Liste der Stolpersteine in Meran
Die Liste der Stolpersteine in Meran enthält sämtliche Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunst-Projektes von Gunter Demnig am 19. und 20. Mai 2012 in Meran verlegt wurden. Sie sind den in Meran ansässigen Opfern des Nationalsozialismus gewidmet. Der Großteil der Stolpersteine ist den im September 1943 deportierten und ermordeten Juden der Stadt gewidmet.
Hintergrund
Nach dem Sturz Mussolinis am 25. Juli 1943 marschierten am 1. August deutsche Truppen nach Oberitalien. Am 8. September begannen die Deutschen nach der Bekanntgabe des von der Regierung Badoglio unterzeichneten Waffenstillstandes mit den Alliierten auch in Südtirol mit der Entwaffnung der italienischen Streitkräfte und übernahmen de facto die Macht im Land. Zwei Tage danach wurde die Operationszone Alpenvorland instituiert, der auch Südtirol angehörte. Am 12. September erließ der SS- und Polizeiführer der Operationszone SS-Brigadeführer Karl Brunner den Befehl, alle in Südtirol lebenden Volljuden zu verhaften. In der Nacht vom 15. auf den 16. September 1943 kam es in Meran zu ersten Razzien und Verhaftungen. Geleitet wurden sie vom SS-Untersturmführer und Leiter des SD in Meran Heinrich Andergassen und SS-Obersturmführer Alois Schintlholzer.[1] Unterstützt wurden die Deutschen dabei vom Südtiroler Ordnungsdienst.
Die am 16. September 1943 verhafteten 25 Personen wurden im Keller des damaligen Balilla-Hauses (in den 60er Jahren abgerissen,[2] heute Otto-Huber-Straße 36) eingesperrt und von dort aus am nächsten Tag mit Lastwagen ins Lager Reichenau abtransportiert, was den Beginn der Judendeportationen durch die Nationalsozialisten in Italien darstellte.[3] Dort verblieben sie für etwa sechs Monate, wobei vier der Inhaftierten in Reichenau verstarben. Anfang März 1944 wurden die Übrigen schließlich nach Auschwitz deportiert. Nur eine der damals Verschleppten, Valeska von Hoffmann, überlebte den Holocaust.[4][5]
Zum Gedenken an die Ermordeten verlegte Gunter Demnig im Mai 2012 in Meran 33 Stolpersteine, kubische Betonwürfel mit einer gravierten Messingplatte, vor den ehemaligen Wohnhäusern der Opfer.[6] Unterstützt wurde er dabei von der jüdischen Kultusgemeinde Merans und von Schülern der Landesberufsschule für das Gastgewerbe Savoy, des Gymme Meran, des italienischen Realgymnasiums Meran und der ITAS Bozen.
2022 wurde kritisiert, dass bei den Meraner Opfern – etwa im Gegensatz zu jenen in Bozen und Auer – „die von Amts wegen italienisierten Vornamen“ verwendet wurden, und eine entsprechende Richtigstellung verlangt.[7]
Liste der Stolpersteine
Die Spalten der Tabelle sind selbsterklärend. Zusammengefasste Adressen zeigen an, dass mehrere Stolpersteine an einem Ort verlegt wurden. Die Tabelle ist teilweise sortierbar.
Bild | Adresse | Person, Inschrift | Weitere Informationen |
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Schafferstraße 19 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Carlotta Zipper[8] Jg. / Nata 1873 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Auschwitz 2.3.1944 |
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Romstraße 44 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Teresa Reich[9] Jg. / Nata 1866 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Auschwitz 2.3.1944 |
Der Todesort und das Todesdatum sind nach neueren Erkenntnissen unrichtig angegeben. Teresa Reich starb am 9. November 1943 im Bezirkskrankenhaus in Hall i. Tirol an den Folgen der Schikanen beim Transport und der Behandlung im KZ Reichenau. Ihr Körper wurde dann der Innsbrucker Anatomie übergeben.[10] | |
Plankensteinstraße 4 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Enrico Gittermann[11] Jg. / Nato 1882 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Ucciso Datum unbekannt in data ignota |
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Hier wohnte / Qui abitava Caterina Rapaport Zadra Jg. / Nata 1887 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Datum unbekannt In data ignota |
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Manzonistraße 13 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Meta Benjamin Sarason[12] Jg. / Nata 1878 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Auschwitz 7.3.1944 |
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Hier wohnte / Qui abitava Geltrude Benjamin[13] Jg. / Nata 1887 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Auschwitz 7.3.1944 |
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Manzonistraße 11 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Giovanna Gregori[14] Jg. / Nata 1890 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Auschwitz 7.3.1944 |
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Freiheitsstraße 141 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Domenikus Geschini Jg. /Nato 1900 Verhaftet / Arrestato 20.12.1944 Dachau Ermordet /Ucciso 24.1.1945 |
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Goethestraße 15 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Jacob Augapfel Jg. / Nato 1871 Dep. Fossoli Ermordet / Ucciso Auschwitz 30.6.1944 |
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Alfieristraße 9 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Jenny Dienstfertig Vogel[15] Jg. / Nata 1866 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Auschwitz 7.3.1944 |
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Hier wohnte / Qui abitava Ernestina Vogel[16] Jg. / Nata 1898 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Datum unbekannt Data ignota |
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Otto-Huber-Straße 36 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Regina Gentilli[17] Jg. / Nata 1884 Dep. 16.9.1943 Ermordet / Uccisa Datum unbekannt Data ignota |
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Meinhardstraße 15 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Maurizio Götz[18] Jg. / Nato 1867 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Ucciso Auschwitz 7.3.1944 |
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Hier wohnte / Qui abitava Leopold Götz Jg. / Nato 1919 Dep. 24.9.1944 Lager Bozen / Bolzano Ermordet / Uccisa Datum unbekannt Data ignota |
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Hier wohnte / Qui abitava Emma Saphir Götz[19] Jg. / Nata 1870 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Auschwitz 4.2.1944 |
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Hier wohnte / Qui abitava Guglielmo Breuer[20] Jg. / Nato 1871 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Ucciso Auschwitz 7.3.1944 |
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Hier wohnte / Qui abitava Caterina Robitschek Breuer[21] Jg. / Nata 1875 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Auschwitz 7.3.1944 |
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Gallileistraße 38 | Hier wohnte / Qui abitava Edvige Tauber Jg. / Nata 1891 Dep. 8.11.1943 Fossoli Ermordet / Uccisa Auschwitz 18.5.1944 | ||
Laubengasse 136–162 | Hier wohnte / Qui abitava Andreas Wilhelm Jg. / Nato 1900 Verhaftet/Arrestato 9.10.1944 Dachau Ermordet / Ucciso 10.3.1945 | ||
Laubengasse 71 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Richard Reitsamer Jg. / Nato 1901 Verhaftet/Arrestato 1944 Sondergericht Bozen/Bolzano Zum Tode verurteilt Condannato a morte Ermordet / Ucciso 11.7.1944 |
Richard Reitsamer war ein religiös motivierter Kriegsdienstverweigerer. Er wurde 1944 hingerichtet. | |
Metzgergasse 4 | Hier wohnte / Qui abitava Johann Dirler Jg. / Nato 1893 Verhaftet/Arrestato 15.1.1941 Dachau Verlegt / Trasferito Schloss Hartheim Ermordet / Ucciso 19.1.1942 |
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Hallergasse 9 | Hier wohnte / Qui abitava Antonia Kurz Hammer Taube[22] Jg. / Nata 1871 Verhaftet/Arrestata 16.9.1943 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Auschwitz 7.3.1944 | ||
Hier wohnte / Qui abitava Abramo Hammer[23] Jg. / Nato 1868 Dep. 7.3.1944 Reichenau Ermordet / Ucciso Auschwitz 7.3.1944 |
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Steinachgasse 4 | Hier wohnte / Qui abitava Elena de Salvo[24] Jg. / Nata 1937 Verhaftet/Arrestata 16.9.1943 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Auschwitz 7.3.1944 | ||
Hier wohnte / Qui abitava Francesca de Salvo[25] Jg. / Nata 1904 Dep. 7.3.1944 Reichenau Ermordet / Uccisa Datum unbekannt In data ignota |
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Steinachgasse 2 | Hier wohnte / Qui abitava Lorenzo Inama Jg. / Nato 1897 Deportiert/Deportato Lager Bozen/Bolzano Ermordet / Ucciso Flossenbürg 9.3.1945 |
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Steinachplatz 1 | Hier wohnte / Qui abitava David Apfel Jg. / Nato 1871 Dep. 5.4.1944 Fossoli Ermordet / Ucciso Auschwitz 10.4.1944 |
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Ruprechtstraße 2 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Teresa Weiss Bermann Jg. / Nata 1895 Verhaftet/Arrestata 18.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Datum unbekannt In data ignota |
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Carduccistraße 14 | Hier wohnte / Qui abitava Emilio Loewy[26] Jg. / Nato 1878 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Ucciso Auschwitz 7.3.1944 | ||
Hier wohnte / Qui abitava Siegfrido Loewy Jg. / Nato 1906 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Ucciso Datum unbekannt In data ignota |
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Otto-Huber-Straße 2 (Lage) |
Hier wohnte / Qui abitava Lodovico Balog[27] Jg. / Nato 1869 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Ucciso Auschwitz 7.3.1944 |
Ludwig Balog, geboren am 7. August 1869 in Sajószentpéter, promovierte 1893 an der Universität von Wien. 1894 war er Bauherr des von Pietro Delugan entworfenen Sanatoriums Balog, das er bis 1939 leitete.[28] | |
Hier wohnte / Qui abitava Giuseppina Freund Balog[29] Jg. / Nata 1874 Dep. 16.9.1943 Reichenau Ermordet / Uccisa Datum unbekannt In data ignota |
Josefine Freund wurde am 23. Dezember 1874 in Edelény geboren. 1910 heiratete sie Ludwig Balog in Budapest.[30] | ||
Otto-Huber-Straße 3 | Hier wohnte / Qui abitava Giuseppe Israel Honig[31] Jg. / Nato 1860 Dep. 18.9.1943 Reichenau Ermordet / Ucciso Datum unbekannt In data ignota |
Literatur
- Ludwig Walter Regele: Meran und das Dritte Reich. Ein Lesebuch. Studienverlag, Innsbruck u. a. 2007, ISBN 978-3-7065-4425-2, S. 123 f.
- An die 33 Opfer erinnern. In: Dolomiten, 25. Mai 2012, S. 31.
- Joachim Innerhofer, Sabine Mayr: Mörderische Heimat. Verdrängte Lebensgeschichten jüdischer Familien in Bozen und Meran. Edition Raetia, Bozen 2015, ISBN 978-88-7283-503-6.
- Joachim Innerhofer, Sabine Mayr: Quando la patria uccide. Storie ritrovate di famiglie ebraiche in Alto Adige, Edizioni Raetia, Bolzano, 2017, ISBN 978-88-7283-512-8.
- Sabine Mayr: The Annihilation of the Jewish Community of Meran. In: Georg Grote, Hannes Obermair (Hrsg.): A Land on the Threshold. South Tyrolean Transformations, 1915–2015. Peter Lang, Oxford u. a. 2017, ISBN 978-3-0343-2240-9, S. 53–75.
- Stolpersteine in Meran = Pietre d’inciampo a Merano. Hrsg. Bereich Deutsche Berufsausbildung, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, o. J.
Weblinks
Einzelnachweise
- Innerhofer, Mayr: Mörderische Heimat. 2015, S. 101 f.
- Walter Gadner, Magdalena Schmidt: Auf gerader Linie. Städtebau und Architektur in Meran. 1860–1960. = All’insegna della linea. Urbanistica ed architettura a Merano 1860–1960. Raetia, Bozen 2017, ISBN 978-88-7283-574-6, S. 218.
- Giuseppe Mayda: Storia della deportazione dall’Italia 1943–1945: Militari, ebrei e politici nei lager del Terzo Reich. Bollati Boringheri, Turin 2002. ISBN 88-339-1390-2 S. 88–89.
- Peter Geiger: Eine Lichtensteinerin im KZ: Baronin Valeska von Hoffmann. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein. Bd. 103, 2004, S. 97–135.
- Giuseppe Mayda: Storia della deportazione dall’Italia 1943–1945: Militari, ebrei e politici nei lager del Terzo Reich. Bollati Boringheri, Turin 2002. ISBN 88-339-1390-2, S. 89.
- An die 33 Opfer erinnern. In: Dolomiten, 25. Mai 2012, S. 31.
- Kein Ruhmesblatt für Südtirol, Beitrag auf Salto.bz vom 31. Januar 2022, abgerufen am 10. Februar 2022.
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- Innherhofer, Mayr, S. 336 ff
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- Innherhofer, Mayr, S. 336 ff
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