Münster (Laubach)

Münster ist ein Ortsbezirk von Laubach im mittelhessischen Landkreis Gießen und liegt etwa acht Kilometer westlich der Kernstadt. Der Name stammt von monasterium (= Kloster) und deutet damit auf eine Ansiedlung von Mönchen hin.

Münster
Stadt Laubach
Höhe: 188 m ü. NHN
Fläche: 2,98 km²[1]
Einwohner: 711 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 239 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 35321
Vorwahl: 06405
Blick nach Münster
Blick nach Münster

Geschichte

Münster wurde 1118 unter dem Namen Munstere erstmals urkundlich erwähnt. Weitere Erwähnungen waren (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]

  • Munstere, in (1118/1137) [Kop. XIV Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 616]
  • Munstre, in (1197) [Staatsarchiv Marburg Urkunden 18 Kloster Spieskappel, Vidimus Wenck, Hessische Landesgeschichte 2,1 Urkundenbuch Nr. 90, S. 125–128]
  • monstere, in villa (1239) [Eigenbrodt, Urkunden 1836, Nr. 2S. 286]
  • Monster, zu (1462) [Solmser Urkunden 2, Nr. 1461]
  • Moenster, zu (1481) [Müller, Ämter im Kreise Gießen, S. 192]

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Münster am 31. Dezember 1970 auf freiwilliger Basis in die Stadt Laubach eingemeindet.[3][4] Für den Stadtteil Münster wurde, wie für die anderen eingemeindeten ehemals eigenständigen Gemeinden von Laubach, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[5]

Kirche

Die spätgotische dreischiffige Hallenkirche wurde im Wesentlichen um 1300 erbaut. Lediglich Steinkanzel und Turmspitze stammen aus dem 16. Jahrhundert. Der aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende Taufstein bildet das älteste Element der Kirche.[6]

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Münster lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][7][8]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Münster ab 1806 das „Patrimonialgericht der Fürsten Solms-Braunfels“ in Lich zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Ab 1822 ließen die Fürsten Solms-Hohensolms-Lich ihre Rechte am Gericht durch das Großherzogtum Hessen in ihrem Namen ausüben. „Landgericht Lich“ war daher die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Münster zuständig war. Auch auf sein Recht auf die zweite Instanz, die durch die Justizkanzlei in Hungen ausgeübt wurde verzichtete der Fürst 1823.[12] Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[13]

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Lich“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[14] Zum 1. Januar 1882 wurde Münster an das Amtsgericht Laubach abgegeben.[15] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Laubach und Münster wurde dem Sprengels des Amtsgerichts Gießen zugelegt.[16] Jetzt sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung

Münster: Einwohnerzahlen von 1830 bis 2011
Jahr  Einwohner
1830
 
292
1834
 
278
1840
 
351
1846
 
314
1852
 
313
1858
 
316
1864
 
327
1871
 
329
1875
 
331
1885
 
327
1895
 
306
1905
 
299
1910
 
318
1925
 
332
1939
 
332
1946
 
511
1950
 
532
1956
 
471
1961
 
475
1967
 
537
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
711
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[2]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

 1830:291 evangelische, ein katholischer Einwohner
 1961:400 evangelische, 71 römisch-katholische Einwohner

Erwerbstätigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

 1961:Erwerbspersonen: 96 Land- und Forstwirtsch., 93 Prod. Gewerbe, 39 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 14 Dienstleistung und Sonstiges.

Politik

Ortsvorsteher ist Klaus Dieter Schmitt (SPD).[6]

Kultur

Im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ gewann Münster im Jahr 1965 die Goldmedaille.

Verkehr

Münster ist an ein Nahverkehrssystem nach Schotten, Gießen, Laubach und Grünberg angebunden.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Münster, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. Februar 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  3. Eingliederung von Gemeinden in die Stadt Laubach, Landkreis Gießen vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 141, Punkt 173 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  4. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 301.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 155 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Laubach, abgerufen im August 2020.
  6. Ortsbeirat Münster. In: Webauftritt. Stadt Laubach, abgerufen im August 2020.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  9. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 22, 438 f. (Online bei google books).
  10. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 424 (online bei Google Books).
  11. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 135 (online bei Google Books).
  12. Theodor Hartleben (Hrsg.): Allgemeine deutsche Justiz-, Kameral- und Polizeifama, Teil 1. Band 2. Johann Andreas Kranzbühler, 1832, S. 271 (online bei Google Books).
  13. Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7. August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1848 Nr. 40, S. 237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 42,9 MB]).
  14. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  15. Bekanntmachung, die Bildung der Amtsgerichtsbezirke Hungen, Lich, Laubach, Grünberg, Homberg, Alsfeld, Vilbel und Friedberg betreffend vom 24. Dezember 1881 (Hess. Reg.Bl. S. 203–204)
  16. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 c) und Artikel 2, Abs. 4 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  17.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
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