track
Das Interesse der US-Armee an der militärischen Nutzung von Halbkettenfahrzeugen ging auf das Jahr 1925 zurück, als die Berichte über die französischen Halbkettenfahrzeuge ausgewertet wurden. Das Ordnance Department kaufte daher zwei Fahrzeuge von Citroën-Kegresse, 1931 ein weiteres. Die erste US-Entwicklung stellte die Firma Cunningham & Sons in Rochester, New York, im Jahre 1932 vor. Das Fahrzeug wurde T1 genannt und wies schon die Laufwerksmerkmale der späteren M2/M3-Baureihe auf. Der Entwicklungsweg führte bis zum T9, einem Lkw mit Halbkettenlaufwerk, ähnlich dem deutschen SdKfz 3, der vorwiegend als Zugmaschine für 75-mm-Kanonen genutzt wurde. 1938 nahm man einen Scout Car M3 und tauschte einfach die hintere Achse gegen das Halbkettenlaufwerk des T9 aus. Die Geländeeigenschaften befriedigten, und man entwickelte den „Zwitter“ namens T7 zum Half-track car T14 weiter. Ob deutsche Entwicklungen wie der Schützenpanzerwagen Sd.Kfz. 251 aus dem Jahr 1938 für die US-Entwicklung Pate gestanden haben, kann nicht bewiesen werden, der zeitliche Zusammenhang ist jedoch auffallend.
Im September 1940 wurde der T14 standardisiert als M2 Half-track Car und war als Zugmaschine für verschiedene Geschütze bestimmt. Im Innenraum gab es sieben Sitze und zwei Munitionskästen an den Seiten. Da das Fahrzeug nicht über Hecktüren verfügte, musste die Besatzung durch die Fahrer- und Beifahrertür aussteigen oder über die Bordwand springen. Im Mai 1941 wurde der M2 offiziell eingeführt. Die mechanisierte Infanterie befand sich gerade in Aufstellung, und man plante eine geänderte Version des M3. Der Kampfraum wurde etwas verlängert, man entfernte die beiden Munitionsbehälter und baute elf Sitze ein. Das neue Fahrzeug wurde M3 Half-track Carrier genannt.
Erster Einsatz
Die erste Einheit, die mit M2 und M3 ausgerüstet wurde, war die Provisional Tank Group, die 1941 auf den Philippinen gegen die japanische Invasionsarmee kämpfte. Die 46 M2 und M3 sowie 15 M3-75mm-GMC-Halbkettenfahrzeuge gingen alle im Kampf verloren, jedoch konnten nach Meldung vieler kleiner Probleme diese in folgenden Baulosen abgestellt werden. Eine Besonderheit hatte die Provisional Tank Group: Sie nutzte 70 britische Bren Carrier, die für Malaya bestimmt waren und nach Manila umgeleitet wurden. Nach den Erfahrungen mit dem Bren Carrier wurde von einem Bau und einer Nutzung der Carrier abgesehen.
Der nächste Einsatz war in Nordafrika 1942/1943. Die 1st Armored Division (1. US-Panzerdivision) verfügte über 733 Halbkettenfahrzeuge. Die Fahrzeuge erlitten hohe Verluste, besonders bei den Gefechten um Kasserine und um Sidi-bou-Zid Anfang 1943, wonach die Halbkettenfahrzeuge umgangssprachlich „Purple-Heart-Box“ genannt wurden, nach dem amerikanischen Verwundetenabzeichen. Die 10. Panzerdivision erbeutete während der Kämpfe am Kasserinpass allein 95 M3-Halbkettenfahrzeuge.[1] Man muss aber feststellen, dass die Fahrzeuge oftmals als Kampffahrzeug genutzt wurden, wozu sie nicht gedacht waren. Sie waren ein gepanzertes Transportfahrzeug, von dem ein aufgesessener Kampf ursprünglich nicht geführt werden sollte.
Technisches
Motor und Fahrerhausbereich stammten direkt vom Panzerspähwagen M3 (White Scout Car M3). Die ersten Fahrzeuge nutzten den Benzinmotor White 160 AX mit der angetriebenen Frontachse Typ Timken F35-HX-1 mit 8:25-20-Reifen. Das Kettenantriebsrad nutzte als Achse die Timken 56410-BX-67 und Spicer-3641-Getriebe. Somit wurden handelsübliche Lkw-Komponenten verarbeitet, was die Ersatzteilversorgung und die Wartung günstiger machte. Als die White Motor Company den Bedarf nicht mehr decken konnte, stellten die Autocar Company und Diamond T die M2 und M3 in Lizenz her und nutzten ihre Komponenten. Der Preis für einen M3 lag 1943 bei 10.310 US-Dollar. Er war damit etwa doppelt so teuer wie ein 2,5-t-Lkw.
Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei etwa 64 km/h und die maximale Reichweite beträgt 282 km. Die Watfähigkeit beträgt 0,81 m und die Steigfähigkeit liegt bei 31°.
Neben den Grundversionen diente das Fahrzeug als Selbstfahrlafette für Kanonen, Haubitzen und Mörser sowie als Flakpanzer. Die Flakpanzer-Version M16A1 wurde in der Anfangszeit der Bundeswehr eingesetzt, siehe M16 (Halbkettenfahrzeug). Außerdem wurde der M3 als Sanitätsfahrzeug, Fernmeldefahrzeug oder als Artillerieschlepper benutzt.
Weiterentwicklungen waren der M2A1 und der M3A1, bei denen eine Ringlafette mit leichter Panzerung angebracht wurde.
Vergleich SdKfz 251 und M3
Die US Army hat 1943 die beiden Typen SdKfz 251 und M3 verglichen, die Angaben stehen analog zu SdKfz 250 und M2. Beide Fahrzeuge sind sich ähnlich in Maß, Motorleistung, Gewicht und Geschwindigkeit. Der Hauptvorteil des deutschen SPW lag in der weitaus besseren Geländegängigkeit und der besseren Formgebung. Der M3 wies eine senkrechte Panzerung von 6 bis 13 mm Dicke auf, woraus sich eine Beschusssicherheit bis MG und Splittersicherheit ergab. Der SPW war bei ähnlicher Panzerstärke (Front 12 mm, Seiten und Heck 8 mm) dank der um 35 Grad geneigten Panzerung sicherer. Auch wurde die deutsche Kühlung als besser bewertet, denn beim US-Fahrzeug musste die Lamellenpanzerung vor dem Kühler bei Beschuss geschlossen werden, oder der Kühler wurde beschädigt, was zum Ausfall des Fahrzeuges führte.
Vorteile des M3 waren unter anderem der um 20 Prozent größere Innenraum, die angetriebene Frontachse, der bessere Straßenlauf, die geringere Lautstärke beim Fahren und die einfachere Wartung.
Lend-Lease-Versionen
Eine große Anzahl der Halbkettenfahrzeuge wurde im Rahmen des Lend-Lease-Abkommens an verbündete Armeen abgegeben. Da bald die drei Hersteller den Bedarf nicht mehr decken konnten, wurde die Firma International Harvester (IHC) 1942 beauftragt, eine vereinfachte Version des M2 und M3 für den Export zu fertigen. Die Fahrzeuge nutzten IHC-Komponenten und waren äußerlich an den einfachen Kotflügeln und den hinten abgerundeten Ecken des Kampfraumes zu erkennen. Die Panzerung bestand nicht wie beim M3 aus oberflächengehärtetem Stahl, sondern aus einfachem Panzerstahl. Um einen annähernd gleichen Schutz zu erlangen, musste die Panzerung dicker gefertigt werden.
Der M2 wurde als IHC-Version M9 und der M3 nun M5 genannt. Es wurden keine IHC-Fahrzeuge von der US-Armee verwendet.
Exporte im Zweiten Weltkrieg
Halbkettenfahrzeuge aller Typen wurden von den USA an viele verbündete Länder abgegeben. Bekannt sind folgende Zahlen:
Empfängerland | Typ | Anzahl |
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Freies Frankreich | M2/M2A1 | 176 |
Freies Frankreich | M3/M3A1 | 245 |
Freies Frankreich | M5/M5A1 | 1196 |
Freies Frankreich | M9/M9A1 | 603 |
UdSSR | M2 | 342 |
UdSSR | M3 | 2 |
UdSSR | M5 | 401 |
UdSSR | M9 | 413 |
1st Brazilian Infantry Division | M2/M2A1 | 8 |
1st Brazilian Infantry Division | M3/M3A1 | 3 |
1st Brazilian Infantry Division | M5/M5A1 | 20 |
National-China | M2/M3 | 20 |
Chile | M5 | 10 |
Mexiko | M2 | 3 |
Mexiko | M5 | 2 |
Der größte Abnehmer war Großbritannien mit Kanada, die mehrere Tausend M5 und M9 erhielten und aus diesen Beständen auch die frei-polnischen und frei-tschechoslowakischen Truppen ausrüsteten, während die Frei-Franzosen direkt von den USA beliefert wurden.
Versionen und Zahlen
Bezeichnung Typ | Fertigungszeitraum | Fahrzeugbasis | Bewaffnung | gefertigte FZ |
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M2 Half-track Car | 1941–1943 | M2 | .30 oder .50 MG | 11.415 |
M2A1 | 1943–1944 | M2 | .30 oder .50 MG | 1643 |
M3 Half-track Carrier | 1941–1943 | M3 | .30 oder .50 MG | 12.499 |
M3A1 | 1943–1944 | M3 | .30 oder .50 MG | 2862 |
M5 | 1942–1943 | M5 | .30 oder .50 MG | 4625 |
M5A1 | 1943–1944 | M5 | .30 oder .50 MG | 2959 |
M9 | 1943 | M9 | .30 oder .50 MG | 2026 |
M9A1 | 1943 | M9 | .30 oder .50 MG | 1407 |
T48 57 mm GMC (SU-57) | 1942–1943 | M3 | 57mm M1 Gun | 962 |
M3 75 mm GMC | 1941–1943 | M3 | 75mm M1897 Gun (Schneider) | 2202 |
T30 75 mm HMC | 1942 | M3 | 75mm M1A1 Howitzer | 500 |
T19 105 mm HMC | 1942 | M3 | 105mm M2A1 Howitzer | 324 |
M13 MGMC | 1943 | M3 | 2x .50 M2 | 1103 |
M14 MGMC | 1943–1944 | M5 | 2x .50 M2 | 1605 |
M16 MGMC | 1943–1944 | M3 | 4x .50 M2 | 2877 |
M17 MGMC | 1943–1944 | M5 | 4x .50 M2 | 1000 |
T10 MGMC | 1944 | M3 | 2x 20 mm Oerlikon MG | 110 |
T28E1 | 1942 | M3 | 1x 37 mm M1A1 AA-Gun und 2x .50 wassergekühlt | 80 |
M15 CGMC | 1943 | M3 | 1x 37 mm M1A1 AA-Gun und 2x .50 M2 | 680 |
M15A1 CGMC | 1943–1944 | M3 | 1x 37 mm M1A1 AA-Gun und 2x .50 M2 | 1652 |
M4 81 mm MMC | 1942 | M2 | 81mm Mortar | 572 |
M4A1 MMC | 1943 | M2 | 81 mm Mortar | 600 |
M21 81 mm MMC | 1944 | M3 | 81mm Mortar | 110 |
T21/T21E1 4,2 inch MMC | 1943 | M3 | 4.2 inch Mortar | 25 |
Literatur
- Jim Mesko: M3 Half-Track in Action. Squadron-Signal Publ Nr. 34, 1996
- Steve Zaloga: M3 Infantry Halftrack 1940–1973, Osprey New Vanguard 11, 1994
- Peter Chamberlain / Chris Ellis: Britische und amerikanische Panzer des Zeiten Weltkrieges. 1. Auflage. J.F.Lehmanns Verlag, München 1972, ISBN 3-469-00362-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- Alexander Lüdeke: Typenkompass – Beutepanzer der Wehrmacht, Motorbuch-Verlag, S. 113