E-Tretroller
Ein E-Tretroller, Elektro-Tretroller, oder auch E-Scooter, schweizerisch auch E-Trottinett oder E-Trotti ist ein kleines einspuriges Fahrzeug, das einem Tretroller ähnelt, aber üblicherweise nicht durch Treten, sondern von einem Elektromotor angetrieben wird. Die Fortbewegung durch Treten ist dennoch möglich. Es gibt Ausführungen mit und ohne Sitz, sodass der Fahrer sitzt oder steht. Die Bezeichnung E-Scooter wird auch für Elektromotorroller und Elektromobile verwendet, die hier nicht gemeint sind. In Deutschland gelten E-Tretroller als Elektrokleinstfahrzeug (EKF).
Zweck
Elektroroller sind für die Nutzung auf kurze Entfernungen konzipiert, beispielsweise von zu Hause zum nächsten Stadtbahnhof oder vom Pkw-Parkplatz nach Hause, wenn vor dem Haus kein Parkplatz zur Verfügung steht. In diesem Zusammenhang sprechen die Betreiber von der „letzten Meile“. Viele Städte haben die Einführung von E-Roller-Mietangeboten positiv gesehen und erhoffen sich von der Verwendung auch eine Verringerung des Autoverkehrs und damit eine Entlastung der angespannten Verkehrssituation und der Parkplatznot.
E-Scooter-Verleih
Viele E-Scooter befinden sich nicht in Privatbesitz, sondern werden für einzelne Fahrten von Verleihfirmen vermietet. Angemeldete Interessenten können mittels einer App die Fahrzeuge ausfindig machen und über einen Entriegelungscode ausleihen. Bezahlt wird mit Kreditkarte für jede verbrauchte Minute und/oder per Fahrstrecke, manche Anbieter erheben eine Grundgebühr für jede Anmietung. In großen vielen Städten sind Elektroroller Bestandteil des Stadtbildes. In deutschen Großstädten haben seit Juni 2019 zahlreiche Unternehmen bereits Hunderte oder sogar Tausende E-Roller aufgestellt.
Aufbau und Eigenschaften
Ein Elektro-Tretroller besteht hauptsächlich aus Kunststoff, Stahl oder Aluminium und hat zwei Räder, zwischen denen sich ein Trittbrett befindet. Über dem Vorderrad erhebt sich die Lenkstange, die auch als Knüppel ausgeführt sein kann. Die leichtesten Modelle wiegen ca. 7 kg, die schwersten Modelle mehr als 20 kg.
Die Reifen haben Durchmesser von 5 bis 12 Zoll (12,5 bis 30 cm). Es sind meistens Vollgummireifen, seltener Luftreifen oder Luftkammerreifen (Mischung aus Vollgummi- und Luftreifen, welche die Vorteile dieser beiden Varianten vereinen sollen. Der Reifen besteht aus Kunststoff und ist in Kammern unterteilt (segmentiert), so dass bei Schäden an der Lauffläche nur unbedeutende Mengen Luft austreten.)
Die elektrische Energie für den Elektromotor liefert ein Akkumulator, der entweder unter dem Trittbrett, an der Lenkstange oder über dem Vorderreifens angebracht ist. Meistens werden Lithium-Ionen-Akkumulatoren verwendet. Einige Modelle bieten die Möglichkeit, einen zusätzlichen Akku einzubauen oder den bestehenden Akku zu tauschen.
Um in Deutschland legal auf öffentlichen Straßen fahren zu können, müssen Elektroroller eine Beleuchtung (vorn und hinten), eine Klingel, zwei voneinander unabhängige Bremsen[1] und eine Versicherungsplakette einer Versicherungsgesellschaft besitzen. Die Bremsen bestehen zum Beispiel aus einer elektrischen Bremse am Vorderrad sowie einer mechanischen Schutzblechbremse am Hinterrad. Es werden auch Scheibenbremsen, Trommelbremsen oder Rekuperationsbremsen eingesetzt – letztere führen beim Bremsen dem Akku Energie zu und vergrößern damit die Reichweite.
Manche der Elektroroller erreichen 45 km/h. In manchen Städten gelten Höchstgeschwindigkeiten (z. B. 25 km/h in Wien), die durch technische Maßnahmen an den Rollern gewährleistet werden.
Straßenzulassung
Rechtslage in Deutschland
In Deutschland sind die Elektroroller im öffentlichem Verkehrsgrund seit dem 15. Juni 2019 legal.[2] Zulassungsfähig sind Elektroroller bis maximal 20 km/h, für das Fahren ist keine Prüfung, aber ein Mindestalter von 14 Jahren erforderlich.[3] Einzelheiten zur Zulassung und Straßenbenutzung in Deutschland siehe
Vorher durften Elektroroller im öffentlichen Straßenraum nur verwendet werden, wenn sie all jene Merkmale aufwiesen, die etwa auch für ein Moped verlangt werden, also festinstallierter Sitz, eingebaute Beleuchtung, Rückspiegel, Dualbremsen, Kennzeichen, Haftpflichtversicherung und Konformitätsprüfung (§ 20 oder 21 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung).
Es besteht die Pflicht, ausschließlich auf Radwegen oder -streifen zu fahren. Sind solche nicht vorhanden, muss der Rollerfahrer die Fahrbahn benutzen. Das Fahren auf Gehwegen ist untersagt. Außerdem ist es verboten, zu zweit zu fahren.
Bisher besteht keine Helmpflicht, jedoch wird dies wegen vieler, teilweise schwerer Unfälle diskutiert. Das Bundesland Berlin wird das dort geltende Straßengesetz um einen Paragraphen 11a ergänzen, der das gewerbliche Anbieten von Mietfahrzeugen regelt: die Aufstellung von E-Scootern, Leihfahrrädern oder Leihmotorrollern im öffentlichen Straßenraum gilt als Sondernutzung, für welche eine Erlaubnis eingeholt werden muss. Der Senat legt die Flächen fest, auf denen die genannten Fahrzeuge nicht parken dürfen. Im Januar 2020 waren in Berlin fünf Anbieter von E-Scootern mit 126.000 Fahrzeugen, sieben Anbieter mit 14.000 Leihfahrrädern und ein Anbieter mit 800 Elektromotorrollern bekannt, die die Regelung betrifft wird.[4]
Rechtslage in Österreich
Elektroroller mit einer Bauartgeschwindigkeit bis 25 km/h und einer Antriebsleistung von maximal 600 Watt werden in Österreich rechtlich wie ein Fahrrad behandelt.[5][6] Geregelt ist dies in § 2 Abs. 1 Z 22 lit d StVO iVm § 1 Abs. 2a KFG 1967. Das Fahren mit einem Elektroroller ist in Österreich nur auf Verkehrsflächen erlaubt, auf denen auch Fahrräder fahren dürfen. Das Fahren auf Gehsteigen und in Fußgängerzonen ist dabei nur gestattet, wenn das Fahrzeug antriebslos nur als Trittroller durch eigene Muskelkraft benutzt wird. Die Verhaltensregel gilt auch hier wie in anderen Verkehrsbereichen, dass Fußgänger dadurch weder behindert noch gefährdet werden dürfen.
Damit E-Scooter in Österreich legal im Straßenverkehr genutzt werden dürfen, müssen sie über eine wirksame Bremsvorrichtung, Rückstrahler (vorne weiß, hinten rot) und bei Dunkelheit über ein weißes Licht vorne, bzw. über ein rotes Licht hinten verfügen.[7] Im Gegensatz zu Deutschland ist weder ein Kennzeichen, noch eine Haftpflichtversicherung vom Gesetzgeber vorgeschrieben.
Rechtslage in der Schweiz
Das Bundesamt für Strassen ASTRA hat per 1. Februar 2019 ihre Zusammenstellung der wichtigsten Vorschriften über Zulassung und Betrieb von Motorfahrrädern und Elektro-Rikschas aktualisiert. Darin fallen E-Trottinetten unter die Fahrzeug-Subart Leicht-Motorfahrrad.[8] Danach gelten in der Schweiz ähnliche Regeln wie in Österreich. Der E-Scooter ist dem Fahrrad gleichgestellt, Höchstgeschwindigkeit (ohne Treten) liegt bei 20 km/h, Mindesnutzeralter sind 16 Jahre (zwischen 14 und 16 Jahre erlaubt, bei Besitz der Klasse M), es besteht keine Versicherungs-, Kennzeichen- und Helmpflicht. In der Schweiz sind auch sogenannte E-Tretroller zugelassen, der Elektromotor funktioniert bei diesen Rollern als Trethilfe (ähnlich einem Pedelec-Fahrrad). Die Höchstgeschwindigkeit dieser Roller darf dann 25 km/h betragen.[9]
Rechtslage in verschiedenen europäischen Ländern
In den meisten europäischen Ländern liegt die erlaubte bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit für E-Scooter bei 25 km/h. In Deutschland, Italien, Dänemark, Norwegen, Schweden, Griechenland und der Schweiz liegt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit bei nur 20 km/h. Des Weiteren gibt es von Land zu Land verschiedene Regelungen bezüglich des Mindestalters. So ist es in Griechenland und Italien beispielsweise erst ab einem Alter von 18 Jahren gestattet, E-Scooter zu fahren. Eine Versicherungspflicht wie in Deutschland gibt es nur noch in Frankreich. In den Niederlanden und im Vereinigten Königreich sind E-Scooter ganz verboten (Stand: 10/2020), in Spanien gibt es keine landesweite Regeln, sondern diese sind von Kommune zu Kommune unterschiedlich.[10][11]
Verkehrsverlagerung
Eine US-Studie kommt zum Ergebnis, dass lediglich 1/3 der Scooter-Fahrer ansonsten mit dem eigenen Auto gefahren wären.[12]
Kritik
Allgemein
In mehrfacher Hinsicht wird Kritik an Elektrorollern vorgebracht. Erstens bergen sie nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) eine erhebliche Unfallgefahr; insbesondere Schädel-Hirn-Traumata sowie Verletzungen der Sprunggelenke (die „Trittbretter der Roller sind tief, sodass sich bei Stürzen der Fuß schnell darunter verfängt“) werden befürchtet. Andere Verkehrsteilnehmer sollen sich nur schwer auf die neuen Fahrzeuge einstellen können.[13][14] Kritiker verweisen auf durch E-Scooter gestiegene Unfallzahlen, beispielsweise in den USA.[15]
Klimabilanz
Kritisch gesehen werden sowohl Umweltfreundlichkeit als auch Klimabilanz.[16] Die Bezeichnung „umweltfreundlich“ treffe auf E-Scooter nur zu, wenn mit ihnen tatsächlich Autofahrten ersetzt würden. Die Herstellung der Akkus ist sehr energieintensiv und die Gewinnung der hierfür benötigten Rohstoffe geht mit Umweltbelastungen einher (siehe auch CO2-Bilanz von Lithium-Ionen-Akkumulatoren). Für die Umweltbilanz ist darüber hinaus problematisch, dass die Fahrzeuge durch schlechte Qualität, sehr schnelle Innovationszyklen (siehe auch Obsoleszenz) oder vandalierende Entsorgung in Seen und Flüssen oft nur eine sehr kurze Lebensdauer aufweisen.[17] Im Sharingbetrieb liegt sie laut Studien teilweise nur zwischen 28 Tagen und drei Monaten.[18][19] Aufgrund des häufig erforderlichen Akkuaustauschs gilt die Umweltbilanz als negativ und Elektrotretroller als „nicht besonders umweltfreundlich“.[20]
Bisher gibt es lediglich eine Studie, die aufgrund von Schätzungen den E-Scootern eine positive Ökobilanz im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln konstatiert.[21]
Eine Studie der ETH Zürich kommt zum Ergebnis, dass diese Roller dem Klima mehr schaden als nützen, da sie vorrangig dazu benutzt werden, Fahrten mit dem Öffentlichen Nahverkehr, dem Fahrrad sowie Fußgänge zu ersetzen, gegenüber denen sie eine schlechtere Umweltbilanz aufweisen.[22]
Auch das nächtliche Laden der E-Scooter durch die sogenannten „Juicer“ (Selbstständige in meist prekärer Abhängigkeit), die dafür nächtens zweimal (zum Abholen und Zurückbringen) mit ihren Autos mit Verbrennungsmotoren durch die Innenstädte fahren, verschlechtert die Ökobilanz.[23]
Gefahr für andere Verkehrteilsnehmer
Im Rahmen der Zulassung von E-Scootern in Deutschland im Mai 2019 kam es zu vielfacher Kritik, insbesondere von Senioren und Behinderten und ihren Vertretungen, aber auch von Fußgängern generell. Sie fürchten eine erhebliche Gefährdung und Verunsicherung in ihrem bisher sicheren Straßenverkehrsbereich, den Gehwegen.[24] E-Scooter seien mehr als doppelt so schnell wie Fußgänger und teilweise sogar als Radfahrer. Darüber hinaus sind sie kaum hörbar, warnte beispielsweise Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer.[25]
Auch auf Radwegen oder auf der Straße seien E-Scooter problematisch.[26] So sieht der ADFC die Zulassung von E-Scootern zwar grundsätzlich als Chance, kritisiert aber, dass Radfahrer die ohnehin unzureichenden Radwege nun zusätzlich mit E-Scooter-Fahrern teilen müssten.
Auch die Gewerkschaft der Polizei warnt vor den E-Scootern; sie könnten die bereits seit längerem hitzige Lage im innerstädtischen Straßenverkehr weiter zuspitzen. Zudem seien die Beamten außer Stande, zusätzlich rollenden E-Verkehr auf Bürgersteigen zu moderieren und zu kontrollieren.[27]
Im Ergebnis haben viele Deutsche Angst vor E-Scootern (36 % fürchten sich einer YouGov-Umfrage vor E-Scootern).[28] Um dieser Angst und der Kritik zu begegnen, haben die Sharing-Anbieter begonnen, in freiwilligen Einführungskursen Verkehrsregeln für den Umgang mit den E-Rollern zu vermitteln.[29]
Das Bayerische Oberste Landesgericht entschied Mitte August 2020 in letzter Instanz, dass einem E-Scooter-Fahrer wegen Trunkenheit am Rollerlenker unter anderem der Führerschein entzogen wird. Damit setzte der Strafsenat den E-Roller mit einem Kraftfahrzeug gleich, für das eine absolute Fahruntauglichkeitsgrenze von 1,1 Promille gelte. 2200 Euro Geldstrafe, drei Monate Fahrverbot für Kraftfahrzeuge aller Art (also auch E-Scooter) und Einziehung seines Führerscheins für sieben Monate lautete das Urteil. Somit liege eine höchstrichterliche Rechtsprechung zu den Promillegrenzen für E-Scooter vor, teilte ein Justizsprecher mit. Zwar könnten Gerichte in Deutschland nach wie vor nach eigenem Ermessen urteilen, doch die Staatsanwaltschaften könnten sich nun bei Berufungen oder Revisionen auf das bayerische Urteil stützen.[30]
Datenschutz
Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar weist darauf hin, dass viele Anbieter E-Scooter nur unter einem erheblichen Eingriff in die Privatsphäre der Nutzer zur Verfügung stellten. Jeder zurückgelegte Meter werde aufgezeichnet und könne zu einem Bewegungsprofil zusammengefügt werden. Erhoben würden für gewöhnlich Kontaktdaten, Kontodaten, Daten über die Nutzung des Internetangebots, gegebenenfalls Daten von verlinkten Drittanbieterdiensten, Daten, die von den Anbietern durch Marketing- und Werbepartnern über den Kunden bereitgestellt werden, sowie eben auch die Standortdaten, die neben Ausleih- und Abstellort des E-Scooters auch den gesamten Fahrverlauf umfassten. Diese Daten seien für die Verleiher selbst, für Geschäftspartner, Werbetreibende sowie für lokale Anbieter von Waren und Dienstleistungen wirtschaftlich extrem interessant und Treibstoff für digital getriebene Geschäftsprozesse.[31]
Gefahren
Unfallbilanzen
Nach einem Zeitraum von einem Monat, in dem die E-Roller in Berlin eingesetzt worden sind (15. Juni bis 16. Juli 2019), hat die Polizei eine erste detaillierte Unfallbilanz vorgelegt. Danach wurden 21 Unfälle registriert, mit vier Schwer- und 15 Leichtverletzten. 18 dieser Unfälle wurden von Scooterfahrern verursacht. Jeder dritte Unfall ereignete sich ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer. Auch in Köln deuten erste Unfallstatistiken darauf hin, dass Unfälle mit E-Scootern häufig selbstverschuldet sind. Im Zeitraum Juni bis November 2019 wurden dort 104 Verkehrsunfälle mit 109 Verletzten unter Beteiligung von E-Scootern aufgezeichnet. 88 Prozent davon wurden von E-Scooter Fahrern verschuldet.[32] Als wichtigste Probleme wurden genannt:
- Viele Fahrer überschätzen ihre Fähigkeiten.
- Risiken von Alkoholeinfluss werden unterschätzt: für die Benutzer der Roller gelten laut Straßenverkehrsordnung die gleichen Promillegrenzen wie beim Führen anderer Fahrzeuge.
- Die Fahrdynamik und Stabilität ist schlechter als bei allen anderen Kleinstfahrzeugen; die Füße und der Kopf sind beim Touchieren oder bei Stürzen extrem gefährdet. Der Nutzer ist nicht sicher mit dem Trittbrett verbunden, es bestehen Defizite beim Umgang mit der Technik.
- Fahren ohne Versicherung
- Benutzung von Gehwegen, Parkanlagen oder Fußgängerzonen trotz Verbot
- Mitfahren einer zweiten Person
- Fahrerflucht.
Bei den meisten Unfallverursachern handelte es sich um Touristen, die im Innenstadtbereich unterwegs waren. Eine Zunahme der Probleme wird nicht ausgeschlossen, weil sich wahrscheinlich auch immer mehr Einwohner privat solche E-Roller anschaffen und diese einsetzen werden.[33]
Die Bundesregierung finanziert mit einer Million Euro eine Studie zweier Gruppen von Wissenschaftlern, in denen Körperverletzungen und ihre Entstehung analysiert werden und Gegenmaßnahmen aufgezeigt werden sollen.[34]
Im Juli 2020 erschien eine deutschlandweite Unfallbilanz. Danach registrierte die Polizei innerhalb der ersten drei Monate des Jahres 2020 251 Unfälle mit E-Scootern. Davon war ein Unfall tödlich, 39 Fahrende wurden schwer und 182 Personen leicht verletzt. Der Rest verlief ohne Verletzungen.[35]
In einer retrospektiven Studie aus Hamburg unter 89 verunfallten E-Scooter-Fahrern waren 28 % von ihnen alkoholisiert,[36] vergleichbar mit Zahlen aus Dänemark und Australien.[37][38] Die Unfälle traten vor allem am Wochenende auf. Kopf- und Gesichtsverletzungen waren häufig, keiner der Verunfallten konnte nachweisen, dass er einen Helm trug.[36]
Für das Jahr 2020 wurden für Deutschland hunderte Schwerverletzte und fünf Tote bei Unfällen mit E-Scootern statistisch erfasst. Auffällig sei, wie viele Nutzer selbst für Schäden verantwortlich waren, ist einer Untersuchung des Statistischen Bundesamtes vom März 2021 zu entnehmen. Demnach waren ein Drittel (33,7 %) aller verunglückten E-Scooter-Fahrer jünger als 25 Jahre, E-Scooter waren an 0,8 % aller Unfälle mit Personenschaden beteiligt. Das Fahren unter Alkoholeinfluss war die häufigste Unfallursache mit einem Anteil von 18,3 %. Die Polizei registrierte demnach 2020 in Deutschland insgesamt 2155 Unfälle mit den Elektrokleinstfahrzeugen, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. Dabei kamen insgesamt 5 Menschen ums Leben, 386 wurden schwer verletzt und 1907 leicht. Mehr als 80 % dieser Verunglückten waren die Fahrer selbst. Die meisten E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden gab es in Nordrhein-Westfalen (566) und Bayern (334), die wenigsten in Mecklenburg-Vorpommern (16) und Thüringen (11).[39]
Historische Vorgänger
Als Vorgänger des E-Scooter gilt der Autoped, ein Motor-Roller aus den USA, der von 1915 bis 1921 hergestellt wurde und in Deutschland in Lizenz als Krupp-Roller gebaut wurde (allerdings zusätzlich mit einem Sitz ausgestattet).[42] Diesen gab es nicht im Verleih und nur zu kaufen.[42] Nach dem US-amerikanischen Historiker Norton war der Autoped aus verschiedenen Gründen kein großer Erfolg. Seiner Ansicht nach war der Autoped zu schwer, klobig und unbequem, ungefedert, und insbesondere wussten die damaligen Rollerfahrer nicht, wo sie am besten fahren sollten: „Auf der Fahrbahn war es für die Autopeds zu stressig, auf dem Bürgersteig zumeist verboten.“[42]
Weblinks
Einzelnachweise
- Elektro Scooter Test - Hierauf beim E-Scooter achten. In: Tretroller, Kickbikes, Scooter und mehr... 18. Februar 2019, abgerufen am 25. Dezember 2019 (deutsch).
- Bundesgesetzblatt Teil 1, Nr. 21 vom 14. Juni 2019 Bundesanzeiger Verlag GmbH, abgerufen am 14. Juni 2019
- § 3 Verordnung über die Teilnahme von Elektrokleinstfahrzeugen am Straßenverkehr. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, abgerufen am 13. März 2021.
- Peter Neumann: Gesetz soll E-Scooter-Chaos ordnen. In: Berliner Zeitung, 4. November 2020, S. 11 (Printausgabe).
- E-Scooter Straßenzulassung. Abgerufen am 1. Juli 2019.
- E-Scooter Vergleich. Abgerufen am 1. Juli 2019..
- E-Scooter Gesetz Österreich: Die rechtliche Lage 2019. In: scooterpilot.net. 20. August 2019, abgerufen am 12. Oktober 2019 (deutsch).
- Zusammenstellung der wichtigsten Vorschriften über Zulassung und Betrieb von Motorfahrrädern und Elektro-Rikschas (Stand 1. Feb. 2019). In: Elektroroller. Abgerufen am 9. Dezember 2019 (deutsch).
- E-Trottis: Das ist in der Schweiz erlaubt (Stand 17. Sep. 2020). In: Elektroroller. Abgerufen am 16. Oktober 2020 (deutsch).
- E-Scooter im Ausland nutzen: Welche Regeln gelten? In: Scooter Experten. 15. August 2019, abgerufen am 28. Januar 2020 (deutsch).
- E-Scooter: Das sind die Regeln im Ausland für die trendigen Roller. In: ADAC. 13. Juli 2020, abgerufen am 16. Oktober 2020 (deutsch).
- E-Scooter: Das sind die Regeln im Ausland für die trendigen Roller. In: Stern. 29. August 2019, abgerufen am 26. Februar 2021 (deutsch).
- Deutschlands Unfallchirurgen warnen vor E-Scootern. In: Der Tagesspiegel. 17. Mai 2019, abgerufen am 20. Mai 2019.
- Unfallchirurgen warnen vor Elektrostehrollern. In: Der Spiegel. 17. Mai 2019, abgerufen am 20. Mai 2019.
- Hunderte Verletzte bei Unfällen mit Elektrorollern in den USA. Spiegel Online, 7. Februar 2019, abgerufen am 19. April 2019.
- E-Scooter momentan kein Beitrag zur Verkehrswende. In: umweltbundesamt.de. 2. September 2019, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- Umweltfreundliche Elektroroller? So eindeutig ist das nicht. In: Die Welt. 17. Mai 2019, abgerufen am 20. Mai 2019.
- Deutschland erlaubt Elektroroller - ausgerechnet jetzt denkt Paris ans Verbot. In: Focus Money. 17. Mai 2019, abgerufen am 20. Mai 2019.
- Andreas Albert, Emil Nefzger, Nils-Viktor Sorge: Deutschland rüstet sich für den E-Scooter-Boom. In: Der Spiegel. 17. November 2018, abgerufen am 20. Mai 2019.
- E-Scooter sorgen für Diskussionen: TIERisches in Innsbruck. meinbezirk.at, 13. Juni 2019.
- E-Scooter CO2-Bilanz - Eine wissenschaftliche Studie zur Ökobilanz. In: Epowers. Abgerufen am 14. Juni 2019 (deutsch).
- Deborah Roth: Warum E-Scooter dem Klima mehr schaden als nützen, Beitrag von The Walt Disney Company (Germany) GmbH (National Geographic) vom 3. Jan. 2022, abgerufen am 11. Jan. 2022
- Kilian Jörg: E-Scooter in Städten: Ökologisch desaströs. In: Die Tageszeitung: taz. 2. August 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 14. Oktober 2019]).
- Ralf-Dieter May: E-Scooter sind kein Gewinn für die Umwelt. In: Hintergrund. Das Nachrichtenmagazin, Ausgabe 3/2019, S. 28
- Gefährlich, lästig, verkehrlich sinnlos: E-Roller auf Gehwegen. Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e. V., abgerufen am 19. April 2019.
- Andreas Böhnisch: Was rollt da auf uns zu? SWR aktuell, 3. April 2019, abgerufen am 19. April 2019.
- E-Tretroller kommen: Neue Mobilität oder Sicherheitsrisiko? Merkur.de, 3. April 2019, abgerufen am 19. April 2019.
- YouGov-Umfrage im Auftrag von Scooter-Experten. Abgerufen am 4. November 2019.
- E-Scooter-Crashkurse So wollen die Anbieter Unfälle verhindern. berliner-zeitung.de, 11. August 2019, abgerufen am 14. August 2019.
- Susi Wimmer: 300 sehr teure Meter auf dem E-Scooter. SZ, 25. August 2020
- E-Scooter – Die Daten fahren mit. In: Der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, 13. September 2019. Abgerufen am 25. September 2019.
- Max Braunleder: 88 % der E-Scooter Unfälle sind selbstverschuldet - Scootervergleich. In: www.scootervergleich.net. 30. April 2020, abgerufen am 30. April 2020.
- Frank Schattling: Risiko auf zwei Rädern. In: Berliner Zeitung, 19. Juli 2019, S. 1.
- Simon Hage, Alexander Kühn, Guido Mingels, Emil Nefzger, Anton Rainer, Gerald Traufetter, Christian Wüst, Helene Zuber: Ohne Helm und Verstand. In: Der Spiegel. Nr. 37, 2019, S. 60–65 (online – 7. September 2019).
- Polizei verzeichnet hohe Unfallstatistik mit Scootern. In: Berliner Zeitung, 12. Juli 2020, S. 7.
- Kleinertz et al.: Unfallmechanismen und Verletzungsmuster bei E-Scooter-Fahrern. In: Deutsches Ärzteblatt, Jahrgang 118, Heft 8, 26. Februar 2021, S. 117ff, doi:10.3238/arztebl.m2021.0019.
- S. N. Blomberg et al.: Injury from electric scooters in Copenhagen: a retrospective cohort study. In: BMJ open. Band 9, Nummer 12, 12 2019, S. e033988, doi:10.1136/bmjopen-2019-033988, PMID 31871261, PMC 6936991 (freier Volltext).
- G. Mitchell et al.: Impact of electric scooters to a tertiary emergency department: 8-week review after implementation of a scooter share scheme. In: Emergency medicine Australasia : EMA. Band 31, Nummer 6, Dezember 2019, S. 930–934, doi:10.1111/1742-6723.13356, PMID 31423709.
- Statistisches Bundesamt: 2 155 E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden im Jahr 2020. Pressemitteilung vom 26. März 2021 (abgerufen am 27. März 2021).
- Andreas Donath: Zehn Verletzte bei E-Scooter-Brand im Wohnhaus, golem.de, 19. September 2019
- München: E-Scooter löst Brand in Wohnhaus aus, web.de, 19. September 2019
- Katja Iken: Urahn der E-Scooter floppte schon vor 100 Jahren. In: Spiegel Online. 6. September 2019, abgerufen am 7. September 2019.