Liste der Stolpersteine in der Syddanmark

Die Liste d​er Stolpersteine i​n der Syddanmark enthält d​ie Stolpersteine, d​ie in d​er dänischen Region Syddanmark verlegt wurden. Stolpersteine erinnern a​n das Schicksal d​er Menschen, d​ie von d​en Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben o​der in d​en Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden v​om deutschen Künstler Gunter Demnig konzipiert u​nd werden v​on ihm i​n der Regel selbst verlegt. Die Stolpersteine liegen zumeist v​or dem letzten selbstgewählten Wohnort d​es Opfers.

Stolperstein in Odense

Die ersten Verlegungen i​n dieser Region erfolgten a​m 8. August 2021 i​n Odense.

Verlegte Stolpersteine

Kolding

In Kolding wurden fünf Stolpersteine a​n vier Adressen verlegt.

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
ALICE HENRIETTE
DINESEN
GEBORENE
MEYER-BERENDSOHN 1886
FLUCHT NACH SCHWEDEN
15.10.1943
Hjelmsvej 11 Alice Henriette Dinesen, geborene Meyer-Berendsohn, wurde am 29. Januar 1886 in Hamburg geboren. Sie hatte zwei Brüder, Walter August und Kurt. Meyer-Berendsohn wurde Kindergärtnerin. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 flohen sie und ihr Bruder nach Dänemark. Im Jahr 1935 heiratete sie den Fabrikanten Peter Dinesen, der aus Vilstrup stammte. Das Paar zog nach Kolding. Durch die Operation Safari am 29. August 1943 hatte sich das Deutsche Militär die Regierungsgewalt in Dänemark übernommen, Die Juden waren damit in höchster Gefahr. Eine Gruppe von Dänen in Lyngby versuchte schnellstens zu helfen, diese Gruppe hatte auch Kontakt zu Alice Dinesens' Bruder, der in Lyngby lebte. Die Warnung erreichte Dinesen rechtzeitig. Mit Hilfe gelangte sie nach Lyngby und von dort weiter nach Gilleleje, von wo sie am 15. Oktober 1943 nach Höganäs, Schwedern, übersetzte. Im Juni 1943 kehrte sie nach Kolding zurück. Alice Henriette Dinesen starb am 25. Juli 1949.[1]

Ihr Bruder Kurt, dessen Frau Herta u​nd die v​ier Kinder d​es Paares wurden i​m Rahmen d​er Shoah ermordet.

HIER WOHNTE
KARINUS JOHANNES
FELSTED
GEBOREN 1891
VERHAFTET 3.12.1943
DEPORTIERT 1943
SACHSENHAUSEN
ERMORDET 5.5.1944
Agtrupvej 1 Karinus Johannes Felsted wurde am 14. November 1891 in Kolding geboren. Seine Elten waren Farver Hans Frederik Felsted (geboren 1851) und Anne Kirstine, geborene Juhl (geboren 1854). Felsted war Scheider und arbeitete für die Schneiderfirma A. G. Isaksen. Im Jahr 1917 heiratete er die 1892 in Fredericia geborene Thora Marie Petersen. Sie starb wenige Monate später. Felsted trat dem Sozialdemokratischen Bund bei und wurde in der Gewerkschaftsbewegung aktiv. Wahrscheinlich verteilte er illegale Zeitschriften und sammelte Geld für die verbotene Zeitschrift Budstikken Kolding. Die Deutsche Polizei hatte Hinweise erhalten und führte am 3. Dezember 1943 eine Razzia durch, bei der auch Felsted verhaftet wurde. Er kam zuerst in das Gestapo-Hauptquartier in Kolding, dann in das Gefängnis. Am 21. Dezember 1943 erfolgte seine Deportation, zusammen mit anderen Widerstandskämpfern, in das KZ Sachsenhausen, wo er mit der Festlingsnummer 74.343 registriert wurde. Karinus Johannes Felsted erkrankte hier und verlor sein Leben am 5. Mai 1944.[2][3]
HIER WOHNTE
KAI IBSEN
GEBOREN 1911
VERHAFTET 10.6.1944
DEPORTIERT 1944
NEUENGAMME
BEFREIT
Clemensgade 3 Kai Ibsen wurde am 18. Dezember 1911 in Ringkøbing geboren. Sein Vater arbeitete dort als Typograf, später zog die Familie nach Kolding, weil sein Vater den Arbeitsplatz wechselte. Auch Kai Ibsen begann eine Lehre als Typograf, brach diese aber ab, wurde Stadtschreiber, dann Hilfsarbeiter und schließlich Erd- und Betonbauer. Er wurde politisch aktiv und wurde 1934 Mitglied der Kommunistischen Partei Dänemarks, zeitweise war er Vorsitzender in Kolding. Im Jahr 1936 heiratete er Marie Sørensen Das Paar bekam zwei Kinder, Birgit (geboren 1936) und Jørn (geboren 1946). Seine Frau und er engagierten sich bereits in den 1930er Jahren für Deutsche Auswanderer, die nach Dänemark exilieren wollten. Kai Ibsen wurde am 22. Juni 1941 in seiner Wohnung von der dänischen Polizei verhaftetm zuerst ins Vestre-Gefängnis gebracht und von dort in das Lager Horserød überstellt. Nach einer kurzzeitigen Entlassung im November 1941 wurde er am 2. November 1942 erneut verhaftet und im Lager Horserød inhaftiert. Im August 1943 flüchteten 95 Gefangene aus dem Lager, Ibsen war einer von ihnen. Er machte mit seiner Widerstandsarbeit in Kopenhagen und Odense weiter, schließlich organisierte er in Südjütland unter dem Decknamen „Konrad“ Widerstandsgruppen. Im Juni 1944 erfolgte wieder seine Verhaftung, diesmal wurde auch seine Frau verhaftet. Im Gestapo-Hauptquartier in Kolding wurde er verhört, dann im Internierungslager Frøslev interniert und von dort im Dezember in das KZ Neuengamme deportiert. Eingeasetzt wurde Ibsen dann beim „Rollenden Kommando“, welches für die Reparatur der Eisenbahnlinien in ganz Deutschland eingesetzt wurde. Im April 1945 kam er durch die Rettungsaktion der Weißen Busse frei und nach Schweden. versetzt. Es bestand aus Gefangenen, die in Waggons durch Deutschland geschickt wurden, um die Eisenbahnlinien zu reparieren, die die Alliierten durch Luftangriffe zerstört hatten. Ende April 1945 kam er mit den Weißen Bussen nach Schweden. Dwight D. Eisenhower dankte ihm mit einem Schreiben für seine Widerstandsarbeit. Kai Ibsen blieb auch nach dem Krieg politisch aktiv und war für die Socialistisk Folkeparti im Koldinger Stadtrat. Des Weiteren war er Schulleiter deiner Specialarbejderskolen. Kai Ibsen starb am 21. Februar 1994.[4][5][6]
HIER WOHNTE
JØRGEN KELSTRUP
GEBOREN 1913
VERHAFTET 5.4.1944
DEPORTIERT 1944
NEUENGAMME
ERMORDET 27.11.1944
Haderslevvej 25 Jørgen Kelstrup
HIER WOHNTE
POUL SEIDENFADEN
GEBOREN 1915
WIDERSTANDSKÄMPFER
VERHAFTET 1.7.1944
DEPORTIERT 1944
NEUENGAMME
ERMORDET 13.12.1944
Haderslevvej 25 Poul Seidenfaden

Odense

In Odense wurden z​ehn Stolpersteine a​n zehn Adressen verlegt.[7]

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
IVAN ADRIANSEN
GEBOREN 1924
WIDERSTANDSKÄMPFER
VERHAFTET 10.10.1943
DEPORTIERT 1943
SACHSENHAUSEN
SCHICKSAL UNBEKANNT
Kochsgade 94 Ivan Adriansen
HIER WOHNTE
AKSEL EJLER
ANDERSEN
GEBOREN 1896
MITGLIED DER DKP
VERHAFTET 9.10.1943
VESTRE FÆNGSEL
GETÖTET 4.12.1943
KOPENHAGEN
Ny Kongevej 46 Aksel Ejler Andersen
HIER WOHNTE
HANS JØRGEN
ANDERSEN
GEBOREN 1924
WIDERSTANDSKÄMPFER
VERHAFTET 18.6.1943
DEPORTIERT 1944
UMGEKOMMEN 25.3.1945
BRANDENBURG
Fruens Bøge, Ingrids Allé 3 Hans Jørgen Andersen
HIER WOHNTE
GUSTAV CHRISTGAU
GEBOREN 1900
AUSGLEICHSMORD
DER PETERGRUPPE
IN SEINEM HAUS
20.2.1945
Hunderupvej 220 Gustav Christgau
HIER WOHNTE
AGNES MARGRETHE
HANSEN
GEBOREN ALS KNUDSEN 1907
MITGLIED DER DKP
VERHAFTET 16.11.1943
DEPORTIERT
RAVENSBRÜCK
UMGEKOMMEN 28.6.1944
Kirkesvinget 10 Agnes Margrethe Hansen
HIER WOHNTE
ORLA HENRIKSEN
GEBOREN 1925
WIDERSTANDSKÄMPFER
VERHAFTET 17.6.1943
DEPORTIERT 1944
UMGEKOMMEN 27.3.1945
BOCHUM
Store Glasvej 11 Orla Henriksen
HIER ARBEITETE
CHARLES BØRGE
JOHANSEN
GEBOREN 1915
POLIZEIOFFIZIER
VERWUNDET BEI BOMBENANSCHLAG
AUF DIE POLIZEIWACHE
TOT 6.3.1944
Flakhaven 2 Charles Børge Johansen
HIER WOHNTE
ERNST PETER
MADSEN
GEBOREN 1911
POLIZEIOFFIZIER
VERHAFTET 19.8.1944
DEPORTIERT 1944
UMGEKOMMEN 7.3.1945
MÜHLBERG
Christian den IX's Vej 14 Ernst Peter Madsen
HIER WOHNTE
AXEL MOGENS METZ
GEBOREN 1903
VERHAFTET 2.10.1943
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
UMGEKOMMEN 12.3.1944
Hjallesevej 98
Axel Mogens Metz[8]
HIER WOHNTE
GUNNAR CARLO
NIELSEN
GEBOREN 1900
WIDERSTANDSKÄMPFER
GETÖTET 12.7.1944
GEELS KRO
Prinsesse Maries Allé 5 Gunnar Carlo Nielsen

Verlegedaten

  • 8. August 2021: Odense
  • 7. September 2021: Kolding
Commons: Stolpersteine in Kolding – Sammlung von Bildern
Commons: Stolpersteine in Odense – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Snublesten.org: Alice Henriette Dinesen (1886-1949), abgerufen am 14. Januar 2022
  2. Snublesten.org: Karinus Johannes Felsted (1891-1944), abgerufen am 14. Januar 2022
  3. Biografi af Karinus Johannes Nielsson Felsted, abgerufen am 14. Januar 2022
  4. Kaj Ibsen, abgerufen am 14. Januar 2022
  5. An Birgit Lunds Vater erinnert man sich mit einem Stolperstein, abgerufen am 14. Januar 2022
  6. Snublesten.org: Kai Ibsen (1911-1994), abgerufen am 14. Januar 2022
  7. Snublesten i Odense, abgerufen am 30. August 2021
  8. Kai Strittmatter: Zur Erinnerung gestolpert. Historische Judenverfolgung in Dänemark. In: Süddeutsche Zeitung. 9. August 2021, abgerufen am 1. September 2021.
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