Kloster Maria Engelport
Das Kloster Maria Engelport (auch: porta angelica) liegt am Rande des Hunsrücks im Flaumbachtal in der Nähe von Treis-Karden.
Entstehung und Entwicklung bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts
Das Kloster wurde um 1220 durch den Ritter Emelrich von Monreal gestiftet und von Zisterzienserinnen aus dem Kloster Kumbd besiedelt. Aufgrund mangelhafter wirtschaftlicher Unterstützung durch die Gründerfamilie wurde das Kloster schon bald wieder aufgegeben. Eine zweite Gründung erfolgte 1262 durch Philipp von Wildenburg und seine Frau Irmgard von Braunshorn. Das Ehepaar besiedelte die Neugründung mit drei ihrer Töchter und anderen Dominikanerinnen aus einem Ardennenkloster. Diese wechselten am 28. August 1272 zum Prämonstratenserorden über und wurden am 2. Oktober 1275 der Aufsicht des Abtes von Kloster Sayn unterstellt. Von dort hielt sich mit einer kurzen Ausnahme (von etwa 1565–1616 kam der Prior aus Steinfeld und von 1617 bis 1672 aus Rommersdorf) ständig ein Prior und zeitweise zusätzlich ein Kaplan in Engelport auf.[1]
Im Dreißigjährigen Krieg setzten schwedische Truppen Kloster Engelport in Brand und beschädigten es schwer. Elisabeth von Metzenhausen begann während ihrer Amtszeit als Meisterin des Klosters von 1620 bis 1641 mit den Wiederaufbauarbeiten des in Teilen zerstörten Klosters. Nach ihrem Tod 1641 ließ ihre Schwester und Nachfolgerin Regina Elisabeth von Metzenhausen als neue Meisterin des Klosters die Wohn- und Wirtschaftsgebäude notdürftig wiederherrichten, bevor die Klosteranlage in den 1660er Jahren neu aufgebaut wurde.[2] Kirche und Kreuzgang waren nicht zerstört worden.[3]
Bis zur Besetzung durch französische Revolutionstruppen am 4. Oktober 1794 bzw. zur Aufhebung am 25. Juli 1802 befanden sich fast stets bis zu 25 Chorfrauen im Kloster Maria Engelport. Erst 1818 fanden sich Käufer für das säkularisierte Kloster. Kirche und Konventsgebäude wurden weitgehend abgerissen und ein Teil weiterhin von den Besitzern und Pächtern bewohnt, die es bis zum Verkauf an die Oblaten OMI im Jahre 1903 als landwirtschaftliches Gut nutzten.
Eine herausragende Persönlichkeit in der Geschichte des Klosters ist die als selig verehrte Beatrix. Möglicherweise war sie die erste Priorin von Engelport. Lange wurde angenommen, sie sei eine Tochter Philipps II. von Wildenburg gewesen. Neuere Untersuchungen geben jedoch Anlass zu der Vermutung, dass sie dem Geschlecht der Frei von Treis entstammte.[4]
Von 1450 bis 1532 wirkte Margaretha Kratz von Scharfenstein (1430–1532), 82 Jahre lang als „Meisterin“ (Priorin) des Klosters.[5] Sie sorgte sich in besonderer Weise um das Wohl der Armen. Als im Jahre 1530 die Vorräte knapp wurden, wollte sie den Armen keinesfalls etwas abziehen, und als die betagte Meisterin die Vorratsspeicher in Augenschein nahm, sollen sie sich auf wunderbare Weise gefüllt haben. Margaretha Kratz von Scharfenstein ist die Urgroßtante des Wormser Bischofs Philipp II. Kratz von Scharfenstein[6]
- Das Kloster im Flaumbachtal
- Wohn- und Kirchengebäude
- Engelport im Winter 2010/11
- Blick zur Orgel
- Langhaus und Chor 2013
Engelport nach 1900
Wiederaufbau
Nachdem das Kloster seit Ende des 18. Jahrhunderts Ruine war, gelangte es auf Betreiben des Pommerner Pfarrers Peter Haubrich 1903 in den Besitz der deutschen Provinz der Ordensgemeinschaft der Hünfelder Oblaten, die 1904/05 einen Neubau errichteten.[7] Nach dem Bau der Kirche in Kail hatte sich der damals 60-jährige Peter Haubrich die Neugründung von Engelport zur neuen Lebensaufgabe gemacht.[8]
Die Klosterkirche in neugotischem Stil ist nach Nordwesten ausgerichtet und nicht geostet, wie es früher üblich war. Nach Südosten schließt sich das Hauptgebäude an, sodass sich zur Straße hin eine lange Front ergibt. In der Mitte dieser Front steht der Kirchturm mit dem Haupteingang.
Maria Engelport ist ein Wallfahrtsort, an dem die Muttergottes und ihre Mutter, die heilige Anna, verehrt werden. Außerdem gibt es eine Reliquie des heiligen Bischofs und Ordensgründers Eugen von Mazenod.
Gnadenbild
Das Gnadenbild „Unsere liebe Frau von Engelport“ ist eine 88 cm hohe Statue Mariä mit dem Kinde, eine aus Holz geschnitzte und farbig gefasste, teilweise vergoldete Figur aus dem frühen 15. Jahrhundert, die als kölnische oder Mainzer Arbeit gilt. Die genaue Herkunft und der Verbleib während der Jahrhunderte sind nicht nachzuweisen. Früher wurde angenommen, dass die Statue, die in einer Seitenkapelle steht, das Geschenk eines Kölners an das Kloster war und die letzte Vorsteherin sie nach Auflösung des Hauses mit nach Treis nahm. Heute ist jedoch nachgewiesen, dass dies nicht zutrifft.[9]
Domvikar Josef Hulley (Trier) überließ sie Pfarrer Haubrich, der die Figur 1913 nach Restaurierung dem Kloster gab. Ein bemerkenswertes Detail der Darstellung ist der geweihte Weck in der linken Hand der Muttergottes.[10]
Anna selbdritt
Auf einem Seitenaltar steht eine Anna selbdritt, eine Darstellung der heiligen Anna mit Maria und dem Jesuskind. Das aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende Bildnis zeigt Maria zwar als Erwachsene, aber in der Größe eines Kindes. Auch diese 42 cm hohe Skulptur aus Birnbaumholz kam aus der Sammlung Hulley nach Engelport.[10]
Lourdesgrotte
Der Erste Weltkrieg war auch für die noch junge Gemeinschaft in Maria Engelport eine schwere Zeit. Viele Brüder und Patres des Ordens wurden zum Kriegsdienst eingezogen und einige starben. Trotzdem aber konnte die Marienverehrung verstärkt werden. So begannen russische Kriegsgefangene, die im Kloster einquartiert waren, im Juli 1915 nach dem Plan von Pater Schmidt in unmittelbarer Nähe der Klostergebäude mit dem Bau einer Lourdesgrotte. Hoch in einem künstlich errichteten Felsen steht in einer kleinen, fast ovalen Höhe eine Marienstatue, eine Nachbildung der Figur, die 1863/64 von dem Bildhauer Joseph-Hugues Fabisch (1812–1886) nach der Beschreibung Bernadette Soubirous’ geschaffen worden war. Bernadette beschrieb die Dame, die ihr nach ihrem Glauben als Muttergottes erschienen war. Die Lourdesgrotte von Maria Engelport wurde, wie es auf dem Gedenkstein steht „zu Ehren der himml. Friedenskönigin am hhl. Rosenkranzfeste, 3. Okt. 1915, kirchlich eingesegnet.“ In einer großen Nische unterhalb der Marienstatue stand ein Altar, der nicht erhalten ist. Ebenso gibt es den Springbrunnen am Fuß der Anlage und die seitlichen Treppenaufgänge nicht mehr.
Die Marienstatue wurde 1965 restauriert, ebenso die Statue der Bernadette links unten vor der Grotte. Letztere war 1960 bei Baumfällarbeiten schwer beschädigt worden. Insgesamt war das inzwischen von Efeu überwachsene Bauwerk schadhaft geworden, mehrere Steine waren herausgebrochen, sodass die Anlage nicht mehr betreten werden konnte und 2006 mehrere Monate lang aufwendig saniert und renoviert werden musste. Die Marienstatue wurde von Malermeister Ernst Heinzen erneut restauriert. Die Kosten wurden durch Spenden der Bevölkerung und großzügige Unterstützung regionaler Unternehmen gedeckt.[11]
Aufgaben und Dienstleistungen des Klosters
Das Kloster wurde Ausbildungsstätte für Brüder-Missionare in der deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (Namibia). Nach dem Ersten Weltkrieg diente es bis in die 1960er-Jahre unter anderem dem Noviziat für die deutsche Provinz der Ordensgemeinschaft. Bekannte Oblaten wie die von den Nationalsozialisten verfolgten Patres Friedrich Lorenz und Engelbert Rehling oder Bischof Rudolf Maria Koppmann, der langjährige apostolische Vikar von Windhuk, wurden hier in das Ordensleben eingeführt.
Die idyllische und abgeschiedene Lage des Klosters lockt vor allem im Sommer viele Besucher zum Wandern in das schattige Flaumbachtal. Viele Jahre bot die Ordensgemeinschaft Räumlichkeiten für Wallfahrtsgruppen, Besinnung, Tagungen und Exerzitien an, insbesondere nach der umfassenden Renovierung von 1998. An Sonn- und Feiertagen bestand die Möglichkeit, einen der Gottesdienste mitzufeiern, wovon vor allem die Bewohner des Umlands in Hunsrück, Eifel und Moseltal regen Gebrauch machten.
Letztes großes Fest mit den Oblaten war die 100-Jahr-Feier der „Engelporter Madonna“ mit Bischof Stephan Ackermann am 23. Juni 2013. Mit dem Bischof feierten neben weiteren Konzelebranten Abt Benedikt Müntnich von Maria Laach und der Obere der Gemeinschaft in Engelport, Pater Wolfgang Boemer, den Gottesdienst.[12]
Neuanfang 2014
Anbetungsschwestern in Maria Engelport
Am 8. Dezember 2013 verließen die Oblaten Kloster Engelport. Die Gründe dafür waren das Alter der Patres und Ordensbrüder, in erster Linie aber die hohen Unterhaltungskosten der Gebäude. Seit dem 2. Januar 2014 bewohnen die Anbetungsschwestern des königlichen Herzens Jesu Christi das Kloster. Sie bilden den weiblichen Zweig des Instituts Christus König und Hoherpriester.[13] Die Schwestern und Kanoniker des Instituts feiern die heilige Messe und das Stundengebet in der außerordentlichen Form des römischen Ritus (Liturgie von 1962).[14] Im Gegensatz zu der allgemein üblichen Form zelebriert der Priester „versus apsidem“, das heißt der Apsis und nicht der Gemeinde zugewandt. Außerdem wird vorrangig die Mundkommunion an einer Kommunionbank gereicht.
Zunächst waren es 14 Nonnen, die in das Kloster einzogen und nach den Worten von Oberin Caroline-Marie „eine neue Heimat“ fanden. Zum Orden gehören vor allem junge Frauen, die überwiegend aus Frankreich, aber auch aus den USA, Portugal und Deutschland kommen. Das Durchschnittsalter lag 2014 bei 25 Jahren. Von morgens 8 Uhr bis zum Nachmittag um 16:45 Uhr beten die Schwestern vor dem Allerheiligsten, wobei sie sich jede halbe Stunde vor dem Altar ablösen.[15]
Literatur
- Alfons Friderichs: Kloster Maria-Engelport. Rheinische Kunststättenhefte, Heft 3/1976.
- Norbert J. Pies: Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport. 13 Bände Köln, Frechen und Erftstadt-Lechenich 1989–2000.
- Norbert J. Pies: Vom Flaumbach in die weite Welt. 100 Jahre Oblatenkloster Maria Engelport und seine Vorgeschichte. Erftstadt-Lechenich 2003, ISBN 978-3-927049-34-5.
- Norbert J. Pies: Engelporter Kopiare, Manuale und Narrationen. Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport – Neue Reihe (Jubiläumsreihe) Band I. Erftstadt-Lechenich 2017, ISBN 978-3-927049-61-1.
- Norbert J. Pies: Beatrix von Engelport. Fakten, Legenden und Irrtümer. Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport – Neue Reihe (Jubiläumsreihe) Band II. Erftstadt-Lechenich 2018, ISBN 978-3-927049-37-6.
- Norbert J. Pies: Alt-Engelporter Ansichten. Impressionen und Rekonstruktionen. Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport – Neue Reihe (Jubiläumsreihe) Band III. Erftstadt-Lechenich 2018, ISBN 978-3-927049-53-6.
- Norbert J. Pies: Alt-Engelporter Lesebuch. 800 Jahre Klostergeschichte in 80 Kapiteln. Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport – Neue Reihe (Jubiläumsreihe) Band IV. Erftstadt-Lechenich 2020, ISBN 978-3-927049-63-5.
- Norbert J. Pies: 800 Jahre Kloster Maria Engelport. 71 ausgewählte Kapitel aus seiner Geschichte. Erftstadt-Lechenich 2020, ISBN 978-3-927049-64-2.
- Norbert J. Pies: Alt-Engelporter Totenbuch – Edition mit Übersetzung, Kommentierung und Auswertung, Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport (Neue Reihe, Jubiläumsreihe) Band V, Erftstadt-Lechenich 2021, ISBN 978-3-927049-65-9.
- Norbert J. Pies: Notabilia & Miscellanea oder Heimat- und familienkundliche Randnotizen. Heft III (Oktober 2021): Neues aus Alt:Engelport.
Weblinks
Einzelnachweise
- Norbert J. Pies: Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport. Band II,1 Die männlichen Geistlichen des ehemaligen Frauenklosters. Erftstadt-Lechenich 1997, ISBN 978-3-927049-17-8.
- Norbert J. Pies: Alt-Engelporter Ansichten. Impressionen und Rekonstruktionen. Erftstadt 2018, ISBN 978-3-927049-53-6.
- Ernst Wackenroder: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1959, Deutscher Kunstverlag, Berlin 1989, ISBN 978-3-422-00561-7, S. 340.
- Norbert J. Pies: Die Frei v. Treis und ihre Verwandten. Erftstadt-Lechenich 2011, ISBN 978-3-927049-51-2.
- Norbert J. Pies: Meisterin Margaretha Cratz von Scharffenstein. Anmerkungen zu ihrer Herkunft und ihrem Wirken in Engelport. Jahrbuch 1988 für den Kreis Cochem-Zell, Monschau 1987, S. 138–141.
- Webseite zur Seligen Margaretha Kratz von Scharfenstein
Zu Margaretha Kratz von Scharfenstein, aus dem Rheinischen Antiquarius, Seite 741 - Norbert J. Pies: Vom Flaumbach in die weite Welt. 100 Jahre Oblatenkloster Maria Engelport und seine Vorgeschichte. Erftstadt-Lechenich 2003 ISBN 3-927049-34-4.
- Eintrag zu Peter Haubrich in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank, abgerufen am 20. März 2017.
- Norbert J. Pies: Zwei Alt-Engelporter Madonnen: Das Ergebnis einer spannenden Spurensuche. In: Hunsrücker Heimatblätter 144. Jhrg. 50, Dezember 2010, S. 233–237.
Norbert J. Pies: Maria in Engelport. 100 Jahre Engelporter Gnadenbild 1913-2013. Erftstadt-Lechenich 2013, ISBN 978-3-927049-54-3
Norbert J. Pies: Die Engelporter Marienverehrung: Hintergründe, Einsichten & Ansichten. Erftstadt-Lechenich 2013, ISBN 978-3-927049-55-0 - Ernst Wackenroder: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem, Teil 1 (= Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz 3). Deutscher Kunstverlag, München 1959, DNB 455330042, S. 342–343. Unveränderter Nachdruck: 1984, ISBN 3-422-00561-7.
- Norbert Pies: Maria in Engelport. Erftstadt-Lechenich 2013, ISBN 978-3-927049-54-3, S. 15–17.
- Pressedienst des Bistums Trier am 24. Juni 2013. Abgerufen am 22. April 2019.
- Oblaten geben Kloster Engelport zum Jahresende auf. Rhein-Zeitung, Koblenz, 25. März 2013. Abgerufen am 3. Juli 2016.
Giuseppe Nardi: Anbetungsschwestern übernehmen Kloster Maria Engelport – Überlieferter Ritus, Anbetung und Jugendarbeit. katholisches.info, 7. Mai 2013. Abgerufen am 3. Juli 2016. - Liturgie in Engelport. Abgerufen am 19. Juli 2019.
- Rhein-Zeitung, Kreis Cochem-Zell, vom 18. April 2014. Abgerufen am 22. April 2019.