Leica Oskar Barnack Award

Der Leica Oskar Barnack Award (bis einschließlich 1994 Oskar Barnack Award) i​st ein Preis, d​er an Fotografen für herausragende Fotoserien vergeben wird. Die Fotoserien müssen s​ich mit d​er Beziehung d​es Menschen z​u seiner Umwelt beschäftigen. Anlass w​ar der 100. Geburtstag d​es deutschen Feinmechanikers Oskar Barnack (1879–1936), d​er als Erfinder d​er 35-mm-Kleinbildkamera gilt. Der Preis entwickelte s​ich zu e​inem der renommiertesten internationalen Fotografie-Auszeichnungen.[1]

Die Auszeichnung i​st dotiert m​it 40.000 Euro s​owie einer Leica-Kamera-Ausrüstung i​m Wert v​on 10.000 Euro. Der Preis w​ird seit 1980 jährlich vergeben. Seit 2009 w​ird zusätzlich e​in Newcomer-Preis vergeben, d​er mit 10.000 Euro dotiert i​st sowie m​it einer Leica Q2.[2] Die Gewinnerserien werden i​n einer Wanderausstellung gezeigt, sowohl i​n den Leica-Galerien a​ls auch b​ei Foto-Festivals.

Jedes Jahr w​ird eine Publikation m​it Bildern d​er Gewinner u​nd der Nominierten herausgegeben. Die Jury w​ird aus v​on rund 100 Nominierungsberechtigten a​us 43 Ländern ausgewählt. Die fünfköpfige Jury trifft s​ich in d​er Hauptniederlassung v​on Leica, i​n Wetzlar. Bekanntgabe u​nd Preisverleihung findet jeweils i​m November d​es Jahres statt.

Der Preis w​urde von 1980 b​is 1994 v​on World Press Photo a​ls Oskar Barnack Award vergeben, danach v​on Leica u​nter dem Namen Leica Oskar Barnack Award.

Preisträger

Oskar Barnack Award

Sebastião Salgado, Gewinner 1985 und 1992
Eugene Richards, Gewinner 1993/94
JahrPreisträgerName der FotoserieThema
1980 Niederlande Floris Bergkamp Greenpeace-Aktion gegen die Verklappung von Atommüll[3] Dokumentation einer Greenpeace-Aktion gegen das Verklappen von radioaktiven Abefällen ins Meer durch das britische Transportschiff Gem.
1981 Schweden Björn H. Larsson Ask Verbranntes Kind – die achtjährige Jessica und ihre neue Haut[4] Dokumentation einer dreitägigen Hauttransplantation.
1982 Vereinigte Staaten Wendy Watriss Die Auswirkungen von Agent Orange[5] Spätfolgen von Agent Orange bei US-Veteranen.
1983 Vereinigte Staaten Neil McGahee Charlie und Wilhelm[6] Landwirte in Minnesota.
1984 Vereinigte Staaten Stormi Greener Leben bis 100: Meilenstein oder Mühlstein[7] Der Alltag einer 106-jährigen Frau.
1985 Brasilien Sebastião Salgado Äthiopischer Hunger[8] Hungersnot in Äthiopien 1985.
1986 Vereinigte Staaten David Turnley South Africa 1985[9] Apartheid in Südafrika.
1987 Vereinigte Staaten Jeff Share Cottonwood Pass – Friedensmarsch für weltweite nukleare Abrüstung[10] Ein neunmonatiger Friedensmarsch von Los Angeles nach Washington, D.C.
1998 England Chris Steel-Perkins Lernen, mit dem Thalidomid-Problem zu leben – 20 Jahre danach[11] Die Folgen des Contergan-Skandals nach 20 Jahren.
1989 Vereinigte Staaten Charles Mason Die Saga der gefangenen Grauwale[12] Rettung von drei Grauwalen im Packeis der Beaufortsee.
1990 Frankreich Raphaël Gaillarde Das Floß der Wipfel[13] Erforschung des Regenwaldes in Französisch-Guayana mit Luftschiffen.
1991 England Barry Lewis Copșa Mică[14] Umweltverschmutzung in Copșa Mică.
1992 Brasilien Sebastião Salgado Inferno in Kuwait[15] Ölpest am Persischen Golf 1991.
1993/94 Vereinigte Staaten Eugene Richards Death of an Oasis[16] Die Folgen der Austrocknung der Hadejia-Nguru-Feuchtgebiete.

Leica Oskar Barnack Award

JahrPreisträgerName der FotoserieThema
1995 Italien Gianni Berengo Gardin La Disperata Allegria[17] Das Alltagsleben von Roma-Familien in Florenz.
1996 Kanada Larry Towell Die Mennoniten[18] Altkolonier-Mennoniten, die aus Kanada nach Mexiko auswanderten, als Wanderarbeiter.
1997 Vereinigte Staaten Jane Evelyn Atwood
Ehrenvolle Erwähnung: England Mark Power (Shipping Forecast)
Women in Jail[19] Ein Langzeitprojekt über Frauengefängnisse und weibliche Gefangene.
1998 Italien Fabio Ponzio
Ehrenvolle Erwähnung: Portugal Paulo Nozolino (Solo)
East of Nowhere[20] Osteuropa.
1999 Frankreich Claudine Doury
Ehrenvolle Erwähnungen:
Italien Francesco Giousti (Psychiatrische Klinik in Neapel)
Frankreich Florence Levillain (Großmarkt Rungis)
Die letzten Nomaden Sibiriens[21] Die Nomadenvölker Sibiriens.
2000 Frankreich Luc Delahaye
Ehrenvolle Erwähnungen:
Italien Stefano De Luigi (Rom 2000)
England Tessa Bunney (Eat Better – Eat British)
Winterreise[22] Das postkommunistische Elend Russlands.
2001 Frankreich Bertrand Meunier
Ehrenvolle Erwähnung: Island Ragnar Axelsson (Verschwinden traditioneller Lebensformen auf den Nordatlantikinseln)
Erased[23] Die verarmten Industrieregionen Chinas.
2002 Australien Narelle Autio The Coastal Dwellers[24] Die australische Küste.
2003 Vereinigte Staaten Andrea Hoyer
Ehrenvolle Erwähnungen:
Danemark Jan Garup (Die vergessenen Flüchtlinge der Welt)
England England (Albanian Landscape)
Stätten der Erinnerung[25] Die Sehnsüchte, Perspektiven und Stimmungen der russischen Bevölkerung der postsowjetischen Ära.
2004 Deutschland Peter Granser
Ehrenvolle Erwähnungen:
Slowakei Martin Kollár (Nothing Special)
Italien Alex Majoli (Hotel Marinum)
Coney Island[26] Der Verfall von Coney Island.
2005 Sudafrika Guy Tillim
Ehrenvolle Erwähnung: Deutschland Linn Schröder (Sind Sie ein echter Frosch?)
Jo’burg Story[27] Der Wandel von Johannesburg von einer urbanen Enklave der weißen Minderheit zu einer „afrikanischen Stadt“.
2006 Chile Tomás Munita
Ehrenvolle Erwähnung: Vereinigte Staaten James Whitlow Delano (Japan Mangaland)
Kabul: Leaving the Shadow[28] Afghanistan an der Schwelle zum Neuanfang.
2007 Brasilien Julio Bittencourt
Ehrenvolle Erwähnungen:
Spanien José Cendon (Psychiatrische Krankenhäuser in Ostafrika)
Norwegen Margaret M. de Lange (Kindheit und Jugend)
In a window of Prestes Maia 911 building[29] Lebensverhältnisse in einem verfallenden Wohnblock in São Paulo.
2008 Slowakei Lucia Nimcová Unofficial[30] Der Stillstand in Humenné nach dem Fall des kommunistischen Systems.
2009 Sudafrika Mikhael Subotzky Beaufort West[31] Das Leben in Beaufort West.
2010 Schweden Jens Olof Lasthein Waiting for the Future – Pictures from Abkhazia[32] Das Leben der Menschen in Abchasien.
2011 Danemark Jan Garup Haiti Aftermath[33] Die Auswirkungen des Erdbebens in Haiti 2010.
2012 Vereinigte Staaten Frank Hallam Day Alumascapes[34] Wohnmobile in Florida.
2013 Russland Jewgenija Arbugajewa Tiksi[35] Das Leben in Tiksi.
2014 Slowakei Martin Kollár Field Trip[36] Die besondere Stimmung und die angespannte Atmosphäre in Israel 2009 bis 2011.
2015 Schweden JH Engström Tout Va Bien[37] Existenzielle Zustände.
2016 Frankreich Scarlett Coten Mectoub[38] Rollen und Männlichkeitsbilder in der arabischen Welt.
2017 Norwegen Terje Abusdal Slash & Burn[39] Die Kultur der Waldfinnen.
2018 Belgien Max Pinckers Red Ink[40] Der Nationale Tag der Befreiung Koreas in Nordkorea.
2019 Vereinigte Staaten Mustafah Abdulaziz Water[41] Naturalistisch-dokumentarische als auch metaphorische Serie darüber, wie Menschen mit Wasser interagieren.
2020 Italien Luca Locatelli Future Studies[42] Das Konzept des Wachstums und die menschliche Beziehung zu Natur und Technologie.

Newcomer-Preis

JahrPreisträgerName der FotoserieThema
2009 Schweiz Dominic Nahr The Road to Nowhere[43] Die Situation der Flüchtlinge im Osten der Demokratischen Republik Kongo.
2010 Deutschland Andy Spyra Kaschmir[44] Die Folgen des Konflikts zwischen Indien und Pakistan in der Provinz Kaschmir für die dort lebenden Menschen.
2011 China Volksrepublik Jing Huang Pure of Sight[45] Alltägliche Dinge in China als poetische Augenblicke.
2012 Polen Piotr Zbierski Pass by Me[46] Gefühl und Passion.
2013 Slowenien Ciril Jazbec Waiting to Move[47] Die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben der Iñupiat in Shishmaref.
2014 Venezuela Alejandro Cegarra The Other Side of the Tower of David[48] Leben im Centro Financiero Confinanzas.
2015 Polen Wiktoria Wojciechowska Short Flashes[49] Chinesische Fahrradfahrer im Regen.
2016 Frankreich Clémentine Schneidermann The Unbearable, the Sadness and the Rest[50] Aufwachsen im Blaenau Gwent County Borough.
2017 Ukraine Sergey Melnitchenko Behind the Scenes[51] Der Backstage-Bereich eines Tanzclubs in Dongguan.
2018 Russland Mary Gelman Svetlana[52] Das Leben in einer russischen Camphill-Einrichtung.
2019 Deutschland Nanna Heitmann Hiding from Baba Yaga[53] Das Leben entlang des Jenissei.
2020 Portugal Gonçalo Fonseca New Lisbon[54] Die Folgen der fortschreitenden Gentrifizierung von Lissabon.

Einzelnachweise

  1. 40 Jahre Leica Oskar Barnack Awards – ein kostbares Bilderbe. Artikel von Urs Tillmann vom 25. Oktober 2020 auf fotointern.ch
  2. Leica Oskar Barnack Award. Eintrag bei Journalisten Preise
  3. Floris Bergkamp – Greenpeace-Aktion gegen die Verklappung von Atommüll, 1980. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  4. Björn H. Larsson Ask – Verbranntes Kind – die achtjährige Jessica und ihre neue Haut, 1981. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  5. Wendy Watriss – Die Auswirkungen von Agent Orange, 1982. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  6. Neil McGahee – Charlie und Wilhelm, 1983. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  7. Stormi Greener – Leben bis 100: Meilenstein oder Mühlstein, 1984. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  8. Sebastião Salgado – Äthiopischer Hunger, 1985. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  9. David C. Turnley – South Africa 1985, 1986. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  10. Jeff Share – Cottonwood Pass – Friedensmarsch für weltweite nukleare Abrüstung, 1987. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  11. Christopher Steele-Perkins – Lernen, mit dem Thalidomid-Problem zu leben – 20 Jahre danach, 1988. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  12. Charles Mason – Die Saga der gefangenen Grauwale, 1989. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  13. Raphaël Gaillarde – Das Floß der Wipfel, 1990. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  14. Barry Lewis – Copșa Mică, 1991. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  15. Sebastião Salgado – Inferno in Kuwait, 1992. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  16. Eugene Richards – Death of an Oasis, 1993/94. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  17. Gianni Berengo Gardin – La Disperata Allegria, 1995. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  18. Larry Towell – Die Mennoniten, 1996. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  19. Jane Evelyn Atwood – Women in Jail, 1997. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  20. Fabio Ponzio – East of Nowhere, 1998. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  21. Claudine Doury – Die letzten Nomaden Sibiriens, 1999. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  22. Luc Delahaye – Winterreise, 2000. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  23. Bertrand Meunier – Erased, 2001. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  24. Narelle Autio – The Coastal Dwellers, 2002. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  25. Andrea Hoyer – Stätten der Erinnerung, 2003. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  26. Peter Granser – Coney Island, 2004. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  27. Guy Tillim – Jo’burg Story, 2005. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  28. Tomás Munita – Kabul: Leaving the Shadows, 2006. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  29. Julio Bittencourt – In a window of Prestes Maia 911 building, 2007. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  30. Lucia Nimcova – Unofficial, 2008. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  31. Mikhael Subotzky – Beaufort West, 2009. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  32. Jens Olof Lasthein – Waiting for the Future – Pictures from Abkhazia, 2010. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  33. Jan Grarup – Haiti Aftermath, 2011. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  34. Frank Hallam Day – Alumascapes, 2012. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  35. Evgenia Arbugaeva – Tiksi, 2013. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  36. Martin Kollar – Field Trip, 2014. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  37. JH Engström – Tout Va Bien, 2015. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  38. Scarlett Coten – Mectoub, 2016. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  39. Terje Abusdal – Slash & Burn, 2017. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  40. Max Pinckers – Red Ink, 2018. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  41. Mustafah Abdulaziz – Water, 2019. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  42. Luca Locatelli – Future Studies, 2020. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  43. Dominic Nahr – The Road to Nowhere, Newcomer 2009. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  44. Andy Spyra – Kaschmir, Newcomer 2010. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  45. Jing Huang – Pure of Sight, Newcomer 2011. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  46. Piotr Zbierski – Pass by Me, Newcomer 2012. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  47. Ciril Jazbec – Waiting to Move, Newcomer 2013. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  48. Alejandro Cegarra – The Other Side of the Tower of David, Newcomer 2014. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  49. Wiktoria Wojciechowska – Short Flashes, Newcomer 2015. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  50. Clémentine Schneidermann – The Unbearable, the Sadness and the Rest, Newcomer 2016. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  51. Sergey Melnitchenko – Behind the Scenes, Newcomer 2017. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  52. Mary Gelman – Svetlana, Newcomer 2018. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  53. Nanna Heitmann – Hiding from Baba Yaga, Newcomer 2019. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
  54. Gonçalo Fonseca – New Lisbon, 2020. Auf leica.oskar-barnack-award.com, 2020
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