Kokerei Schwelgern
Die Kokerei Schwelgern in Duisburg ist eine der größten Kokereien der Welt.
Bauherr und Eigentümer ist die Carbonaria Beteiligungsgesellschaft mbH & Co., an welcher wiederum die Commerz Real Asset Verwaltungsgesellschaft mbH und die Hannover Leasing GmbH & Co. KG beteiligt sind. Der Betrieb erfolgt unter der zu ThyssenKrupp gehörenden Betriebsführungsgesellschaft KBS Kokereibetriebsgesellschaft Schwelgern GmbH, welche 309 Mitarbeiter der bisherigen Kokerei August Thyssen (Betriebsdirektor Klaus Hofherr) beschäftigt. Hauptabnehmer des hier produzierten Kokses ist das benachbarte ThyssenKrupp-Stahlwerk Schwelgern. Seit Mai 2020 ist die KBS mit ThyssenKrupp verschmolzen. Somit ist ThyssenKrupp seither Besitzer und Betreiber der Kokerei Schwelgern.
Chronologie
- 1998 Genehmigung zum Baubeginn einer Kokerei mit Kokstrockenkühlung.
- 1999 Sicherstellung der Gesamtfinanzierung.
- März 2000 Baubeginn auf einer Landzunge zwischen dem Rhein und dem TKS-Werkshafen Schwelgern in Duisburg.
- 11. April 2000 Antrag auf Bau einer Koksnass- statt Kokstrockenlöschanlage. (Baukostensenkung um ca. 100 Mio. €)
- 28. Februar 2002 Genehmigung zur Errichtung und Betrieb einer Kokerei mit Koksnasslöschung auf dem Gelände im Hafen Schwelgern.
- 26. März 2002 Mitglieder der Bürgerinitiative gegen Umweltgifte DU-Nord e. V. legen Widerspruch bei der Bezirksregierung Düsseldorf gegen die Änderungsgenehmigung ein.
- 12. März 2003 Probedrücken mit Startschwierigkeiten.
- 13. März 2003 offizieller Betriebsstart der ersten Ofenbatterie, nachdem das Verwaltungsgericht Düsseldorf einen Eilantrag gegen die Inbetriebnahme abgelehnt hat.
- 16. April 2003 Stilllegung des „Vorgängers“ Kokerei August Thyssen.
- 22. Mai. 2020 Verschmelzung der Kokereibetriebsgesellschaft Schwelgern GmbH (KBS) mit ThyssenKrupp Steel Europe (TKSE).
Kenndaten
- Bauzeit ca. drei Jahre
- Gesamtbaukosten ca. 800 Mio. Euro
- Finanzierende Banken: Commerzbank, Helaba, WestLB, BayernLB, KfW
- Zwei Batterien mit jeweils 70 Koksöfen
- Batteriehersteller ThyssenKrupp EnCoke
- Hersteller der Koksofenbedienungsmaschinen Schalker Eisenhütte
- Kohlebedarf p. a. 3,8 Mio. t
- Zentraler Bunkerturm 70 m hoch, Kapazität 3.000 t Rohkohle
- Zurzeit größte Koksöfen der Welt mit den Maßen: Höhe: 8,32 m/Breite ca. 0,59 m/Länge 20,8 m
- Nutzvolumen pro Ofen 93 m³
- Kammerfüllung (bei 10 % Nässe) ca. 79 t
- Koksgarzeit ca. 25 h, pro Ofen ca. 55 t Koks
- Drückvorgänge pro Tag 135
- Koksproduktion p. a. 2,5 Mio. t, damit werden etwa 70 % des Koksbedarfes von TKS gedeckt.
- Gereinigtes Koksgas ca. 155.000 m³/h
- Hölzerner Löschturm (L×B×H) 16 m×16 m×70 m
- Zwei Schornsteine jeweils 155 Meter hoch
Schwarze Seite
- Kohlezufuhr mit zwei Kohlehalden und Schiffs- oder Waggonentladung
- Zwei Nasskühlanlagen mit je einem Löschturm
- Zwei Löschwasserkläranlagen
- Zwei Koksrampen
- Kokstransport
- Koksklassierung (Sieberei)
- Koksverladung
Weiße Seite
- Teerscheidung, Gasvorkühler, Elektroteerfilter, Gassauger
- Kohlewasserfilter, Gaswäscher und Waschwasserdestillation
- Claus-Anlagen, BTX-Gewinnung
- Tank- und Verladeeinrichtung für Rohteer, Rohbenzol und Flüssigschwefel
- Tank- und Entladeeinrichtung für Waschöl- und Natronlauge
- Kühlanlage und Beatmungssystem
Die Koksnasskühlung erfolgt im neu entwickelten „CSQ-Verfahren“ (Coke Stabilizing Quenching), das die Staubbelastung unter den Genehmigungswert für Koksnasskühlung von 50 mg/t Koks senken soll. Der abgekühlte Koks wird über Förderbänder zur Kokssieberei transportiert. In der Kokssieberei wird der Koks nach Größe sortiert und weiter über Bänder oder Waggons zu den Hochöfen TKS-Schwelgern gebracht.
Mit einem neu entwickelten komplexen Verfahren entsteht aus gewaschenem Koksofengas durch Zugabe von Kohlenstoffdioxid Ammoniumhydrogencarbonat, das dann als Ausgangsstoff für die Herstellung von Stickstoffdünger und Schäumungsmittel für Kunststoffe und poröse Keramiken dient. Dieses Verfahren wird 2016 in einer neuen Pilotanlage getestet.[1]
Besonderheit
Im Gegensatz zu alten Industriebauten wurde diese Kokerei nach einem Farbkonzept des Farbphilosophen Friedrich-Ernst von Garnier gestaltet. Es herrschen helle Grüntöne mit Akzenten von Blau und Gelb. Diese Farben haben den Industriekoloss optisch in die Flusslandschaft eingebunden.[2]
Emissionen
Die Schadstoffemissionen aller großen Industriebetriebe und Kraftwerke sind im Europäischen Schadstoffemissionsregister (via deutschem Portal Thru.de) veröffentlicht.
Emissionen unterhalb der berichtspflichtigen Mengenschwelle sind in der Tabelle mit „<“ neben dem Grenzwert aufgeführt.
Jahr | Produzierte Koksmenge | Kohle-verbrauch | Kohlendioxid (CO2) | Stickoxide (NOx/NO2) | Kohlenstoff-monoxid (CO) | Schwefeloxide (SOx/SO2) | Gesamter organischer Kohlenstoff (TOC) -Abwasser- | Phenole (als Gesamt-C) -Abwasser- | Stickstoff (N) -Abwasser- | Feinstaub | Distickoxid (N2O) | Anorganische Fluor-verbindungen als HF | Fluoride (als Gesamt-F) -Abwasser- | Benzol (C6H6) | Cyanide (als Gesamt-CN) -Abwasser- | Blei (Pb) | Chrom (Cr) | Nickel (Ni) | PAK -Abwasser- | Arsen (As) | Queck-silber (Hg) | Cadmium (Cd) -Abwasser- |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2011 | ca. 2.500.000 Tonnen | ca. 3.800.000 Tonnen | 1.830.000 Tonnen | 1.410 Tonnen | 575 Tonnen | 521 Tonnen | 435 Tonnen | 256 Tonnen | 91 Tonnen | <50 Tonnen | <10.000 kg | <5.000 kg | <2.000 kg | 2.060 kg | 664 kg | <200 kg | <100 kg | <50 kg | 38,7 kg | <20 kg | <10 kg | 6,70 kg |
Quellen
- thyssenkrupp Industrial Solutions: Neues Verfahren zur umweltschonenden Verwertung von Prozessgasen entwickelt. stahl und eisen 136 (2016) Nr. 2, S. 9–10.
- ThyssenKrupp Steel: Projektportrait: Kokerei Schwelgern, Duisburg (Memento des Originals vom 21. Juni 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Thru.de - Daten zur Pruna Betreiber GmbH vertreten durch die KBS GmbH Werk Schwelgern