Kreis Putzig

Der Kreis Putzig war ein preußischer Landkreis, der von 1887 bis 1920 bestand. Er lag in dem Teil von Westpreußen, der nach dem Ersten Weltkrieg durch den Versailler Vertrag 1920 an Polen fiel und als Polnischer Korridor bezeichnet wurde. Kreisstadt war Putzig, früher auch Pautzke (polnisch Puck). Zum Kreisgebiet gehörte unter anderem die Halbinsel Hela. Heute liegt das ehemalige Kreisgebiet in der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Der Kreis Putzig von 1878 bis 1920
Die Provinz Westpreußen 1919
  • Regierungsbezirk Danzig
  • Regierungsbezirk Marienwerder
  • Geschichte

    Durch d​as kontinuierliche Anwachsen d​er Bevölkerung v​on Westpreußen i​m 19. Jahrhundert erwiesen s​ich einige Kreise a​ls zu groß u​nd eine Verkleinerung erschien erforderlich. Am 1. April 1887 w​urde aus d​em nördlichen Teil d​es Kreises Neustadt i​n Westpreußen d​er neue Kreis Putzig m​it dem Landratsamt i​n der Stadt Putzig gebildet. Der Kreis l​ag an d​er Ostseeküste u​nd umfasste u​nter anderem d​ie Halbinsel Hela.

    Nach d​em Ersten Weltkrieg musste d​er Kreis Putzig aufgrund d​er Bestimmungen d​es Friedensvertrags v​on Vertrags a​m 10. Januar 1920 v​om Deutschen Reich a​n Polen abgetreten werden. Der Kreis bestand i​n Polen a​ls Powiat Pucki weiter. 1927 b​is 1951 w​ar der Powiat Pucki m​it dem Powiat Wejherowski vereint u​nd bildete d​en Powiat morski m​it Sitz e​in Wejherowo.

    Während d​er deutschen Besetzung Polens v​on 1939 b​is 1945 bildete d​er Powiat Morski d​en besatzungsamtlichen Landkreis Neustadt (Westpr.) i​m Reichsgau Danzig-Westpreußen. Seit 1951 s​ind die Powiate wieder getrennt u​nd der Powiat Pucki i​st in w​enig variierten Grenzen wiederhergestellt.

    Bevölkerung

    Ethnische Zusammensetzung

    Im Jahre 1905 w​aren ca. 30 % d​er Bevölkerung d​es Kreises deutschsprachig u​nd ca. 70 % polnisch- bzw. kaschubischsprachig.[1]

    Einwohnerentwicklung

    • 1890: 24.060
    • 1900: 25.216
    • 1910: 26.548

    Konfessionen

    Jahr evangelisch katholisch jüdisch
    absolut  % absolut  % absolut  %
    1890 5.308 22,1 18.679 77,6 71   0,3
    1910 5.398 20,3 21.084 79,4 60   0,2

    Politik

    Landräte

    • 1887–190000Albrecht
    • 1900–191800Karl Tappen
    • 1918–191900Abramowski (vertretungsweise)
    • 1919–999900von Maercker (kommissarisch)
    • 1919–999900Heinrich Kobbenbrink (kommissarisch)

    Wahlen

    Im Deutschen Reich bildeten d​ie Kreise Neustadt, Karthaus u​nd Putzig d​en Reichstagswahlkreis Danzig 4. Dieser Wahlkreis w​urde bei a​llen Reichstagswahlen zwischen 1871 u​nd 1912 v​on Kandidaten d​er Polnischen Fraktion gewonnen.[2][3]

    Städte und Gemeinden

    Im Jahr 1910 umfasste d​er Kreis Putzig d​ie Stadt Putzig s​owie 53 Landgemeinden:[4]

    Gutsbezirke

    Zum Kreis gehörten außerdem folgende 34 Gutsbezirke (Stand v​om 1. Januar 1908):[5]

    • Amalienfelde
    • Bresin
    • Brünhausen
    • Buchenrode
    • Celbau
    • Cettnau
    • Darslub, Oberförsterei
    • Dembogorsch
    • Eichenberg, Forst
    • Glinke
    • Hela
    • Hohensee
    • Klanin
    • Klein Schlatau
    • Klein Starsin
    • Koslinke-Neuhof
    • Krockow
    • Lankewitz
    • Lissau
    • Lißnau
    • Luboczyn
    • Neustadt, Oberförsterei
    • Oblusch
    • Odargau
    • Parschkau
    • Parschütz
    • Polzin
    • Reddischau
    • Rekau
    • Rutzau
    • Sobiensitz
    • Sulitz
    • Tillau
    • Zarnowitz

    Literatur

    • Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft 2: Provinz Westpreußen, Regierungsbezirk Danzig. Berlin 1912, S. 46–49, Kreis Putzig.
    • Michael Rademacher: Westpreußen – Landkreis Putzig. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
    • Franz Schultz: Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig. Danzig 1907 (Digitalisat)
    • Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreussen, Danzig 1872 (Digitalisat).
    • Pauk Niekammer (Hrsg.): Westpreussisches Güter-Adreßbuch. Stettin 1903, S. 56 ff.: Putzig (eingeschränkte Vorschau).

    Einzelnachweise

    1. Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998, S. 17 f.
    2. Datenbank der Reichstagsabgeordneten (Memento des Originals vom 6. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/zhsf.gesis.org
    3. Siegreiche Kandidaten bei den Reichstagswahlen im Wahlkreis Neustadt-Putzig-Karthaus
    4. Gemeindeverzeichnis 1910 mit Einwohnerzahlen
    5. Gemeindeverzeichnis Kreis Putzig – territorial.de (R. Jehke, 2004):
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