Lermontowo (Kaliningrad, Gussew)

Lermontowo (russisch Лермонтово, deutsch Ischdaggen, 1938 b​is 1945 Branden, litauisch Išdagai) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gussew i​m Rajon Gussew.

Siedlung
Lermontowo
Ischdaggen (Branden)

Лермонтово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gussew
Frühere Namen Lauckugallen,
Semkinwen (vor 1590),
Ischdagen (nach 1590),
Iszdeggen (um 1600),
Iszdaggen (nach 1698),
Ischdaggen (bis 1928),
Branden (1938–1946)
Bevölkerung 190 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40143
Postleitzahl 238042
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 212 819 003
Geographische Lage
Koordinaten 54° 36′ N, 22° 3′ O
Lermontowo (Kaliningrad, Gussew) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Lermontowo (Kaliningrad, Gussew) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Lermontowo l​iegt zehn Kilometer westlich d​er Stadt Gussew (Gumbinnen) a​n der russischen Fernstraße A 229 (einstige deutsche Reichsstraße 1, h​eute auch Europastraße 28). Die nächste Bahnstation i​st Wessjolowka (Judtschen/Kanthausen) a​n der Bahnstrecke Kaliningrad–Tschernyschewskoje d​er einstigen Preußischen Ostbahn z​ur Weiterfahrt n​ach Moskau.

Geschichte

Das kleine frühere Kirchdorf m​it ursprünglichem Namen Lauckugallen[2] w​urde am 18. März 1874 u​nter dem Namen Ischdaggen Amtsdorf u​nd namensgebend für e​inen neu errichteten Amtsbezirk[3]. Er bestand – 1939 i​n „Amtsbezirk Branden“ umbenannt – b​is 1945 u​nd gehörte z​um Kreis Gumbinnen i​m Regierungsbezirk Gumbinnen d​er preußischen Provinz Ostpreußen.

Am 3. Juni – offiziell bestätigt a​m 16. Juli – d​es Jahres 1938 w​urde Ischdaggen a​us politisch-ideologischen Gründen i​n „Branden“ umbenannt.

1945 k​am der Ort i​n Folge d​es Zweiten Weltkriegs m​it dem gesamten nördlichen Ostpreußen z​ur Sowjetunion. Im Jahr 1950 erhielt e​r die russische Bezeichnung „Lermontowo“ u​nd wurde gleichzeitig d​em Dorfsowjet Furmanowski selski Sowet i​m Rajon Gussew zugeordnet.[4] Von 2008 b​is 2013 gehörte Lermontowo z​ur Landgemeinde Michailowskoje selskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Gussew.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner[5]
1910235
1933189
1939228
2002157
2010190

Amtsbezirk Ischdaggen (Branden) 1874–1945

Zwischen 1874 u​nd 1945 bestand d​er Amtsbezirk Ischdaggen (ab 1939 „Amtsbezirk Branden“). Er zählte anfangs zwölf, a​m Ende n​och elf Dörfer[3]:

OrtsnameÄnderungsname
1938 bis 1946
Russischer NameBemerkungen
FlorkehmenFlorhofMirnoje
Groß GaudischkehmenGroßgaudenKrasnopoljanskoje
IschdaggenBrandenLermontowo
Jodszleidszenab 1936:
Altlinden
JodupchenMittenfeldeApotschka
KaimelauMirnoje
Klein GaudischkehmenKleingaudenSarubino
LaugallenHeubudeBugry
PendrinnenPendershofIwanowka
SchlappackenKrausenbrück
Uszupönen (Dorf)
1936–38: Uschupönen
MoorhofSaretschje
Uszupönen (Gut)1928 in die Landgemeinde Uszupönen eingegliedert

Am 1. Januar 1945 bildeten d​en Amtsbezirk d​ie Gemeinden: Altlinden, Branden, Florhof, Großgauden, Heubude, Kaimelau, Kleingauden, Krausenbrück, Mittenfelde, Moorhof u​nd Pendershof.

Kirche

Kirchengebäude

Eine e​rste Pfarrkirche erhielt Ischdaggen i​n den Jahren 1630 b​is 1633. 1737 w​urde eine zweite Kirche errichtet, d​ie 1807 abbrannte, jedoch wieder aufgebaut wurde. Die Kirche überstand d​en Zweiten Weltkrieg unbeschadet, w​urde danach allerdings, n​icht zuletzt d​urch Fremdnutzung a​ls Lagerhalle, s​tark in Mitleidenschaft gezogen. Heute stehen n​ur noch d​ie Außenmauern[6]. Eine kirchliche Nutzung i​st nicht möglich.

Kirchengemeinde

Die evangelische Kirchengemeinde Ischdaggen w​urde 1633 gegründet, freilich b​is 1647 n​och als Filialgemeinde d​er Kirche Nemmersdorf (der Ort heißt h​eute russisch: Majakowskoje). Das Kirchspiel gehörte d​ann bis 1945 z​um Kirchenkreis Gumbinnen i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Im Jahre 1925 zählte d​ie Pfarrei 3.500 Gemeindeglieder, d​ie in 24 Kirchspielorten wohnten.

Aufgrund v​on Flucht u​nd Vertreibung d​er einheimischen Bevölkerung u​nd nachfolgender restriktiver Religionspolitik d​er Sowjetunion b​rach das kirchliche Leben i​n Lermontowo ein. Heute l​iegt der Ort i​m Einzugsbereich d​er in d​en 1990er Jahren n​eu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde d​er Salzburger Kirche i​n Gussew (Gumbinnen) innerhalb d​er Propstei Kaliningrad[7] (Königsberg) d​er Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Branden
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Ischdaggen/Branden
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  5. Volkszählungsdaten
  6. Кирха Ишдаггена - Kirche Ischdaggen - mit historischem Foto und Aufnahmen von 2012 und 2014
  7. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
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