Lothar Bolz

Lothar Bolz (* 3. September 1903 i​n Gleiwitz, Oberschlesien; † 29. Dezember 1986 i​n Ost-Berlin) w​ar ein deutscher Politiker d​er DDR-Blockpartei NDPD. Er w​ar von Januar 1953 b​is Juni 1965 Minister für Auswärtige Angelegenheiten d​er DDR.

Lothar Bolz (rechts) 1959 in Genf

Leben

Ausbildung und Beruf

Bolz war Sohn eines Uhrmachers. Die Oberrealschule besuchte er gemeinsam mit Rudolf Herrnstadt. Nach dem Abitur absolvierte Bolz von 1921 bis 1925 ein Studium der Rechtswissenschaften, Kunst- und Literaturgeschichte in München, Kiel und Breslau mit anschließender Promotion zum Dr. jur. Danach war er Gerichtsreferendar, Assessor und schließlich Rechtsanwalt in Breslau. 1933 wurde er wegen Verteidigung von Nazigegnern aus der schlesischen Anwaltskammer ausgeschlossen. Er emigrierte im Oktober 1933 zusammen mit Gerhard Kegel über Warschau, Danzig und Prag in die Sowjetunion. Dort arbeitete er als Journalist (Redakteur der deutschsprachigen Roten Zeitung in Leningrad und der Deutschen Zentralzeitung in Moskau)[1], als Lehrer für deutsche Sprache und Literatur in Nowosibirsk[1] und als Lehrer am Marx-Engels-Lenin-Institut in Moskau, seit 1941 unter Kriegsgefangenen an Antifa-Schulen und als Mitarbeiter der Zeitung Freies Deutschland des Nationalkomitee Freies Deutschland. Er fungierte dabei als Leiter des Deutschland-Ressorts, auch wenn seine Artikel meist ungezeichnet erschienen.[1] 1947 kehrte er nach Deutschland zurück.

Politik

1929 w​urde Bolz Mitglied d​er KPD. Nach seiner Rückkehr a​us der Emigration gehörte e​r 1948 z​u den Mitbegründern d​er Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NDPD), d​eren Vorsitzender e​r bis 1972 war. Danach w​urde er z​um Ehrenvorsitzenden ernannt.

Am 12. Oktober 1949 w​urde Bolz z​um Minister für Aufbau d​er DDR ernannt. Er gehörte a​b 1950 d​em Präsidium d​es Nationalrates d​er Nationalen Front a​n und w​ar ab demselben Jahr Mitglied d​er Volkskammer. Von 1950 b​is 1967 w​ar er außerdem Stellvertretender Ministerpräsident bzw. Stellvertretender Vorsitzender d​es Ministerrates d​er DDR. Von Oktober 1953 b​is 1965 w​ar Bolz Minister für Auswärtige Angelegenheiten d​er DDR. Sein Amtsvorgänger Georg Dertinger (CDU) w​ar am 15. Januar 1953 verhaftet worden.

In Bolz’ Amtszeit fielen u​nter anderem d​er Aufstand d​es 17. Juni (1953) u​nd der Mauerbau (1961). Sein Amtsnachfolger w​urde Otto Winzer (1902–1975).

Grab von Lothar Bolz auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.

Von 1968 b​is 1978 w​ar er a​ls Nachfolger v​on Johannes Dieckmann (1893–1969) Präsident d​er Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Bolz erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 1954 u​nd 1964 d​en Vaterländischen Verdienstorden (VVO), 1965 d​ie Ehrenspange z​um VVO i​n Gold, 1955 d​as Kommandeurskreuz z​um Orden Polonia Restituta, 1965 d​as Große Band d​es Nil-Ordens, 1968 d​en Stern d​er Völkerfreundschaft u​nd 1971 d​en Orden d​es Vaterländischen Krieges.

Schriften

  • Es geht um Deutschland. Reden und Aufsätze, Berlin 1955
  • Für die Macht des Volkes und des Friedens. Verlag der Nation, Berlin 1959
  • Von deutschem Bauen. Berlin 1951, darin: Die sechzehn Grundsätze des Städtebaus

Literatur

Commons: Lothar Bolz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Leonhard: Die Revolution entläßt ihre Kinder. 15. Auflage. Ullstein, Frankfurt/M – Berlin – Wien 1976, S. 237.
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