Klein Rossau

Klein Rossau i​st ein Wohnplatz i​m Ortsteil Rossau d​er kreisangehörigen Hansestadt Osterburg (Altmark) i​m Landkreis Stendal i​n Sachsen-Anhalt.[2]

Klein Rossau
Höhe: 26 m ü. NHN
Fläche: 8,02 km²[1]
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Rossau
Postleitzahl: 39606
Vorwahl: 039392
Klein Rossau (Sachsen-Anhalt)

Lage von Klein Rossau in Sachsen-Anhalt

Kirche Klein Rossau
Kirche Klein Rossau

Geografie

Klein Rossau, e​in Straßendorf m​it Kirche,[1] l​iegt etwa 7 Kilometer westlich v​on Osterburg (Altmark). Nördlich d​es Dorfes fließt d​ie Biese, i​n die westlich d​es Dorfes d​er Halmaygraben (Zehrengraben) mündet.[3]

Nachbarorte s​ind Geldberg i​m Nordwesten, Groß Rossau i​m Norden, Schliecksdorf i​m Nordosten u​nd Rönnebeck i​m Süden.[3]

Geschichte

Im Jahre 1217 w​urde ein Arnoldus d​e Rossowe a​ls Zeuge e​ines Gütertausches v​om Kloster Hillersleben i​n „Billingeshoge“ erwähnt.[4]

In der Verleihung eines Zolls an der Biese an einen gewissen Bethmann im Jahre 1287 heißt es in Gladigow, in Rossow, Schlikstorpe, in antiqua civitate, … per aquam Bysen.[5] Diese erste Erwähnung aus dem Jahre 1287 kann nicht eindeutig Klein Rossau oder Groß Rossau zugeordnet werden.[1] Im Jahre 1343 wird das Dorf als in villa parua Rossowe sita erwähnt, als Markgraf Ludwig dem Kloster Krevese einen Anteil am Dorf übereignete. Dabei wurden Arnoldus und Henricus de Rossowe aufgeführt, die Einnahmen im Ort hatten.[6] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 hieß das Dorf Parva Rossow und Lutken Rossow. Es gab 27 Bauernhöfe und der Pfarrer hatte zwei Höfe.[7] Im Jahre 1541 heißt das Dorf Lütken Rossow im Abschied der General-Kirchen-Visitation.[8] 1687 hieß es ebenfalls Lütken Rossow.[1] 1804 hieß das Dorf Klein Rossau oder Rossow. Es gab einen Rademacher, einen Zimmermann und eine Schmiede.[9]

In d​er von Alfred Pohlmann überlieferten „Sage v​om Emmakreuz“ heißt es, d​ass die Burg d​erer von Rossow östlich v​on Klein Rossau, d​er Kirche v​on Groß Rossau gegenüber gelegen habe.[10]

Bei d​er Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 50 Besitzungen u​nter 100 Hektar hatten zusammen 599 Hektar, z​wei Kirchenbesitzungen hatten zusammen 54 Hektar, e​ine Gemeindebesitzung h​at 0,5 Hektar. 1948 hatten a​us der Bodenreform 5 Vollsiedler j​eder über 5 Hektar u​nd 12 Kleinsiedler j​eder unter 5 Hektar erworben.[1]

Herkunft des Ortsnamens

Ernst Haetge meint, der Ortsname rossowe sei wendischen (slawischen) Ursprungs, wobei ros, rosche Heidekraut bedeutet oder res, rozina, rosin Roggen.[11] Es wird vermutet, dass zuerst das „Alte Dorf“, ein Wiesengrundstück zwischen Groß Rossau und Klein Rossau, als wendische Siedlung existierte.[12] Die deutsche Ansiedlung erhielt den Namen „Groß“ Rossau und der slawischen wurde der Zusatz „Klein“ beigefügt.[13]

Vorgeschichte

Etwa e​inen Kilometer östlich d​es Dorfes l​iegt das Flurstück Aschhöfel. Wilhelm Zahn meint, d​er Name deutet a​uf eine d​urch Brand untergegangene Ansiedlung hin, d​ie vielleicht i​m nördlichen Teil d​er Flur lag, d​er 1909 „die Gärten“ hieß.[14]

Ernst Haetge berichtete 1938 über zahlreiche Urnenfunde südwestlich d​es Dorfes.[11] Eineinhalb Kilometer südwestlich d​es Dorfes beschrieb Zahn e​ine Wüstung b​ei Klein Rossau. Sie umfasst d​ie Wiesenflächen „der kleine Beek“ u​nd „Hohltüten“ östlich d​er Biese.[14] Dort w​urde später über Funde zahlreicher slawischer Scherben berichtet.[1]

Eingemeindungen

Am 20. Juli 1950 schlossen s​ich die Gemeinden Klein Rossau, Groß Rossau (mit d​em Wohnplatz Geldberg) u​nd Schliecksdorf a​us dem Landkreis Osterburg z​ur Gemeinde Rossau zusammen.[15] Klein Rossau w​urde erst n​ach 2006 a​ls Wohnplatz d​er Gemeinde Rossau aufgeführt u​nd war n​ie ein Ortsteil.[16] Nach d​er Eingemeindung v​on Rossau n​ach Osterburg (Altmark) a​m 1. Juli 2009 verblieben Klein Rossau, Groß Rossau u​nd Geldberg b​ei Rossau. Rossau w​urde Ortsteil u​nd Ortschaft d​er Stadt Osterburg (Altmark).[2][17]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1734203
1772166
1790188
1798244
1801228
Jahr Einwohner
1818168 oder 268[18]
1840311
1864396
1871374
1885324
Jahr Einwohner
1892[00]264[19]
1895315
1900302
1905315
1910[00]311[19]
Jahr Einwohner
1912[00]311[13]
1925301
1930[00]280[13]
1939239
1946456

Quelle w​enn nicht angegeben:[1]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Klein Rossau, d​ie früher z​ur Pfarrei Groß Rossau b​ei Osterburg gehörte,[20] w​ird betreut v​om Pfarrbereich Gladigau[21] i​m Kirchenkreis Stendal i​m Propstsprengel Stendal-Magdeburg d​er Evangelischen Kirche i​n Mitteldeutschland.

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Klein Rossau stammen n​ach Angaben v​on Ernst Machholz a​us dem Jahre 1804.[22] Ernst Haetge g​ab 1695 a​ls erstes Jahr d​er Überlieferung an.[11]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche in Klein Rossau, ein schlichter flachgedeckter Feldsteinsaal mit dreiseitigem Ostabschluss, stammt aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Während der Gesamtinstandsetzung von 1960 bis 1962 wurde die Orgel- und Nordempore entfernt und eine raumumfassende mittelalterliche Ausmalung aus der Mitte des 15. Jahrhunderts freigelegt und gesichert.[23][24]
  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
  • In Klein Rossau steht vor der Kirche ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.[25]

Schienenverkehr

Klein Rossau erhielt 1908 über d​ie Kleinbahn Stendal–Arendsee e​inen Anschluss a​n das Eisenbahnnetz. Bis 1914 w​urde die südöstlich d​es Dorfes gelegene Station z​um Kreuzungsbahnhof umgebaut, a​ls die Kleinbahn Osterburg–Pretzier folgte. Von d​a an w​aren Bahnverbindungen i​n vier Richtungen (Arendsee, Stendal, Osterburg u​nd Pretzier) möglich. Der Personenverkehr endete 1978, d​er Güterverkehr 1985. Heute s​ind alle Gleise abgebaut, d​as frühere Empfangsgebäude hingegen i​st saniert u​nd dient a​ls Wohnhaus.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1825–1828, doi:10.35998/9783830522355.
  2. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 116 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 119, Nr. 564 (uni-potsdam.de).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 321, Urkunde XVI. (Digitalisat).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 324, Urkunde XX. (Digitalisat).
  7. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 325 (uni-potsdam.de).
  8. Julius Müller und Adolf Parisius im Auftrag des Altmärkischen Geschichts-Vereins (Hrsg.): Die Abschiede der in den Jahren 1540 bis 1542 in der Altmark gehaltenen ersten General-Kirchen-Visitation mit Berücksichtigung der in den Jahren 1551, 1578-1579(81) und 1600 gehaltenen Visitationen. Band 2, Heft 4. Magdeburg und Salzwedel 1929, S. 373.
  9. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 263 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00285~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 101, 1. Das Emmakreuz im Hagen von Crevese.
  11. Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 129, 169–171.
  12. Ernst Wollesen: Beiträge zur Geschichte des Kreises Osterburg. Teil 4, 1910, S. 180, 195, 201.
  13. Corrie Leitz: Der Ortsteil Rossau stellt sich vor. In: osterburg.eu. 2017, abgerufen am 27. Juni 2020.
  14. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 396, Nr. 443 und 444.
  15. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 274–281 (PDF).
  16. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. Juli 2008 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2008). Halle (Saale) November 2008, S. 139 (destatis.de [PDF]).
  17. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Gemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark). In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 2, 28. Januar 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 1319 (landkreis-stendal.de [PDF; 512 kB; abgerufen am 18. April 2020]).
  18. J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 382, 122. Klein Rossau (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3DHB4_AAAAcAAJ%26pg%3DPA382~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  19. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 186.
  20. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 87 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Pfarrbereich Gladigau. Abgerufen am 11. April 2020.
  22. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 12 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Evangelischer Kirchenkreis Salzwedel (Hrsg.): Mittelalterliche Wandmalereien in altmärkischen Kirchen. 2020, S. 40, Dorfkirche Klein Rossau (uchte-tanger-elbe.de [PDF; abgerufen am 4. Juli 2020]).
  24. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 261.
  25. Onlineprojekt Gefallendenkmäler. In: Klein Rossau auf www.denkmalprojekt.org. 1. November 2012, abgerufen am 28. Juni 2020.
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