Sonntag
Der Sonntag war der zweite Tag der spätantiken Planetenwoche und als „Tag der Sonne“ (lateinisch dies solis) dem Sonnengott geweiht. Nach jüdischer Zählung gilt der Sonntag als der erste Tag der Woche (יום ראשון; transkribiert: Jom Rischon). Dass sich im Christentum der Sonntag zum Wochenfesttag entwickelte und den jüdischen Sabbat, den letzten Tag der Woche, ablöste, hängt unter anderem mit der Auferstehung Jesu Christi zusammen. Den neutestamentlichen Berichten zufolge geschah sie an einem ersten Tag der Woche. Frühe Christen nannten diesen Tag deshalb den Tag des Herrn oder abgekürzt Herrentag griechisch κυριακὴ ἡμέρα kyriakē hēmera. Vor allem romanische Sprachen haben diese Bezeichnung aufgenommen und nennen den Sonntag daher „Domenica“ (italienisch), „Domingo“ (spanisch) und „Dimanche“ (französisch). Diese Bezeichnungen gehen jeweils auf das lateinische dies dominica zurück, eine Übersetzung des griechischen kyriakē hēmera.
Der Sonntag ist heute im bürgerlichen Kalender des deutschsprachigen Raums[1] und dem Großteil der Welt zum siebten und somit letzten Wochentag geworden – festgelegt auch im internationalen Standard ISO 8601. Kulturhistorisch und in manchen – vor allem in jüdischen, muslimischen und christlichen – Bereichen gilt auch heute noch der Sonntag aufgrund der erwähnten geschichtlichen Zusammenhänge als erster Tag der Woche.
Gesetzliche Regelungen
Viele europäische Länder haben gesetzliche Einschränkungen der Sonntagsarbeit. So ist die Sonntagsruhe auch in Deutschland gesetzlich geregelt und verfassungsrechtlich besonders geschützt (Art. 140 GG). Sie geht in ihren Ursprüngen auf die Gewerbeordnungsnovelle vom 1. Juni 1891 von Kaiser Wilhelm II. zurück. Ein Gegenbeispiel ist Schweden, wo es noch 2017 keine gesetzliche Arbeitszeitregelung für den Sonntag gab.[2]
In Hessen gilt zudem jeder Sonntag als gesetzlicher Feiertag.
Christliche Bedeutung
In den meisten vom Christentum geprägten Ländern ist der Sonntag der wöchentliche Feiertag, an dem in fast allen Kirchen der Gottesdienst gefeiert wird als Feier von Tod und Auferstehung Christi am „ersten Tag der Woche“ (Mt 28,1 ). Nach der jüdischen Tradition beginnt mit dem Sonntag die siebentägige Woche, die in den Schabbat als den siebten Tag einmündet, der am Samstagabend endet.[3] In der christlichen Tradition wird beides zuweilen gemeinsam betont:
„1. Gott Lob, der Sonntag kommt herbei,
die Woche wird nun wieder neu.
Heut hat mein Gott das Licht gemacht,
mein Heil hat mir das Leben bracht.
Halleluja.
2. Das ist der Tag, da Jesus Christ
vom Tod für mich erstanden ist
und schenkt mir die Gerechtigkeit,
Trost, Leben, Heil und Seligkeit.
Halleluja.“[4]
Entwicklung des Sonntags
Grundsätzlich wurde in der griechisch-römischen Antike der Jahresverlauf vor allem durch periodische Feste eingeteilt. Innerhalb der Monate wurden regional unterschiedliche Tage hervorgehoben (für die römische Zeit: Kalenden, Nonen, Iden). Für die frühe römische Zeit ist die Nundinalwoche (8-Tage-Rhythmus) als allgemeine Verbindlichkeit hoch umstritten, in griechischen Poleis ist aber oft ein 10-Tage-Rhythmus zu finden (Dekade). Mit der ursprünglich babylonischen 7-Tage-Woche wurden von Griechen und Römern auch die Bezeichnungen der Tage nach den alten sieben Planeten (einschließlich Sonne und Mond) übernommen. Bereits ab Gaius Iulius Caesar ist eine Berücksichtigung der jüdischen Sabbatwoche belegt.[5] So hieß der erste Tag, der der Sonne gewidmet war, griechisch hêméra Hêliou und lateinisch dies Solis. 274 n. Chr. erklärte Kaiser Aurelian den dies Solis zum reichsweiten Feiertag für Sol Invictus. Rechtlich kann die Verbindlichkeit dieser 7-Tage-Woche aber erst mit Kaiser Konstantin am 3. März 321 n. Chr. in der Gesetzgebung zur Arbeits- und Gerichtstagsfreiheit des Sonntags festgemacht werden.[6] Bei Übernahme der Wocheneinteilung durch die Germanen im 4. Jahrhundert n. Chr. übersetzten sie den Begriff zu „Sonntag“, althochdeutsch sunnûntag. In romanischen Sprachen setzte sich die kirchenlateinische Bezeichnung Dominica dies („Tag des Herrn“) durch, so im Französischen Dimanche.
Frühes Christentum
Die frühen Judenchristen gedachten des Sabbats und hielten ihn als Ruhe- und Friedenstag ein.
„8 Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! 9 Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. 10 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du und dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin und dein Vieh und dein Fremder in deinen Toren. 11 Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbat gesegnet und ihn geheiligt.“
Die Feier dieses Ruhe- und Gebetstags wurde von den Heidenchristen im Gedenken an die Auferstehung Jesu Christi auf den Dies solis verlegt. Weil die Auferstehung, bezogen auf den Tag der Kreuzigung Christi als erstem Tag, nach den Evangelien am dritten Tage erfolgte, das heißt einen Tag nach dem Sabbat, wurde dieser von den Heidenchristen zum „Tag des Herrn“ erhoben. Diese Bezeichnung lebt heute noch in vielen romanischen Sprachen als Bezeichnung des Sonntags fort: Das französische Dimanche, das italienische Domenica und das spanische Domingo leiten sich von Dies dominicus bzw. Dies dominica, der lateinischen Übersetzung des griechischen [hē] kyriake heméra, ab.
Die Bedeutung des Sonntags wird bereits für den Beginn des 2. Jahrhunderts durch die Didache (Datierungen variieren zw. 80 und 180), später auch durch Plinius, den Barnabasbrief (um 100 in Alexandria), durch Ignatius von Antiochia (um 110 in Asien), durch Justin den Märtyrer und durch Irenäus von Lyon (um 180) bezeugt.
„Wenn ihr aber am Herrentag zusammenkommt, dann brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“
„Deshalb begehen wir auch den achten Tag [den Sonntag, den ersten Tag der neuen Woche] in Freude, an dem auch Jesus von den Toten auferstanden und, nachdem er sich geoffenbart hatte, in den Himmel aufgestiegen ist.“
„Sie pflegten sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln, Christus als ihrem Gott einen Wechselgesang zu singen […] Hernach seien sie auseinandergegangen und dann wieder zusammengekommen, um Speise zu sich zu nehmen […]“
„An dem nach der Sonne benannten Tage findet die Zusammenkunft von allen, die in Städten oder auf dem Lande herum weilen, an einem gemeinsamen Ort statt. Es werden die Aufzeichnungen der Apostel und die Schriften der Propheten vorgelesen, soweit es die Zeit erlaubt. Wenn dann der Vorleser aufgehört hat, hält der Vorsteher eine Ansprache, in der er ermahnt und auffordert, diesen schönen Lehren und Beispielen nachzufolgen. Sodann stehen wir alle zusammen auf und schicken Gebete zum Himmel * für uns selbst […] und für alle anderen auf der ganzen Welt, auf daß wir würdig werden, […] auch in Werken als gute […] Menschen und als Beobachter der Gebote befunden zu werden, um so das ewige Heil zu erlangen. Nachdem wir die Gebete beendet haben, grüßen wir einander mit einem Kusse. Dann wird dem Vorsteher der Brüder Brot gebracht und ein Becher mit einer Mischung von Wasser und Wein. Dieser nimmt es, sendet durch den Namen des Sohnes und des Heiligen Geistes Lob und Preis zum Vater aller Dinge empor und verrichtet eine lange Danksagung dafür, daß wir dieser Gaben von ihm gewürdigt wurden. Ist er mit den Gebeten und der Danksagung zu Ende, stimmt das ganze anwesende Volk ein, indem es spricht: Amen. Nachdem der Vorsteher die Dankhandlung vollbracht und das ganze Volk eingestimmt hat, reichen die Diakone, wie sie bei uns heißen, jedem Anwesenden vom dankgesegneten Brot und vom mit Wasser vermischten Wein zum Genuß dar und bringen davon auch den Abwesenden.“
Daraus lässt sich schließen, dass der Brauch bereits zur Zeit der ältesten Schriftquellen verbreitet war. Was sich allerdings nicht daraus schließen lässt, ist eine durchgehende „Heilighaltung“ des Sonntags im Sinne eines Tages der Arbeitsruhe. Eher scheint es sich bei den meisten Christen um ein Sammeln der Gaben vor der Geschäftstätigkeit am ersten Tag der Woche (bei Paulus) und um eine geistliche Stärkung vor Beginn der Arbeit (Sonntag als Arbeitstag) gehandelt zu haben. Auch Jesus ruhte nicht am ersten Tag bei seiner Auferstehung (Lk 24 ).
Für die Nichtbeachtung des Schabbats und die Einführung des sonntäglichen Feier- und Gedenktages bei den Heidenchristen wird folgendes als Grund angeführt: Die frühen Judenchristen, die zum Synagogengottesdienst am Schabbat gingen, lasen die Heilige Schrift und verstanden sie anders als andere antike Strömungen des Judentums. Der Tag des Herrn war Vorgriff auf Gottesgericht und Weltvollendung, den endzeitlichen Tag des Herrn. Beim rabbinischen Judentum stellt er einen Tag des sehnsuchtsvollen Erwartens des universellen Weltfriedens der messianischen Zeiten und der kommenden Welt dar.
Ein zweiter Grund kam hinzu: für die Heidenchristen war Jesus Christus Herr und Gott (Kyrios) und nicht der römische Kaiser, der den göttlichen Titel „Herr“ (Kyrios) für sich beanspruchte. Mit der Feier des Tags des Herrn distanzierten sich die Christen vom vergöttlichten römischen Kaiser bzw. dem Kaiserkult, und damit wurde ihr Tag des Herrn zum gelebten Glaubensbekenntnis und in einem gewissen Sinn auch zum Politikum.
Ab dem 3. Jahrhundert gab es außer den Ebioniten noch mehrmals uns wenig bekannte Gruppen, die parallel zum Tag des Herrn auch den Sabbat feierten, wie z. B. die Albigenser.
Spätes Römisches Reich
Im Jahre 321 erklärte Kaiser Konstantin den Dies solis zum verpflichtenden Feiertag, auch für die Christen und Mithrasanhänger. „Alle Richter und Einwohner der Städte, auch die Arbeiter aller Künste, sollen am ehrwürdigen ‚Tag der Sonne‘ ruhen.“
Dringende landwirtschaftliche Arbeit ist bei Konstantin ausgenommen. Dieser gefeierte Tag war bei den Anhängern des Mithraskults, dem überwiegend die römischen Soldaten anhingen, der heilige Tag, den auch die Heidenchristen als Tag des Herrn feierten. Konstantin konnte mit diesem Edikt also gleich zwei wichtigen Religionen dienen, wiewohl er sich selbst auch auf Münzen als Sol invictus („unbesiegter Sonnengott“) prägen ließ.
Mittelalter
Im Laufe des Mittelalters entwickelten sich in Bezug auf die Sonntagsruhe kirchliche Gebote: Christen hatten am Gottesdienst teilzunehmen, der Sonntagsfrevel (Sonntagsarbeit) gefährde das Seelenheil. Gleiches galt auch für eine allmählich immer weiter zunehmende Zahl von kirchlichen Feiertagen.
Reformation
In der Reformation war der absolut arbeitsfreie Sonntag nicht wesentlich, es ging bei der Sonntagsheiligung in erster Linie um den Gottesdienstbesuch. Die meisten anderen kirchlichen Feiertage wurden abgeschafft.
„Darum geht nun dieses Gebot uns Christen nach dem grob-äußerlichen Wortsinn nichts an. Denn es handelt sich um ein ganz äußerliches Ding, das, wie andere Satzungen des Alten Testaments, an besondere Weisen, Personen, Zeiten und Orte gebunden war; diese sind nun durch Christus alle freigegeben. Aber um für die einfachen Menschen ein christliches Verständnis dessen zu umreißen, was Gott in diesem Gebot von uns fordert, so merke: wir halten Feiertage nicht um der verständigen und gelehrten Christen willen, denn diese bedürfen dessen zu nichts. Vielmehr tun wir es erstens auch um leiblicher Ursachen und Bedürfnisse willen. Denn die Natur lehrt und fordert das für das einfache Volk, für Knechte und Mägde, die die ganze Woche ihrer Arbeit und ihrem Geschäft nachgegangen sind, daß sie sich auch einen Tag lang zurückziehen, um sich auszuruhen und zu erquicken. Sodann allermeist deshalb, daß man an einem solchen Ruhetag, weil man sonst nicht dazu kommen kann, Gelegenheit und Zeit hat, um am Gottesdienst teilzunehmen; man soll also zusammenkommen, Gottes Wort zu hören und sich damit zu beschäftigen, um dann auch Gott zu loben, zu singen und zu beten.“
„103. Was will Gott im vierten Gebot? – Zum Ersten will Gott, daß das Predigtamt und die Schulen erhalten werden und ich besonders am Feiertage regelmäßig zur Gemeinde Gottes komme, um das Wort Gottes zu lernen, die heiligen Sakramente zu gebrauchen, den Herrn öffentlich anzurufen und das christliche Almosen zu geben. Zum Zweiten will er, daß ich alle Tage meines Lebens von meinen bösen Werken feiere, den Herrn durch seinen Geist in mir wirken lasse und so den ewigen Sabbat in diesem Leben anfange.“
Neuzeit
Im 17. Jahrhundert kam durch die von den Puritanern beeinflussten Pietisten wieder eine sabbatähnliche Sonntagsheiligung auf, die in den folgenden Jahrhunderten wegen der Industrialisierung immer weniger eingehalten wurde.
Die Französische Revolution führte zur – wenigstens vorübergehenden – Abschaffung jeglicher Feiertage und der Gleichstellung des Sonntags mit einem gewöhnlichen Werktag.[8] Erst im 19. Jahrhundert wurden erste Arbeitsgesetze erlassen, welche die Arbeit am Sonntag einschränkten (z. B. Schweizer Fabrikgesetz von 1877).
Die Weimarer Reichsverfassung legte 1919 in Art. 139 fest: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.“ Nach Art. 140 des Grundgesetzes von 1949 ist der Artikel der Weimarer Verfassung „Bestandteil dieses Grundgesetzes“.
Ab 1. Oktober 1929 wurde aufgrund eines Regierungsdekretes vom 24. September 1929 der sowjetische Revolutionskalender in seiner ersten Variante eingeführt. Er sollte als antikirchliche Maßnahme die Sieben-Tage-Woche durch eine unterbrochene Fünf-Tage-Arbeitswoche mit 12 Monaten zu je 30 Tagen und fünf zusätzlichen arbeitsfreien Tagen überlagern und damit den Sonntag als Ruhetag abschaffen. 1940 wurde der Revolutionskalender wieder abgeschafft und die Sieben-Tage-Woche wieder eingeführt. Als Gründe wurden genannt, dass sich die Tradition in der Bevölkerung nicht unterdrücken ließ und Arbeiter häufig sowohl am Sonntag als auch am Ruhetag des Revolutionskalenders der Arbeit ferngeblieben seien.
Gegenwart
Der Betrieb von Maschinen und Anlagen, deren Abschaltung für einzelne Tage nicht möglich ist, dringende landwirtschaftliche Arbeit sowie die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung von Sicherheit und Versorgung begründen Sonntagsarbeit entgegen den Glaubensregeln auch unter sozialen und humanitären Aspekten. Daher lassen Arbeitsgesetze für den Sonntag entgegen der Sonntagsruhe entsprechende Ausnahmen zu. Es bleibt der Sonntag als „großes Kulturgut“ (Reinhard Kardinal Marx) zu schützen. Man sollte ihn bei der Gestaltung des Lebens nicht immer mehr der „Wirtschaft unterordnen“ (Heinrich Bedford-Strohm).[9] In der Allianz für den freien Sonntag[10] haben sich der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA), der Bundesverband evangelischer Arbeitnehmerorganisationen (BVEA), die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB), die katholische Betriebsseelsorge und die Gewerkschaft Verdi zusammengeschlossen, um sich für den Schutz des Sonntags als arbeitsfreiem Tag einzusetzen.
Im europäischen Recht war der arbeitsfreie Sonntag noch bis in die 1990er Jahre verankert, dann kippte der Europäische Gerichtshof die Klausel. Seither liegt es an den jeweiligen Ländern: So entschied erst Ende 2013 ein britisches Gericht, dass christliche Arbeitnehmer Sonntagsarbeit nicht unter Verweis auf ihren Glauben ablehnen dürften. Daher können unter anderem im katholischen Polen die Geschäfte ohne Einschränkungen am Sonntag öffnen. Auf Druck der kath. Kirche und der Gewerkschaft Solidarność möchte das die nationalkonservative Regierung ändern: ab 2020 müssen Einkaufszentren und Supermärkte grundsätzlich geschlossen bleiben; nicht betroffen sind kleinere Familienbetriebe, Tankstellen und Bahnhofsgeschäfte.[11][12]
2011 gründete sich die „European Sunday Alliance“ (europäische Sonntagsallianz). Gewerkschaften, Kirchen, Sportverbände und Sozialorganisationen setzen sich damit für den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags als Teil des europäischen Kulturerbes ein.[13]
Neben dem Judentum und dem Christentum kennt auch der Islam den siebentägigen Feiertagsrhythmus. In vielen islamischen Ländern nimmt der Freitag die Rolle des Ruhetags ein, wobei der Tag früher nicht arbeitsfrei war, sondern nur jedermann der mittägliche Besuch der Moschee ermöglicht werden sollte. Arbeitsfreier Tag wurde der Freitag in islamischen Ländern im 20. Jahrhundert. Da auf Arabisch der Sonntag den Namen yom al ahad („erster Tag“) trägt, ist diese Bezeichnung als arabisches Lehnwort oder als Übersetzung in den Sprachen der meisten Muslime (Arabisch, Iranisch/Tadschikisch, Tatarisch, Malaiisch/Indonesisch) zu finden.
Besonderes
Der Hamburger Fischmarkt, der an Sonn- und Feiertagen abgehalten wird, beginnt um 5, im Winter um 7 Uhr morgens und endet bereits um 9:30 Uhr. Die frühen Öffnungszeiten gehen auf den historischen Fischmarkt, der seit 1703 abgehalten wurde, zurück: Der leicht verderbliche Fisch sollte an Sonntagen vor dem Kirchgang um zehn Uhr verkauft sein.[14]
Der schottische Leichtathlet Eric Liddell weigerte sich als frommer Christ bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris zum Vorlauf seiner Disziplin, des 100-Meter-Laufs, anzutreten, da er an einem Sonntag stattfand. Stattdessen wurde Liddel überraschend und mit einem neuen Weltrekord Sieger im 400-Meter-Lauf, bei dem Vorläufe und Finale an Werktagen ausgetragen wurden. Diese Ereignisse wurden im 1981 erschienenen Film Die Stunde des Siegers (engl. Chariots of Fire) aufgegriffen.[15][16] In den Niederlanden verbietet ein Gesetz von 1954 das Fußballspielen vor 13 Uhr.[17]
Sozialpsychologie des Sonntags
Viktor Frankl spricht von der „Sonntagsneurose“, in die der Arbeitende falle, der „nichts als Arbeitsmensch“ sei: Am Sonntag, wenn das Arbeitstempo der Arbeitswoche fortfalle, werde die Sinnarmut großstädtischen Alltags bloßgelegt.[18]
Siehe auch
Literatur
- Andreas Heiser: „Bist du ein Christ? Warum machst du denn so eifrig bei den Juden mit?“ Christliche Sabbatbeobachtung im Spiegel der Polemik des Johannes Chrysostomos. In: Sabbat und Sabbatobservanz in der Frühen Neuzeit (Hrsg. Anselm Schubert). Band 217 in der Reihe Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte. Heidelberg 2016. ISBN 978-3-579-05997-6. S. 18–38
- Uwe Becker: Sabbat und Sonntag. Plädoyer für eine sabbattheologisch begründete kirchliche Zeitpolitik. Neukirchen-Vluyn 2006, ISBN 3-7887-2166-9.
- Jürgen P. Rinderspacher: Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage. Die soziale und kulturelle Bedeutung des Wochenendes. Bonn 2000. ISBN 3-80-120290-9.
- Jürgen P. Rinderspacher, Beate Hollbach, Dietrich Henckel (Hrsg.): Die Welt am Wochenende. Entwicklungsperspektiven der Wochenruhetage. Ein interkultureller Vergleich. Bochum 1994.
- Karl-Wilhelm Dahm, Andreas Mattner, Jürgen P. Rinderspacher, Rolf Stober (Hrsg.): Sonntags nie? Die Zukunft des Wochenendes. Frankfurt a. M., New York 1989.
- Peter Häberle: Der Sonntag als Verfassungsprinzip. Berlin 22006. ISBN 3-428-12172-4.
- Ernst Haag: Vom Sabbat zum Sonntag. Eine bibeltheologische Studie. (Trierer Theologische Studien; 52), Trier 1991. ISBN 3-7902-1280-6.
- Wolfgang Mosbacher: Sonntagsschutz und Ladenschluß. Berlin 2007. ISBN 3-428-12409-X.
- Berthold Simeon Nuß: Der Streit um den Sonntag. Der Kampf der katholischen Kirche in Deutschland von 1869 bis 1992 für den Sonntag als kollektive Zeitstruktur. Anliegen – Hintergründe – Perspektiven. Idstein 1996. ISBN 3-929522-91-8.
Weblinks
- Dies Domini – Schreiben von Papst Johannes Paul II. über die Heiligung des Sonntags aus dem Jahr 1998 (PDF-Datei; 345 kB)
- Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm - Herkunft und Form, Benennungen der einzelnen Sonntage im Jahr, volkstümliche Bezeichnungen in: Der digitale Grimm - Ein Projekt der Trier Center for Digital Humanities / Kompetenzzentrum
Einzelnachweise
- (z. B. DIN 1355 seit 1. Januar 1976)
- Der Sonntag ist nicht für alle in Europa ein Ruhetag. In: Bernd Becker (Hrsg.): Unsere Kirche - evangelische Wochenzeitung. Evangelischen Zeitung für Westfalen und Lippe UNSERE KIRCHE, 3. März 2017 (unserekirche.de [abgerufen am 31. Oktober 2018]).
- Schöpfungstexte der Genesis
- Johann Olearius: Gott Lob, der Sonntag kommt herbei. 1671. In: Evangelisches Gesangbuch, Nr. 162.
- Philon, Legatio ad Gaium 158.
- Codex Theodosianus 2,8,1.
- Der Große Katechismus. Das dritte Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen. Auf www.stmichael-online.de
- Joachim Krämer Der Streit um die Sonntagsruhe - gestern und heute, Kap. III (27. August 2000). Abgerufen am 3. Dezember 2017.
- Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm im Gespräch, abgerufen am 2. Februar 2012.
- Teaserrow Slider. Abgerufen am 6. Februar 2018.
- Katholisches Shopping am "Tag des Herrn", Christ in der Gegenwart Nr. 49/2017, S. 534
- Regelungen zur Sonn- und Feiertagsöffnung in Europa – kein Ladenschluss bis (fast) strikte Sonntagsruhe. Abgerufen am 3. Dezember 2017.
- http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/theologik/feiertag-oder-freier-tag-100.html (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)
- Fischmarkt Hamburg (abgerufen 28. April 2009).
- Britannica Online Encyclopedia (abgerufen 28. April 2009).
- BBC, A Sporting Nation (abgerufen 28. April 2009)
- Henk Boesten, Wo Fußball am Sonntag tabu ist, in: Saarbrücker Zeitung, 7. April 2009 (abgerufen 28. April 2009).
- Viktor Frankl: Ärztliche Seelsorge. Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse. Letztauflage. Stand: 2005. In: Viktor Frankl: Gesammelte Werke. Band 4. Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar 2011, ISBN 978-3-205-78619-1, S. 311 (441 f.)