Kunstdienst der evangelischen Kirche
Der Kunstdienst (oder auch Kunst-Dienst) ist eine mit den deutschen evangelischen Kirchen teils institutionell, teils locker verbundene Einrichtung von theologisch und kunsthistorisch ausgebildeten Fachleuten, die zur Herstellung, Betreuung und Renovierung aller künstlerisch relevanten Kunst-, Ausstattungs- und Einrichtungsgegenstände für Orte christlicher Verkündigung Beratungs- und Vermittlungsdienste leistet.
Zeit der Weimarer Republik
Der Kunstdienst wurde im Jahre 1928 in Dresden, Walpurgisstraße 15, gegründet und setzte sich das Ziel, Lebensäußerungen künstlerischer Art, seien es Bildkunst, Tonkunst, Schriftkunst oder Denkmalkunst, die aus dem Geist des Evangeliums geschaffen werden, zu fördern, bekanntzumachen, zu verbreiten und ihnen sowohl im Raum der Kirche wie auch in der Gesellschaft eine angemessene Stellung zu verschaffen. Als Arbeitsformen und Methoden, um diese Aufgabe zu erfüllen, wurden „zwanglose Zusammenkünfte, Vorträge, musikalische Abende, Ausstellungen, Laienspiele, Tagungen u. a.“ genannt.[1]
Eine Vereinigung mit ähnlichen Zielen gab es, seitdem 1852 der Verein für religiöse Kunst in der evangelischen Kirche gegründet wurde, und der 1938 zum Bund für christliche Kunst in der Evangelischen Kirche Deutschlands umbenannt und gleichgeschaltet wurde.
Über die Absichten der Kunstdienst-Gründer im Januar 1928 schreibt der Kirchenhistoriker Hans Prolingheuer:[2]
„Die evangelischen Kunstliebhaber wollten sich nicht dauernd, wie im 1852 gegründeten Verein für religiöse Kunst, von inkompetenten Kirchenleitungen bevormunden lassen, nicht länger kirchliches Hilfsorgan sein, dessen Aufgabe vor allem darin bestehe, Spenden beizutreiben zur Erhaltung der nun einmal vorhandenen Kunstwerke, oder als Pflegedienst einer Kirchenkunst zu fungieren, die bestenfalls als Kirchenschmuck toleriert werde.“
Im Dresdner Atelier des Architekten Oswin Hempel arbeiteten ab etwa 1925 Stephan Hirzel (späterer Rektor der Werkhochschule Kassel), Sebök István (= Stephan Seinberg, späterer Vizepräsident des Bundes der Architekten Ungarns) und Hermann Weidhaas. Sie entwickelten eine hohe Wertschätzung füreinander und pflegten eine anspruchsvolle geistig-künstlerische wie auch politische Kommunikation mit dem nach Dresden emigrierten russischen Fürst Aleksej Obolenskij, seinem mathematisch hochbegabten Sohn Dimitrij, dem Philosophen Fedor Stepun, Nikolaus Arzenév, Sim. Frank, Sergej Hessen, Val. Bulgakov, Paul Tillich, Richard Kroner, Mary Wigman und anderen und animierten Hermann Weidhaas, einen kunstorientierten Kreis der Begegnung von evangelischen und orthodoxen Christen zu organisieren, aus dem schließlich der Kunst-Dienst 1928 hervorging. Die Gründungsmitglieder waren:
- Oskar Beyer (1890–1964)
- Gotthold Schneider
- Stephan Hirzel
- Hermann Weidhaas
Schon bald traten hinzu:
- Rudolf Böhme, sächsischer Regierungsrat
- A. Diener von Schönberg
- Karl Groß, Akademiedirektor
- Arndt von Kirchbach, Domprediger von Freiberg
- Esther von Kirchbach, Publizistin, Dichterin, Seelsorgerin
- Heinrich König
- Alfred Stier, Kantor
Unter der Leitung von Stefan Hirzel entwickelte sich ein reger Austausch mit der „Brücke“, dem „Blauen Reiter“, dem „Goldenen Vlies“ und der Neuen Sachlichkeit. Angeregt durch die „Musterschauen“ organisierten die Kunstdienst-Enthusiasten von 1928 bis 1932 große Ausstellungen und Wanderschauen wie: „Rudolf Koch und sein Kreis“, „Kultbauten der Gegenwart“, „Kirchliche Kunst der Gegenwart“ und „Hingabe“. Dazu kamen die interkonfessionelle Wanderausstellung Kult und Form – Neue Evangelische, Katholische und Jüdische Gebrauchskunst, die zuerst im Februar 1929 in Magdeburg gezeigt wurde[3] und danach in Hamburg und Berlin, wo sie mit einem Vortag von Paul Tillich eröffnet wurde.[4], und die Ausstellung „Tod und Leben“ als kritischer Beitrag zur wachsenden Unkultur des Bestattungswesens.
Der Verein Kunstdienst e. V. wurde am 30. Juni 1931 unter dem Vorsitz von Stephan Hirzel und Gotthold Schneider auf 7 Mitglieder beschränkt und erhielt seinen Sitz im evangelischen Johannisstift Berlin-Spandau, wo dem Verein das Kunstamt der deutschen Evangelischen Kirche unterstellt wurde, was wiederum 1933 den unmittelbaren Zugriff der NS-Dienststellen eröffnete.
Zeit des Nationalsozialismus
Die Anbindung des Kunstamtes der deutschen Evangelischen Kirche an den Verein Kunstdienst e. V. machte letzteren 1933–1937 (Phase I) abhängig von der wiederum mit staatlich-kirchlichen Organisationen verbundenen Kunstamtes und dies im Spannungsfeld der miteinander konkurrierenden Gefolgschaften des Reichspropagandaministeriums, des Amtes Rosenberg und von Himmlers Ahnenerbe. Die relativ kulturpolitisch ruhige Zeit während der Olympischen Spiele 1936 bereitete den Weg zur Neuorientierung 1937–1945 (Phase II).
Phase I: 1933–1937
Im Zuge der Gleichschaltungsmaßnahmen beauftragte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels im Juni 1933 seinen Staatskommissar Hans Hinkel, in Absprache mit dem evangelisch-kirchlichen Vertrauensmann Hitlers, dem künftigen Reichsbischof Ludwig Müller, unter Federführung des Kunstdienstes ein „Reichsamt für kirchliche Kunst in der Deutschen Evangelischen Kirche“ zu schaffen. Als eine Behörde öffentlichen Rechts sollte sie in eine Amtsstelle und einen Ausschuss gegliedert werden. Hinkel berief in dieses Reichsamt neun in Partei, Kunst und evangelischer Kirche anerkannte Männer:
- Wilhelm Banke, Oberkonsistorialrat, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Vereins für religiöse Kunst
- Hermann Wolfgang Beyer, Professor, Kirchen- und Kunsthistoriker an der Universität Greifswald
- Otto von Kursell, Kunstmaler und Professor
- Horst Dreßler-Andreß, Ministerialrat und Leiter des Deutschen Rundfunks
- Hans Hinkel, Staatskommissar und Beauftragter des Reichspropagandaministers
- Dietrich Jagow, Staatsrat und Beauftragter des künftigen Reichsbischofs
- Rudolf Koch, Professor, Schriftschöpfer und Werkkünstler
- Friedrich Peter, Oberkonsistorialrat und Beauftragter der Reichsleitung der Kirchenpartei „Deutsche Christen“
- Winfried Wendland, Architekt und „Reichsreferent für Bildende Kunst der Deutschen Christen“ und „Referent für NS-Kunst“ im preußischen Kultusministerium (u. a. Architekt der evangelischen Kirche in Wilhelmshorst)
Als Amtsstelle wurde der Kunstdienst unter dessen Vorsitzendem Gotthold Schneider als Amtsstellenleiter ernannt. Der Sitz des Amtes wurde nun das Evangelische Johannesstift Berlin-Spandau in der Schönwalder Allee. Schirmherr von Amt und Ausschuss wurde der künftige Reichsbischof Ludwig Müller, und Ehrenpräsident wurde das Mitglied des Kunstdienst-Ehrenrates Rudolf Koch. Zu dieser Zeit befand sich Oskar Beyer, der mit einer jüdischen Frau verheiratet war, bereits auf der Flucht aus Deutschland.
Mitarbeiter im Kunstdienst unter der Leitung von Gotthold Schneider waren:
- Martin Kautzsch, Kunsthistoriker
- Eva Kautzsch, Büroangestellte
- Stephan Hirzel, Ingenieur und Schriftsteller
- Renate Hirzel, Malerin und Hausmutter
Außerdem wurde ein „Ehrenrat des Kunstdienstes“ ins Leben gerufen. Die anwesenden Ratsmitglieder beriefen in diesen Ehrenrat:
Nach der Bildung der „Evangelischen Reichsgemeinschaft christlicher Kunst“ wurde 1934 der Kunstdienst zu dessen Amtsstelle und zu einer mit staatlichen Vollmachten ausgestatteten Abteilung der Reichskammer der bildenden Künste. Geschäftsführer Gotthold Schneider stieg zum „Kunstreferenten bei der Reichsregierung“ auf. Damit verbunden war im Frühsommer 1934 der Umzug des Kunstdienstes in die Dienststelle der Reichskammer am Berliner Blumeshof 4–6. Für Ausstellungen und Konzerte verfügte der Kunstdienst nun über eigene Säle im Schloss Niederschönhausen. Diese Lokalität bekam später eine hervorgehobene Bedeutung im Zuge der von der NS-Führung angeordneten Aktion „Gegen entartete Kunst“, bei der es zum Raub von über 16.500 Kunstwerken kam, darunter als „jüdisch“ oder „bolschewistisch“ verunglimpfte „Afterkunst“ aus Museen, Galerien und Häusern vertriebener jüdischer Familien.
Im Jahre 1934, nach dem Tod von Rudolf Koch, übernahm der Nationalsozialist und Architekt Winfried Wendland, der aktiv im „Kampfbund für deutsche Kultur“ mitwirkte und Kustos der Hochschule für Bildende Künste in Berlin war, die Führung im Kunstdienst. In Kunst- und Kulturzeitschriften einschließlich kirchlich orientierten positionierte er die evangelische Kirchenkunst als eine völkische und „artgemäße“ Kunst, die von der zeitgemäßen NS-Weltanschauung durchdrungen sein müsse.[5] In seinem Buch Kunst und Nation verkündete er:[6]
„Kunst ist rassegebunden … Es sind sowohl die Pyramiden Ägyptens, wie die Tempel Griechenlands, wie die deutschen Dome rassisch bestimmt. Sie alle tragen den durch das Blut des Volkes bedingten geistigen Gehalt, der fühlbar immer wieder das Ägyptische, Griechische, Germanische, Deutsche zeigt, und darüber hinaus auf eine hochstehende Mutterrasse weist, die wir die nordische nennen …“
Unter Wendlands Leitung wurden neue Verwaltungskräfte und auch freie Mitarbeiter eingestellt:
- Herbert Redlich, Verwaltungschef
- Günter Ranft, Kirchenmaler
- Dorothy Ranft, Kunsterzieherin und freie Mitarbeiterin
- Christian Rietschel, evangelischer Pfarrer
- Hugo Kükelhaus, Kunstpädagoge und freier Mitarbeiter
Die wichtigste Intention des evangelischen Kunstdienstes in diesen Jahren war es, die Äußerungen christlich-kirchlicher Kunst mit der Wiederentdeckung des germanisch-völkischen Fühlens durch den Nationalsozialismus zu versöhnen. Damit verbunden war eine dezidierte Ablehnung aller radikalen Gedankengänge und Bestrebungen des NS-Propagandaleiters Alfred Rosenberg, der ein neues Heidentum („Neuheidentum“) an die Stelle der christlichen Volksreligion postulierte. Der Kunstdienst konnte sich dabei die Rivalität zwischen Rosenberg und Goebbels zunutze machen, denn Goebbels hat sich mindestens bis in das Jahr 1938 gegen die antichristlichen Usancen der Neuheiden gegenüber Hitler durchsetzen können.
Auch die Monatsschrift der Bekennenden Kirche, die Junge Kirche, unterstützte mit ihren Beiträgen die Kunstauffassung des evangelischen Kunstdienstes, wonach kirchliche Kunst artgemäße Kunst sein müsse. Sie plädierte für eine Verschmelzung biblisch-christlicher Motive mit dem völkisch-germanischen Ahnenerbe:[7]
„Das deutsche Kunstwerk will nicht den Beschauer erfreuen oder zu genießender Betrachtung fordern, es erfüllt eine religiöse, sittliche Mission. So ist deutsche Kunst zuallererst christliche Kunst … Die deutsche Kunst verrät bezüglich Arbeitsstoff und Technik nationale Eigenheiten … Kennzeichnend für deutsche Kunst ist die Arbeit in Holz. Holzarbeit ist unlöslich an germanisches und deutsches Kunstschaffen gebunden... Mit dem Christentum kam der Steinbau nach Deutschland. Und nun geschieht etwas Wunderbares. Das Christentum verdrängt nicht die germanische künstlerische Eigenart, sondern bestätigt sie, und durch Eifer im Glauben entstehen unsere herrlichsten Kulturdenkmäler … Ist es nicht wundervoll zu nennen, dass Thor und Freya als vergöttlichte Bauern vor dem heroisierten Bauerntum christlicher Stifterfiguren verblassen müssen? Ist es nicht ein Hohn auf alle neuheidnischen Bestrebungen, dass die heldischen Ritter im Naumburger Dom zumindest ebensoviel Zucht und Kriegerehre verkörpern, als sie in der altgermanischen Mythologie Odin zugesprochen werden?“
Ganz in diesem Sinne wurde mit Unterstützung des Kunstdienstes 1935 in Berlin-Mariendorf mit der Martin-Luther-Gedächtniskirche das erste nationalsozialistische Gesamtkirchenkunstwerk eingeweiht.
Die Thüringer Deutschen Christen waren besonders bemüht, die Symbiose zwischen Christentum und Nationalsozialismus öffentlich sichtbar zu machen. Unter ihrer Ägide wurde auf den Türmen von neun Thüringer Kirchen statt des Christuskreuzes ein Hakenkreuz angebracht: u. a. auf den Kirchtürmen von Holzthaleben, Westerengel, Gera-Thieschitz, Gera-Pforten, Gera-Frankenthal und Gerstungen. Die erste in dieser Reihe war die Kirche von Holzthaleben, auf deren Turm der NS-Ortsgruppenführer und sechs weitere Parteigenossen die Anbringung des Hakenkreuzes angeregt hatten.[8] Doch aller Protest der DC und der Parteigenossen half nichts. Nach Verkündung des neuen Gesetzes zum Schutze der Bezeichnungen der NSDAP vom 7. April 1937 musste sich auch Gauleiter Sauckel darein fügen und ordnete 1939 die Demontage der von den Deutschen Christen so begehrten Zeichen an.
Phase II: 1937–1945
Im Jahre 1937 führte die Neuorganisation der Reichskunstkammer auf lediglich noch fünf Fachabteilungen zum Wegfall der beiden kirchlichen Reichsgemeinschaften in den Amtsräumen am Blumeshof. Der Kunst-Dienst formierte sich unter Gotthold Schneider in Berlin-Tiergarten, Matthäikirchplatz 2 unabhängig von den anlaufenden Aktionen gegen Entartete Kunst neu.
Matthäikirchplatz 2 war bereits zu den Olympischen Spielen 1936 eine Ausstellung über „Neue evangelische Kirchenkunst“ als Rahmenprogramm gezeigt worden[9] und diese zentral gelegenen Berliner Ausstellungsräume wurden nun im Zuge der Reorganisation als Forum des Kunst-Dienstes genutzt im Rahmen eines neuen Programms zur Förderung industrieller und handwerklicher Formgebung. Dementsprechend fehlt dem Briefkopf des Kunst-Dienstes jeder Hinweis auf eine kirchliche Bindung.
Industrielle und handwerkliche Formgebung: Der Kunst-Dienst und die Deutsche Warenkunde
Seit Februar 1937 erfüllte der Kunst-Dienst unter seinem alten und neuen Vorsitzenden Gotthold Schneider die Vereinsmindestgröße von 7 Mitgliedern jetzt durch:
- Gotthold Schneider
- Stephan Hirzel
- Martin Kautzsch[10]
- Günter Ranft
- Herbert Redlich
- Winfried Wendland
- Karl Ruppel, Dozent im „Deutschen Ahnenerbe“[11]
Industrielle und handwerkliche Formgebung ist jetzt Schwerpunkt der Tätigkeit – durch die Herausgabe der Deutschen Warenkunde in Verbindung mit dem Werberat der Deutschen Wirtschaft, der Reichskammer und dem Alfred Metzner Verlag Berlin – und durch Ausstellungen in Verbindung mit dem Kunstgewerbe-Verein zu Hamburg e. V. im Riemerschmidt-Verlag. Forum dieser Werkstattberichte des Kunst-Dienstes wird das Gebäude Matthäikirchplatz 2 in unmittelbarer Nähe der St. Matthäuskirche (Berlin-Tiergarten). Hier fanden regelmäßige Ausstellungen statt, zu denen namhafte Kunsthistoriker die durchnummerierten Beihefte 1939–1943 als Werkstattbericht veröffentlichten. Eine Übersicht über die Tätigkeit des Kunst-Dienstes enthält der 15. Werkstattbericht von 1941. Geht man die Namensliste der Autoren und Aussteller durch, findet man darunter Opfer der Kunstdiktatur.[12]
Es erschienen folgende Werkstattberichte:
- Th. A. Winde, Arbeiten in Holz
- Hugo Kükelhaus: Julius Schramm
- Rolf Hetsch: Siegfried Möller, Fayencen
- Fritz Hellwag: Wilhelm Wagenfeld. Formgebung der Industrieware. Metall. Glas. Porzellan, Berlin 1940
- Hellmut Mebes: Siegfried Prütz, der Schmiedemeister und Handwerkspfleger
- Adolf Reichwein: Harro Siegel. Handpuppen und Marionetten
- Walter Passarge: Alen Müller-Hellwig. Teppiche und Wandbehänge
- Erich August Greeven: Johannes Gerbers. Buchbinderarbeiten
- Marie Schuette: Karl Hentschel. Großschönauer Werkstätten.
- Theodor Heuss: Hermann Gretsch. Industrielle Formgebung
- Wolfgang von Wersin: Bruno Mauder. Glaserzeugung und Glasveredelung
- Diez Brandi: Hermann Mattern. Planung und Gestaltung von Gärten
- L.F. Richard Schulz: Fritz Kühn. Schmiedearbeiten
- Eberhard Hölscher: Sigmund von Weech. Entwürfe, Graphik, Textilien
- Der Kunst-Dienst. Ein Arbeitsbericht, Berlin 1941
- Otto Heuschele: Herbert Post. Schrift und Druck
- Martin Kautzsch: Wilhelm Nauhaus. Bucheinbände
- Hugo Sieker: Josef Arnold. Metallgerät
- Wernher Witthaus: Elisabeth Treskow. Goldschmiedearbeiten
- Heinrich Bulle: Martin Seitz. Steinschnitte
- Henri Nannen: Johann Michael Wilm, der Goldschmied
- Hermann Gretsch: Margret Hildebrand. Industrielle Textilgestaltung
- Carl Georg Heise: Albert Renger-Patzsch, der Photograph
- Gerhard Händler: Carl Crodel. Mosaiken, Glasmalereien, Wandbehänge, Keramik, Glas-Dekor
- Eberhard Freiherr Schenk zu Schweinsberg: Otto Lindig. Keramik
- Renate Jaques: Editha Klein-Köppen. Stickereien, Steppereien
- Handweberei Rohi, Berlin 1943
- Sigfried Asche: Eugen Widamann. Zinngerät
- Marie Schuette: Handweberei Hablik-Lindemann
Zudem wurde durch den Kunst-Dienst, namentlich durch Hugo Kükelhaus und Stefan Hirzel in Verbindung mit Friedrich Emil Krauß-Schwarzenberg, Wilhelm Lotz, E. W. Maiwald, Robert Poeverlein und Heinrich Wichmann die seit Januar 1939 erscheinende Deutsche Warenkunde herausgegeben: Die Gebrauchsdinge also, die einen geistigen Rang und eine Würde haben, nach und nach, einem bestimmten auf Werkstoff und Zweckbestimmung aufgebauten Schema folgend, in Abbildungen und Text zu einer Art Enzyklopädie, die sich im Praktischen und Geistigen zu bewährend hat, zusammenzutragen, ist das Ziel der Deutschen Warenkunde. (Vorwort Kunst-Dienst).
Kunstamt der deutschen Evangelischen Kirche und die Aktion Entartete Kunst
Durch die ursprüngliche Unterstellung des Kunstamtes unter den Verein Kunstdienst nach der Satzung vom 30. Juni 1931 blieben personelle Verstrickungen in die Aktionen des Amtes Rosenberg und der Dienststellen des Reichspropagandaministeriums.
Am 30. Juni 1937 ermächtigte Hitler durch seinen Reichspropagandaminister Goebbels den Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste, Adolf Ziegler, alle Werke „deutscher Verfallskunst“ seit 1910 auszusondern und für eine Ausstellung sicherzustellen. Ziegler bildete eine Auswahlkommission, der u. a.
- Wolfgang Willrich, Maler und Kunstschriftsteller
- Robert Scholz, Hauptstellenleiter für bildende Kunst im „Amt Rosenberg“
- Hans Herbert Schweitzer (Pseudonym „Mjölnir“), Reichsbeauftragter für künstlerische Formgebung
angehörten. Diese Auswahlkommission beschlagnahmte eine Vielzahl von Werken, darunter hochkarätige von Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff, Ludwig Gies und Max Pechstein und lieferte sie für die Gestaltung der Ausstellung „Entartete Kunst“, die am 19. Juli 1937 in München eröffnet wurde. Auf Anraten des stellvertretenden Akademiepräsidenten Georg Schumann traten Ernst Barlach und Ludwig Gies zuvor aus der Preußischen Akademie der Künste aus.
Ab 1. Januar 1938 stellte Goebbels dem bisherigen Aufsichtshaber über das Kunstdepot in der Köpenicker Straße, Franz Hofmann, den Juristen und Kunsthistoriker Rolf Hetsch an die Seite, der 1932 ein Buch über Paula Modersohn-Becker geschrieben hatte. Diese beiden ordneten nun die zusammen mit den von der Ausstellung „Entartete Kunst“ zusammengeführten 16.500 Kunstwerke, indem sie diese registrierten und mit einer Nummer versahen. Sie wurden in umfangreichen Listen erfasst und mit Dollarpreisen ausgezeichnet. Jetzt wurde es die Aufgabe von Gotthold Schneider und dem „Expedienten“ Günter Ranft, die versammelten Kunstwerke bei nichtöffentlichen Verkaufsausstellungen im Schloss Niederschönhausen bei den ausländischen Käufern an den Mann zu bringen. Der Kunstdienst war dabei nur für Präsentation und Zwischenlagerung verantwortlich. Die Verkaufsabschlüsse wurden vom Propagandaministerium getätigt, die Erlöse auf das Sonderkonto „Entartete Kunst“ („E.K.“) eingezahlt. Für die Präsentation der Kunstwerke wurde mit dem 6. Juni 1938 die freischaffende Ausstellungsmacherin Gertrud Werneburg gewonnen – eine evangelische Christin der Bekennenden Kirche.
Als im Mai 1938 der evangelische Theologe und Oberkonsistorialrat Oskar Söhngen zum neuen Vorsitzenden des immer noch bestehenden Parallelunternehmens „Verein für religiöse Kunst“ gewählt wurde, waren nunmehr beim Kunstdienst solche Beauftragte tätig, die jeweils als Gewährsleute der drei mit Kirchenkunst befassten Reichsminister zu fungieren hatten: für den Reichspropagandaminister Goebbels – Gotthold Schneider und Stephan Hirzel, für den Reichserziehungsminister Rust – Winfried Wendland, für den Reichskirchenminister Kerrl – Oskar Söhngen.
Am 1. September übernahm Gertrud Werneburg die ersten 175 Ölbilder aus dem Fundus der geraubten Kunst. Werneburg gab dem bereits erwähnten Kirchenhistoriker Prolingheuer zu Protokoll:[13]
„Ich habe angefangen mit diesen 175 Ölbildern, aus denen allmählich 6.000 wurden. 7.000! Unentwegt kam (der Möbelwagen der Firma) Knauer angefahren und brachte neue Bilder. Und dann kamen Aquarelle und die ganzen ‚Brücke‘-Leute. (Werke) von Franz Marc bis Christian Rohlfs, von Ernst Ludwig Kirchner bis Otto Dix … Von nun an kam unentwegt irgendein Kunsthändler ... Und die ganzen Leute waren nun laufend da und suchten sich Bilder aus ... Ich hatte zwei große Räume. Da hatte ich die Bilder alle angeschichtet. An die 60 Rohlfs alleine … Es war eine schöne Tätigkeit ...“
Die Kirchenkämpfe zwischen Deutschen Christen und Bekenntnischristen, zwischen den sogenannten „intakten“ und den DC-Kirchenleitungen sowie zwischen diesen allen mit den kirchenfeindlichen Rosenberg-Anhängern und den moderateren Verfechtern des „positiven Christentums“, die im Jahre 1938 einen Höhepunkt erreichten, konnten dem Kunstdienst nicht wesentlich schaden, denn seine Akteure waren in allen erwähnten ideologischen Flügeln zu Hause.
Die Wächterin und zur Kunst-Präsentation ausersehene Ausstellungsmacherin Werneburg ließ es bei der sie bald überfordernden Aufgabe, die vielen Werke den ausländischen Kaufinteressenten anzubieten, hin und wieder auch zu Regelwidrigkeiten kommen, die im Laufe der Jahre – besonders in den Kriegsjahren – zunahmen. So „bedienten“ sich Regierungsprominente wie der Leibarzt Hitlers, Karl Brandt, der einfach ein Bild von der Wand abnahm und mitgehen ließ. Oder sie musste auf ausdrückliche Weisung von Goebbels der Witwe von Wilhelm Lehmbruck Plastiken und Bilder herausgeben, die nur zum Teil unter die Rubrik der „gesetzlich geraubten“ gefallen waren. Später bedienten sich auch Kunstdienst-Mitarbeiter selber an den Kunstwerken, deren Menge nicht beziffert werden kann, weil es dazu keine schriftlichen Nachweise gibt. Lediglich Werneburg hat gegenüber dem intensiv recherchierenden Prolingheuer verlautet, dass sich z. B. der Kunstdienst-Pfarrer Christian Rietschel mit einer originalen Feininger-Grafik sein Haus für den Ruhestand in der Bundesrepublik finanziert hat.[14]
Am 20. März 1939 wurden auf der Hauptfeuerwehrwache in Berlin tausende Gemälde und Zeichnungen aus dem Depot Köpenicker Straße verbrannt.[15] Werneburg hat diese Kunstgegenstände auf Anordnung von Ministerialrat Hofmann vor ihrer Vernichtung registriert. Seitdem sich das Kunst-Autodafé herumgesprochen hatte, stiegen die Nachfragen von Sammlern und Mäzenen aus dem Ausland. Kunsthändler aus den USA und der Schweiz gaben sich im Schloss die Klinke in die Hand. Als 125 als „entartet“ gebrandmarkte Kunstwerke nach der Schweiz geliefert und dort im Mai und Juni 1939 versteigert wurden, kam es auch zum Bildertausch (u. a. „entartete“ Deutsche gegen klassische Niederländer), für den deutsche Galeristen und Kunsthändler von der Reichsführung beauftragt wurden.
Seit Mai 1939 brachten Kunstdienst-Mitarbeiter, darunter Rolf Hetsch und Günter Ranft, für sich selber oder gute Freunde Bilder, Graphiken und Plastiken auf die Seite. Viele hundert Kunstwerke wurden dem Verkaufsangebot entzogen und zahllose wurden einfach herausgenommen. Das ermöglichte der reiche und einflussreiche Kunsthändler Bernhard A. Boehmer.
Zu dem Kunstexperten Gotthold Schneider und dem schon genannten Boehmer kam zu Beginn des Frankreich-Feldzuges Otto Abetz hinzu, wodurch nach dem Raub die Verwertung französischer Kunstwerke ein weiteres Arbeitsfeld des Kunstdienstes wurde. Hitler hatte Abetz als deutschem Botschafter bei der Regierung Pétain die „Sicherstellung und Erfassung des öffentlichen Kunstbesitzes, ferner des privaten und vor allem jüdischen Kunstbesitzes“ auferlegt.[16]
Während der Siegesfeiern nach dem schnellen Ende des Frankreich-Feldzuges lud Pastor Christian Rietschel zu einer „Kunstdienst-Woche für Jungtheologen“ im Juni 1940 nach Berlin ein. Einer der Referenten, Rolf Hetsch, erinnerte sich 1943 daran,[17]
„... daß ich in meinen Ausführungen vor allem den germanischen Sinngehalt und die volkhafte Bindung der deutschen Meisterwerke (Bamberger Reiter, Naumburger Stifterfiguren, Triumphkreuze, mystische Andachtsbilder usw.) dargelegt habe. Um der historischen Wahrheit willen erschien es mir notwendig, die willkommene Gelegenheit zu ergreifen, gerade vor jungen deutschen Theologen auf diese von der Kirche weithin verkannte Tatsache mit Nachdruck hinzuweisen, um auch bei ihnen das Bewusstsein zu vertiefen, dass die legendären Motive deutscher mittelalterlicher Kunst nicht als 'Jüdisch-orientalischen' Ursprungs betrachtet werden können, sondern in Wirklichkeit eine Verlebendigung uralten Symbolgutes unserer Ahnen (Heliand-Heiland) verkörpern. Ich stimme in meiner Auffassung nicht nur mit meinem Lehrer, Geheimrat Pinder, sondern auch mit dem fachlichen Berater des ‚Ahnenerbes‘ Ruppel überein, der über diese Fragen den Reichsführer SS (Himmler) unterrichtete.“
Auch an der antisemitisch gesteuerten Korrektur am Erscheinungsbild bestehender christlicher Kunstwerke, die nicht verkauft werden sollten, betätigten sich Mitarbeiter des Kunstdienstes. So schlug Winfried Wendland den Kirchengemeinden die Ausmerzung hebräischer Inschriften in kultischen Räumen vor:[18]
„So findet sich z. B. auf manchen Barockaltären oder Türen das Wort ‚Javeh‘ in hebräischen Buchstaben; wir werden es ohne Schaden entfernen und an seine Stelle z. B. ein Symbol der Dreieinigkeit oder ein Christusmonogramm setzen können. Damit ist dem christlichen Glauben kein Abbruch getan. Im Gegenteil!“
Am Ende des zweiten Kriegsjahres, am 6. Dezember 1941, zog die Verwertungskommission für die Werke der „entarteten Kunst“ diese Bilanz: Nach den bisher erfolgten Verkäufen beläuft sich der Bestand an diesen Kunstgegenständen nur noch auf 2.979 Raubstücke, davon 1.360 Zeichnungen und graphische Blätter, 1.519 Blatt Druckgraphik in 59 Mappenwerken, nebst 95 Gemälden und fünf Bildwerken.[19]
Nach dem Abschluss der Verkaufsausstellung im Schloss Niederschönhausen ließ Reichspropagandaminister Goebbels für den von ihm favorisierten evangelischen Kunstdienst ein reetgedecktes Fachwerkhaus in Güstrow errichten, ganz in der Nähe vom Wohnsitz des Bildhauers und Top-Kunsthändlers Bernhard A. Boehmer, einen sogenannten „Kunstkaten“, der allerdings kriegsbedingt erst 1944 gänzlich fertig gestellt wurde.
Doch schon zu Silvester 1943 feierte der evangelische Kunstdienst zusammen mit zahlreichen Gästen den inzwischen – vor allem wegen der Bombenangriffe auf Berlin – im Gange befindlichen Umzug von Niederschönhausen nach Güstrow. Zahllose Akten, Archivgüter und Kunstwerke fanden dort ihren Platz. Die neue Hausmutter wurde Margarete von Wittich, die bereits am Matthäikirchplatz die Telefonvermittlung innehatte. Noch im Verlaufe des Jahres 1943 hatte auch der Devisenbringer Boehmer einen Restbestand von 3.000 im Keller des Propagandaministeriums lagernden Kunstwerken per Speditionswagen in den Katen bringen lassen.
Eine reale Gefahr für die Fortexistenz des Kunstdienstes in seiner personellen und ideellen Nähe zur evangelischen Konfession schien aufzukommen, als sich aufgrund von Verdächtigungen aus dem Rosenberg-Umfeld der „Neuheiden“ der neue Präsident der Reichskammer der bildenden Künste, Wilhelm Kreis, zu einer Untersuchung der gegen den Kunstdienst erhobenen Vorwürfe genötigt sah: z. B. die Verbindung zu dem „Modernisten“ Otto Bartning und die Nähe zur evangelischen Amtskirche. In seinem Schlussbericht kam Kreis zu der Auffassung, dass die Kunstdienst-Mitarbeiter auch bei fehlender Parteizugehörigkeit politisch zuverlässig seien. Lediglich sollten die durch Einberufung zur Wehrmacht fehlenden NS-Mitglieder wie Winfried Wendland ersetzt werden. Dafür hatte aber Gotthold Schneider schon vorgebaut, indem er dem Präsidenten den Botschafter Abetz und den Kulturfunktionär der Organisation Todt, Tino Schmidt, vorgeschlagen hatte. SS-Mann Schmidt erhielt sogar ein eigenes Büro.
Das letzte große Werk des Kunstdienstes vor Kriegsende war die Anfertigung und archivarische Lagerung von Tausenden von Farbdias. Mit dem sogenannten Führerauftrag Monumentalmalerei wurden Farb-Aufnahmen von Freskenzyklen und Wanddekorationen in Kirchen, Klöstern, Schlössern und anderen Profanbauten in Deutschland, Österreich, Polen und Russland (Ost- und Westpreußen) und Tschechien (Böhmen und Nordmähren) hergestellt. Die möglicherweise durch das Kriegsgeschehen verloren gehenden Objekte sollten wenigstens als Abbildung für die Nachwelt erhalten bleiben.[20] Die heute noch erhaltenen ca. 40.000 Dias werden als Historisches Farbdiaarchiv zur Wand- und Deckenmalerei bewahrt. Rolf Hetsch hatte die organisatorisch-technische Leitung dieser Fotoaktion.
Die nach kriegsbedingter Reduzierung verbliebenen Hauptamtlichen des Kunstdienstes Otto Abetz, Tino Schmidt und Gotthold Schneider organisierten 1945 ihre Nachkriegsexistenz in den Westzonen des befreiten Deutschlands. In einem Konvoi von zwei Lkw mit SS-Begleitkommando wurden hunderte Kisten mit den Dias, aber auch mit den im Kunstkaten angesammelten Schätzen bildender Kunst über verschlungene Wege bis in die Gegend von Konstanz und St. Blasien in Verstecken untergebracht. Die Dias wurden erst später wieder identifiziert.[21] Die mitgeführten Kunstwerke wurden von den handelnden Vorstandsmitgliedern einer persönlichen Verwertung zugeführt.
Zeit der alliierten Besetzung und der beiden deutschen Staaten
Die Kunstdienst-Leiter fanden nach 1945 neue Betätigungsmöglichkeiten: Gotthold Schneider gründete 1952 in Darmstadt (Bundesrepublik Deutschland) ein „Institut für neue technische Form“. Winfried Wendland wurde Kirchenbaurat in[22] der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg in Potsdam (DDR) und durch Vermittlung von Bischof Dibelius 1962 Leiter des wiedergegründeten Kunstdienstes für die Evangelische Kirche der Union (EKU). Oskar Söhngen wurde nach 1945 vor allem als Autor zu kirchenmusikgeschichtlichen Veröffentlichungen tätig. Ludwig Gies, der für das Berliner Reichsbank-Gebäude bronzene Adler als NS-Hoheitszeichen entworfen hatte, wurde 1953 der Schöpfer des Bundesadlers im ersten Bonner Parlamentssaal.
Der Evangelische Kunstdienst wurde in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens 1950 wieder gegründet. Gegenwärtiger Leiter ist Frank Schmidt. Neben der Ausstellungs- und Bildungsarbeit ist der Kunstdienst eine Beratungsstelle für die sächsischen Kirchgemeinden. Er steht den Kirchgemeinden, kirchlichen Werken und Einrichtungen sowie dem Landeskirchenamt für das Gebiet der bildenden Kunst (Malerei, Grafik, Plastik) und des Kunsthandwerkes (Vasa sacra, Paramentik, sonstige Ausstattung) beratend und vermittelnd zur Verfügung.[23]
Als Einrichtung der Evangelischen Kirchen der Union (EKU) existierte von 1964 bis 1997 ein Kunstdienst in Erfurt. Er wurde von Waldemar Wucher ins Leben gerufen, beriet Gemeinden in gestalterischen Fragen und organisierte Ausstellungen und Vorträge. Als letzter Leiter dieser Stelle ging im März 1997 der Theologe und Kunsthistoriker Karl-Heinz Meißner in den Ruhestand. Als Nachfolgeorganisation wurde der „Evangelische Kunstdienst Erfurt e. V.“ am 22. März 1997 im Predigerkloster zu Erfurt gegründet. Erster Vorsitzender des Vereins bis 1999 war Frank Hiddemann. Der Verein will nach eigener Aussage das bewahren und weiterführen, was der Kunstdienst aufgebaut hat. Vereinsvorsitzender ist gegenwärtig Holger Lübs.[24]
In einzelnen Fällen wurde der landeskirchliche Kunstdienst aufgegeben. So hat die Union Evangelischer Kirchen (UEK) am 13. November 2010 ihre Integration in die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beschlossen. Arbeitsbereiche des Kirchenbündnisses wie der Evangelische Kunstdienst würden aufgegeben, erklärte der UEK-Vorsitzende, der badische Landesbischof Ulrich Fischer.[25]
Literatur
- Hans Prolingheuer: Hitlers fromme Bilderstürmer. Kirche & Kunst unterm Hakenkreuz. Dittrich Verlag, Köln 2001, ISBN 3-920862-33-3.
- Dorothea Körner: Zwischen allen Stühlen. Zur Geschichte des Kunstdienstes der Evangelischen Kirche in Berlin 1961-1989. Berlin 2005.
- Christian Wessely (Hrsg.): Kunst des Glaubens – Glaube der Kunst. Regensburg 2006.
- Andreas Hellgermann: Vom Design zur Sache. Eine fundamentaltheologische Untersuchung zum Umgang mit den Dingen. Münster 2006.
- Konstantin Akinscha, Grigori Koslow: Beutekunst – Auf Schatzsuche in russischen Geheimdepots. 1995.
- Wilhelm F. Arntz: Bildersturm über Deutschland. III: Das Schicksal der Bilder. 1962.
- Stephanie (H.) Barron: „Entartete Kunst“ – Das Schicksal der Avantgarde im Nazideutschland (Katalog). 1992.
- Rainer Beck, Rainer Volp, Gisela Schmirber (Hrsg.): Die Kunst und die Kirchen. Der Streit um die Bilder heute, 1984.
- Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem, 1970.
- Thomas Buomberger: Raubkunst – Kunstraub. Die Schweiz und der Handel mit gestohlenen Kulturgütern zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, 1998.
- Conrad Gröber (Hrsg.): Christliche Kunst der Gegenwart – Tagungsberichte der katholischen Reichsgemeinschaft christliche Kunst, 1938.
- Die Kunst der Kirchen, 1941.
- Jonathan Petropoulos: Kunstraub und Sammlerwahn. Kunst und Politik im Dritten Reich, 1999.
- Ernst Piper: Nationalsozialistische Kunstpolitik. Ernst Barlach und die „Entartete Kunst“. Eine Dokumentation. 1987.
- Christian Rietschel: Sinnzeichen des Glaubens. 1985.
- Winfried Wendland: Kunst im Zeichen des Kreuzes. Die künstlerische Welt des Protestantismus unserer Zeit. 1934.
- Joseph Wulf: Die Bildenden Künste im Dritten Reich. Eine Dokumentation. 1966.
- Wiedervereint im DOMizil. In: Berliner Zeitung, 29. April 2000; 50 Jahre Kunstdienst in der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg.
Weblinks
- Suche nach „Kunstdienst der evangelischen Kirche“ im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen)
Einzelnachweise
- Aufruf eines Arbeitsausschuss des Kunst-Dienstes, 1928. In: Hans Prolingheuer: Hitlers fromme Bilderstürmer. Kirche & Kunst unterm Hakenkreuz. Dittrich Verlag, Köln 2001, Faksimile S. 79, ISBN 3-920862-33-3
- Hans Prolingheuer: Hitlers fromme Bilderstürmer. Kirche & Kunst unterm Hakenkreuz. Dittrich Verlag, Köln 2001, ISBN 3-920862-33-3, S. 35
- Plakat von Walter Dexel, MoMA
- Paul Tillich: Kult und Form. In: Die Form 5 (1930), S. 578—583; Gesammelte Werke Band IX, S. 324–327
- Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst, Heft 1, 1934
- Winfried Wendland: Kunst und Nation. S. 18f
- Junge Kirche, Heft 6, 1935
- Thomas A. Seidel (Hrsg.): Thüringer Gratwanderungen. Beiträge zur fünfundsiebzigjährigen Geschichte der evangelischen Landeskirche Thüringens, Leipzig 1998, S. 92, ISBN 3-374-01699-5
- Und auf der Weltausstellung 1937 in Paris wurde im Auftrag des Kunstdienstes von den Deutschen Christen Hans Schwippert eine Michaelskapelle errichtet, in der ein Mosaik des Erzengels Michael als „Schutzheiliger der Deutschen“ als Altarbild errichtet wurde. In einem Prospekt wurde die „soldatische deutsche Frömmigkeit“ dieses „heldischen Altars“ hervorgehoben. Darüber berichtet der katholische Erzbischof Conrad Gröber (Hrsg.): Christliche Kunst der Gegenwart – Tagungsbericht der Katholischen Reichsgemeinschaft christlicher Kunst. 1938
- Referent für Denkmale und Friedhofswesen als Mitglied der Kammer.
- Himmlers Deutsches Ahnenerbe war Dachorganisation des Braunschweiger Institutes für handwerkliche und industrielle Formgebung, vgl. W. Dexel: Holzgerät und Holzform: über die Bedeutung der Holzformen für die deutsche Gerätekultur des Mittelalters und der Neuzeit. Berlin 1943, 67 S., zahlr. Ill. Veröffentlichung des Braunschweiger Instituts für handwerkliche und industrielle Formgebung = Deutsches Ahnenerbe: Reihe B: Abteilung Arbeiten zur indogermanischen Bau- und Kunstforschung.
- Paul Ortwin Rave: Kunstdiktatur im Dritten Reich. 1949. Nachdruck, herausgegeben von Uwe M. Schneede, Berlin o. D.
- Hans Prolingheuer: Hitlers fromme Bilderstürmer. Kirche & Kunst unterm Hakenkreuz. Dittrich Verlag, Köln 2001, ISBN 3-920862-33-3, S. 133
- Hans Prolingheuer: Hitlers fromme Bilderstürmer. Kirche & Kunst unterm Hakenkreuz. Dittrich Verlag, Köln 2001, ISBN 3-920862-33-3, S. 260
- Augsburger Allgemeine vom 20. März 2009: Das Datum, siehe auch: Paul Ortwin Rave: Kunstdiktatur im Dritten Reich (1949), Nachdruck, herausgegeben von Uwe M. Schneede, Berlin o. D., S. 124
- Der Führer und Reichskanzler, Verfügung vom 3. August 1940, Absatz I,7; zitiert bei Hans Prolingheuer: Hitlers fromme Bilderstürmer. Kirche & Kunst unterm Hakenkreuz. Dittrich Verlag, Köln 2001, ISBN 3-920862-33-3, S. 184.
- Bundesarchiv Potsdam, Bestand R 55/168,9
- Winfried Wendland: Die Kunst der Kirche. S. 28
- Paul Ortwin Rave: Kunstdiktatur im Dritten Reich. 1949, S. 130
- Otto Thomae: Die Propagandamaschinerei – Bildende Kunst und Öffentlichkeitsarbeit im Dritten Reich. 1978, S. 186f.
- Siehe dazu Christian Fuhrmeister, Stephan Klingen, Iris Lauterbach, Ralf Peters (Hrsg.): „Führerauftrag Monumentalmalerei“. Eine Fotokampagne 1943–1945 (= Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München. Bd. 18). Böhlau, Köln u. a. 2006, ISBN 3-412-02406-6
- Ulrich Pantle: Leitbild Reduktion : Beiträge zum Kirchenbau in Deutschland von 1945 bis 1950. In: Universität Stuttgart 2003 (Hrsg.): Dissertation 2003.
- evlks.de
- ev-kunstdienst-erfurt.de
- kirche-mv.de