Lime Bike
Lime Bike (Eigenschreibweise LimeBike) ist ein US-amerikanischer Fahrrad- und Rollervermieter. Das Betreiberunternehmen, Neutron Holdings Inc., 2017 gegründet von Toby Sun und Brad Bao, hat sich auf mit Elektroantrieb unterstützten City-Fahrräder und Elektroroller spezialisiert. Lime bietet seine Dienste in vielen Städten der USA an, darüber hinaus hat Lime Ausleihmöglichkeiten in Kanada, Mexiko, Australien und Neuseeland, Singapur sowie in neun europäischen Ländern. In Deutschland verleiht die deutsche Tochter seit Frühjahr 2018 Fahrräder.[2] Rund 35.000 Fahrzeuge sollen laut eigener Aussage im Einsatz sein (Stand vom Juli 2019).
Neutron Holdings, Inc. Lime Bike | |
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Rechtsform | Kapitalgesellschaft GmbH (deutsche Niederlassung) |
Gründung | Juni 2017 |
Sitz | San Mateo (Kalifornien), Vereinigte Staaten |
Leitung | 8 Personen[1] |
Branche | Fahrradvermietung |
Website | www.limebike.de |
Stand: 16. Dezember 2019 |
Beschreibung
Überblick
Im Verleih befinden sich herkömmliche Fahrräder, seit Juni 2019 auch E-Tretroller und seit Mai 2020 E-Bikes. Alle Fahrzeuge sind stationslos und auf öffentlichem Verkehrsgrund abgestellt. Sie sind rund um die Uhr verfügbar, dürfen i. d. R. aber nur innerhalb eines limitierten Gebietes genutzt werden (in Berlin können die Räder auch bis nach Potsdam gefahren und dort abgestellt werden.) Die Ausleihe aller Fahrzeuge ist auf 24 Stunden begrenzt. Alle eingesetzten Zweiräder werden über eine zuvor auf mobile Endgeräte heruntergeladene mobile App und mit einem Scan des QR-Codes entsperrt, der sich sowohl am Lenkkopf als auch auf dem Akkuträger über dem Hinterrad befindet. Der Standort der nächsterreichbaren freien Fahrzeuge wird auch über die App angezeigt. Zur weiteren und schnelleren Verbreitung hat LimeBike (allerdings vorerst nur in den USA, Seattle) auch eine Ausleihe ganz ohne Smartphone-App entwickelt – der potenzielle Nutzer besorgt sich zuvor in einem Büro von LimeBike eine Cashkarte, die er dort unmittelbar mit einem gewünschten Betrag aufladen kann. Die Fahrzeuge sind in grün und gelb lackiert, was entsprechend der Namensgebung und dem gewählten Firmenlogo einer Limette (engl.: lime) entspricht.
Nachdem sich die Google-Holdinggesellschaft Alphabet Inc. sowie Google Ventures mit rund 300 Millionen US-Dollar an dem Unternehmen beteiligten, stellt Google Maps in Stadtplänen verfügbare Roller und Räder in der Routenplanung dar. Es wird angezeigt, was eine Fahrt mit einem Roller kosten würde, wie weit er entfernt ist und wie viele es in der Nähe gibt. Konkurrierende Anbieter werden bislang nicht in dieser Weise von Google Maps unterstützt.
Fahrräder
Die Räder sind technisch einfach gestaltet, auf den Felgen befinden sich Vollgummireifen und sie besitzen keine mechanische Gangschaltung. Am vorderen Rahmenteil ist ein metallener Gepäckkorb für eine maximale Last von 6,8 kg montiert. Die Akkus sollen für eine Reichweite von 100 km ausgelegt sein, über ein Solarpanel können sie während der Stand- oder Nutzungszeit auch geladen werden. Leere Akkus werden durch Mitarbeiter der Firma getauscht.[3] Die Stiftung Warentest nahm im Mai 2019 eine Sicherheitsprüfung der Lime-Bike-Räder vor. Aufgrund einer unzureichenden Bremswirkung und des Fehlens eines vorgeschriebenen Sicherungsmechanismus für den Elektromotor der Räder erhielt Lime Bike insgesamt die Note „mangelhaft“.[4]
E-Tretroller
Lime betreibt auch ein E-Scooter-Verleihsystem. Die ersten rund 1000 E-Tretroller (auch E-Scooter genannt) wurden im Juni 2019 auf die Berliner Straßen gebracht: Standorte befinden sich am Alexanderplatz, am Brandenburger Tor und am Checkpoint Charlie. Der Elektromotor kann auf bis zu 20 km/h beschleunigen, die Reichweite ist konkret angegeben, hängt aber auch vom Straßenzustand sowie Steigungen ab. Kosten entstehen für die Nutzer durch das Entsperren und die zeitliche Dauer der Ausleihe.[5] Die E-Scooter werden jeweils ab 21 Uhr von sogenannten Juicern eingesammelt, aufgeladen und bis gegen 7 Uhr am Folgetag wieder in den Gebieten verteilt; die Juicer sind keine Mitarbeiter der Firma und werden pro Aufladung bezahlt.[6][7] Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di zahlt Lime für die Aufladung vier Euro pro Stück, der Juicer muss aber sämtliche anfallenden Kosten tragen, insbesondere für Transport und Ladestrom.[8]
Seit der Einführung gibt es unterschiedliche Generationen:
Die erste Generation (Lime-S) wurde ausschließlich in den USA eingeführt und war der erste Versuch von Lime, einen alltagstauglichen E-Scooter herzustellen. Erkennungsmerkmal ist die Platzierung der sog. Green Box, dort wo der GPS-Tracker sowie der Lautsprecher für den Diebstahlschutz verbaut sind: Diese ist nämlich knapp über dem Vorderreifen installiert worden. Das Vorderlicht ist separat oben im Lenker installiert. Markant für die Scooter der ersten Generation ist die Aufschrift "$1 TO START" (engl. für $1 zum Entsperren) auf dem gummierten Fußtritt.
Die zweite Generation (Lime-S 2nd Gen) ist die überarbeitete Version des ersten Modells. Hierbei wurden kleine Änderungen vorgenommen, Man erkennt die Scooter der zweiten Generation daran, dass sie die Green Box oben am Lenker installiert haben. Durch das Ersetzen der Fahrzeuge mit neuen Scootern aus der dritten Generation hat sich Lime entschlossen, Bestände der zweiten Generation als "Lime-S 2.5Gen" an Privatpersonen zu verkaufen. Die Bedingung dabei ist ein Wohnsitz in den USA.[9]
Die dritte Generation (Lime-S 3rd Gen) brachte dann bei der Vorstellung am 19. Oktober 2018 weitere Verbesserungen mit sich. Symbolisch für diese Generation ist die nach innen verlegte Kabelführung vom Lenker zum Steuerungsmodul. Außerdem kann man die dritte Generation an dem großen Fußtritt erkennen, denn dort befinden sich der Akku, der fast vollständig den Platz belegt, sowie das für elektronische Fortbewegungsmittel notwendige Steuerungsmodul. Mit dieser Generation wurde das Prinzip einer beidseitigen Frontfederung übernommen. Ebenso wurden erstmalig 10″ Räder anstatt der davor typischen 8″ Räder verwendet, um dem Rider einen besseren Komfort zu bieten.[10] In Paris versuchte der Hersteller sich an austauschbaren Akkus, weshalb Lime dort ein Testprojekt mit modifizierten E-Scootern aus der dritten Generation startete. Diese E-Scooter bekamen ein leicht zugängliches Fach im Fußtritt, um einfacher an den darunter liegenden Akku zu kommen.[11] Die E-Scooter aus diesem umfangreichen Testprojekt bekamen nach dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) den Namen "Lime-S 3.2Gen".[12]
Die vierte Generation (Lime-S 4th Gen) ist die aktuellste Revision aus der Scooter-Serie. Diese wurde am 19. November 2020 vorgestellt.[13] Hier hat Lime das Konzept des Scooters grundlegend überdacht und setzt als größtes neues Merkmal auf einen außen angebrachte, austauschbaren Akku. Diese kann herausgenommen und separat geladen werden, sodass ein intensives Bewegen der Scooter für einen Ladevorgang nicht mehr notwendig ist. In der vierten Generation wurde das Display größer und der Lenker zum Fahrer etwas gebogen. Auffallend für die vierte Generation ist ebenfalls, dass durch die auswechselbare Batterie der Fußtritt leichter geworden ist, da der Platz darunter nicht mehr benötigt und der Schwerpunkt des Fahrzeuges dadurch in die Mitte verlagert wurde.[14] Die vierte Generation besitzt außerdem doppelte Handbremsen sowie ein aufbockbarer Ständer, ähnlich zu einem Motorrad.[15]
Alle Generationen setzen auf einen Hinterantrieb, der Motor ist nämlich fest im Hinterrad verbaut. Im Oktober 2020 feierte Lime den Meilenstein von 100 Millionen Fahrten.[16] Im Jahresrückblick 2022 spricht Lime von 250 Millionen Fahrten.[17]
Standorte
Im deutschsprachigen Raum ist Lime in folgenden Städten präsent (Stand September 2020): Aachen, Augsburg, Basel, Berlin, Bonn, Bochum, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt a. M., Hamburg, Hamm, Hannover, Heilbronn, Köln, Linz, Lübeck, Mainz, München, Münster[19], Nürnberg, Stuttgart, Wien, Wiesbaden und Zürich. Zürich hatte wegen massiver Anfangsprobleme dem Unternehmen das Aufstellen von Rädern untersagt, dies jedoch im Jahr 2019 wieder aufgehoben.[20] Anfang 2020 stellte Lime sein Angebot in zwölf Städten ein: Atlanta, Bogotá, Buenos Aires, Lima, Linz, Montevideo, Phoenix, Puerto Vallarta, Rio de Janeiro, San Antonio, San Diego, São Paulo. Damit einher ging eine Reduzierung der Belegschaft um ein Siebtel.[21]
Zwischenfälle
In der Schweiz wurden Anfang 2019 sämtliche E-Miniroller aus dem Verkehr gezogen; 500 Trottis waren zuvor in Basel und Zürich im Einsatz. Der Grund für die Aktion: wegen blockierender Vorderbremse infolge eines Software-Totalausfalls war es zu mehreren schweren Unfällen gekommen.[22] Seit September 2019 ist Lime mit neuen Modellen, welche eine externe Sicherheitsprüfung bestanden haben, zurück in der Schweiz.[20]
Siehe auch
Weblinks
- Website LimeBike
- Johannes Studnik: Noch mehr Leihräder – Jetzt rollt LimeBike durch Berlin, Berliner Zeitung, abgerufen am 10. Dezember 2018.
Einzelnachweise
- About us/Unser Team
- li.me: Locations
- Website LimeBike.
- Ein Rad, überall, test, Ausgabe 5/2019, Seite 66ff.
- ePowers: Kosten und Gebiete LimeBike E-Scooter Sharing. Abgerufen am 13. August 2019.
- Lime Bike-Juicer, abgerufen am 8. Juli 2019.
- High Roller? Das riskante Geschäft mit Leih-Scootern. In: Der Standard. 27. April 2019, abgerufen am 16. Juli 2019.
- ver.di: Da rollt noch was. Abgerufen am 29. August 2019.
- FAQ. In: li.me. LimeBike, abgerufen am 19. Januar 2022 (englisch): „Lime Gen 2.5 scooters are available for purchase through the Lime Store | Scooters are currently available to purchase in the United States only for now“
- Neu: Lime Scooter Gen3 erwartet. In: escooter.blog. 10. Dezember 2018, abgerufen am 19. Januar 2022 (deutsch): „Lime setzt jetzt erstmals auf 10″ Räder, im Gegensatz zu der 8″ Bereifung bei den Vorgängermodellen. Mit den neuen Reifen werden Bodenunebenheiten und Schlaglöcher wesentlich besser ausgeglichen als zuvor. Dank der größeren Reifen dürfte der neue Scooter auch wesentlich sicherer auf der Straße liegen und einen verbesserten Grip haben. | Hinzu kommt eine integrierte Frontfederung, bei der man sich an hocheffektiven Federungen aus dem Mountainbike-Bereich orientiert hat. Tatsächlich handelt es sich sogar um zwei Federungen, die sich an beiden Seiten der Federgabel befinden.“
- Lime Announces New Paris Swappable Battery Pilot At Station F To Advance Sustainability Of Electric Scooters. In: li.me. LimeBike, 21. Januar 2020, abgerufen am 19. Januar 2022 (englisch): „Today, President Joe Kraus announced the launch of Lime’s new partnership with Station F in Paris and debuted the company’s first swappable battery scooter that will pilot in Paris to further advance the sustainability of Lime’s Parisian operations.“
- Kraftfahrt-Bundesamt - ABE - Elektrokleinstfahrzeuge (eKFV). Abgerufen am 19. Januar 2022.
- Lime Announces the Gen4 Scooter as it Achieves First Profitable Quarter. In: li.me. LimeBike, 19. November 2020, abgerufen am 19. Januar 2022 (englisch): „The Gen4 launches in Paris this week and will rollout across Europe in early 2021.“
- Lime’s Gen4 E-Scooter Rolls into Cities Worldwide, Delivering The Smoothest Ride Yet. In: li.me. LimeBike, 16. Dezember 2021, abgerufen am 19. Januar 2022 (englisch): „In addition to modular parts that help extend the e-scooter’s lifespan to an estimated five years, the swappable battery provides greater efficiency for our operations, resulting in fewer vehicle miles traveled to pick up scooters with dead batteries, and reduced energy consumption thanks to less weight for each trip.“
- Lime’s Gen4 E-Scooter Rolls into Cities Worldwide, Delivering The Smoothest Ride Yet. In: li.me. LimeBike, 16. Dezember 2021, abgerufen am 19. Januar 2022 (englisch): „Reminiscent of bike handlebars, it pairs with dual hand brakes for a quicker braking response that’s more intuitive for riders.“
- Lime macht mobil | E-Scooter- und Bikeverleih. 7. Oktober 2019, abgerufen am 19. Januar 2022.
- Lime's 2021 Year in Review. In: li.me. LimeBike, 30. Dezember 2021, abgerufen am 19. Januar 2022 (englisch): „Surpassing 250 million rides, replacing an equivalent of more than 60 million car trips, and preventing more than 25 metric tons of carbon emissions“
- Sebastian Schaal: Lime übernimmt Jump von Uber. In: electrive.net. 8. Mai 2020, abgerufen am 29. Oktober 2021.
- Westfälische Nachrichten, 29. August 2020.
- André Müller: E-Scooter in Zürich: Lime kehrt zurück. 4. September 2019, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 24. September 2019]).
- Lime gibt in 12 Städten auf
- Nach Unfall-Serie: Lime zieht in der Schweiz alle E-Trottis aus dem Verkehr. In: watson.ch. 8. Januar 2019, abgerufen am 9. Januar 2019.