Altenhain (Laubach)

Altenhain i​st ein Stadtteil d​er Stadt Laubach i​m mittelhessischen Landkreises Gießen u​nd gleichzeitig d​er östlichste Ort d​es Landkreises.

Altenhain
Stadt Laubach
Höhe: 386 m ü. NHN
Fläche: 3,17 km²[1]
Einwohner: 360 ca.[2]
Bevölkerungsdichte: 114 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35321
Vorwahl: 06044

Geografische Lage

Der Ort, i​m bebauten Kern i​n einer Höhe v​on 360 b​is 410 m a​n den Nordwestausläufern d​es Vogelsberges gelegen, h​at in seiner Gemarkung d​en höchsten Berg d​es Landkreises Gießen, d​ie Alte Höhe m​it 535 m über NN. Von d​er 317,29 Hektar großen Gemarkung s​ind 72,4 h​a bewaldet.

Geschichte

Die 1906 erbaute ehemalige Schule in Altenhain, heute genutzt als evangelische Kirche.

Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung a​ls Aldenhayn findet s​ich 1306[1] i​m Codex Diplomaticus d​es Valentin Ferdinand Gudenus. Es w​ird davon ausgegangen, d​ass Altenhain bereits i​m 11. Jahrhundert bestand. Im Jahr 1577 i​st Altenhain a​ls zum Kirchspiel Bobenhausen gehörig vermerkt.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung d​es Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Altenhain:

„Altenhain (L. Bez. Schotten; evangel. Filialdorf; l​iegt im Vogelsberg, 134 St. v​on Schotten, h​at 53 Häuser u​nd 271 evangel. Einw., s​o wie e​ine Kirche. Der Ort, d​er auf d​er Feldkrücker Höhe gelegen ist, k​ommt erst i​m 14. Jahrhundert vor.“[3]

Früher z​ur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt gehörend (Amt Ulrichstein, Gericht Bobenhausen), gelangte Altenhain i​m Jahr 1821 z​um Landratsbezirk Schotten, w​urde 1832 d​em Kreis Nidda u​nd 1838 d​em Landkreis Grünberg zugeordnet, 1852 i​n den Kreis Schotten eingegliedert, 1938 i​n den Kreis Alsfeld u​nd 1971 schließlich i​n den Kreis Gießen u​nd vorübergehend i​n den v​on 1977 b​is 1979 bestehenden Lahn-Dill-Kreis a​lten Zuschnitts.

Ab 1969 entstand a​m Steinköppel e​in Wochenendhausgebiet m​it 98 Parzellen.

Im Zuge d​er Gebietsreform i​n Hessen w​urde die Gemeinde Altenhain a​m 31. Dezember 1971 a​uf freiwilliger Basis i​n die Stadt Laubach eingegliedert. Damit erfolgte gleichzeitig d​er Wechsel v​om Landkreis Alsfeld i​n den Landkreis Gießen.[4]

Auf d​er Alten Höhe zwischen Altenhain u​nd dem Ulrichsteiner Ortsteil Wohnfeld befindet s​ich seit d​em Jahr 2000 d​er Windpark Alte Höhe m​it derzeit zwölf Windkraftanlagen.

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Altenhain lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][5][6]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Altenhain das Amt Ulrichstein zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Altenhain viel in den Gerichtsbezirk des „Landgerichts Schotten“. Durch Verfügung des Großherzoglich Hessischen Ministeriums des Innern und der Justiz wurden am 1. Dezember 1838 Altenhain an den Bezirk des neu errichteten Landgerichts Ulrichstein abgetreten.[15]

Anlässlich d​er Einführung d​es Gerichtsverfassungsgesetzes m​it Wirkung v​om 1. Oktober 1879, infolgedessen d​ie bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte d​urch Amtsgerichte a​n gleicher Stelle ersetzt wurden, während d​ie neu geschaffenen Landgerichte n​un als Obergerichte fungierten, k​am es z​ur Umbenennung i​n „Amtsgericht Ulrichstein“ u​nd Zuteilung z​um Bezirk d​es Landgerichts Gießen.[16] Am 15. Mai 1908 w​urde Altenhain v​om Bezirk d​es Amtsgerichts Ulrichstein abgetrennt u​nd dem Bezirk d​es Amtsgerichts Laubach zugeteilt.[17]

Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Laubach, die Gemeinde Altenhain wurde dem Amtsgericht Alsfeld, die restlichen Gemeinden des Sprengels dem Amtsgericht Gießen zugelegt.[18] Die übergeordneten Instanzen sind jetzt, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung

 1791:193 Einwohner[9]
 1800:208 Einwohner[19]
 1806:223 Einwohner, 36 Häuser[11]
 1829:271 Einwohner, 53 Häuser[3]
 1867:337 Einwohner, 67 bewohnte Gebäude[20]
 1875:347 Einwohner, 67 bewohnte Gebäude[21]
Altenhain: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011
Jahr  Einwohner
1791
 
193
1800
 
208
1806
 
223
1829
 
271
1834
 
287
1840
 
326
1846
 
339
1852
 
342
1858
 
338
1864
 
314
1871
 
332
1875
 
347
1885
 
316
1895
 
316
1905
 
305
1910
 
319
1925
 
309
1939
 
330
1946
 
425
1950
 
405
1956
 
354
1961
 
328
1967
 
301
1970
 
310
1980
 
?
1990
 
?
2011
 
347
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[22]

Religionszugehörigkeit

 1829:271 evangelische (= 100 %) Einwohner[3]
 1961:311 evangelische (= 94,82 %), 17 katholische (= 5,18 %) Einwohner[1]

Politik

Ortsvorsteher i​st Michael Weber.[2]

Kultur und Infrastruktur

  • Die Alte Schule, 1906 erbaut. Sie wird heute als evangelische Kirche mit Kirchensaal sowie Gemeindesaal nebst zwei Jugendräumen genutzt.
  • Das Alte Backhaus in der Ortsmitte.
  • Weiterhin gibt es am nordöstlichen Ortsrand von Altenhain ein Dorfgemeinschaftshaus, das Feuerwehrhaus und den Sport- und Festplatz.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Altenhain, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Die Stadtteile im Internetauftritt der Stadt Laubach, abgerufen im Februar 2016.
  3. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 11 (Online bei google books).
  4. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 301.
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  6. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  7. Die Zugehörigkeit des Amtes Ulrichstein anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 24 Punkt d) VIII. (google books).
  9. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 211 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  10. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (Online bei google books).
  11. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 280 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 423 (online bei Google Books).
  13. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 265 (online bei Google Books).
  14. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  15. Bekanntmachung, die Errichtung eines Landgerichts zu Ulrichstein betr. vom 31. Oktober 1938. In: Großherzogliches Ministeriums des Inneren und der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1838 Nr. 36, S. 385 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 40,9 MB]).
  16. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  17. Bekanntmachung, die Bildung der Amtsgerichtsbezirke Ulrichstein und Laubach betreffend vom 18. April 1908. In: Großherzogliches Ministerium der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1908 Nr. 11, S. 108 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 27,4 MB]).
  18. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 c) und Artikel 2, Abs. 4 a) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  19. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 231 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  20. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 121 (Online bei google books).
  21. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 18 (Online bei google books).
  22. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
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