Mühltroff
Mühltroff ist ein Ortsteil der Stadt Pausa-Mühltroff im Vogtlandkreis in Sachsen. Die Stadt wurde mit ihren beiden Ortsteilen Langenbach und Kornbach am 1. Januar 2013 in die Stadt Pausa/Vogtl. eingemeindet, die sich dadurch in Pausa-Mühltroff umbenannte. Vorher war Mühltroff die kleinste Stadt im sächsischen Vogtlandkreis und die westlichste Stadt Sachsens.
Mühltroff Stadt Pausa-Mühltroff | ||
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Höhe: | 482 m ü. NHN | |
Fläche: | 27,7 km² | |
Einwohner: | 1775 (31. Dez. 2011) | |
Bevölkerungsdichte: | 64 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2013 | |
Postleitzahl: | 07919 | |
Vorwahl: | 036645 | |
Lage von Mühltroff in Sachsen | ||
Blick auf Mühltroff 2005 |
Zwischen 1952 und 1992 gehörte Mühltroff wie sein späterer Ortsteil Langenbach zum Kreis Schleiz im Bezirk Gera bzw. ab 1990 im Freistaat Thüringen. Durch einen Staatsvertrag kamen sie am 1. April 1992 zum sächsischen Landkreis Plauen, dem Kornbach im Gegensatz zu den beiden Orten bereits angehörte.
Geographie
Geographische Lage
Mühltroff ist die westlichste Stadt Sachsens. Sie liegt im Nordwesten des Vogtlandkreises und im sächsischen Teil des historischen Vogtlands. Im Nordwesten und im Süden grenzt der Ort an das thüringische Vogtland. Bezüglich des Naturraums gehört Mühltroff zum Südostthüringer Schiefergebirge (Naturraum Vogtland). Der Ort wird vom östlichen Saale-Zufluss Wisenta durchflossen, die nördlich von Mühltroff als Talsperre Lössau angestaut ist.
Nachbarorte
Langenbuch (Thüringen) |
Thierbach | Linda |
Langenbach | Ranspach | |
Unterkoskau (Thüringen) |
Kornbach, Schönberg |
Ortsgliederung
Zur Ortschaft Mühltroff gehören das südsüdöstlich gelegene Dorf Kornbach und das westsüdwestlich gelegene Dorf Langenbach, welche am 1. Januar 1993 bzw. am 1. Januar 1994 eingemeindet wurden.
Geschichte
Bereits im 10. bis 11. Jahrhundert wurde die Burg Mühltroff vermutlich zur Festigung der Herrschaft deutscher Kaiser, die Ritter zum Schutz gegen die Angriffe der Sorben mit ihren Befestigungen belehnten, gegründet. Die als Angerdorf angelegte Siedlung Muldorf wurde erstmals 1274 erwähnt. Der Name von Mühltroff leitet sich von Muldorf ab, weil es im Ort mehrere Mühlen gab. Es waren meist Wassermühlen, die wohl älteste aus dem 14. Jahrhundert ist die Stadtmühle, sie wird heute als Wohngebäude genutzt.
Vor 1274 war die Herrschaft Mühltroff, welcher die Stadt Mühltroff bezüglich der Grundherrschaft unterstand, im Besitz der Herren von Lobdeburg. 1349 wird das Schloss, „castrum“ genannt, als Meißnisches Lehen im Lehnbuch Friedrichs des Strengen erwähnt und ist Sitz des Vogtes von Plauen, Herr zu „Muldorf“. 1357 mussten die Plauener Vögte das Schloss an die Wettiner Markgrafen-Brüder Balthasar und Wilhelm abgeben, die dann verschiedene Vasallengeschlechter damit belehnten.
Seit 1367 ist Mühltroff als Stadt bezeugt. Der Weißfisch auf dem Stadtwappen zeugt vom ehemaligen Fischreichtum der Stadt mit ihrem großen Teich. Nach einem Hochwasser im 16. Jahrhundert in Mühltroff soll einmal ein Weißfisch auf dem Ratstisch gelegen haben. Seitdem ist er das Erkennungszeichen der Stadt. Im 15. Jahrhundert wurde die erste Textilmanufaktur in der Herrenstraße erwähnt. Die Textilindustrie bildet bis heute ein festes Standbein in Mühltroff. Im Schloss befindet sich heute auch ein Textilmuseum. Mühltroff besaß ursprünglich zwei Kirchen, die Stadtkirche und die heute noch erhaltene Schlosskirche. Nachdem die baufällige Stadtkirche im 17. Jahrhundert abgebrochen wurde, erhielten die Bürger von Mühltroff Gastrecht in der Schlosskirche.[1] Im ausgehenden 18. Jahrhundert ließ Graf Kospoth außerhalb der Stadt am Lämmerhügel (heute Schafhof) ein Lustschloss erbauen, umgeben von einem großen Park mit Pavillons, doch verausgabte sich der Graf finanziell, sodass er von seiner Frau verlassen wurde und fortan in wenigen, kleinen Zimmern des Schlosses wohnte, wo er beim Schlossbrand 1817 ums Leben kam. Vom Lustschloss ist heute nichts mehr vorhanden.
Die Stadt Mühltroff gehörte bis 1856 zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Plauen.[2] Im Jahr 1856 wurde sie dem Gerichtsamt Pausa und 1875 der Amtshauptmannschaft Plauen angegliedert.[3] Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Schönberg–Schleiz erhielt Mühltroff im Jahr 1887 einen Bahnhof.
Durch die zweite Kreisreform in der DDR wurde die bisher sächsische Stadt Mühltroff gemeinsam mit seinen Nachbarorten Langenbach, Thierbach, Langenbuch und Dröswein im Jahr 1952 dem Kreis Schleiz im Bezirk Gera angegliedert, welcher ab 1990 als thüringischer Landkreis Schleiz fortgeführt wurde.
Auf Grundlage des Staatsvertrages zwischen Thüringen und Sachsen wechselten Mühltroff, Langenbach und Thierbach gemeinsam mit den Orten Ebersgrün, Pausa/Vogtl., Ranspach und Unterreichenau (bisher Kreis Zeulenroda) am 1. April 1992 zum sächsischen Landkreis Plauen,[4] während Langenbuch und Dröswein beim thüringischen Landkreis Schleiz verblieben. Die Eingemeindung des südlichen Nachbarorts Kornbach erfolgte am 1. Januar 1993,[5] der westliche Nachbarort Langenbach folgte am 1. Januar 1994.[6] Da Kornbach bereits vor 1992 sächsisch war, gehört das Dorf zum „sächsischen“ Postleitzahlengebiet „08“, während Mühltroff und Langenbach zum „thüringischen“ Postleitzahlengebiet „07“ gehören. Der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Schönberg–Schleiz endete am 9. Dezember 2006. Bereits am 30. Juni 2007 nahm der Förderverein Wisentatalbahn den Betrieb mit Sonderzügen nach einem besonderen Fahrplan wieder auf, wodurch auch der zum Haltepunkt degradierte Bahnhof Mühltroff bei diesen Sonderfahrten angefahren wird.
Am 10. Januar 2000 wurde eine Verwaltungsgemeinschaft zwischen der Stadt Mühltroff und der Stadt Pausa/Vogtl. mit dem Namen Verwaltungsgemeinschaft Pausa gebildet. Zum 1. Januar 2013 wurde die Verwaltungsgemeinschaft aufgelöst und die Stadt Mühltroff mit seinen beiden Ortsteilen in die Stadt Pausa eingegliedert.[7] Die Einheitsgemeinde trägt den Namen Pausa-Mühltroff.[8]
Religionen
Die Bevölkerung ist überwiegend evangelisch, welche die Schlosskirche als Gotteshaus nutzt. Im Schloss befindet sich aber auch eine katholische Kapelle, außerdem gibt es noch eine neuapostolische Gemeinde.
Eingemeindungen
- 1. Januar 1993: Kornbach
- 1. Januar 1994: Langenbach
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1998 jeweils 31. Dezember):
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Sehenswürdigkeiten
- Schloss Mühltroff, Wahrzeichen des Ortes
- DDR-Museum Mühltroff[9]
- Bahnhof Mühltroff, Halt der touristisch betriebenen Wisentatalbahn.
Verkehr
Durch Mühltroff führt die Bundesstraße 282, von der im Ort die Staatsstraße 318 abzweigt.
Mühltroff liegt an der Bahnstrecke Schönberg–Schleiz. Die Strecke ist von der DB Netz AG an die Deutsche Regionaleisenbahn verpachtet. Es findet seit 2006 kein regelmäßiger Personenverkehr mehr statt. Auf der Bahnstrecke verkehren seit 2007 Sonderzüge des Fördervereins Wisentatalbahn nach einem besonderen Fahrplan, die auch am Bahnhof Mühltroff halten.[10]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter von Mühltroff
- Otto Carl Erdmann von Kospoth (1753–1817), Komponist und königlich preußischer Kammerherr
- Carl Theodor Dietzsch (1819–1857), Jurist und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung von 1848
- Otto Heubner (1843–1926), Begründer der wissenschaftlichen Pädiatrie in Deutschland
- Max Ludwig Zschommler (1855–1915), Lehrer und Heimatforscher
- Emil R. Müller (1879–1950), Steindrucker, Schriftsteller und Redakteur, publizierte auch unter dem Pseudonym Sonnen-Müller
- Max Frotscher (1894–1979), Heimatforscher und Genealoge
- Herbert Huster (1921–2005), Zeitungsverleger
- Birgit Dankert (* 1944), Bibliotheks- und Informationswissenschaftlerin
Persönlichkeiten, die mit Mühltroff in Verbindung stehen
- Karl Ludwig Ferdinand Blanckmeister (1819–1883), Jurist und Politiker, Bürgermeister in Mühltroff
Literatur
- M. Johann August Möbius: Historisch diplomatische Nachrichten vom Voigtlande, Insonderheit von der in solchen gelegenen Stadt und ehemaligen Herrschaft Muehltrof. Cahla 1760. - Digitalisat
- August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, enthaltend eine richtige und ausführliche geographische, topographische und historische Darstellung aller Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Höfe, Gebirge, Wälder, Seen, Flüsse etc. gesammter Königl. und Fürstl. Sächsischer Lande mit Einschluß des Fürstenthums Schwarzburg, des Erfurtschen Gebietes, so wie der Reußischen und Schönburgischen Besitzungen. 6. Band, Schumann, Zwickau 1819 Digitalisat
- Carl Hermann Richter: Die Kirche zu Mühltroff. Hohmann, Plauen 1862 (Digitalisat)
- Carl Hermann Richter: Die Kirchen und Schulen in der Gräflich Hohenthalschen Herrschaft Mühltroff. Schubert, Pausa 1869 (Digitalisat)
- Carl Hermann Richter: Die Herrschaft Mühltroff und ihre Besitzer. Leipzig 1857. - Digitalisat
- Richard Steche: Mühltroff. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 11. Heft: Amtshauptmannschaft Plauen. C. C. Meinhold, Dresden 1888, S. 30.
Weblinks
- Mühltroff im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Website der Stadt Pausa-Mühltroff
- Website des DDR-Museums Mühltroff e.V.
- schloss-mühltroff
Einzelnachweise
- Webseite der ev.-luth. Kirchgemeinde Mühltroff–Langenbach
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 76 f.
- Die Amtshauptmannschaft Plauen im Gemeindeverzeichnis 1900
- Entscheidung für Sachsen. Grenzkreise und -kommunen bei der Bildung des Freistaats Sachsen 1989-1994. Hannah-Ahrendt-Institut, S. 132
- Kornbach auf gov.genealogy.net
- Langenbach auf gov.genealogy.net
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2013
- Bericht zur Eingliederung Mühltroffs in die Stadt Pausa im Vogtland-Anzeiger vom 27. September 2012. Abgerufen am 26. Oktober 2012.
- Website des DDR-Museums Mühltroff e.V.
- Webseite der Wisentatalbahn