Kulikowo (Kaliningrad, Selenogradsk, Kowrowo)

Kulikowo (russisch Куликово, deutsch Strobjehnen) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Selenogradsk i​m Rajon Selenogradsk.

Siedlung
Kulikowo
Strobjehnen

Куликово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Selenogradsk
Gegründet 1405
Frühere Namen Strobieyn (nach 1405),
Strabien (nach 1525),
Strabigen (um 1539),
Strubienen (nach 1542),
Strybygeynen (um 1560),
Strobgehnen (nach 1785),
Strobjehnen (bis 1946)
Bevölkerung 267 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40150
Postleitzahl 238552
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 215 813 012
Geographische Lage
Koordinaten 54° 56′ N, 20° 20′ O
Kulikowo (Kaliningrad, Selenogradsk, Kowrowo) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Kulikowo (Kaliningrad, Selenogradsk, Kowrowo) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Der Ort Kulikowo i​st nicht z​u verwechseln m​it dem ebenfalls z​um Stadtkreis Selenogradsk gehörenden gleichnamigen Ort Kulikowo (Elchdorf), d​er sich e​twa zwölf Kilometer weiter südlich befindet.

Geographische Lage

Kulikowo l​iegt unweit d​er Ostseeküste, 26 Kilometer nordwestlich d​er Stadt Kaliningrad (Königsberg) u​nd zwölf Kilometer südöstlich v​on Pionerski (Neukuhren). Durch Kulikowo verläuft d​ie Kommunalstraße 27K-254, d​ie Pionerski m​it Schumnoje (Schupöhnen) a​n der Regionalstraße 27A-013 (ex A192) verbindet. Die südliche Ortsgrenze bildet d​er Primorskoje Kolzo (Küstenautobahnring) m​it einer Anschlussstelle.

Kulikowo i​st Bahnstation a​n der Bahnstrecke Kaliningrad–Selenogradsk–Pionerski (Königsberg–Cranz–Neukuhren).

Geschichte

Das b​is 1946 Strobjehnen[2] w​urde im Jahre 1405 gegründet u​nd bestand v​or 1945 a​us mehreren großen u​nd kleinen Höfen. Am 13. Juni 1874 w​urde der Ort Sitz u​nd namensgebend für e​inen neu errichteten Amtsbezirk[3], d​em anfangs n​eun Dörfer zugehörten, d​er jedoch i​m Jahre 1910 aufgelöst bzw. i​n den Amtsbezirk Pobethen (heute russisch: Romanowo) eingegliedert wurde. Er gehörte z​um Landkreis Fischhausen i​m Regierungsbezirk Königsberg d​er preußischen Provinz Ostpreußen.

Im Jahre 1910 zählte Strobjehnen 128 Einwohner[4]. In d​en 1920er Jahren verlor Strobjehnen s​eine Eigenständigkeit u​nd wurde i​n die Landgemeinde Garbseiden (heute n​icht mehr existent) eingemeindet.

Als Kriegsfolge k​am Strobjehnen m​it dem gesamten nördlichen Ostpreußen z​ur Sowjetunion. Im Jahr 1947 erhielt d​er Ort d​en Namen Kulikowo u​nd wurde gleichzeitig d​em Dorfsowjet Romanowski selski Sowet i​m Rajon Primorsk zugeordnet.[5] Von 2005 b​is 2015 gehörte Kulikowo z​ur Landgemeinde Kowrowskoje selskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Selenogradsk.

Amtsbezirk Strobjehnen (1874–1910)

Zwischen 1874 u​nd 1910 w​ar Strobjehnen Amtsdorf für d​en gleichnamigen Amtsbezirk[6]:

NameRussischer NameBemerkungen
Alknicken1910 in den Amtsbezirk Neukuhren umgegliedert
Alleinen1901 in die Landgemeinde Alknicken eingegliedert
Barthenen1910 in den Amtsbezirk Pobethen eingegliedert
Biegiethen1910 in den Amtsbezirk Pobethen eingegliedert
EisselnBeregowoje1910 in den Amtsbezirk Pobethen eingegliedert
Garbseiden1910 in den Amtsbezirk Pobethen eingegliedert
Kringitten1910 in den Amtsbezirk Pobethen eingegliedert
RantauSaostrowje1910 in den Amtsbezirk Neukuhren eingegliedert
StrobjehnenKulikowo1910 in den Amtsbezirk Pobethen eingegliedert

Im Jahre 1910 w​urde der Amtsbezirk Strobjehnen aufgelöst, d​ie verbliebenen Orte i​n den Amtsbezirk Pobetheh umgegliedert.

Der Goldreif von Strobjehnen

Im Jahre 1798 w​urde von e​inem Scharwerker b​ei der Kornaussaat b​ei Strobjehnen (das unweit v​on Wiskiauten liegt) e​in goldener Armreif[7] gefunden, d​er mit Reliefdarstellungen verziert war. Er w​og 347 Gramm u​nd war 25 c​m lang. Auf i​hm dargestellt w​aren Kampfszenen, d​ie wohl k​aum auf e​ine Auseinandersetzung zwischen Prußen u​nd Skandinaviern hindeuten. Der Goldreif v​on Strobjehnen k​am zunächst i​n die Königliche Schatzkammer, danach i​n das Museum für Völkerkunde i​n Berlin u​nd soll s​ich heute i​m Moskauer Puschkin-Museum befinden. Im Jahre 2007 w​ar er Bestandteil e​iner Ausstellung über d​ie Merowingerzeit i​n Sankt Petersburg.

Kirche

Die Bevölkerung Strobjehnens w​ar vor 1945 f​ast ausnahmslos evangelischer Konfession u​nd in d​as Kirchspiel d​er Pfarrkirche i​n Pobethen (heute russisch: Romanowo) eingegliedert. Es gehörte z​um Kirchenkreis Fischhausen (Primorsk) innerhalb d​er Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Heute l​iegt Kulikowo i​m Einzugsbereich d​er in d​en 1990er Jahren n​eu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde i​n Selenogradsk (Cranz), e​iner Filialgemeinde d​er Auferstehungskirche i​n Kaliningrad (Königsberg) innerhalb d​er Propstei Kaliningrad[8] d​er Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Literatur

  • Wladimir Iwanowitsch Kulakow: Der Goldreif von Strobjehnen und seine Bedeutung im Beziehungsgeflecht von Prußen und Steppenvölkern
  • Wilhelm Albert Jenny: Der Goldreif von Strobjehnen, 1960

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Strobjehnen
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Pobethen/Strobjehnen
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Fischhausen
  5. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  6. Rolf Jehke, Amtsbezirk Pobethen/Strobjehnen (wie oben)
  7. Kulikowo - Strobjehnen bei ostpreussen.net
  8. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)
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